Wikipedia gehört Dir nicht, meint der Herr Polentario in einem aus dem Englischen übersetzten Essay. Soweit bin ich noch d'accord. Auch wenn du 127.935 Edits getätigt, 25 exzellente Artikel verfaßt und mit 8 goldenen wikipedianischen Verdienstgummibärchen am Bande ausgezeichnet wurdest: Wikipedia gehört Dir nicht.

Aber irgendwem muss sie doch gehören, oder? Ja klar: "Die Wikipedia ist Eigentum einer Stiftung, der Wikimedia Foundation, nicht der zugehörigen Community." Prüfen wir mal:

  • die Server – gehören der WMF
  • die Domainnamen – gehören der WMF
  • die Namens- und Markenrechte – gehören der WMF
  • die Kosten für den Betrieb – zahlt die WMF

Das ist doch jetzt schon fast alles, was so eine Online-Enzyklopädie ausmacht. Achso, die Inhalte hab ich vergessen. Die gehören der Wikimedia Foundation nicht. Die gehören – nach deutschem Urheberrecht – den tausenden von Autoren, die sie unter einer freien Lizenz der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

Upps, die hab ich ja auch vergessen. Wenn man mal von Passanten absieht, die nur gelegentlich eine Kleinigkeit ausbessern, bilden viele dieser Autoren eine Community, die die Regelwerke geschaffen hat, mit denen die Artikel der Wikipedia erst ihre Konsistenz und Form erhalten haben. Die täglich unentgeltlich in der Wikipedia patrouillieren, um sie vor Vandalen zu schützen.

Halten wir fest: die zwei für den Aufbau und Betrieb einer Online-Enzyklopädie wirklich maßgeblichen Sachen – Inhalte und Community – gehören der Wikimedia Foundation nicht. Genausowenig, wie der Bundesregierung das deutsche Volk gehört.

Wikipedia ist ein öffentliches Gut. Die Wikimedia Foundation ist nicht die Besitzerin der Wikipedia, die damit schalten und walten kann, wie sie will. Sie ist der treuhänderische Verwalter dieses öffentlichen Guts für die Allgemeinheit. Sie hat dafür zu sorgen, dass die Wikipedia für alle frei zugänglich ist. Sie hat sie davor zu beschützen, dass sie sich jemand als Privatgut aneignet (deshalb hält sie z.B. die Namensrechte). Und sie hat, gemeinsam mit der Community die Pflicht, die Ideale und Grundsätze der Wikipedia zu wahren.

Sie muss eingreifen, falls die Community gegen diese Grundprinzipien verstoßen sollte. Aber genauso muss die Community eingreifen, falls die Wikimedia Foundation gegen diese Grundprinzipien verstoßen sollte. Und schließlich muss die Allgemeinheit eingreifen, falls Community und Foundation gegen die Grundprinzipien verstoßen sollten.

"Wer zahlt, schafft an" ist so ziemlich das dümmste, was man über das Verhältnis zwischen der Wikimedia Foundation und der Wikipedia sagen kann.

Siehe auch

Nachtrag: In der englischen Wikipedia steht das sogar im Wikipedia-Namensraum. Findet die Foundation sicher nicht schlecht.