Forscherinnen und Forscher, die ab 1933 aus der Kaiser-Wilhelm-Gesell-schaft zur Förderung der Wissenschaften vertrieben wurden1Prof. Dr.Reinhard Rürup1.

anlegen: Farkas, von Baeyer


  • 1. Max Adler (Physiker) (24.7.1907, Haßfurth — ?), KWI für Strömungsforschung, Göttingen, Doktorand/wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, Emigration nach Großbritannien (vermutlich 1934), keine weiteren Informationen.


  • 2. Charlotte Auerbach (14.5.1899, Krefeld — 17.3.1994, Edinburgh), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, Doktorandin; rassistisch verfolgt, Emigration nach Großbritannien im Oktober 1933; Professorin an der Edinburgh University, daneben Leiterin der Abteilung für Mutationsforschung des Medical Research Council (Fellow of the Royal Society); nach 1945 zögernde Aufnahme wissenschaftlicher Kontakte mit deutschen Kollegen.


  • 3. Hans Jakob von Baeyer Baeyer (16.8.1912, München — 16.9.1998, Low, Quebec), wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt; seit dem Spätjahr 1935 bei Telefunken, überlebt als „Mischling“ mit seiner Familie in Berlin, 1945 in die Schweiz, 1951 nach Kanada; Computer- und Kommunikationswissenschaftler in der Privatindustrie und Regierungsberater („Hall of Fame“ der Telekommunikation).


  • 4. Walter Beck (Physiker) (nicht relevant) ((??Fach)) (7.12.1901, Berlin — ?), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Privatdozent an der TH Berlin; vermutlich rassistisch verfolgt, emigrierte nach Polen, später in die Niederlande; genauere Angaben fehlen.


  • 5. Max Bergmann (Chemiker) (12.2.1886, Fürth — 7.11.1944, New York), KWI für Lederforschung, Dresden, Institutsdirektor; rassistisch verfolgt, Emigration 1933 in die USA; Direktor des Chemischen Labors des Rockefeller Institute for Medical Research; Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft („Max-Bergmann-Gesellschaft“, „Max-Bergmann-Medaille“).


  • 6. Hans Beutler (Physiker) (13.4.1896, Reichenbach im Vogtland — 14.12.1942, Chicago), KWI für physi-kalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent, Privatdozent an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, musste im Winter 1933/34 aus dem Institut ausgeschieden, Emigration in die USA 1936; Research Associate im Ryerson Physical Laboratory der University of Chicago.


  • 7. Max Bielschowsky (19.2.1869, Breslau — 15.8.1940, London), KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter; rassistisch verfolgt, mußte das Institut 1933 verlassen, Emigration in die Niederlande, 1936—38 aus Krankheitsgründen wieder in Berlin, August 1939 Flucht nach Großbritannien; keine feste Stelle mehr.


  • 8. Jacob Joseph Bikermann (Bikerman) (8.11.1898, Odessa — 11.6.1978, Cleveland, Ohio), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, Emigration 1934/35 nach Großbritannien, 1945 in die USA; wissenschaftliche Tätigkeiten in der Privatindustrie, Adjunct Professor an der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio.


  • 9. Vera Birstein (14.10.1898, Brest — ?), KWI für Faserstoffchemie, Berlin-Dahlem, Gastforscherin; vermutlich rassistisch verfolgt, im Frühsommer 1933 aus dem Institut Ausgeschieden; keine weiteren Informationen.


  • 10. Hermann Blaschko (Hugh) Blaschko (4.1.1900, Berlin — 18.4.1993, Oxford), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, 1933 Emigration nach Großbritannien; Tätigkeit im Physiological Laboratory der Cambridge University, später Leiter einer Forschungsgruppe im Biochemical Pharmacology der Oxford University und Reader in Biochemical Pharmacology (Fellow of the Royal Society).
  • 11. Dietrich Bodenstein (1.2.1908, Corwingen, Ostpreußen — 5.1.1984, Charlottesville, Virginia), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, Doktorand und Laborant; rassistisch verfolgt, 1933 entlassen 1934 Emigration in die USA; Forschungen im Department of Biology der Stanford University, an der Columbia University, New York, in der medizinischen Abteilung des Army Chemical Center, im National Heart Institute in Baltimore; Professor und Chairman des Department of Biology der University of Virginia, Charlottesville (Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung).


