Erklärend zu meinen Eintragungen vom 13.6.07, die alle in Bezug zur Via Iulia Augusta stehen, möchte ich nachfolgend meinen Bericht aus dem Vorjahre bringen. Die Eintragung in der Wikipedia vom Februar 2006 (ohne Benutzername)zur Via Iulia Augusta und über Irschen stammen von mir und finden sich in diesem Bericht.

Die VIA IULIA AUGUSTA war mehr als eine Abkürzung Bearbeiten

 
Via Iulia Augusta


Über den Plöckenpass führt der kürzeste Weg nach Italien und in die Ostalpen. Keltische Auswanderer und venetische Händler haben ihn benutzt bevor Rom ihn zur Reichsstraße, der Via Iulia Augusta, ausbaute. Es war die einzige von Aquileia nach Norden führende antike Verkehrsader.

Für die heutige Kenntnis des römischen Straßennetzes bildet das sogenannte Itinerarium Antonini, ein römisches Reisebuch, die besterhaltene schriftliche Version eines Straßenverzeichnisses. Die zweite Grundlage bildet eine kartographische Darstellung, die sogenannte Tabula Peutingeriana, ein 6,82 m langer und 34 cm breiter Streifen der die antike Welt bis Asien erfasst. Es sind die wichtigsten Quellen, auch wenn dort im einzelnen Ungenauigkeiten, Verwechslungen und andere Fehler vorkommen.

Alle römischen Reichsstraßen hatten Namen, die Via Iulia Augusta wurde nach der Tochter des Augustus benannt, der Anlass war die Geburt ihres Sohnes mit Tiberius in Aquileia. Im Itinerarium Antonini wird die Strecke Aquileia – Veldidena (Wilten bei Innsbruck) als „Abkürzung“ über den Plöckenpass angeführt. In der Tabula Peutingeriana scheint diese Straße überhaupt nicht auf. Der Straßenverlauf: Aquileia - Iulium Carnicum - Plöckenpass – Gailberg – Drautal – Aguntum – Pustertal – Brenner – Veldidena wurde bis jetzt als Abkürzung zur Strecke Aquileia – Trient und über das Etsch- und Eisacktal zum Brenner, angesehen.

Meine Recherchen haben ergeben, dass die Entfernungsangaben zwischen Iulium Carnicum (Zuglio) und Littamum (Innichen) nicht über den Plöckenpass, sondern über den Kreuzbergsattel führen und diese Strecke die Abkürzung zur eigentlichen Straße über den Plöckenpass ergibt.. Im Itinerarium wurden den Entfernungsangaben (32,6km/26,6km/34 km) falsche Stationsnamen zugeschrieben, ein Fehler der durch mehrmaliges kopieren und verloren gegangenen Aufzeichnungen vorstellbar ist. Nach den Meilenangaben liegen die Straßenstationen in Forni Avoltri und San Nicolo und passen sich damit topographisch gut ein; San Nicolo wohl mit einem Anschluss ins Piavetal.

Durchs Drautal wurde immer eine wichtige Straße angenommen. Leider fehlen die Angaben im Itinerarium darüber. Die Hauptstraße von Aquileia nach Veldidena kann nur über Aguntum verlaufen sein. So könnten die aus antiken Schriften bekannten Namen Aguntum und Loncium mit den Entfernungsangaben über den Kreuzbergsattel in Verbindung gebracht worden sein.

In der Straßenforschung über die Via Iulia Augusta findet sich noch eine weitere Fehlinterpretation. Die Angaben im Itinerarium für die Strecke Aquileia – Virunum (Zollfeld bei Klagenfurt) führen wahrscheinlich nicht wie angenommen über das Kanaltal, sondern über den Plöckenpass und das Drautal in die norische Provinzhauptstadt Virunum. Wieder sind es die fehlenden Angaben fürs Drautal (von Innichen bis Villach) die diese Auslegung schlüssig gemacht hätten: Kartenskizze: Aquileia – Zuglio (zwei mal 44,4 km) wie nach Veldidena, die Notiz „viam Belloio“ (Abzweigung nach Belloio) kann jetzt für eine der beiden Stationen auf der Abkürzung nach Littamum angenommen werden, die 35,5 km nach Larice führen ins Gailtal (Weidenburg) und die nächsten 35,5 km nach Bilachium ins Drautal (Greifenburg/Radlach). Die Route durchs Kanaltal mit der Engstelle bei Chiusaforte wurde vermutlich, wie die Brennerstrecke bei Klausen, erst später durchgeschlagen (Brennerstrecke zweite Hälfte 2.Jh.).

Mit dieser Erkenntnis wird die Via Iulia Augusta enorm aufgewertet und es eröffnen sich neue Perspektiven für das historische Drautal und im weiteren für den Raum Feldkirchen - Virunum.

Geländebedingt kam die Straße in Irschen bei der kleinen Ortschaft Potschling vom Gailberg ins Tal. Hier am Drauübergang vermute ich einen einstigen Miltärstützpunkt, es kann sich um das noch nicht eindeutig lokalisierte Loncium handeln. Im Zuge der Militarisierung Friauls durch Iulius Caesar wurde Iulium Carnicum errichtet und der Weg über den Plöckenpass befahrbar gemacht. Die guten Beziehungen Roms zu den Keltenfürsten (Gastfreundschaftsvertrag) werden schon vor der Annexion des regnum Noricum die Straßenerrichtung bis zur Drau zugelassen haben. Mit dem Anschluss an Rom 15.v.Chr. kam es zur Gründung der Munizipien: Aguntum, Teurnia, Virunum, Iuvavum und dem Ausbau der Straßenverbindungen, ausgehend von der über den Plöckenpass kommenden Via Iulia Augusta.

Den Anschluss nach Westen über Aguntum nach Veldidena kennen wir aus dem Itineratrium. Nach Osten wird die Trasse nordseitig durchs Drautal über Teurnia bis vor Villach und durchs Krastal nach Treffen und weiter über Feldkirchen, St.Peter am Bichl, Karnburg nach Virunum verlaufen sein. Gestützt wird diese Annahme mit der Straßenstation Beliandrum in Feldkirchen und dem Meilenstein von St.Peter am Bichl. Dieser Meilenstein kommt damit auf der Hauptstraße zu liegen, Meilensteine wurden nur auf Reichsstraßen aufgestellt. Neuere Forschungen im Raum Feldkirchen kommen zu der Annahme, dass die Straße von Virunum nach Salzburg über Feldkirchen verlief und dort die Straßenstation Beliandrum anzunehmen ist. Mit dem Verlauf der Via Iulia Augusta über Feldkirchen (Beliandrum) und der Abzweigung nach Salzburg wird dies noch überzeugender, weil damit die Teilstrecken (19,3km + 20,7km + 20,7km + 23,7km über (St.Leonhard) Sirnitz – Flattnitz – Stadl/Mur – Moosham) nach Salzburg exakt passen.. Die Tabula Peutingeriana kennt die Via Iulia Augusta nicht und lässt fälschlicherweise die Straße nach Salzburg nördlich von Virunum abzweigen.

