Sperrbauwerk Bearbeiten

Sperrmauer Bearbeiten

Die 13 bogenförmigen Tonnengewölbe der Linachtalsperre wurden zur Talseite hin mit 12 Wandscheiben stabilisiert. Die Grundfläche eines Gewölbes mit zwei Wandscheiben bildet ein U. Gewölbe und Wandscheiben wurden auf Fundamenten errichtet, die auf den im Linachtal anstehenden Felsen gegründet sind. Die 13 Gewölbebauwerke werden durch Riegel und Versteifungsstreben stabilisiert. Auf dem obersten Sperrenabschnitt wurde die Mauerkrone mit einem Fußweg versehen, der bei der Sanierung neu gebaut wurde.[1]

Bauweise Bearbeiten

Die Gewölbe wurden in mehreren Abschnitten aus Stahlbeton gegossen und anschließend auf der Wasserseite mit hochwertigem Spritzbeton überzogen. Jeder der Abschnitte wurde horizontal von Talseite zu Talseite auf die gleiche Endhöhe gebaut und war oben mit heute noch sichtbaren Verzahnungen versehen. Durch dieses Vorgehen war bereits früh ein Teileinstau auf die fertiggestellte Höhe möglich. Dieser Einstau wurde zur Stromerzeugung genutzt und trug schon während der Bauzeit zur Finanzierung der Sperre bei. [1]

Abdichtung Bearbeiten

Nach Vollendung eines Abschnittes wurde darüber die nächste Verschalung errichtet und ein weiterer Abschnitt betoniert. Die Verzahnungen verbinden die Abschnitte formschlüssig. Allerdings war es mit den damals bekannten Methoden nicht möglich, die Übergangsfugen zwischen den Abschnitten vollständig abzudichten. Aus diesem Grund wurde die Wasserseite zweifach mit Inertol beschichtet. Da auch die Inertolbeschichtung Undichtigkeiten aufwies, wurde sie bei der Sanierung durch eine dreilagige Geomembran ersetzt.[1]

Überlauf Bearbeiten

An der nördlichen Seite der Sperre wurde ein trogförmiger Notüberlauf betoniert, der bei Hochwasser ein Überlaufen der Sperre verhindern sollte. Er ist heute noch grundsätzlich funktionsfähig, aber nicht mehr in das Gesamtkonzept eingebunden.[1]

Der Wasserstand der Sperre wurde ursprünglich nur mit einem Ablassbauwerk an der Seesohle reguliert. Während der Sanierung wurde zusätzlich ein leistungsfähiger Grundablass errichtet. Beide Anlagen sind so ausgelegt, dass ein Überlaufen der Sperre auch bei außergewöhnlich hohem Wasseranfall ausgeschlossen ist.[1]

Mindestablauf und Tosbecken Bearbeiten

Über einen wenige Meter unter der Mauerkrone liegenden Einlauf wird dauerhaft eine Mindestwassermenge entnommen, die der natürlichen Zulaufmenge der Linach entspricht. Alle Ablassbauwerke münden in ein Tosbecken, welches in die Linach entwässert. Das Tosbecken hat im Hochwasserfall die Aufgabe, die Bewegungsenergie des abgelassenen Wassers zu vermindern.

Der Wasserstand im Stausee wird aus Naturschutzgründen auf einer konstanten Höhe gehalten.

Wasserentnahme und Durchflussmessung Bearbeiten

 
Venturihaus

In der Nähe des alten Notüberlaufs wird das Wasser für den Betrieb des Kraftwerks entnommen. Es fließt durch einen 315 Meter langen Felstunnel in das im Schwanenbachtal gelegene Venturihaus. Der Felstunnel ist etwa mannshoch und im trockenen Zustand begehbar. Im Venturihaus wird die Fließgeschwindigkeit – und damit die Durchflussmenge – ermittelt. [2]

Bei der ursprüngliche Durchflussmessung wurde die Durchflussmenge in einer Venturi-Düse über die Druckdifferenz an einer Querschnittsänderung errechnet und zur Regelung der Turbinen an das Kraftwerk übermittelt.

Im Venturihaus ist eine Rohrbruchklappe montiert, die bei einem plötzlichen Druckverlust in der Hangrohrleitung automatisch schließt.

Hangrohrleitung Bearbeiten

Vom Venturihaus wird das Wasser durch die sogenannte Hangrohrleitung unter der Kreisstraße K 5732 hindurch am Dürrenberg entlang Richtung Kohlbrücke geleitet. Sie hat eine Länge von 1.576 Metern. [2]

Die Hangrohrleitung war ursprünglich aus Holzbohlen gebaut, die mit Beton ummantelt waren. Man versprach sich damals durch die niedrige Reibung zwischen Holzwand und Wasser einen höheren Wirkungsgrad. Die neuartige Bauweise hat sich nicht bewährt, da es nicht gelang, die Hangrohrleitung vollständig abzudichten.

Als die Wasserverluste in den 1950er Jahren immer größer wurden, ließ die Stadt Vöhrenbach 1951 einen ersten Abschnitt durch eine 510 Meter lange Stahlleitung ersetzen. Die Stahlrohre dieser Bauphase wurden verschweißt und können so von den jüngeren Leitungsteilen unterschieden werden.

Da die Schäden an der Holzleitung immer mehr zunahmen, wurde sie 1955 komplett durch eine Stahlleitung ersetzt. Die Rohrabschnitte aus dieser Bauphase sind miteinander verschraubt.[1]

Mittlerweile weist auch die neue Leitung geringfügige Schäden auf.

Schieberhaus, Wasserschloss und Fallleitung zum Kraftwerkshaus Bearbeiten

Die Hangrohrleitung endet etwa 230 Meter nordwestlich des Kraftwerks im Schieberhaus. Das Schieberhaus wurde errichet, um den Zulauf zum Kraftwerk bei Bedarf abstellen zu können.

Da es beim Abschiebern von durchflossenen Leitungen durch das Abbremsen des Wassers zu Druckstößen kommt, wurde in der Nähe des Schieberhauses ein Wasserschloss errichtet. Es ist über eine Leitung mit dem Schieberhaus verbunden. Der oberirdische Teil des Bauwerks ist in der vegetationsarmen Jahreszeit oberhalb des Schieberhauses zu sehen.

Vom Schieberhaus wird das Wasser über eine unterirdische Rohrleitung dem Kraftwerk zugeführt. Die Hangrohrleitung wurde möglichst eben verlegt, damit die Fallhöhe vom Schieberhaus zum Kraftwerk – und damit die Bewegungsenergie des Wassers – möglichst hoch ist. Der Höhenunterschied beträgt etwa 73 Meter.

  1. a b c d e f Wilfried Dold, Bernward Janzing, Werner Seim: Das große Buch der Linachtalsperre. doeld.verlag, Vöhrenbach 2008, ISBN 978-3-927677-75-3, S. 80–83.
  2. a b Landesbildungsserver Baden-Württemberg.