  • 12. Fritz Buchthal (19.8.1907, Witten/Ruhr — 25.12.2003, Santa Barbara, California), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, im Sommer 1933 entlassen, Emigration nach Dänemark 1933; Forschungen im Institut für Arbeitsphysiologie der Universität Kopenhagen, 1943 Flucht nach Schweden, nach 1945 Professor für Physiologie und Direktor des Neurophysiologischen Instituts der Universität Kopenhagen („Lifetime Achievement Award“ der World Federation of Neurology).
  • 13. Hans (Hanan) Bytinski-Salz (24.6.1903, Karlsruhe — 25.10.1986, Tel Aviv), Deutsch-Italienisches Institut für Meeresbiologie in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Rovigno, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, Emigration 1934 nach Großbritannien, später nach Italien, Spanien und Palästina/Israel; nach vielen Zwischenstationen Professor für Zoologie an der Universität Tel Aviv.
  • 14. Max Delbrück (Biophysiker) (4.9.1906, Berlin — 9.3.1981, Pasadena, California), KWI für Chemie, Berlin-Dah-lem, wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung für Theoretische Physik; aus politischen Gründen in seiner wissenschaftlichen Karriere behindert, ging er 1937 mit einem Stipendium in die USA, von wo er nicht mehr in das nationalsozialistische Deutschland zurückkehrte; Professor für Theoretische Physik an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, Mitbegründer der „Phagen-Gruppe“ in Cold Spring Habor auf Long Island, Professor für Biologie am California Institute for Technology in Pasadena (Nobelpreis für Medizin und Physiologie 1969, „Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin“ in Berlin-Buch).


  • 15. Adam Deutsch (18.11.1907, Pécs — 30.5.1976, vermutlich in Lund), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter: rassistisch verfolgt, 1933 entlassen, 1934 Emigration nach Großbritannien, 1938 nach Schweden; Leitender Chemiker eines pharmazeutischen Unternehmens in Helsingborg, seit 1946 Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Universität Lund.
  • 16. Fritz Duschinsky (26.2.1907, Gablonz — 1.12.1942, Auschwitz), KWI für Physik, Berlin, Stipendiat des Instituts; rassistisch verfolgt, 1933 mußte er das Institut verlassen; für die Zeit danach sind nur wenige Informationen verfügbar; in der Emigration hielt er sich zweitweise in der Sowjetunion und in der Tschechslowakei, später in Frankreich auf; nach einer Denunziation wurde er von Paris nach Auschwitz deportiert.


  • 17. Felix Eckstein (nicht relevant) (10.1.1904, Ratibor — ?), KWI für ausländisches und internationales Privatrecht, Berlin-Mitte, Referent; rassistisch verfolgt, nach der Kündigung im Herbst 1933 vermutlich als Rechnungsprüfer in Berlin tätig, 1939 Emigration nach Großbritannien; er lebte nach 1945 offenbar in Kanada, genauere Daten sind nicht bekannt.


  • 18. Albert Einstein (14.3.1879, Ulm — 18.4.1955, Princeton), KWI für Physik, Berlin, Institutsdirektor, hauptamtliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Professor der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, kehrte er unter Protest gegen das NS-Regime von einem USA-Aufenthalt im Frühjahr 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück, gleichzeitig gab er alle Ämter und Funktionen in Berlin auf; seit 1933 Permanent Fellow des neu gegründeten Institute for Advanced Study in Princeton (Nobelpreis für Physik 1921, Ehrungen in aller Welt).
  • 19. Robert Karl Eisenschitz Eisenschitz (14.1.1898, Wien — 15.7.1968, London), KWI für Chemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung für Theoretische Physik; rassistisch verfolgt, Oktober 1933 Emigration nach Großbritannien; zunächst Forschungsassistent am Davy Faraday Laboratory der Royal Institution in London, später Professor of Physics im Queen Mary College der London University.
  • 20. Hans Edward Eisner Hans Eisner (29.9.1892, Hindenburg, Oberschlesien — [nach 1983], Ithaca, New York), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, stellvertretender Abteilungsleiter; rassistisch verfolgt, angesichts der bevorstehenden Entlassung bereits im April 1933 Emigration nach Spanien, 1947 in die USA; führende Positionen in der New Yorker pharmazeutischen Industrie, im Ruhestand Research Associate des Department of Biological Sciences der Cornell University in Ithaca, New York.
  • 21. Margot Engel (Borodeanski) (15.8.1902, Berlin — ?), KWI für Biochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftliche Mitarbeiterin; rassistisch verfolgt, von 1934 an leitete sie eine private Chemie-Schule in Berlin, ehe sie Ende der dreißiger Jahre nach Palästina/Israel emigrierte; sie lebte vermutlich in Jerusalem, genauere Angaben fehlen.