Die Ankunft über die Via Iulia Augusta in Virunum muß beeindruckend gewesen sein.

Die große Bedeutung dieser Alpenstraße erklärt auch den Kult- und Opferplatz Gurina im Gailtal und für die nachrömische Zeit (Frankenherrschaft), den Standort Karnburg mit Fürstenstein.

Mit dem Niedergang des Römischen Reiches kam es zwangsläufig zu militärischen Standortverschiebungen. So wurde um 500 n.Chr. Virunum aufgegeben und die Hauptstadt Noricums nach Teurnia verlegt. Für den militärischen Oberbefehlshaber ist ein „dux Ursus“ genannt. Unter ihm dürfte es, um den Zugang nach Italien zu sichern, zur neuerlichen Befestigung der strategischen Stelle im Raum Irschen, zur Errichtung des „castrum Ursen“, gekommen sein. Über die Via Iulia Augusta eroberte Rom den Ostalpenraum, über die gleiche Straße musste der Rückzug angetreten werden und neue Machthaber kamen über sie ins Land.

Ing. Dietmar Simoner Irschen im Juni 2006

PS.: Das Ende für den Straßenknoten in Potschling (pocadlo/Raststätte) und das castrum Ursen kam erst mit der Errichtung der Mautstation Oberdrauburg und dem Straßenanschluss zum Gailbergsattel durch die Grafen von Görz um 1300.



weitere Erkenntnisse zur Via Iulia Augusta neu:

Darüberhinaus habe ich versucht die Gesamtlängenangaben der Straße mit meiner Annahme über den Straßenverlauf stimmig zu machen. Ich beziehe mich wie immer auf die Angaben in der Tabula Peutingeriana (TP) und im Itinerarium Antonini (IA) laut Publikation G. Winkler „Die römischen Straßen und Meilensteine in Noricum – Österreich“ bzw auf die des Geographen Cl. Ptolemaios.

1) Die angeblich einzige bei Ptolemaios für Noricum genannte Entfernung betrifft die Strecke Aquileia – Virunum, sie könnte statt auf 125 Meilen auf 125 Leugen lauten. Walter Schmid verweist bei seiner Untersuchung für Noreia auf O. Cuntz Die Geographie des Ptolemaios und legt die 125 Meilen = 185 Km, durchs Kanaltal an. Das antike Mass liegt bei mindestens 192 km, damit eine eher unpassende Angabe. Wenn man bei Ptolemaios an seine Ortsangabe für Idunum mit nördlich von Zuglio und westlich von Santicum denkt, es könnte das heutige Irschen (castrum Ursen) sein, kann man annehmen, dass er vor Ort war und wenn seine Entfernungsangabe auf Leugen lautet, so kommt man für die Strecke Aquileia – Virunum auf 277 km und dieses Mass würde genau für die Strecke über den Plöckenpass - castrum Ursen und weiter wie von mir angenommen, passen.

2) Im IA ist für die Strecke Von Aquileia an die Donau die Gesamtlänge mit m.p. CCLXXII = 402,5 km (zu kurz) angegeben. Die Annahme mit dem Verlauf durchs Kanaltal geht fehl – es passen die Entfernungsangaben und Orte nicht in die Topographie des Tales. Der entsprechende Verlauf wird, wie von mir dargelegt wurde, über den Plöckenpass führen. Ob der Verfasser oder sein Vorgeber hier möglicherweise an der Gesamtlänge Anpassungen vorgenommen hat, die 402 km sind auch über das Kanaltal (ca 460 km) deutlich zu kurz, lässt sich nicht nachvollziehen, jedenfalls liegt eine Unstimmigkeit vor. Über den Plöckenpass / castrum Ursen kommt man auf eine Distanz von 550 km - das ergibt m.p. CCCLXXII. Laut diesem Zahlenbild könnte man am ehesten ein C „zuviel“ gesehen und „gelöscht“ haben, um an die Distanz über das Kanaltal heranzukommen (das L wegzunehmen wäre als Schreibfehler nicht glaubhaft gewesen). Die m.p. CCCLXXII bzw 550 km ergeben sich aus den 277 km für die Strecke Aquileia – Virunum über castrum Ursen, zuzüglich 273 km für die Strecke Virunum – Lauriacum. Laut der Publikation G. Winkler kommt man für die Strecke Virunum – Lauriacum lediglich auf 265 km (IA und TP stimmen überein, IA wurde an die TP angepasst). Aber nach dem IA könnte für den Bereich Zollfeld (Virunum) – Scheifling die Straße über das Görtschitztal verlaufen sein. Die Station 29,6 km von Virunum, (Michldorf bei Friesach ist topographisch ohnedies nicht überzeugend) wäre damit in Mösel im Görtschitztal anzunehmen, die weiteren 44,4 km führen nach Scheifling (topographisch auch überzeugender als St. Georgen ob Judenburg) und die nächsten 26,6 km nach Möderbrugg. Somit ergeben sich von Virunum nach Möderbrugg 100 km. Damit eliminieren sich die Unstimmigkeiten in der Aufstellung laut IA für diesen Bereich. Die Strecke Möderbrugg - Lauriacum beträgt im weiteren laut TP 135 km + 38 km (für Wels – Lauriacum), zusammen 173 km und damit Virunum – Lauriacum = 273 km. Aquileia – Lauriacum (über castrum Ursen) 277 km + 273 km = 550 km = m.p.CCCLXXII.

Damit ist eine gute Stimmigkeit gegeben und kann, wenn auch noch etwas spekulativ, als weiterer Beleg für die Reichsstraße Via Iulia Augusta über den Plöckenpass nach Noricum angesehen werden. Auch spricht aus dieser Ableitung, dass das IA älter als die TP sein wird und letztere geänderte Straßenverläufe beinhaltet. Möglicherweise sieht die TP, mit ihrer zweimaligen Nennung von Noreia, auch noch die alte Route (IA) über das Görtschitztal vor. Dass damit das Noreia von Prof. Walter Schmid gestärkt wird, ergibt einen interessanten Nebenaspekt.


