Kriegsverlauf Bearbeiten

Der Kriegsverlauf lässt sich grob in zwei Phasen einteilen: Im sogenannten Donaukrieg im Sommer und Herbst 1546 standen sich beide Konfliktparteien lange ohne greifbares Ergebnis an der Donau gegenüber. Erst im November 1546, nachdem Herzog Moritz von Sachsen auf der Seite des Kaisers in den Krieg eingriff, verlagerten sich die Kämpfe in den sächsisch-thüringischen Raum. Diese zweite Phase wird als Sächsischer Krieg bezeichnet. Mit der Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten und der Vernichtung des protestantischen Heeres in der Schlacht bei Mühlberg endete der Krieg.

 
Kriegsrat während des Donaukriegs. Holzschnitt aus dem „Kriegsbuch des Reinhart des Älteren, Graf zu Solms und Herr zu Müntzenberg“ von 1549. Solms war kaiserlicher Generalfeldmarschall

Der Donaukrieg (Juni bis November 1546) Bearbeiten

Am 4. Juli 1546 trafen die beiden Bundeshauptleute Johann Friedrich und Landgraph Philipp in Ichtershausen zusammen, um die Strategie des Schmalkaldischen Bundes für den heraufziehenden Konflikt mit dem Kaiser zu besprechen. Beide sahen den Hauptvorteil des Bundes darin, dass dieser seine Truppen schneller zusammenziehen konnten als Karl V. Sie entschlossen sich deshalb, einen Präventivkrieg zu führen.

Die süddeutschen Reichsstädte und Bündnismitglieder stellten innerhalb von wenigen Tagen ein Herr 12.000 Mann auf. An ihrer Spitz befand sich Sebastian Schertlin von Burtenbach. Die Norden wurden gleichzeitig etwa 16.000 Mann Fußvolk und 5000 Reiter zusammengezogen. Karl V. hatte zu dieser Zeit kaum 1.000 Mann unter seinem Befehl. Truppenverstärkungen aus den Niederlanden, Italien und Ungarn waren aber bereits in Anmarsch.[1]

Schertlin Plan war, die kaiserliche Truppenwerbung möglichst frühzeitig zu stören und eine Vereinigung der heranziehenden Truppen mit dem Kaiser zu verhindern. Das in Süddeutschland zusammengezogene protestantische Heer zog zu diesem Zweck nach Füssen und besetzte die katholische Stadt am 10. Juli 1546. Der Kaiser setze sich mit seiner Armee in bayerisches Gebiet in Richtung Regensburg ab. Herzog Wilhelm erklärte sich und sein Land für neutral. Die Protestanten, die ein Eingreifen des katholischen Bayerns auf der Seite des Kaisers auf jeden Fall verhindern wollten, verzichteten auf einen Grenzübertritt.

Das Schmalkaldisches Heer plante deshalb weiter nach Süden vorzudringen. Das Ziel war, durch eine Besetzung Tirols und der wichtigsten Alpenpässe den Zuzug kaiserlicher und päpstlicher Truppen aus Italien zu unterbinden. Der schmalkaldische Kriegsrat erlaubt dies aber ebenfalls nicht. Erzherzog Ferdinand von Österreich verhielt sich offiziell ebenfalls neutral und Protestanten wollten auch ihn nicht zu einem Eingreifen in den Krieg provozieren. Der Kaiser gewann jedoch dadurch wertvolle Zeit, seine Truppen im Schutz der bayerischen Neutralität zu sammeln.

Die protestantische Truppen vereinigen sich gegen Ende Juli bei Donauwörth mit den von Erfurt aus nach Süddeutschland vordringenden Truppen der nördlichen Bundesmitglieder. Das schmalkaldische Heer bestand nun aus circa 7.000 Reitern und 50.000 Mann Fußvolk. Dem Kommando des Kaisers unterstanden nicht mehr als ungefähr 5.000 Reiter und 30.000 Knechte.[2] Aber das kaiserliche Heer wuchst immer noch beständig. Die Schmalkalder waren im Zugzwang. Doch der protestantische Kriegsrat war hinsichtlich des weiteren Vorgehens uneins. Beide Seiten wichen einer großen Entscheidungsschlacht wiederholt aus und setzten statt dessen kleinteilige Eroberungen und Scharmützeln, bei denen keine Seite Erfolge verbuchen konnten.