  • 22. Friedrich (Fritz) Epstein Fritz Epstein (27.1.1882, Breslau — 22.12.1943, Auschwitz), KWI für physikalische Che-mie und Elektrochemie, Wissenschaftlichen Mitglied und Geschäftsführer; rassistisch verfolgt, schied Ende 1933 aus dem Institut aus und emigrierte offenbar nach Frankreich; im September 1942 in Südfrankreich verhaftet und nach Auschwitz deportiert; für die Zeit ab 1933 fehlen nähere Informationen


  • 23. Georg Ettisch (8.1.1890, Posen — ?), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent, Privatdozent für Physiologie an der Berliner Universität; rassis-tisch verfolgt, im Sommer 1934 entlassen, 1935 Emigration nach Portugal; dort zunächst an der Universität Lissabon tätig (Leitung des Onkolo-gischen Instituts und Aufbau einer Forschungsstelle für physikalisch-chemische Biologie), später möglicherweise in den USA (Kansas City).


  • 24. Ladislaus Farkas Ladislaus (László) Farkas (10.5.1904, Dunas-zerdahely, Ungarn — 31.12.1948, Flugzeugabsturz in der Nähe von Rom), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissen-schaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, Kündigung im April 1933, Emigration im Oktober 1933 nach Großbritannien, 1936 Auf Einladung von Chaim Weizmann Einwanderung nach Palästina/Israel; Professor für Physikalische Chemie, Gründer und Leiter des Physikalisch-Chemischen Instituts der Hebräischen Universität Jerusalem; auch wissenschafts- und wirtschaftspolitisch erfolgreich.


  • 25. Irvin Fisher (18.10.1900, Guatemala-Stadt — 2.12.1989, Tel Aviv), KWI für Arbeitsphysiologie, Dortmund, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, zum 31.8.1933 entlassen, entschied er sich als Zionist für die Einwanderung nach Palästina/Israell; seit 1935 Leiter des chemischen Laboratoriums des Städtischen Krankenhauses Tel Aviv, Tätigkeit in der Aus- und Weiterbildung der Mediziner, ab Mitte der fünfziger Jahre Lehrtätigkeit an der Hebräischen Universität Jerusalem.


  • 26. Georg von Franck (26.4.1899, St. Petersburg — ?), KWI für Faserstoffchemie, Berlin-Dahlem, wissen-schaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, Emigration nach Belgien (Brüssel), später Frankreich (Paris), in den fünfziger Jahren wieder Belgien; vermutlich in der Industrie tätig; nähere Angaben fehlen.


  • 27. Herbert Max Finlay Freundlich (28.1.1880, Charlottenburg — 30.3.1941, Minneapolis, Minnesota), KWI für physikalische Chemie und Elektro-chemie, Berlin-Dahlem, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter, Honorarprofessor an der Universität Berlin und der TH Berlin; kündigte im April 1933 wegen der antisemitischen Bestimmun-gen des nationalsozialistischen „Berufsbeamtengesetzes“, emigrierte 1933 nach Großbritannien („Ho-norary Research Associate“ des University College London), 1938 in die USA; „Distinguished Service Professor of Colloid Chemistry“ an der Graduate School der University of Minnesota in Minneapolis (1981 „Freundlich Centennial“ in Cleveland, Ohio).