PS.: Die alte Strecke (IA) durchs Görtschitztal wird noch zu befahren und die Entfernungsangaben anzulegen sein. Möglicherweise liegt mit 29,6 km von Virunum die Straßenstation im Bereich Guttaring oder es geht schon über Brückl ins Görtschitztal mit der Station in Wieting. Das Noreia von W. Schmid scheint im IA nicht als Straßenstation auf, es wird bis Scheifling durchgefahren (44,4 km). Für den Straßenverlauf durchs Görtschitztal spricht die Klammstelle nördlich von Friesach, die frühesten Wege haben diese Hindernisse nicht bewältigt, vergleichbar mit Enge Gurk oder Chiusaforte im Kanaltal und Klausen im Eisacktal. Der frühgeschichtliche Wegeknoten im Görtschitztal wird in Waisenberg (Königsgräber) anzunehmen sein, er wurde von den Römern, mit der Errichtung von Virunum, ins Zollfeld verlegt.


Bezüglich Dr. Gugl`s Annahme für die Straße von Virunum nach Iuvavum (Topographische Probleme im Umfeld der norischen Provinzhauptstadt) über die Turrach, möchte ich darauf hinweisen, dass er nicht von einer Reichsstraße Virunum – Aquileia über Feldkirchen (Beliandrum?) ausgeht und die Entfernungsangaben von Virunum aus anlegen muss und möglichst kurz sein will. Die Entfernungsangaben laut TP passen aber erst mit der Abzweigung von der Reichsstraße in Feldkirchen. Für die Straßenstation in Sirnitz fehlt noch der Name. Oder Beliandrum gilt für Sirnitz und der Name fürs römische Feldkirchen fehlt. Als Straßenstation wird dieses von untergeordneter Bedeutung gewesen sein, die Strecken Santicum – Virunum (laut IA m.p.XXX!) und Sirnitz (Beliandrum?) – Virunum wird man in einem durchfahren haben. Der eigentliche Straßenknoten in Feldkirchenmwar militärisch besetzt, wie auch die Straßenabzweigungen in Seeboden (Abzweigung nach Immurium/Iuvavum) und Irschen.


Zur späteren Tabulastrecke über Friesach und durch die Klamm, passt dann der Streckenverlauf, von Virunum nach Salzburg, über das Gurktal, mit der Abzweigung in Teibach (Die Entfernungsangaben wurden vom IA übernommen - deshalb im Bereich der Abzweigung geringfügig falsch).


Dietmar Simoner Rittersdorf 43, A-9773 Irschen email: dietmar.simoner@utanet.at



Ein Statement auf meinen Bericht möchte ich doch anfügen:



Original Message ----

From: alfoeldy To: dietmar simoner@utanet.at Sent: Saturday, October 21, 2006 2:17 PM

Subject: via Iulia Augusta


Sehr geehrter Herr Simoner,

ich danke Ihnen bestens für Ihre lehrreichen Ausführungen. Mit freundlichen Grüßen


Géza Alföldy


Prof. Alföldy ist Althistoriker - Uni Heidelberg und ausgewiesener Kenner Noricums und der Keltenzeit.



Die Via Iulia Augusta "führt" nach Noreia:

Der von mir dargelegte Verlauf der Römerstraße Via Iulia Augusta (diese Bezeichnung der Reichsstraße von Aquileia nach Noricum hat sich als berechtigt erwiesen) kann auch das Rätsel über den Ort der Schlacht bei Noreia, welche 113 v.Chr. zwischen Kimbern und Römern stattfand, lösen. Zur Zeit Strabons war nur die Route der Via Iulia Augusta, die den prähistorischen Wegen gefolgt ist, bekannt. Wenn man die bei Strabon angeführten 1200 Stadien ab der venetischen Grenze, welche man mit dem Plöckenpass (Wasserscheide – den Alpen entströmenden Fluss) annehmen kann, anlegt, kommt man über den Verlauf der Via Iulia Augusta gut nach Noreia am Neumarkter Sattel. Der beim Geschichtsschreiber Appian beschriebene Ausgangspunkt für den Aufmarsch "die engste Durchlassstelle der Alpen" passt für den Plöckenpass. Damit ist ein entscheidender Beleg geliefert, dass es sich bei der vom Archäologen Dr. Walter Schmid erforschten keltische Siedlung in der Gemeinde Mühlen, um das historisch so bedeutende Noreia handelt. Fraglich bleibt, ob der "Streit um Noreia“ damit beendet ist.

Ableitung: Entfernung Aquileia - Virunum = 277,0 km (CLXXXVII m.p.) abzügl. Aquileia-Zuglio(Iulium Carnicum) = -88.8 km (2 x XXX m.p.) abzügl. Zuglio - Plöckenpass -22,0 km zuzügl. Virunum - Wieting (Candalicae) = +29,6 km (XX m.p.)zuzügl. Wieting - Noreia/Neumarkter Sattel= +20,0 km

Plöckenpass - Noreia = 216 km

Die 1200 Stadien ergeben je nach Umrechnung: 1200 x 177,6 = 213 km 1200 x 185,0 = 222 km

Damit ist eine gute Übereinstimmung gegeben. Die Entfernungsangaben beziehen sich auf das Itinerarium Antonini mit dem Verlauf durch das Görtschitztal

Bei der doppelten Nennung der Straßenstation Noreia in der Tabula Peutingeriana (mit dem Straßenverlauf über Treibach (Matucaio) – Friesach und durch die Klamm nach Scheifling (ad pontem)) wird es sich um keinen simplen Abschreibfehler handeln. Es ist anzunehmen, dass im Original ein Hinweis zur Siedlung Noreia bestand und man in der mittelalterlichen Kopie diesen nicht mehr richtig zu deuten wusste.

Dietmar Simoner (Ergänzung vom 9.7.2007)


PS.: Die Entfernung von 1200 Stadien dürfte Strabon folgend ermittelt haben:

1200 Stadien á 0,185 km = 222 km entsprechen CL m.p. á 1,48 km = 222 km

Die CL m.p. ergeben sich aus den Entfernungsangaben zur Via Iulia Augusta:

Aquileia - Virunum = (125 Leugen) = 277 km = CLXXXVII m.p. abzüglich Aquileia – Iulium Carnicum = LX m.p., abzüglich die halbe Entfernung Iulium Carnicum – Larice (XXIIII/2) = XII m.p., zuzüglich Virunum – Candalicae = XX m.p., zuzüglich die halbe Entfernung Candalicae – Ad pontem (XXX/2)= XV m.p. ergiebt CL m.p. = 1200 Stadien = 222 km = Plöckenpass – Neumarkter Sattel

(für den Plöckenpass wird er die Mitte zwischen Iulium Carnicum und Larice angenommen haben und für den Neumarkter Sattel die Mitte zwischen Candalicae und Ad pontem)

Damit sieht die Sache noch stimmiger aus.


