Benutzer:Frank Müller-Römer/Pyramidenbau - Definitionen


In der ägyptischen Fachliteratur zum Pyramidenbau gibt es für die unterschiedlichen Bauformen sehr verschiedene, z.T. in sich widersprechende Bezeichnungen. Es sollten daher die im Folgenden aufgeführten Definitionen bzw. Festlegungen für den Bau der Pyramiden Anwendung finden:

Definition Baustrukturen

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Prinzip der Schichtbauweise

Unter der Bezeichnung Mastaba wird ein rechteckiges, nach oben mit einem Rücksprung der Außenmauer von 70 - 80° aufgeführtes Bauwerk aus Ziegeln oder Steinen verstanden. Die einzelnen Steinlagen sind leicht nach innen geböscht aufgeschichtet.

Stufenmastaba

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Mykerinospyramide (Schnitt) mit drei Stufen des Kernmauerwerks

Eine Stufenmastaba besteht aus einzelnen Stufen, die jeweils nach innen zurückgesetzt gebaut sind. Beispiel für diese Bauweise ist die Stufenmastaba des Schepseskaf in Saqqara Süd (Mastabat el-Faraun), die zwei Stufen besitzt.

Schichtpyramide

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Der Pyramidenkern besteht aus einzelnen Mauerschichten von ca. 5 - 30 Ellen (2,6 . 15,6 m) Dicke, die in einem Winkel von ca. 70° errichtet werden und einen inneren Kern umgeben. Die Steine sind mit einer leichten Neugung nach innen verlegt. Die Höhe der Schichten nimmt von der äußeren hin zu den inneren ab. sodass die Pyramide ein stufenförmiges Aussehen hat. Beispiele für diese Bauweise sind die Djoser-Pyramide und die Sechemchet-Pyramide in Saqqara sowie die Meidum-Pyramide des Snofru.

Stufenpyramide

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Darunter werden Pyramidenbauten verstanden, die im Inneren aus einem stufenförmig angeordneten Kernmauerwerk mit quadratischem Grundriss mit nach oben hin kleiner werdenden Grundflächen bestehen. Beispiel dafür ist die Mykerinos-Pyramdie. Alle Pyramiden der 5. und 6. Dynastie wurden als Stufenpyramiden errichtet. Die Verwendung des Begriffs "Stufenpyramide" für die Schichtpyramiden ohne eine äußere Verkleidung, der sich nur am äußeren Erscheinungsbild orientiert, ist mit Blick auf die Baustrukturen der Pyramiden irreführend und sollte in diesem Zusammenhang nicht verwendet werden.

Pyramide mit Stützmauern

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Prinzip der Pyramide mit Stützmauern

Die Pyramiden zu Beginn der 12. Dynastie wurden im Inneren nicht mehr in Stufen gebaut. Stattdessen wurden kreuzförmig angelegte Steinmauern mit dem festgelegten Rücksprung nach oben errichtet. Weitere kleinere Mauern ergänzten die Hauptstützmauern. Die Zwischenräume wurden mit Schutt, Steinsplittern, Erde und Sand aufgefüllt. Die Räume zwischen den Stützmauern der Pyramide Sesostris`II. (Sesostris-II.-Pyramdie), die in Ziegelbauweise ausgeführt waren, wurden mit ungebrannten Ziegeln aus Nilschlamm ausgefüllt. Die Verkleidung bestand aus der äußeren Verkleidungsschicht und der Außenverkleidung.

"echte Pyramide"

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Dabei handelt es sich um einen Begriff, der sehr oft in der Fachliteratur verwendedt wird. Gemeint ist die klassische Pyramidenform mit gleichbleibender Neigung der Außenverkleidung aus Kalkstein oder Granit. Für eine Beschreibung der inneren Baustruktur der Pyramiden ist dieser Begriff irreführend und sollte daher keinen Gebrauch finden.