  • 28. Erich Friedländer (Eric Charles Flint) (13.5.1901, Frankfurt am Main — 4.11.1997, Bern), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, im April 1933 aus dem Institut ausgeschieden, Emigration 1933 nach Frankreich, 1934 in die Schweiz, 1940 in die USA; er war als Wissenschaftler in der pharmazeutischen Industrie tätig.
  • 29. Ida Frischeisen-Köhler (19.2.1897, Berlin — 17.10.1956, Berlin), KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, Berlin-Dahlem, wissenschaftliche Mitarbeiterin; 1933 als „politisch unzuverlässig“ entlassen; bis 1945 in einer privaten, kirchlich unterstützten Forschungsstelle bis 1945 in Berlin tätig, in den Nachkriegsjahren Mitarbeit im „Institut für Geistes- und naturwissenschaftliche Anthropologie in Berlin-Dahlem“.


  • 30. Leopold Frommer (15.1.1894, Leipzig — 27.1.1943, Slough, Berkshire), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, April 1933 gekündigt, 1934 Emigration nach Großbritannien; als Research Metallurgist in der Industrie erfolgreich (Fellow des British Institute of Metals).


  • 31. Hans Gaffron (17.5.1902, Lima — 18.8.1979, Falmouth, Massachusetts), KWI für Biochemie in Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent bis 1936, danach Gastforscher im KWI für Biologie; da er das NS-Regime ablehnte, nutzte er Ende 1937 eine Einladung in die USA zur Emigration; „Research Associate“, später Professor of Biochemistry an der University Chicago, seit 1960 Professor und Leiter des Institute of Molecular Biophysics an der Florida State University in Tallahassee (1965 „Award for Excellence in the Field of Photosynthesis“).


  • 32. Paul Goldfinger (10.1.1905, Szászrégen, Ungarn — 25.3.1970, Brüssel), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, Emigration nach Belgien im Mai 1933; Forschungstätigkeit an der Université de Liège und in der Industrie, während der deutschen Besatzung „untergetaucht“, war er aktiv im belgischen Widerstand; seit 1946 Forschungen im Rahmen des CNRS an der Université de Nancy, später Direktor des Laboratoire de chimie physique moléculaire und Inhaber des Lehrstuhls „Chapitres approfondis de chimie physique“) der Université libre de Bruxelles (hohe Auszeichnungen des belgischen Staates für seine Tätigkeit in der Résistance).


  • 33. Richard Benedikt Goldschmidt (12.4.1878, Frankfurt am Main — 24.4.1958, Berkeley), KWI für Biologie, Wissenschaftliches Mitglied und 2. Direktor; rassistisch verfolgt, zum 31. 12. 1935 zwangspensioniert , 1936 Emigration in die USA; Professor of Genetics and Zytology an der University of California in Berkeley, nach der Emeritierung (1946) Vortrags- und Konferenzeinladungen in mehr als zwei Dutzend Länder (Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft).
  • 34. Fabius Gross (5.8.1906, Krosno, Galizien — 18.6.1950, Edinburgh), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 Emigration nach Groß-britannien; Lecturer in „Experimental Zoology“ an der University of Edinburgh, später Aufbau und Leitung der Marine Biological Station der University of Wales bei Bangor (Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des Max-PlanckInstituts für Meeresbiologie).


  • 35. Kurt Martin Guggenheimer (4.2.1902, München — [nach August 1975, vermutlich in Basel]), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, Herbst 1933 Emigration nach Frankreich, Tätigkeit am Collège de France, wegen einer schweren Erkrankung 1935 Rückkehr nach München, November 1938—Januar 1939 KZ Dachau, August 1939 Emigration nach Großbritannien; nach mehreren Zwischenstationen Lecturer für Theoretische Physik an der University of Glasgow.


  • 36. Fritz Haber (9.12.1869, Breslau — 20.1.1934, Basel), KWI für physikalische Chemie und Elektro-chemie, Berlin-Dahlem, Institutsdirektor, Mitglied des Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Vize-präsident der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“, Aufsichtsrat der IG Farben; rassis-tisch verfolgt, kündigte wegen der antisemischen Bestimmungen des „Berufsbeamtengesetzes“ im April 1933 seine Stellung als Institutsdirektor, im Herbst 1933 Emigration nach Großbritannien; Professor (ohne Forschungsausstattung) an der Cambridge University (Nobelpreis für Chemie 1918, „Fritz-Haber-Institut“ der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem, „Fritz Haber Center for Molecular Dynamics Research“ der Hebräischen Universität Jerusalem).


