1923 wurde in einem von einer früheren Grabung stammenden Schutthaufen nahe dem Eingang zur Höhle eine beidseitig beschriftete Bronzetafel gefunden, die Aufschluss über die religiöse Nutzung von Es Culleram gibt.[1] Sie befindet sich heute im Museo Arqueológica Provincial de Alicante.

Die rechteckige, 2 bis 3 mm dicke Tafel hat eine Breite von 90 bis 93 mm und eine Höhe von 45 bis 47 mm. Sie weist sorgfältig gestanzte Löcher an zwei Ecken und an der gegenüberliegenden Schmalseite auf, die es ermöglichten, sie auf eine geeignete Unterlage zu nageln. Die auf beiden Seiten eingeritzten Inschriften aus phönizischen Schriftzeichen stammen aus zwei verschiedenen historischen Perioden. Aus dem Zustand des Textes lässt sich ableiten, dass die Platte ursprünglich größer war. Bei ihrer Wiederverwendung als Grundlage für die jüngere Inschrift wurde sie beschnitten und an einer Seite neu perforiert.[2]

Der mit Ausnahme weniger Buchstaben gut lesbare Text auf Seite A der Tafel lautet

„Dem Herrn Reschef-Melkart ist dieser Ort gewidmet von Eshaddir, Sohn des Esh[y(?)], Sohn des Birgad, Sohn des Eshmunhill[es]“

Das Heiligtum war demnach Reschef-Melkart geweiht, einer Kombination der beiden phönizischen Götter Reschef und Melkart. Anhand der Schriftzeichen kann der Text auf die Zeit von der Mitte des 5. bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden.[2]

Auf Seite B der Tafel wurde Jahrhunderte später eine andere Inschrift eingeritzt.

  1. Jordi H. Fernández: La fuga de un patrimonio. La plaqueta de es Culleram. In: fites. Band 13, 2013, S. 9–15 (spanisch, academia.edu).
  2. a b José Ángel Zamora López: La epigrafía. In: María Cruz Marín Ceballos, María Belén Deamos, Ana María Jiménez Flores (Hrsg.): La cueva santuario de es Culleram (Ibiza) (= Eduardo Ferrer Albelda [Hrsg.]: Spal Monografías Arqueología. Band XLVII). Sevilla 2022, ISBN 978-84-472-2424-1, S. 297–318 (spanisch, csic.es).