Müller 32-34

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Südostansicht

Auf dem Grundstück, vormals Müllerstraße 17, wurde im Jahr 1821[1] durch den Maurermeister Franz Gießl (*1771 - †1842) auf altem Grund eines Vorgängerbaus von 1813 ein Mietshaus, errichtet. Für die späten 1840-er Jahre ist der Magistrats Cassa Beamter Heinrich Muffat als Besitzer[2] gelistet. Als nachmalige Besitzer ist ab dem Jahr 1873[3] der privatier Sebastian Kantschuster aufgeführt. Einer seiner Söhne, der Lehramtskandidat Georg Kantschuster wird im Jahr 1890/91 und 92[4] das alte Gießl Mietshaus demolieren lassen. Im selben Jahr begann Josef Schretzmayr (Architekt und Baumeister) nach eigenen Plänen im Auftrag Kantschusters mit der Errichtung des linken südlichen Teilhauses Müllerstraße 34 und ein Jahr später folgte das angepasste Hausteil Müllerstraße 32. 1927 baute man nördlich einen Eingangstrakt zum Filmpalast Emelka an. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude weitgehend unbeschadet, nur in der Dachzone waren etwas größere Schäden zu beklagen. 1978 erfolgten die Wiederherstellung der ursprünglichen Dachneigung mit Erschließung des Dachraums zu Wohnzwecken sowie der Wiederaufbau der Erkertürme. Im Jahr 2001 wurde die Fassade inklusive der Fenster rekonstruiert.

Josephspital

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-- "Medizinische Topographie und Ethnographie der k. Haupt- und Residenzstadt München"

Hrsgb: Carl August Wibmer - 1863

Das St. Joseph-Spital.

Dieses Spital, das sich in der Josephspital-Gasse sub Nr.11 und 12 befindet, leitet seine Begründung von einem Chirurgen Melchior Bruksberger in München her, der 1614 aus Menschenfreundlichkeit Kranke in sein Haus aufnahm und pflegte. Bey steigendem Bedürfniss an Räumlichkeiten erbaute Churfürst Max I. ein eigenes Haus am Sendlingerthor nächst der Stadtmauer (gegenwärtiges Schulhaus), und richtete es für 45 Kranke ein. Da auch dieses Haus bald zu klein wurde, kaufte Churfürst Max I. 1626 das gegenwärtige Spital-Gebäude, das dann für 100 Kranke eingerichtet und mit einer jährlichen Rente von 10,000fl. dotiert wurde. Leider schmolz diese Rente durch die unglücklichen Zeitläufe bis 1781 schon auf 3635 fl. herab, und es schien die Anstalt ihrer Auflösung engegenzugehen, als 1800 das ehmalige Elisabethherzogspital (gegründet 1572 von Herzog Albrecht V. in einem Haus an der Prannerstrasse und allmählig reich dotiert) aufgelöst und mit dem St. Josephspital vereinigt wurde. Die Verwaltung übernahm ein vom Hof angestellter Beamter, 1806 die Stiftungs-Asministration, bis sie 1819 an den Magistrat extradiert wurde. Bey dieser Uebernahme wurd bedungen, dass der Magistrat die Verwaltung zu führen, sich jedoch bey wichtigen Veränderungen mit dem Obersthofmeisterstab zu benehmen habe. Der Hof soll 105, der Armenpflegschafts-Rath 95 Pfründner auzunehmen berechtigt seyn; die ursprüngliche Bestimmung dieser Anstalt (Krankenhaus für schwer und unheilbare) war von dieser Zeit an verändert, indem von nun an nur mehr arme, gebrechliche, in München heimathberechtigte Leute vom Armenpflegschafts-Rath aufgenommen wurden. Daas Gesammt-Vermˆgen bestand dazumal (1819) aus 645,000 fl. 34 kr. 3 pf. Durch allerh. Entschliessung Königs Max II. ist die Zahl der Pfründner auf 180 festgestellt, wovon 100 von Sr. Majestät und 80 vom Armenpflegschafts-Rath besetzt werden. Der gegenwärtige Zweck ist Verpflegung und Abnährung zunächst alter Hofdiener, dann auch andrer hilfsbedürftiger Personen; die selben erhalten ausser Wohnung, Beheizung und Verköstigung auch noch ein Wochengeld von 30 kr. bis 1 fl.