  • 37. Wilfried Heller (13.12.1903, Bad Dürckheim — 6.6.1982, Oakland, Michigan), KWI für physika-lische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, Stipendiat und wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 Emigration nach Frankreich (Tätigkeit an der Université Paris-Sud), 1938 in die USA; zunächst Lecturer und Research Fellow an der University of Minnesota in Minne-apolis und an der University of Chicago, später Professor im Department of Physical Chemistry der Wayne State University in Detroit, Berater großer Unternehmen und Regierungsbehörde


  • 38. Gertrud(e) Gertrud Henle, geb. Szpingier (3.4.1912, Mannheim — 1.9.2006, Newtown Square, Pennsylvania), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, Doktorandin; vermutlich rassistisch verfolgt (ihre Mutter wurde 1943 von den Nationalsozialisten ermordet), 1937 folgte sie ihrem Verlobten Werner Henle in die USA; zunächst Instructor, später Profes-sor of Virology an der Medical School der University of Pennsylvania in Philadelphia, Mitglied der Virologischen Forschungsabteilung des Children’s Hospi-tal of Philadelphia, Beraterin des National Cancer Institute (zahlreiche wissenschaftliche Ehrungen).


  • 39. Werner Henle (27.8.1920, Dortmund — 6.7.1987, Philadelphia), Kaiser-Wilhelm-Insitut für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, 1936 Emigrati-on in die USA; 1936 Instructor, 1939 Professor of Virology an der School of Medicine der University of Pennsylvania in Philadelphia, Leiter der virolo-gischen Forschungsabteilung des Children’s Hospital of Philadelphia, Direktor des Virus Diagnostic Laboratory des Department of Health des Staates Pennsylvania; nationale Beratertätigkeit auf dem Gebiet von Public Health (zahlreiche wissenschaft-liche Auszeichnungen, davon viele gemeinsam mit Gertrude Henle).


  • 40. Mathilde Carmen Hertz (14.1.1891, Bonn — 20. 11. 1975, Cambridge), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, wissenschaftliche Assistentin, Privatdozentin für Zoologie an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, im Spätjahr 1935 Emigration nach Großbritannien; Forschungen im Department of Zoology der Cambridge University, auch Gast-forscherin im Zoologischen Institut der Universität Bern, finanziert aus Mitteln des „Hertz Fund“, einer Stiftung britischer Radiounternehmen im Gedenken an ihren Vater Heinrich Hertz gestiftet hatten; 1939/40 aus persönlichen und familiären Gründen Abbruch der wissenschaftlichen Arbeiten, die auch in den folgenden Jahrzehnten nicht wie-der aufgenommen wurden; auf eigenen Wunsch in der Familiengrabstätte in Hamburg begraben.


  • 41. William Herz (12.1.1908, (Berlin-)Charlottenburg — 1.5.1940, London), KWI für Faserstoffchemie, Doktorand; rassistisch verfolgt, nach der Promotion 1934 aus dem Institut ausgeschieden; Tätigkeit in einem Berliner Privatlabor, frühe Emigrationsbemühungen scheiterten; Widerstand gegen das NS-Regime, 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt, Anfang August 1939 aus der Haft entlassen, Ende August Emigration nach Großbritannien; Tod im Londoner „German Hospital“.


  • 42. Reginald Oliver Herzog (20.5.1878, Wien — 4.2.1935, Zürich), KWI für Faserstoffchemie in Berlin-Dahlem, Institutsdirektor; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 zwangspensioniert (im Frühjahr 1934 wurde das Institut geschlossen), Emigration in die Türkei; Professor für Technische Chemie an der Universität Istanbul; während einer Reise in die Schweiz, die aus gesundheitlichen Gründen erfolgte, nahm er sich das Leben. Aus den seit 1920 im KWI für Faserstoffchemie unter seiner Leitung durchgeführten Forschungen resultierten ca. 200 Patente und Patenanmeldungen.


  • 43. Lore Hirsch (8.7.1908, Mannheim — 15.10.1998, Dearborn, Michigan), KWI für me-dizinische Forschung, Heidelberg, Doktorandin; rassistisch verfolgt, Emigration im August 1939 in die Schweiz, im Mai 1940 in die USA; nach Abschluß ihrer fachärztlichen Ausbildung Leiterin der psychiatrischen Abteilung des Wayne County General Hospital, dann Direktorin der psychiatrischen Ambulanz des Northville Regional Psychiatric Hospital in Dearborn, Michigan, später (und bis in ihr hohes Alter) niedergelassene Ärztin mit psychiatrischer Praxis.


