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Institut für Stadtgeschichte / Stadt- und Vestisches Recklinghausen

Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Archivtyp Kommunalarchiv
Ort Recklinghausen
Besucheradresse Hohenzollernstr. 12, 45659 Recklinghausen
Gründung 1922
Träger Stadt Recklinghausen
Website http://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Familie_Bildung/Institut_fuer_Stadtgeschichte_Stadt-_und_Vestisches_Archiv/index.asp?highmain=14&highsub=0&highsubsub=0

Das Stadt- und Vestische Archiv Recklinghausen ist ein Kommunalarchiv mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Es versteht sich als zentrale Anlaufstelle für Fragen der Orts- und Regionalgeschichte Recklinghausens und der Nachbarstädte zwischen Emscher und Lippe, insbesondere im Bereich Spätmittelalter und Frühe Neuzeit. Auch die Geschäftsstelle des Vereins für Orts- und Heimatkunde e.V., sowie die des Arbeitskreises Vestischer Geschichts- und Heimatvereine e.V. sind dort ansässig. Im Gebäude befindet sich ebenfalls noch das Institut für Stadtgeschichte (ursprünglich: Vestisches Museum / Haus der Geschichte) und es laufen auch Kooperationen mit der Volkshochschule, der Stadtbücherei und mit dem Institut „Die Brücke“ das für internationale Kontakte und Integration zuständig ist. Der Archivleiter ist traditionell Schriftleiter des „Vestischen Kalenders“ (1923 ff.) und Herausgeber der „Vestischen Zeitschrift“ (1892 ff.).

Geschichte Bearbeiten

Das Stadtarchiv wurde zusammen mit dem Vestischen Museum 1922 als eigenständiges, städtisches Institut gegründet. Formen von geordneter Aufbewahrung von städtischen Akten und Urkunden lassen sich bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückverfolgen und von 1712 gibt es einen ersten Hinweis auf ein Archivverzeichnis. Durch den großen Stadtbrand von 1501 kam es zu erheblichen Überlieferungsverlusten, dem auch der Marktplatz und das erste Rathaus zum Opfer fielen. Für das 19. Jahrhundert ist eine depotähnliche Einlagerung von Altbeständen im Rathausgebäude nachgewiesen und ab ca. 1830 entwickelten sich auf Weisung der Regierung Münster neue Ansätze im Bereich Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten. In der Mitte des 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert betreute neben- bzw. ehrenamtlich ein Geistlicher, ein Mediziner bzw. ein Postbeamter das Archiv. Von 1908 bis 1922 befand sich das Archivmagazin in einem Kellerraum des Rathausneubaus am Erlbruch (errichtet 1905-1908), angrenzend an Polizeiwache, Arrestzelle und Ratskeller. Im Jahre 1922 war das Stadtarchiv dem Oberbürgermeister direkt unterstellt, ab 1960 dem Kulturamt und ab 1999 dem Fachbereich für Kultur und Weiterbildung. 1922 erfolgte der Umzug in das Erdgeschoss des Gymnasium Petrinum am Herzogswall und 1939 zog das Archiv in den Stephansturm, der ein Teil der erhalten gebliebenen Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert ist. Dieser befindet sich in der Nähe des ehemaligen kurkölnischen Beamtenpalastes, die sogenannte Engelsburg Recklinghausen, die 1703 erbaut wurde. Von 1961 – 1986 kam das Stadtarchiv zwischenzeitlich in ein Wohnhaus an der Halterner Str. 4 und 1986, in diesem Jahr fand das 750-jährige Stadtjubiläums statt, erfolgte der Umzug in das ehemalige AOK-Verwaltungsgebäude an der Hohenzollernstraße Nr. 12. Die Neueinrichtung des Stadt- und Vestischen Archiv fand vollständig in baulicher Einheit mit dem Institut für Stadtgeschichte (ehemals Vestisches Museum) statt. Von 1922 bis Ende des 20. Jahrhunderts übten mit großem Engagement langjährig tätige Geschichtslehrer das Amt des Stadtarchivars größtenteils nebenamtlich aus. Ab 2001 wurde zum ersten Mal die Stelle des Archivleiters hauptamtlich besetzt und seit Herbst 2010 wird das Stadtarchiv und das Vestische Museum unter der gemeinsamen Bezeichnung „Institut für Stadtgeschichte“ geführt, da sie eine organisatorische und funktionale Einheit bilden. Somit beinhaltet das Institut für Stadtgeschichte eine archivische und museale Abteilung, wobei das Museum momentan zeitgemäß umgestaltet wird. So sollen nach der Fertigstellung die Themen Bergbau, Nationalsozialismus und Migration präsentiert werden. Im Jahr 2011 erfolgte die Neugestaltung des archivischen Bereiches, so wurde umfangreiche Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten insbesondere im Lesesaalbereich durchgeführt und 2012 fand dann die Neueröffnung statt. So wurden unter anderem moderne Arbeitsplätze für maximal 30 Archivbenutzer, sowie ein zusätzlicher Tagungsraum für Gruppen (z.B. Schulklassen) eingerichtet.