Möglicherweise ist die doppelte Nennung von Noreia so zu verstehen, dass es sich einerseits um die Straßenstation und andererseits um die Siedlung handelt und die zweiten XIII m.p. als Abstand zu sehen sind. Die Strecke nach ad pontem entspricht für beide mit XIIII m.p.

Dietmar Simoner 28.12.2007



weitere Anmerkungen:

Das Volk der Kimbern war, auf seiner Wanderschaft, im Begriff über den Neumarkter Sattel in das Land der Noriker einzudringen, Rom ließ aus Sicherheitsgründen die Durchlassstelle der Alpen, den Plöckenpass, besetzen. Der römische Heerführer Konsul Gnaeus Papirius Carbo wird nicht aus Ruhmessucht und Beutegier den Kimbern entgegengezogen sein. Vielmehr ist anzunehmen, dass die in freundschaftlicher Beziehung zu Rom stehenden Keltenfürsten ihn ersuchten, den Kimbern entgegenzutreten und diese abzudrängen. Sein Durchmarsch durch Noricum kann nur mit Geleitung und Unterstützung keltischer Krieger erfolgt sein.


Diese Neuinterpretation der antiken Aufzeichnungen, mit dem Straßenverlauf über den Plöckenpass, eröffnet eine neue Sicht zur Kelten- und Römerzeit, insbesondere für den Raum Oberkärnten / Osttirol. Es kann angenommen werden, dass aus der antiken Literatur bekannte Ereignisse, wie: die Auswanderung von Alpenkelten an die nördliche Adria (186 v.Chr.), die hochrangige römische Gesandtschaft zu den Alpenkelten (183 v.Chr., vermutlich wurde damals auf einem Fürstenhof in Irschen/Idunum? der erste Gastfreundschaftsvertrag geschlossen) oder die Goldaffäre bei den norischen Tauriskern (Mitte 2. Jh. v. Chr. mit dem geographischen Hinweis „nicht weit von Aquileia“), allesamt über den Plöckenpass verlaufen sind.

Meine neuen Erkenntnisse über die Reichsstraße „Via Iulia Augusta“ und der damit erkennbar gewordene Ablauf der römischen Okkupation Noricums, könnten die Wissenschaft zu einer neuen Betrachtung der Romanisierung im Alpen-Adria–Raum führen.

Dietmar Simoner 7.6.2008


Über die Via Iulia Augusta nach Aguntum - Sommerresidenz der Römer:

Von Aquileia aus konnte man in zwei Tagesfahrten, mit einem Aufenthalt in Iulium Carnicum, Aguntum erreichen. Es ist anzunehmen, dass die römischen Machthaber, insbesondere die aus Aquileia, den Landschafts- und Klimawechsel, vom Meer in die Alpen, mit der Errichtung einer Sommerresidenz für sich nutzbar machten.

Das im Jahr 2007 in Aguntum ausgegrabene Macellum (Feinkostladen) zeigt, dass man allerdings auf die gewohnten Meeresfrüchte nicht verzichten wollte, und sie waren sozusagen frisch aus der Adria zu haben.

Erst mit dem Status „Sommerresidenz“ erklären sich die luxuriöse Ausstattung des „Atriumhauses“ und der großstädtische Säulengang (2008 ausgegraben).

Nachdem man von Süden kommend, bei Loncium (Potschling/Irschen) die Drau überquerte, waren es nur mehr 13 römische Meilen bis Aguntum. Das mächtige Stadttor ließ schon von weitem erkennen, dass man ankommt. Auch diese Stadtmauer (nur ostseitig) kann als entsprechender Repräsentativbau gesehen werden. Allerdings lässt die schwere zweizügige Ausführung auf den Umbau einer älteren Sperrenmauer (Diskussion:Aguntum) aus augustäischer Zeit schließen. Möglicherweise führte das hospitium publicum zwischen Rom und den norischen Fürsten schon vor 15 v.Chr. zum Ausbau der Keltenwege zur Via Iulia Augusta und die Verbindung in die Nachbarregion Rätien sollte vorerst gesperrt sein. Die Mauerflucht zeigt in die Richtung des aus dem Mölltal kommenden Säumerweges, über den das wertvolle Tauerngold geliefert wurde. Unmittelbar vor der Mauer wird sich ostseitig die Straßenstation befunden haben.

Das Municipium Claudium Aguntum wird sich aus der Straßenstation entwickelt haben - es entspricht nicht dem römischen Planungsraster und die prekäre Lage im Bereich des Debantbaches (antiker Bachverlauf möglicherweise weiter westlich), nicht einer geplanten Standortwahl. Die Namensgebung wird auf die noch im keltischen Noricum errichtete Sperrmauer zurück zu führen sein. Nach dem Sprachwissenschaftler Wilhelm Obermüller wäre von <y-gann-ton> - der befestigte Ort, auszugehen.

Dietmar Simoner 7.3.2009 / 12.9.2011


PS.: Die römischen Ausgrabungen am Schröttelhofer Feld, westlich von Oberdrauburg - wo sich am Burgforst vermutlich eine römische Straßensperre befand -, zeigen eine Anlage, die aus ihrer Architektur (um einen Zentralraum liegen kleine zellenartige Räume, die Hauptfassade nach Westen gerichtet, keine Schlafräume, sowie festgestellte Neonatus-Bestattungen - aus K. Gostencnik "Die Ausgrabungen in Oberdrauburg 1995-2001"/Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten 2001) auch als Bordell gedeutet werden kann. Römerzeitig gehörte der Bereich zu Irschen, zum castrum Ursen bzw dem Drauübergang Loncium. Für diesen Militärstützpunkt wäre eine solche Anlage denkbar, zum nur 10 Meilen entfernten Aguntum, ein Bezug nicht auszuschließen. 23.3.09 D.S.


zur Straßenstation – Mansio / Mutatio:

Der Abstand der Straßenstationen entspricht einer Tagesfahrt und liegt allgemein zwischen XX und XXX m.p. (römische Meilen = 1,48 km). Die Standorte richten sich nach der Topographie der Gegend und erfassen vor allem Wegeknoten. Zumeist befand sich neben einer Mansio (Rastplatz) auch eine Mutatio (Pferdewechselstation). Meine Erkenntnisse aus der Straßenforschung über die Via Iulia Augusta zeigen, dass diese Pferdewechselstationen möglichst eine bestimmte Voraussetzung erfüllen mussten, das Vorhandensein von sauren Wiesen für das Pferdefutter („antike Tankstelle / bleifrei“). So befinden sich diese Stationen zumeist in leicht vernässten tieferen Tallagen bzw in deren Nähe (z.B. Larice, Loncium, Aguntum, Bilachium, (Baldersdorf), Santicum usw.).