-Lokalitäten- Das Gebäude dieser Anstalt nun befindet sich in der Josephspital-Gasse und ist ein langes, aus Erdgeschoss, I. und II. Stock bestehendes Haus, das seine Hauptfront nach Süden und 20 Fenster in jedem Geschoss hat. In Mitte der Hauptfacade befindet sich die Kirche der Anstalt. Vom Haupt-Gebäude geht sowohl westlich gegen die Glockenstrasse, als östlich gegen die anstossenden Häuser der Josephspital-Gasse ein Flügelbau nach rückwärts ab, der aber neben dem Erdgeschoss nur aus einem Stockwerk besteht; zwischen drin liegt ein geräumiger Hof mit Gemüsegarten und einigen Oekonomie-Gebäuden (Kuhstall, Gartenhaus u.s.w.). Daselbst befindet sich auch ein Pumpbrunnen sowie ein Brunnen mit laufendem Guten Trinkwasser. Das Spital-Gebäude ist alt, und es muss als Uebelstand betrachtet werden, dass fast sämtliche Zimmer im Hauptgebäude bey einer Höhe von nur 10 Fuss zu tief (50' tief und 25' breit) sind, so dass das Sonnenlicht durch die 2-3 Fenster der Zimmer nicht tief genug eindringen kann. Doch sind die Gänge, in die diese Zimmer münden, mit vielen Fenstern versehen und geschieht die Heizung der Zimmer durchgängig von innen; für eine weitere Ventilation ist aber nicht gesorgt. Sämmtliche 180 Pfründner sind in 18 Sälen verteilt, welche alle nach Süden gehen in der Fronte des Hauses, und theils 2 theils 3 Fenster haben. Die männlichen Pfründner, deren die Anstalt zur Zeit 36 zählt, befinden sich alle in 4 Sälen des Erdgeschosses, von denen zwey gewölbt und daher etwas düster sind; ausserdem ist zu ebner Erde an der Pforte das Portierzimmer, die Leinwand-Kammer, das Kranken-Zimmer für Männer, die Küche, welche geräumig, hell und mit laufendem Wasser versehen ist, umd eine Vorratskammer, an welche der Schenkkeller stˆsst. Im I. Stock sind 5 Säle für weibliche Pfründnerinnen, ein Marodesaal für alte, gebrechliche Weiber und ein Kranken-Saal für Weiber; im II Stock sind 7 Säle ebenfalls für weibliche Pfründner, deren sich im Ganzen 144 in der Anstalt befinden. In der Regeel sind die Hofpfründner von denen des Magistrats getrennt, und nur in einigen Sälen sind sie gemischt. Ausser diesen Sälen sind noch 4 Separat-Zimmer oder kleinere Säle im ersten Stock des östlichen Flügelbau's vorhanden, in welchen unruhigere, unreinliche Gäste untergebracht werden. Die Betten (je nach der Grösse des Saals 8-12), fast durchgängig Federbetten, stehen an beyden Wandseiten der Säle, und sind durch Vorhänge von Leinwand oder Perkal von einander getrennt, und ebenso nach vorne damit geschützt; in jeder solchen Abtheilung steht neben dem bette ein Kasten, Tisch und Stuhl. Ausserdem sind überall, theils in den Sälen, theils auf den Corridoren, die rückwärts gegen Norden von den Sälen laufen, Wandschränke für die Habseligkeiten der Pfründner aufggestellt. Im westlichen Flügelbau ist zu ebner Erde das Schenklokal und der Keller, sowie das Waschhaus und das Badezimmer der Anstalt, im obern Stock sind die Zimmer für die barmherzigen Schwestern, denen die Pflege der Pfründner und die Hauswirtschaft übertragen ist. Im östlichen Flügelbau ist zu ebner Erde ein Arrestzimmer, ein Baysetz-Zimmer für Gestorbne, eine Holzlege, Remise und Stallung für 4 Kühe. Die Heizung der Säle geschieht durch grosse mit eisernen Durchsichten veersehene Thonöfen, und zwar von innen mit Holz; die Beleuchtung im Innern mit Kerzenlicht, auf den Gängen mit Oel. Die Aborte des Hauses sind an beyden Ecken desselben angebracht und verbreiten leider in der Nachbarschaft üble Ausdünstungen; ihre Entfernung und anderweitige Situirung wäre um so dringender, als namentlich die an der Westseite des Hauses gerade auf die Strasse zu gehen (Glockenstrasse), und diese auch von aussen verunzieren. Schon längst ist im Plane, an dieser Seite des Geb‰udes eine Erweiterung eintreten zu lassen, wodurch sowohl für die Pfründner als auch für die Stadt eine wesentliche Verbesserung erfolgen würde. Von barmherzigen Schwestern, welche seit 1842 Hauswirtschaft und Pflege, nach einem ähnlichen Contract, wie oben beym hl. Geist-Spital ausgegben wurden, ¸bernommen haben, sind zur Zeit 12 im Hause; ihnen sind 8 Mägde, ein Portier, ein Krankenw‰rter und zwey Hausknechte beygegeben. Die Verpflegung der Pfründner ist dieselbe wie im hl. Geist-Spitale; Bier, Kaffee, und Brod haben dieselben von ihrem Wochengelde zu bezahlen. Prof. Dr Braun ist Hausarzt der Anstalt und wohnt in dem östlich daranstossenden kleinen Häuschen, wie auch der Geistliche der Anstalt; die chirurgischen Verrichtungen besorgt ein Chirurg der Stadt. Die Einnahmen von 1862/1863 waren 40,305fl. 7kr Hievon waren Kapital-Zinsen 27,712 fl. 24 kr. 3pf. Heimbezahlte Kapitaien 7130 fl. Legate u .s. w. 2253 fl. 21 kr. 1pf. etc. Die Ausgaben aber 37,049 fl. 12 kr. 2 pf. Hievon auf den Zweck 24,895 fl. 45 kr. 2 pf. Schuldentilgung 4500 fl. Hingeliehene Kapitalien 6500 fl. etc."

  1. F. Zimmermann: Wohnbau in München 1800-1850. Miscellanea Bavarica Monacensia , Stadtarchiv München Band 129, München 1984 (S.308 Anhang, Bauwerke F. Gießl)
  2. Gustav Wenng's Topographischen Atlas von München - in seinem ganzen Burgfrieden. 1849-1850 Verlag Gustav Wenng, München. (Anger Viertel, Plan 5. die Hausbesitzer der Müllerstraße)
  3. Adressbuch für München, das Jahr 1873
  4. Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Mitte (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.2/1). Karl M. Lipp Verlag, München 2009, ISBN 978-3-87490-586-2, S. 657–658.