Germania Judaica ist ein Handbuchprojekt zur Geschichte des Judentums im deutschsprachigen Raum.

Geschichte

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Die Idee des Handbuchprojektes Germania Judaica geht zurück auf den Breslauer Rabbiner und Historiker Marcus Brann zurück, der 1903 eine entsprechende Anregung in der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums unterbreitete. Daraufhin beschloss der Ausschuss dieser Gesellschaft, „unter dem Titel „Germania Judaica“ eom alphabetisches Verzeichnis aller Ortschaften des deutschen Reiches, an denen von den ältesten Zeiten bis zu den Wiener Verträgen jüdische Ansiedlungen bestanden haben, anlegen und deren Geschichte auf Grund der Quellen wissenschaftlich darstellen zu lassen.“[1] Die Leitung des Projektes wurde zunächst dem Bibliographen und Orientalisten Moritz Steinschneider angeboten, der zwar aufgrund seines hohen Alters ablehnte, aber Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellte und die Arbeiten in den ersten Jahren beratend begleitete.[2]

Unter der Leitung von Julius Guttmann wurde ein Arbeitsausschuss gegründet, der erstmals am 13. Juni 1905 in Breslau tagte und dort einen Arbeitsplan vereinbarte. Dieser wurde in der Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums veröffentlicht. Das 1903 beschlossene Grundkonzept wurde darin weiter ausgearbeitet und die Erarbeitung einer Übersicht über das zu behandelnde Material einer Redaktion übertragen.[3] Nachdem verschiedene Wissenschaftler auf Anfrage des Arbeitsausschusses den Arbeitsplan gutgeheißen hatten, wurde die Redaktion eingerichtet, die aus den beiden Herausgebern Marcus Brann und Aaron Freimann und einem „wissenschaftlichen Hilfsarbeiter“ (anfangs Arthur Süssmann, dann vor allem H. Tykociński) bestand. Diese erarbeiteten eine Liste der Orte und Personen, die im ersten Teilband der Germania Judaica erscheinen sollten. Diese wurde nach Einarbeitung verschiedener Begutachtungen wiederum in der Monatsschrift der Gesellschaft veröffentlicht,[4] ebenso acht Beispielartikel, die einen Eindruck von dem zu erarbeitenden Werk geben sollten.[5] Parallel wurden mögliche Autoren für die Artikel kontaktiert, die meisten Ortsartikel mussten allerdings letztlich trotz diverser Zusagen durch einen kleinen Autorenkreis erarbeitet werden.

In dem 1905 veröffentlichten Arbeitsplan wurden als geographischer Umfang der Germania Judaica sämtliche Orte definiert, die zum Deutschen Reich und/oder dauerhaft zum ehemaligen Heiligen Römischen Reich gehörten (einschließlich Deutschösterreich und der Schweiz) und in denen „jüdische Ansiedelungen bestanden oder hervorragende Juden gelebt haben“. Als vorläufiger zeitlicher Schlusspunkt für das Vorhaben wurde der Wiener Kongress (1815) bestätigt. Zu jeder damit erfassten Ortschaft sollten die Verwaltung, äußere Stellung, Entstehung, Geschichte und gegebenenfalls Verfolgung/Vernichtung der jüdischen Gemeinde, das religiöse, kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sowie das Wirken der bedeutenden jüdischen Bewohner möglichst knapp und präzise zusammengestellt werden. Die Präsentation sollte „in einer auch den Nichtfachmann fesselnden Form und ihm leicht verständlichen Sprache“ erfolgen. Daneben sollten auch für Landschaften Artikel erstellt werden, in denen die Informationen zum jüdischen Leben zusammengefasst werden, die sich nicht auf einen bestimmten Ort beziehen.

  • Weitere Informationen im Arbeitsplan (mit den erschienenen Bänden abgleichen)
  • Germania Judaica. Band 1: Von den ältesten Zeiten bis 1238. Nach dem Tode von Marcus Brann herausgegeben von I. Elbogen, Aaron Freimann und H. Tykocinski. Marcus, Breslau 1934.
    • Fotomechanischer Nachdruck, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1963.
  • Germania Judaica. Band 2: Von 1238 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Herausgegeben von Zvi Avneri. Halbband 1: Aachen–Luzern. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1968.
  • Germania Judaica. Band 2: Von 1238 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Herausgegeben von Zvi Avneri. Halbband 2: Maastricht–Zwolle. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1968.
  • Germania Judaica. Band 3: 1350–1519. Herausgegeben von Arye Maimon. Teilband 1: Ortschaftsartikel Aach–Lychen. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1987, ISBN 3-16-745107-6.
  • Germania Judaica. Band 3: 1350–1519. Herausgegeben von Arye Maimon, Mordechai Breuer und Yacov Guggenheim. Teilband 2: Ortschaftsartikel Mährisch-Budwitz–Zwolle. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1995, ISBN 3-16-146093-6.
  • Germania Judaica. Band 3: 1350–1519. Herausgegeben von Arye Maimon, Mordechai Breuer und Yacov Guggenheim. Teilband 3: Gebietsartikel, Einleitungsartikel und Indices. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 2003, ISBN 3-16-147859-2.
  • Germania Judaica. Historisch-topographisches Handbuch zur Geschichte der Juden im Alten Reich. Teil 4 (1520–1650). Herausgegeben von Stefan Rohrbacher, Michael Toch und Israel Yuval. Band 2: Landgrafschaft Hessen-Marburg. Von Wolfgang Treue. Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-149720-9.

Neue Gallia-Germania Judaica

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Einzelnachweise

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  1. Zitiert nach: Vorwort. In: Germania Judaica. Band 1: Von den ältesten Zeiten bis 1238. Nach dem Tode von M. Brann herausgegeben von I. Elbogen, A. Freimann und H. Tykocinski. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1963, S. IX–XV, hier S. IX.
  2. Vorwort. In: Germania Judaica. Band 1: Von den ältesten Zeiten bis 1238. Nach dem Tode von M. Brann herausgegeben von I. Elbogen, A. Freimann und H. Tykocinski. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1963, S. IX–XV, hier S. IX.
  3. Bericht über die am 13. Juni 1905 in Breslau stattgefundenen Sitzungen der Kommission zur Herausgabe der Germania judaica. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 49, 1905, Heft 4, S. 508–512 (Digitalisat).
  4. Aaron Freimann: Vorarbeiten zur "Germania Judaica". In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 51, 1907, Heft 1, S. 95–115 (Digitalisat).
  5. Erschienen in:
    • Marcus Brann: Vorarbeiten zur "Germania Judaica" II.: Speyer. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 53, 1909, Heft 1, S. 90–107 (Digitalisat).
    • Chaim Tykocinski: Vorarbeiten zur "Germania Judaica" II.: Prag. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 53, 1909, Heft 3, S. 344–359 (Digitalisat).
    • Aaron Freimann: Vorarbeiten zur "Germania Judaica" II.: Regensburg. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 53, 1909, Heft 5, S. 589–615 (Digitalisat).
    • Marcus Brann, Chaim Tykocinski: Vorarbeiten zur "Germania Judaica" II.: Deutsch Krone, Leitmeritz, Rosenberg, Klein-Tinz, Wyschehrad. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 53, 1909, Heft 6, S. 674–678 (Digitalisat 1, Digitalisat 2, Digitalisat 3, Digitalisat 4, Digitalisat 5).