Bestände Bearbeiten

Das Stadt- und Vestische Archiv beherbergt unterschiedliche Bestände, zum einen kommunale und territoriale Bestände.

Kommunale Bestände Bearbeiten

Die Grundlage der Archivtektonik bildete bis Mitte der 1920er Jahre die städtische Alt- und Kernüberlieferung, unter anderem von der Stadtgründung im Jahre 1236 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, der unter Bestand I zu finden ist. Bestand II setzt sich aus dem Ende der kurkölnischen Zeit bis zum Zeitalter der Hochindustrialisierung (ca. 1800 bis 1900) zusammen. Als Historisches Archiv für das Vest Recklinghausen trat es Ende des zweiten Weltkrieges gegenüber moderner Aktenverwaltung erstmals zurück, da in den 1970er Jahren massenhaft Behördenakten des 20. Jahrhunderts bewertet und übernommen wurden. So bilden heute ca. 6.600 Akteneinheiten von 1900 bis 1960 den Bestand III und seit 1986 auch Bestand IV. Die bisher genannten Überlieferungsschichten sind Pertinenzbestände. Die Art der Schriftgutübernahme wurde 1989/90 verändert und in Form von archivisch bewerteten Akten-Akzessionen aufgenommen, die nach Provenienzprinzip, d.h. nach abgebenden städtischen Dienststellen, Instituten und Abteilungen gemäß zeitabhängiger Verwaltungsgliederung gegliedert und geordnet sind. Laut dem Stand von 2010 sind ungefähr 35.000 Dienstakten, mit den landesarchivgesetzlichen vorgeschriebenen Schutzfristen und datenschutzrechtlichen Sperrklauseln versehen.

Territoriale Bestände - Bezeichnung „Vestisches Archiv“ Bearbeiten

Ein umfangreicher Zugang von Akten und Urkunden, die etwas über die Herzoglich Arenbergische Herrschaft über das Vest Recklinghausen enthielten, kamen bereits um 1923/24 ins Archiv. Unter den vielen Akten war auch reichlich Schriftgut aus kölnischer Zeit erhalten geblieben, diese stammen aus dem 12. Jh. - 1802. Weitere Arenbergische Zugänge beziehen sich auf die Standesherrschaft bzw. die Vermögensverwaltung aus der preussischen Zeit. Die Akten des Amtes Recklinghausen, die die Landgemeinde Recklinghausen von 1837-1926 betreffen, kamen 1926 ins Stadtarchiv. Dann im Jahre 1929 beschloss die Gräfliche Familie Westerholt zu Westerholt einen umfangreichen Depositalbestand an das Stadtarchiv zu übergeben. Dieser enthält Urkunden ab dem 13. Jahrhundert und Akten aus dem 15. Jahrhundert. Die Bezeichnung „Stadt- und Vestisches Archiv“ bürgerte sich dann in den 1920er Jahren als Bezeichnung für die Institution ein und bekam 1986 einen Eintrag in die beim Bundesminister der Justiz geführte Liste national wertvoller Archive. Der Grund hierfür lag an den Alt- und Adelsbeständen, die eine umfangreiche Territorialüberlieferung für die Regionalgeschichte zwischen Emscher und Lippe enthielten.