Dietmar Simoner 27.6.2009


Meilensteine:

An den römischen Reichsstraßen wurden Meilensteine aufgestellt die in der Inschrift außer der Entfernung zur nächsten Stadt auch den jeweiligen Kaisernamen als Widmung zeigen.

Für die Via Iulia Augusta finden sich über den Radstädter Tauern und durch das südtiroler Pustertal besonders viele Meilensteine. Der Meilenstein von Innichen, er wurde zusammen mit einem zweiten, westlich von Toblach bei der Gratscher Brücke gefunden, steht jetzt in Innichen neben der Michaelskirche und kann im Kontext der Neuerkenntnis über diese Römerstraße, neu interpretiert werden. Er ist dem Kaiser Gordianus III gewidmet und trägt die Entfernungsangabe XXXXIII und darunter links XXL. Die XXL werden bisher als schlecht getilgte ältere Innschrift gedeutet, was einer unnotwendigen Verwirrung gleich käme bzw ist eine solche Schreibung, für XXX als einzige Zahl, unüblich. Vielmehr wird es sich um eine Zusatzangabe handeln, nämlich die Straßengabelung bei XXX nach links zu nehmen. So gesehen wird der Meilenstein VII m.p. nördlich von Iulium Carnicum bei Paluzza, kurz nach der Abzweigung der Compendiumstrecke über den Kreuzbergsattel nach Littamum (Innichen), gestanden haben. Von hier aus passen die XXXXIII m.p. über den Plöckenpass nach Aguntum und die XXL (XXX) m.p. für die Straßengabelung im Drautal (Loncium). Vom Pustertal aus passen die Entfernungen weder von Innichen noch von der Gratscher Brücke aus. Die Erklärung, dass der Meilenstein vermutlich von den Langobarden von Paluzza ins Pustertal verschleppt wurde, wäre in der Zweitverwendung als Grenzstein an der Gratscher Brücke denkbar - als Entfernungsangabe über den Plöckenpass ins gegnerische Noricum machte er für die Langobarden keinen Sinn mehr. Bei der Gratscher Brücke (übrigens Wasserscheide Adria – Schwarzes Meer) wird die entlang der Drau verlaufende Grenze zwischen Noricum und dem oberitalienischen Langobardenreich in die Dolomiten abgeknickt und Richtung Bozen verlaufen sein. Der Straßenabgang von Innichen aus nach Süden blieb dabei noch im Langobardengebiet und wurde wie Loncium und Duel neu befestigt.

Dietmar Simoner 23.8.2010


Straßenknoten:

Knotenpunkte von Hauptstraßen waren militärisch besetzt, die umliegenden Händlerstationen (mansiones) lagen rund eine halbe Tagesfahrt davon entfernt. In den Straßenverzeichnissen fehlen deshalb häufig die Namen für den eigentlichen Straßenknoten. An den Provinzgrenzen befanden sich an wichtigen Straßenknoten auch Zollbüros für Verwaltungsbeamte. Für die Provinz Noricum wird das Haupbüro des Verwaltungsbeamten in Loncium (Potschling/Irschen) gesehen.

Hier will ich am von mir erkannten unterschiedlichen Routenverlauf laut Itinerarium Antonini bzw Tabula Peutingeriana für den Bereich Virunum – Ad pontem (Scheifling) anbinden, wo ich die Straße laut IA durch das Görtschitztal verlaufen sehe und die Teilstrecke XXX m.p. von Candalicae (Wieting) aus über Mühlen (Noreia) nach Ad pontem führt. G. Winkler legt diese Entfernung fälschlicherweise von Micheldorf bei Friesach aus an und kommt so (durch die Klamm) bis St. Georgen ob Judenburg, wo vom steirischen Landesarchäologen W. Schmid 1941 bei Nußdorf ein römerzeitlicher Baukörper ausgegraben und als Straßenstation Monate gedeutet wurde. Schmid geht hier doppelt fehl - die Station Monate wird für den Straßenknoten in Pöls anzunehmen sein und die vier aneinandergereihten ca 15m x 15m großen Räume als Gastzimmer, Küche, Extrazimmer und Schlafzimmer einer Straßenstation zu deuten, entspricht dem damaligen größenwahnsinnigen Zeitgeist. (Seine 1929 gemachte Lokalisierung für Noreia kann dagegen in ihrem Ansatz als wissenschaftlich gestützt gesehen werden und noch nicht aus diesem Geist geboren. Weiteres Beweismaterial zu seinem Noreia müsste neuerlich ergraben werden. Meine über die Via Iulia Augusta gemachte Streckenableitung für die bei Strabon zu findende Entfernungsangabe zu Noreia, sollte die Diskussion zurück auf den Geländerücken zwischen Neumarkt und Görtschitztal bringen).

Dietmar Simoner 7.9.2010


Zusammenfassung:

Die Via Iulia Augusta war wahrlich mehr als eine Abkürzung – über sie lief schon in frühaugusteischer Zeit die Kooperation mit dem südlichen Noricum (Kärnten) und so konnte es 15 v.Chr. zur friedlichen Annektierung ans römische Reich kommen.

Mit der Erkenntnis, dass es sich bei der Stadtmauer von Aguntum um eine frühaugusteische Sperrmauer handeln muss, bestätigt sich, dass der Ausbau der bestehenden Wege im südlichen Noricum, zur Römerstraße Via Iulia Augusta, schon mit der Befahrbarmachung des Plöckenpasses durch Julius Caesar begann und in der Zeit Kaiser Augustus seine Fortsetzung fand.

Wenn J. Caesar in den 50er Jahren v.Chr. Friaul militärisch befestigen lässt und in diesem Zuge die Stadt Julium Carnicum errichtet, so wusste er von der strategischen Bedeutung dieser Stelle und dem Plöckenpass als Eingangstor in die Ostalpen. Ich nehme an, dass Caesar damals selbst bis ins Drautal gekommen ist und sich schon mit einer militärisch motivierten Überschreitung der Ostalpen befasst hat (Die nicht mehr auffindbare Felsinschrift, dass Caesar den Weg über den Plöckenpass ausbauen ließ, wird echt sein). Die durch ihn errichtete Festungsstadt Julium Carnicum (Zuglio) zeigt, dass dieser Weg in die Ostalpen als strategisch und historisch bedeutend gesehen wurde - im römischen Bewusstsein waren die Ereignisse von 186 v. Chr. (Keltenauswanderung an die nördliche Adria), 183 v.Chr. (ranghohe römische Gesandtschaft zu den Alpenkelten), 170 v.Chr. (Gastfreundschaftsvertrag mit Cincibilus), 113 v. Chr. (Cimbernfeldzug vom Plöckenpass nach Noreia unter Consul Carbo) noch fest eingeprägt. Es lässt zugleich erkennen, dass der Weg durch das Kanaltal noch nicht befahrbar sein konnte, weil diese Route nicht gesichert wurde bzw mit einer gleichzeitigen Sicherung, Iulium Carnicum im Bereich Carnia errichtet worden wäre und auch da es nicht in Tolmezzo mit der Gabelung Richtung Piavetal errichtet wurde, zeigt, dass man über das But-Tal zum Plöckenpass den einzig möglichen Straßenverlauf in die Ostalpen gesehen hat. (Eventuell war auch schon die „Compendiumstrecke“, nördlich von Iulium Carnicum, bei Sutrio, nach Littamum abzweigend, bekannt). Der mögliche Parallelweg durch das Chiarso-Tal zum Übergang Findenigtörl konnte dabei von Iulium Carnicum aus ebenso kontrolliert werden.