Die kaiserliche Truppen lagerten 24. August in der Nähe der bayerischen Festung Ingolstadt. Landgraf Philipp drängte zur Schlacht. Der Kaiser wusste, dass er auf Zeit spielen konnte und nahm Schlacht nicht an. Er verschanzte sich mit seinen Truppen vielmehr in seinen Stellungen, die mächte Festung im Rücken. Das protestantische Heer traute sich einen Angriff auf die gut geschützten Stellung nicht zu und brachen deshalb die Belagerung Ingolstadts ab. Auch die Rücksichtnahme auf die bayerische Neutralität dürfte bei dieser Entscheidung wiederum eine Rolle gespielt haben.[3]

Mitte September stieß die Armee Maximilians von Egmont zum kaiserlichen Heer. Diese hatte sich am 31. Juli in der Nähe Aachen gesammelt und bewegte sich während des gesamten Sommers in Richtung Bayern. Sie umfasste etwa 17.000 Mann.[4] Damit war das kaiserliche Heer inzwischen ungefähr genau so stark wie die Schmalkaldsichen Truppen. Die Kaiserlichen, die sich bisher eher passiv verhalten hatten, rissen nun die Initiative an sich und zogen in Richtung Nördlingen los. Dem protestantischen Heer blieb nichts weiter übrig als ihnen zu folgen. Am 4. Oktober versuchten die Schmalkalder den Kaiser vor Nördlinen zur Schlacht zu stellen, aber dieser wich auch dieses mal wieder aus.

Bei Giengen an der Brenz brachen im kaiserlichen Lager Krankheiten aus.[5] Die Protestanten hofften den Krieg doch noch für sie erfolgreich beenden und den Kaiser schnell zu Verhandlungen zwingen zu können. Denn seit Mitte September litten die schmalkaldsichen Truppen bereits unter erheblichen Geldmangel und das einsetzende Herbstwetter setzte auch ihnen zu. In dieser Situation fielen Ferdinand und Moritz von Sachsen von Sachsen und Böhmen her in nur schwach verteidigte Kursachsen ein. Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich zog daraufhin seine Truppen nach Sachsen zurück – das restliche protestantische Heer löste sich unter der wachsenden finanziellen Not schnell auf. Dem Kaiser war so die Vorherrschaft über Süddeutschland in die Hände gefallen.

Bevor sich Karl nun nach Norden wenden konnte, musste er sich um potentielle Feinde in seinem Rücken, speziell Herzog Ulrich von Württemberg und Pfalzgraf Friedrich, kümmern. Beide Fürsten beugten sich der kaiserlichen Übermacht und unterschrieben zu Weihnachten 1546 Verträge, die sie zu Neutralität und hohen Geldzahlungen verpflichteten. Auch die weitgehend isolierten oberdeutschen Reichsstädte kapitulierten um die Jahreswende 1546/47. Manche der unterworfenen Städte und Fürsten mussten vom Kaiser unerhörte Demütigungen hinnehmen. Zwei Gesandte der Reichsstadt Ulm ließ Karl zum Beispiel 30 Minuten auf den Knien vor ihm liegen und um Vergebung bitten.[6]

Anfang 1547 leistete im Süden des Reiches allein die Reichsstadt Konstanz noch Widerstand. Der Kaiser konnte sie erst im Oktober 1548 militärisch unterwerfen und bestrafte sie mit dem Verlust der Reichfreiheit.[7].

 
Karte des Kurfürstentums Sachsen (gelb dargestellt) und des Herzogtums Sachsen (in rot gehalten)

Der Sächsische Krieg (November 1546 bis April 1547) Bearbeiten

Bereits im August 1546 hatte der Kaiser seinen Bruder Ferdinand und Herzog Moritz, der sich im Regensburger Vertrag nur zur Neutralität verpflichtet hatte, aufgefordert, die Reichsacht über die Anführer des Schmalkaldischen Bundes endlich zu vollstrecken und Kursachsen anzugreifen. Während Ferdinands Truppen in Böhmen sich lange Zeit weigerten, die böhmisch-sächsische Grenze zu überschreiten, verzögerte Moritz seine Beteiligung. Schließlich erklärte Moritz Mitte Oktober seinem ernestinischen Vetter den Krieg. Vorausgegangen waren lange Verhandlungen, die im Prager Vertrag gipfelten, in denen es vor allem um die Behandlung der besetzten Gebiete und die Koordination der gemeinsamen Kriegsführung ging. In den Verhandlungen wurde Moritz auch vorsichtig, aber dennoch klar die Übertragung der sächsischen Kurwürde auf sein Haus zugesagt.[8]