Definition Mauerwerk

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Kernmauerwerk

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Kernstufenmauerwerk der Königinnenpyramide G III c des Mykerinos

Darunter wird die Bauweise der inneren Pyramidenstruktur in Form einzelner nach innen geneigter Schichten wie z.B. bei den Pyramiden des Djoser (Djoser-Pyramide), Sechemchet (Sechemchet-Pyramide), Chaba (Chaba-Pyramide) und des Snofru in Meidum (Meidum-Pyramide)(siehe Abb. Schichtpyramide) bzw. in Stufenform wie z.B. bei der Mykerinospyramide und den Königinnenpyramiden in Gise verstanden. Die äußere Schicht der einzelnen Stufen aus exakt behauenen Steinen aus den Steinbrüchen der unmittelbaren Umgebung mit ebenen Oberflächen wurde mit einer Neigung von ca. 80° gebaut. Das Innere der einzelnen Kernstufen besteht aus grob behauenen Steinen, deren Zwischenräume mit Tafla (Lehm), Gesteinssplittern und Sand ausgefüllt ist. Auf diese Weise liegen auch nur grob hehauene Steine in ihrer Gesamten Oberfläche auf und die Lasten verteilen sich gleichmäßig. Darüber hinaus kommt es bei Erschütterungen infolge von Erdbeben zu keinen größeren Schäden.

Verkleidungsmauerwerk

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Verkleidungsmauerwerk der Kiniginnenpyramide G III a des Mykerinos

Der Raum zwischen den einzelnen Steinschichten bzw. Stufen des Kernmauerwerks und der äußeren Verkleidungsschicht, welche die "klassische" Pyramidenform mit einem Neigungswinkel zwischen 50° und 55° aufweiset, wird durch waagerecht verlegte Steinlagen mit auch bei unterschiedlicher Höhe der einzelnen Lagen gleichbleibendem Rücksprung aufgefüllt. Dabei handelt es sich im Vergleich zum Kernmauerwerk um gut behauenes Steinmaterial, welches ebenfalls aus Steinbrüchen der unmittelbaren Umgebung stammt.

Äußere Verkleidungsschicht

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Backing Stones (mit bs gekennzeichnet) an der Spitze der Chephrenpyramide

Damit werden die Verbindungssteine zwischen dem Verkleidungsmauerwerk und der Außenverkleidung bezeichnet. Diese Steinschichten sind an den Pyramiden des Alten Reiches, die ihrer Außenverkleidung aus Kalkstein oder Granit beraubt wurden, zu sehen. Diese Steine werden auch als "Backing Stones" (Hintermauerungssteine) zum Einbau bzw. zur Anpassung der Steinblöcke der Außenverkleidung bezeichnet.

Außenverkleidung aus Kalkstein oder Granit

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Darunter wird die äußerste Verkleidungsschicht der Pyramiden aus feinem Kalkstein bzw. aus Granit verstanden. Die einzelnen Steinblöcke bzw. Steinplatten werden auf der Baustelle vor dem Transport an ihren Einbauort an der Pyramide in ihren horizontalen Auflageflächen plan bearbeitet. Anschließend erfolgt mittels Sägen des noch relativ weichen Kalksteins die Trennung in die gewünschten Breiten. Die so "benachbarten" Steine wurden gekennzeichnet und in der sleben Steinschicht nebeneinander verbaut. Die Außenflächen wurden als "Bossen" unbearbeitet gelassen, um den späteren Außenrampen und - arbeitsflächen genügend Halt zu bieten. Zwischen den einzelnen Steien wurde jedoch die spätere Neigung eingearbeitet und somit gekennzeichnet. Die Bossen wurden nach Fertigstellung der Pyramide von oben nach unten geglättet.

Längenbezeichnungen

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Allgemein wird unter dem Begriff "Basislänge" die Abmessung zwischen zwei Ecksteinen am Fuß der Pyramide verstanden.

Die ägyptischen Baumeister verwendeten den Begriff der Elle-(Einheit) , welche in 7 Handbreit und diese wiederum in je 4 Finger unterteilt wurden. Somit entsprach eine Elle 28 Fingerbreiten.

Ab der frühen 4. Dynastie entspricht die Länge einer Elle in unserem metrischen System 52,5 cm. Geringe Abweichungen davon treten jedoch immer wieder auf. Aus diesem Grund werden in der wissenschaftlichen Literatur neben Lämgenangaben in Ellen diese auch in m bzw. cm angegeben.

Literatur

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Frank Müller-Römer, Der Bau der Pyramiden im Alten Ägypten. Utz 2011, ISBN 978-3-8316-4069-0