Es darf angenommen werden, dass Caesar bis ins Drautal, nach Irschen, ins keltische Idunum kam, wo schon 183 v.Chr. und 170 v.Chr. römische Gesandte mit Keltenfürsten verhandelten und einen Gastfreundschaftsvertrag (hospitium publicum) abschlossen. Dass Rom an guten Beziehungen zu Noricum interessiert war, zeigen die mitgebrachten Geschenke an König Cicibilus. Die südalpinen Kelten pflegten mit den oberitalienischen Völkern schon lange Handel und waren natürlich am Aufbau der Handelsbeziehungen mit Rom interessiert, wobei es für die Römer in erster Linie um das Norische Eisen (Ferrum Noricum) für die eigene Waffenerzeugung ging. So ist es verständlich, dass beide am Ausbau der Straßen interessiert waren, wobei Rom wohl auch schon die später bis an die Donau führende Militärstraße zur Ostalpenüberquerung im Auge hatte.

Der zur Via Iulia Augusta ausgebaute Straßenverlauf führte vom Eingangstor in die Ostalpen, dem Plöckenpass, bis ins Drautal - mit dem Flussübergang, Straßenknoten und Hauptzollbüro in Loncium bei Potschling bzw der späteren mehrteiligen Befestigungsanlge castrum Ursen in Irschen, dem früheren keltischen Idunum.

Der vom Straßenknoten Loncium nach Westen über das Pustertal ins romfeindliche Rätien führende Straßenarm wurde vorerst nur bis ins Lienzer Becken ausgebaut. Hier an der Straßenabzweigung ins Mölltal, zu den Tauerngoldvorkommen, wurde die Straßenstation und eine mächtige Sperrmauer Richtung Pustertal/Rätien errichtet. Nach der militärischen Eroberung Rätiens durch die beiden Stiefsöhne des Augustus, Drusus und Tiberius, im Jahr 15 v.Chr., wuchs hier an dieser Mauer eine Siedlung und entfaltete sich in der Pax Augusta, zur Stadt Aguntum.

Der nach Osten abgehende, ganz Kärnten durchlaufende Straßenarm führte über Teurnia - mit einer Straßenabzweigung nach Virunum (Salzburg) in Seeboden - nach Santicum (Villach) und über Feldkirchen nach Virunum. Dieser Abschnitt der Via Iulia Augusta wurde ebenso schon vor 15 v.Chr. errichtet, es war ja für die frühe römische Händlerstadt am Magdalensberg die Straßenverbindung ins Mutterland Italien. Die Eisenvorkommen und Eisenschmelzen lagen im Görtschitztal und so wird dieser frühe Straßenausbau schon über Selesen bis Wieting (Candalicae) - wahrscheinlich bis Noreia, erfolgt sein. Mit dem in der 2. Hälfte des 1. Jh. v.Chr. hier aufkommenden Eisenhandel hat sich die römische Hegemonie aufgebaut und das keltische Machtzentrum in Oberkärnten verfiel, ohne ein entsprechendes in Unterkärnten bilden zu können.

Den Weg vom Plöckenpass nach Noreia ging schon 113 v.Chr. ein bekannter römischer Feldherr, der Consul Carbo, als er mit seinem Heer am Plöckenpass lagerte und von den Keltenfürsten ersucht wurde, den eindringenden Cimbern entgegen zu treten. Es kam zur historisch so bedeutenden Schlacht bei Noreia.

Nach der Angliederung Noricums ans römische Reich, 15 v.Chr. und der Ausweitung des Warenaustausches mit Italien, wurde die um drei Tagesfahrten kürzere Strecke, von Villach durch das Kanaltal nach Aquileia, ausgebaut - die Engstelle bei Chiusa Forte durchgeschlagen.

Wenn für den Straßenverlauf der Via Iulia Augusta die Angaben für das Drau- und Liesertal im Itinerarium Antonini fehlen, kann das mit der gegen Ende des römischen Reiches erfolgten Provinzhauptstadtverlegung (um 500 n.Chr.) von Virunum nach Teurnia zusammenhängen. Möglicherweise wurden diese Daten „gelöscht“, um in dieser Völkerwanderungszeit die aus dem Osten heranrückenden Feinde nicht auf den Weg ins Drautal und über den Plöckenpass nach Italien zu bringen. Um diesen Übergang zu sichern, wurde der Raum um Irschen zum castrum Ursen ausgebaut. Vermutlich hat Venantius Fortunatus bei seiner Durchreise im Jahr 565 nicht das schon zerstörte Aguntum sondern das neu befestigte Ursen beschrieben.

Durch den innerhalb eines Jahres eingetretenen Tod von Kaiser Augustus, seiner Tochter Iulia und seiner Enkelin Iulia, der Namensgeberin dieser Römerstraße, mag der Name dieser so bedeutenden Straße früh in Vergessenheit geraten sein.

In der nachrömischen Zeit, während der Langobardenherrschaft in Oberitalien, wird die Drau zur italisch-norischen Grenze erklärt und am Drauübergang bei Potschling entsteht eine Langobardenfestung ohne besonderes Verkehrsaufkommen ins jetzt fränkische Noricum. Historisch tritt dieser Drau- und Talübergang ins Gailtal im 13. Jahrhundert noch einmal in Erscheinung, wo die Grafen von Görz versuchen mit einer gefälschten Urkunde, die Friedrich der II im Jahr 1226 erneuert, das castrum Ursen im Erbrechtweg über das Kloster Roth am Inn, in ihren Besitz zu bringen und das dann 1252 Mitmotiv zur Schlacht bei Greifenburg zwischen Philipp von Spanheim, dem Bruder des Kärntner Herzogs Ulrich III, und dem Grafen Meinhard III, von Görz, wird. Das Ende für den historisch so bedeutenden Straßenknoten in Potschling und damit für das castrum Ursen kam mit der Erstarkung der Grafen von Görz und ihrer Errichtung der Mautstation Oberdrauburg mit eigenem Straßenanschluss über den Gailberg ins Gailtal, um 1300.