Ende Oktober nahmen böhmische Truppen Plauen im Vogtland ein und Moritz brachte Zwickau sowie große Teile der Kurlande unter seine Kontrolle. Nur Gotha, Eisenach, Coburg und die Stadt und Festung Wittenberg blieben unter kursächsischer Kontrolle. Mit Einbruch des Winters zogen sich Ferdinands Truppen nach Böhmen zurück. Kurfürst Johann Friedrich nutzte diese Entlastung, gewann Halle zurück und vertrieb die feindlichen Truppen aus den Gebieten um Jena und Weimar.[9]

Markgraf Albrecht Alcibiades mit seinen Truppen eilte dem bedrängten Herzog Moritz zu Hilfe, wurde jedoch selbst am 25. Februar gefangen genommen. Theoretisch hätte dem sächsischen Kurfürst jetzt der Weg für einen Angriff auf Böhmen freigestanden. Wahrscheinlich hielten Geldmangel und die weite Entfernung ihn jedoch davon ab und er beschäftigte sich mit Vermittlungsangeboten des brandenburgischen Kurfürsten. Hessen war schon seit dem Rückzug aus dem süddeutschen Raum wegen erschöpfter Finanzen zu keinen militärischen Aktionen mehr fähig.[10]

Ferdinand und Moritz erachteten die Anwesenheit des Kaisers auf dem sächsischen Kriegsschauplatz für dringend notwendig. Im Februar 1547 zögerte Karl noch und ließ erst Anfang März verkünden, dass er persönlich kommen werde.

 
Der Brückenschlag bei Mühlberg
Federzeichnung ca. 1596/1598

Der Brückenschlag bei Mühlberg Bearbeiten

Hauptartikel: Schlacht bei Mühlberg

Am 28. März brach der Kaiser von Nürnberg aus auf. In der Nähe von Eger vereinigten sich die Heere und stießen gemeinsam dem Elster- und Muldetal entlang auf Sachsen zu. Johann Friedrich lag zu dieser Zeit mit seinem Heer bei Meißen. Dort fühlte er sich relativ sicher vor dem Zugriff des Kaisers, da er jederzeit die Elbe überqueren und die strategisch wichtige Elbbrücke hinter sich zerstören konnte.

Erst am 23. April überschritt der Kurfürst die Elbe und zog mit seinen etwa 7.000 Soldaten entlang des Flusses nach Norden. Am Abend schlug Johann Friedrich ein Feldlager auf, um darin die Nacht zu verbringen. Die vereinigte Streitmacht des Kaisers folgte ihm mit ungefähr 27.000 Mann auf der anderen Uferseite.[11]

Am Morgen des 24. Aprils bereiteten sich die sächsischen Truppen gerade auf den Weitermarsch vor, als Soldaten des Kaisers teils schwimmend, teils an einer Furt den Fluss überquerten und es zu ersten Gefechten kam. Die wenigen kursächsischen Wachsoldaten zogen sich kämpfend in das Feldlager zurück. Kurfürst Johann Friedrich gab den Befehl zum vollständigen Rückzug, weil sein Heer der kaiserlichen Übermacht nicht gewachsen war. Aber es gelang nicht mehr, die stark befestigten kursächsischen Städte Torgau oder Wittenberg zu erreichen. Die protestantischen Truppen wurden vernichtend geschlagen.

In einem Wäldchen bei Falkenberg umzingelten spanische und ungarische Husaren zusammen mit neapolitanischen schweren Reitern den Kurfürsten. Er wehrte sich, wurde aber gefangen genommen und zunächst vor den Herzog von Alba, schließlich vor den Kaiser selbst geführt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Friedrich Wilhelm Hassencamp, Hessische Kirchengeschichte seit dem Zeitalter der Reformation, S. 646
  2. Kohler, Karl V., S. 301/302
  3. Friedrich Wilhelm Hassencamp, Hessische Kirchengeschichte seit dem Zeitalter der Reformation, S. 648
  4. Kohler, Karl V., S. 301/302
  5. Friedrich Wilhelm Hassencamp, Hessische Kirchengeschichte seit dem Zeitalter der Reformation, S. 648
  6. Bernd Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation, S. 156
  7. Gabriele Haug-Moritz: Zur Konstruktion von Kriegsniederlagen in frühneuzeitlichen Massenmedien, in Kriegsniederlagen, S. 347
  8. Theologische Realenzyklopädie, S. 305
  9. Kohler, Karl V., S. 305
  10. Gabriele Haug-Moritz: Zur Konstruktion von Kriegsniederlagen in frühneuzeitlichen Massenmedien, in Kriegsniederlagen, S. 346
  11. Kohler, Karl V., S. 307