Beständeübersicht (Auszug) Bearbeiten

Bestand Inhalt (Auszüge)
Stadtarchiv I 700 Urkunden Stadt RE (1236-1810), 143 Kartons Akten (1429-1874)
Stadtarchiv II 308 Kartons Akten Stadt RE (1790-1908), Allgemeine Landessachen
Stadtarchiv III 1296 Kartons Akten Stadt RE (1812-1973): Allgemeine Kommunalverwaltung
Stadtarchiv IV Ablieferungen ab 1986 (630 m Akten Stadt RE)
Stadtarchiv V Aktenablieferungen ab 1998 (u.a. Dienstregistratur des Stadtarchivs)
Standesamt Vorprovenienzen Standesamt I, II, III, IV, Amt Recklinghausen
Ruhrfestspielhausarchiv 787 Kartons und 35 m z.T. noch ungeordnete Akten ab 1947
Nachlässe Theodor Esch (1850-1911), Dr. Heinrich Pennings (1879-1939), Prof. Dr. Erhard Lucas Busemann (1937-1993), usw.
Kartenarchiv ca. 500 Karten und Pläne ab 1822, vorwiegend Stadtpläne
Zeitungsarchiv Recklinghäuser Allgemeine Zeitung, Westdeutsche-Allgemeine Zeitung, u.a Zeitungen aus den Nachbarstädten
Fotoarchiv über 50.000 Fotografien ab Ende 19 Jh., über 13.000 Dias. Bewegungsrollfilme 16mm ab 1924
Bibliothek wiss. Präsenzbestand (über 30.000 Bde.); u.a. Geschichte Stadt u. Vest Recklinghausen, Rheinische bzw. Westfälische Geschichte, Geschichte NRW, Deutsche Geschichte v. Mittelalter bis zur Neuzeit (insbes. Zeit des Nationalsozialismus) & Archivwissenschaft


Aufgaben und Tätigkeiten Bearbeiten

Das Stadtarchiv von Recklinghausen ist als eine Art Kulturinstitut zu verstehen, die auf der Grundlage des geltenden Archivgesetzes NRW ihre Arbeit verrichtet. Es gilt als zentrale Anlaufstelle für die Geschichte der Stadt Recklinghausen und der Emscher-Lippe-Region. Außerdem ist sie als Bildungs- und Kooperationspartner für Schulen, Hochschulen und Vereinen tätig. Das Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen bietet typische Dienstleistungen des Archivwesens an wie z.B. Bewahrung, Erschließung, Bereitstellung, Präsentation und Veröffentlichung von historischem Schriftgut an. Zusätzlich versucht es mithilfe von öffentlichkeitswirksamen archiv- und museumspädagogischen Veranstaltungen geschichtliche Inhalte zu vermitteln und auf seine Bestände und Exponate aufmerksam zu machen. Außerdem dient es noch für Schüler als außerschulischer Lernort. Vorträge, Themen- und Wechselausstellungen finden regelmäßig im Stadtarchiv statt und im musealen Teil des Instituts wird zurzeit eine Dauerausstellung aktualisiert. Neben dem umfangreichen Aktenbestand zur Geschichte Recklinghausens und der Emscher-Lippe-Region, gibt es noch eine Präsenzbibliothek mit über 35.000 Einheiten zu diversen geschichtlichen Themen und Epochen.

Literatur Bearbeiten

  • Dr. Werner Burghardt: "Speicher der Vergangenheit" (in Vestischer Kalender 1964 und Stadtreport Nr. 18/1980). Verlag Aurel Bongers, Recklinghausen 1964

Weblinks Bearbeiten