Hier endet auch die Geschichte der Via Iulia Augusta. Um ihre historische Bedeutung sichtbar zu machen, sollte der antike Straßenknoten im Raum Irschen von den Archäologen freigelegt und dokumentiert werden. Es ist einer der wenigen noch unentdeckten historisch bedeutenden Plätze in Kärnten.

Dietmar Simoner 31.12.2010


Signalgebung entlang der frühen Via Iulia Augusta:

Der frühe Ausbau der Keltenwege nach und durch Noricum wird mit einer parallel geführten Signalgebungsstrecke für Feuer- und Rauchzeichen begleitet worden sein. Über sie konnten, im Sinne des hospitium publicum, die Fürsten des südlichen Noricums Rom um Hilfe rufen. Die Via Iulia Augusta mit anliegenden Signalgebungsplätzen bot ebenso der römischen Händlerstadt auf dem Magdalensberg die Möglichkeit der raschen Kommunikation mit dem Mutterland Italien und dadurch eine gewisse Sicherheit. Die Lage der Siedlung auf 1000 m Seehöhe hat wohl auch mit dem Sicherheitsdenken der Römer zu tun und eher nicht mit dem Nachgehen eines keltischen Macht- oder Kultplatzes. Die Gipfelbefestigung kann als Fluchtplatz erkannt werden. Dieser Sicherheitsaspekt galt bis 15 v. Chr. – nach der Annexion Noricums übernahm das römische Militär diese Aufgabe. So darf angenommen werden, dass sich auf dem Magdalensberggipfel ursprünglich eine Anlage für Feuer- und Rauchzeichen befand und der Jüngling vom Magdalensberg könnte hier in einem kleinen Tempel des Gottes Merkur gestanden haben. Der große Podiumstempel, dessen Umrisse unter der heutigen Kirche gefunden wurden, wird erst nach der Annektierung errichtet worden sein. Die Rundumsicht vom Gipfel aus ist weitreichend und die Höhenlage um die 1000 m bildet den idealen Sichthorizont zwischen möglichem Boden- und Hochnebel. Auf dieser Höhe befand sich auch die Kommunikationsdrehscheibe beim Straßenknoten Loncium im Oberen Drautal, es ist der neben dem Gailbergsattel liegende Brandriegel mit der Sicht zum Plöcken, nach Aguntum und Richtung Teurnia. Sein Name wird auf eine dort vorhandene Signalfeuerstelle zurück zu führen sein.

Dietmar Simoner 8.8.2011

PS.: Möglicherweise war die Gurina, die frührömische Siedlung, an der Via Iulia Augusta und an der Grenze zu Italien (Plöckenpass) gelegen, für die Zeit vor 15 v.Chr. der Standort einer schnellen römischen Eingreiftruppe, die im Sinne des hospitium publicum aber auch der Händlerstadt auf dem Magdalensberg, hier einvernehmlich installiert wurde. Der vorgefundene Opferplatz sowie der gallo-römische Umgangstempel lassen sich in dieser Deutung gut unterbringen und der Befestigungsturm war wohl für die Überwachung der ankommenden Feuer- bzw Rauchsignale bestimmt, die über den Brandriegel und den Umsetzer Lamprecht (oberhalb von Mauthen) ankamen. Die direkte Signalgebung vom Magdalensberg wird über das Gailtal verlaufen sein. Dabei bietet sich der Kathreinkogel nahe St. Egyden als erste Zwischensignalstelle an. Bei der am Kathreinkogel von 1985 bis 2000 ausgegrabenen spätantiken Höhensiedlung wurde eine zweite, von der Wehrmauer überbaute (somit ältere), Zisterne mit anliegendem Haus freigelegt, möglicherweise die entsprechende Anlage aus dieser frührömischen Zeit, vor 15 v.Chr. errichtet. Die nächste Signalstelle wäre im Raum Maglern zu suchen.

(Im Bereich Rosegg/St.Egyden könnte sich der Drauübergang für die mit der Provinzgründung errichtete Straße durch das Kanaltal befunden haben und die spätere Befestigung am Kathreinkogel eine, dazu passend, militärische sein. In der Tabula Peutingeriana, in der die Straße durch das Kanaltal aufgenommen ist, fällt auf, dass die Entfernungsangaben zwischen Silanos und Tasinemeti fehlen und die Entfernung Tasinemeti – Saloca eine unnötig kurze ist. Möglicherweise war zur Zeit der Kartenerstellung die Straße noch im Bau und vermutlich deshalb fehlen die Entfernungsangaben für die Straßenstationen im Kanaltal. Von Tasinemeti (Fahrendorf?) aus wird die Straße Richtung Drau (altbestehende Drauquerung bei Rosegg/St.Egyden?) geführt haben. Eine neue Drauüberbrückung, von der bestehenden Via Iulia Augusta aus beim nördlich der Drau liegendem Santicum (Villach) abzweigend, wird erst später errichtet worden sein und so ist es wohl vorerst zur Straßenstation Tasinemeti gekommen. Mit der Drauüberbrückung bei Santicum wird man dann später in die bestehende Via Iulia Augusta eingemündet und über Feldkirchen nach Virunum gefahren sein. - Dietmar Simoner 4.5.2013))


Mit archäologischen Grabungen am Zollfeld im Jahr 2017 wird meine Deutung der frühen Romanisierung im südalpinen Noricum bestätigt, siehe Kleine Zeitung vom 19.8.2017 (http://www.kleinezeitung.at/kaernten/stveit/aktuelles_stveit/5271308/Zollfeld_Grabungen-veraendern-die-Geschichte) Mit meiner Richtigstellung der Aufzeichnung im Itinerarium Antonini für die Straße von Aquileia nach Veldidena als Abkürzung zur Hauptstraße über den Plöckenpass und den Gailbersattel ins Drautal mit der Verzweigung - nach Westen über Littamum nach Veldidena und nach Osten mit dem Verlauf durch ganz Kärnten ins Görtschitztal, wurde die bestehende Forschungsmeinung über das frühe Noricum quasi über den Haufen geworfen. Meine Entdeckung des antiken Irschen, dem antiken Straßenknoten beim Drauübergang im Oberen Drautal, stützt sich auf diese Erkenntnis und wird mit Grabungen am Burgbichl (seit 2016), vom Burgbichl aus wurde der Drauübergang für den Straßenabgang nach Süden überwacht, untermauert. Dietmar Simoner (Diskussion) 19:08, 2. Sep. 2017 (CEST)

