Unweit der Stelle, wo die Straße Dresden – Bühlau – Ullersdorf die Prießnitz quert, direkt an der Dresdner Heide, befindet sich die Ullersdorfer Mühle. Im Volksmund auch “Todmühle” oder "Todenmühle" genannt.

Die Ullersdorfer Mühle leitet ihren Namen von der bereits 1568 erstmals erwähnten nahen Todbrücke an der Prießnitz ab (1600 an der Todbruken), welche in der Nähe des Todberges – oder Totenberges steht, einer Anhöhe auf Großerkmannsdorfer Flur.

Die eigentliche alte Mühle gleichen Namens, später mit Sägegatter ausgestattet, stand in unmittelbarer Nähe. Heute ist nur noch ein halber Schornstein der Sägemühle auf dem Nachbargrundstück zu sehen. Die Hotelpension und Gaststätte Ullersdorfer Mühle sowie die im 20. Jahrhundert erbauten Wohnhäuser bilden heute den amtlichen Ortsteil Ullersdorfer Mühle.

Eine Inschrift links neben dem Hotelpensions-Eingang gibt über einen früheren Frühlingsbrauch Aufschluss, mit dem die abgeleiteten Namen Todmühle, Todbrücke und Todberg in Verbindung zu bringen sind. Sie verweisen auf das Todaustreiben, das sich vor allem in der Radeberger Umgebung lange Zeit gehalten hatte. Ein erster Beleg dieses Brauches in Mitteleuropa stammt von 1366, als die Prager Synode seine Ausübung als verwerflich bezeichnete.

Am Sonntag Lätare, der dem dritten Sonntag vor Ostern entspricht, putzte die Dorfjugend ein männliches oder weibliches “Phantom von Stroh” als Sinnbild des Todes an, um es nach einem Umzug auf den Todwiesen zu verbrennen und die Asche in das Wasser zu streuen. Damit glaubte man, den Winter auszutreiben.

In der Lausitz, zuletzt wohl aber in Radeberg, war es Brauch, dass die gesamte Einwohnerschaft am Sonntag Lätare dem einstigen Totensonntag und Frühlingsanfang – nach der Nachmittagspredigt auf dem Markte einen großen Zug bildete. Voran gingen ein Knabe und ein Mädchen – Winter und Lenz -, und hinter ihnen trug man eine an einer langen Stange befestigte, phantastisch angeputzte Strohpuppe, die man draußen auf der “Totenwiese” zerriss und verbrannte oder ins Wasser warf. Das alles unter Sang und Klang.

Beim Auszuge sangen sie:

Nun treiben wir den Tod aus, Wir treiben ihn über Berg und Tal, Dass er nicht wiederkommen soll.

und bei der Heimkehr:

Nun trieben wir den Tod hinaus Und bringen den lieben Sommer wieder, Den Sommer und auch den Maien, Der Blümlein sind mancherleien.

Zuletzt rannte die Jugend um die Wette – auch um die Wette schreiend – nach Hause. Wer der letzte wäre, müsse sterben, hieß es. So wurde immer mehr ein Gassenunfug daraus, bis die Radeberger “Geistlichkeit und der Magistrate” ihn im Jahre 1745 nach einem tragischen Zwischenfall, bei dem tatsächlich ein paar Kinder ums Leben gekommen waren, “von nun an für ewige Zeiten” die Ausübung des Brauches verbot.



Quelle: Martius 1828