Bei der laut Bericht vom 19. Aug. freigelegten Straße vom Raum Willersdorf/St.Michael aus in Richtung Westen, kann es sich um die spätkeltische-frührömische „Eisenstraße“ die sogenannte „Via Iulia Augusta“ handeln. Nach Osten wird sie den Magdalensberg angebunden haben und über Ottmanach ins Görtschitztal verlaufen sein. Erst mit der Provinzhauptstadtgründung Virunum kam es am Zollfeld zur römischen Neuausrichtung der Straßen – über St. Peter am Bichl nach Westen und über die Stationen Matucaium und Noreia nach Norden, also nicht mehr über das Görtschitztal mit der Station Candalicae in Wieting und der vermuteten Keltensiedlung Noreia am Geländerücken bei Mühlen. Dietmar Simoner (Diskussion) 15:29, 30. Sep. 2017 (CEST)

Jetzt darf angenommen werden, dass es sich beim römischen Vicus bei St. Michael am Zollfeld um eine größer geplante Siedlung an der sogenannten „Via Iulia Augusta“, der frühen Hauptstraße von Aquileia nach Noricum, handelt. Die hier vorzugsweise verehrte Gottheit Herkules findet sich auch auf der Gurina bei Dellach im Gailtal und möglicherweise auch in Irschen, dem prähistorischen Straßenknoten im Drautal. Es war gewisser Weise die Vorgängersiedlung zur Provinzhauptstadt Virunum, aber als solche, aufgrund der inzwischen im Talboden der Glan erkannten Überschwemmungsgefahr, verworfen - Virunum wurde nur 2,7 km südlich davon hochwassersicher errichtet. Dietmar Simoner (Diskussion) 09:19, 6. Okt. 2017 (CEST)

Wenn der Tempelbezirk von St. Michael dem Gott Herkules, er war auch Schutzpatron des Handels, geweiht ist, kann der römische Vicus von St. Michael am Zollfeld in Zusammenhang mit der „Eisenstraße“ der sogenannten „Via Iulia Augusta“ erkannt werden. Möglicherweise hat der Grundriss der Tempelanlage als Parallelogramm einen ähnlichen Bezug wie dies für den Herkulestempel auf der Gurina dargestellt wird. Dietmar Simoner (Diskussion) 10:20, 14. Okt. 2017 (CEST)

Im Bericht der Kleinen Zeitung vom 19. Aug. 2017 wird von einer Überschwemmungskatastrophe berichtet, die die Siedlung verwüstete und unter einer 1,5 Meter dicken Sedimentschichte begrub. Ich meine, die entsprechende Materialmenge zu dieser Aufhöhung des Talbodens kann von der Glan nicht transportiert worden sein. Vermutlich kam es an der Gurk, unter der Engstelle bei Rain, zu einer immensen Verklausung mit Stau und nördlich der Burg Hochosterwitz auf Kote 526 m zum Überlauf Richtung Untermühlbach - der Gurkabfluss führte so vorübergehend über die Mulde Ziegelbach auf das Zollfeld. Über das Kartenmaterial KAGIS lässt sich diese Katastrophensituation plausibel nachvollziehen. Der dabei erfolgte Materialabtrag durch die Gurk in der Geländemulde Ziegelbach beträgt ca fünf Millionen Kubikmeter, damit konnte der Talboden in kurzer Zeit um 1,5 Meter aufgehöht werden und der Vergleich mit Pompeji erscheint angebracht, insbesondere weil sich bei der großen Speicheroberfläche durch die Stauspiegelabsenkung - die natürliche Überlaufschwelle (526 m) tieft sich ein - es zu einer Sturzflut kommt (vergleichbar mit Dammbruch). - Dazu ist im Detail der Geologe gefragt. Mich interessiert der Zeitpunkt der Überflutung, an ihm könnte man im südalpinen Noricum die Zeitenwende von der Keltenzeit zur Römerzeit festmachen. Vielleicht können auch geologische Erkenntnisse zur Datierung beitragen. Dietmar Simoner (Diskussion) 07:39, 22. Feb. 2018 (CET)

Ich nehme jetzt an, bei der Geländemulde Ziegelbach handelt es sich um das voreiszeitliche Flussbett der Gurk, die ursprünglich auf das Zollfeld floss und in der letzten(?) Eiszeit vom Gletscher zum Abfluss Richtung Brückl gedrängt wurde. Mit dessen Materialschub aus dem Glantalboden wurde auch das alte Flussbett von der Burg Hochosterwitz herab nach Untermühlbach aufgefüllt. Dieses Bodenmaterial lässt sich gut abschwemmen und so erklärt sich das durch die Flut entstandene alte Grabenprofil in seiner Tiefe und Breite. Auch für den weiten Transport und die Verteilung am Zollfeld hatte das abgetragene Material offenbar die richtigen Eigenschaften und erklärt die Verwüstung der Siedlung im Vergleich mit Pompeji. Dietmar Simoner (Diskussion)


Die Via Iulia Augusta als Teil einer bronzezeitlichen Fernstraße

Die Via Iulia Augusta war wahrlich mehr als eine Abkürzung. Sie folgte von Aquileia aus bis ins Drautal einer seit jeher von der nördlichen Adria über die Ostalpen bis an die Ostsee verlaufenden Fernstraße. Mit dem Verlauf Aquileia – Plöckenpass – Gailbergsattel – Irschen/Potschling (dem Wegeknoten im Drautal mit Burgbichl und Drauübergang) – Iselsberg – Heiligenblut – Glockner (Hochtor) – Zell am See – Bad Reichenhall – Burghausen - und weiter über Mitteldeutschland bis an die Ostsee (Rügen), wird diese bronzezeitliche Handelsstraße auch der Weg für den Wissenstransfer zur Herstellung der Himmelsscheibe von Nebra gewesen sein. Jungsteinzeitliche Altfunde im Siedlungsraum Irschen sowie ein Fragment einer bronzezeitlichen Fibel aus der 2021 wieder aufgenommenen Grabung am Burgbichl, als auch der in das 2. Jt. v. Chr. datierte Dolchfund vom Ostalpenübergang Glockner (Hochtor) östlich des Brenn Kogels, können als Beleg für diesen frühen Wegverlauf gesehen werden. Die von mir aufgezeigten geometrischen und astronomischen Standortbezüge im Raum Irschen, dem prähistorischen Straßenknoten und damit Macht- und Kultplatz im Oberen Drautal, werden ebenso auf Wissen aus dem Orient zurückzuführen sein. Der Seeweg vom Orient bzw von Ägypten über die Adria bis Aquileia, dem Ausgangsort für die Ostalpenüberquerung, ist entlang der italienischen Küste anzunehmen. D.S. Dietmar Simoner (Diskussion)