  • 44. Max Hoffer (4.12.1906, Gablonz — 13.4.1983, Nutley, New Jersey), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, nach erfolglosen Bemühungen um eine Fortsetzung seiner Arbeiten im univer-sitären Bereich des europäischen Auslands ab Oktober 1934 bei Hoffmann-La Roche in Basel, ab 1941 bei dem gleichen Unternehmen in den USA (Nutley, New Jersey); wissenschaftlich und wirtschaftlich bedeutende Forschungsergebnisse (Hoffmann-La Roche begründete nach seinem Tod eine jährliche „Max Hoffer Lecture“).


  • 45. Kurt Paul Jacobsohn (31.10.1904, Berlin — 22.9.1991, Haifa), KWI für Biochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, schon vor 1933 für den Aufbau eines biochemischen Labors im Forschungsinstitut Bento da Rocha Cabral in Lissabon beurlaubt, kehrte er wegen der politischen Verhältnisse und der antise-mitischen Gesetzgebung nicht mehr nach Deutsch-land zurück; Mitbegründer und Hauptvertreter der Biochemie in Portugal, 1955 Professor für Organische Chemie, 1954 Professor für Biochemie, 1966—1971 stellvertretender Rektor der Universität Lissabon; seine letzten Lebensjahre verbrachte er bei seiner Tochter in Israel.


  • 46. Viktor Jollos (12.8.1887, Odessa — 5.7.1941, Madison, Wisconsin), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, ständiger Gastforscher, außerordentlicher Professor an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 aus dem Institut vertrie-ben, Emigration in die USA; 1933—1935 Gastprofessor für Zoologie und Genetik an der University of Wisconsin in Madison, danach bis zu seinem Tod Forschungsarbeiten ohne feste Anstellung und ohne angemessene wissenschaftliche Ausstattung.


  • 47. Hartmut Paul Kallmann (5.2.1896, Berlin — 11.6.1976, München), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent (mit eigener Forschungsgruppe), Privatdozent für Physik an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 entlassen; danach Forschungsarbeiten bei der AEG, 1939 Publikationsverbot; er überlebte mit seiner Familie in Berlin, weil er als „Mischling“ galt und eine „arische“ Ehefrau hatte; 1945 bis 1948 führend an den Versuchen eines Wiederaufbaus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin-Dahlem beteiligt, ab 1946 Professor für Theoretische Physik an der TU Berlin; aus politischen Gründen, wegen der unbewältigten NS-Vergangenheit, 1948 Emigration in die USA, Professor of Physics der New York University; nach der Emeritierung kehrte er 1968 nach Deutschland zurück, wo er noch ein Jahr lang als Gastprofessor an der TH München wirkte.


  • 48. Erich Kaufmann (Jurist) (21.9.1880, Demmin, Pommern — 5.11.1972, Karlsruhe), KWI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Berlin-Mitte, Wissenschaftliches Mitglied und Wissenschaftlicher Berater, Rechtsberater des Auswärtigen Amtes, Honorarprofessor an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, mußte 1934 aus dem Institut ausscheiden, Emigration in die Niederlande 1939; während des Krieges in Den Haag „untergetaucht“; 1945 Professor an der Universität München, 1950—1958 Rechtsberater des Bundeskanzlers und des Auswärtigen Amtes, Wissenschaftliches Mitglied und Wissenschaftlicher Berater des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg (Kanzler des Ordens pour le mérite für Wissenschaften und Künste).


  • 49. Walter Kempner (25.1.1903, Berlin — 27.9.1997, Durham, North Carolina), KWI für Zellphysiologie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, 1934 Emigration in die USA; 1934 Associate Professor, später Professor der Medical School der Duke University in Durham, North Carolina, Gründer und Leiter eines national und international erfolgreichen, in den USA außerordentlichen populären „Rice Diet Center“.


  • 50. Alfred Klopstock (5.2.1896, Berlin — 4.4.1968, Tel Aviv), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, ständiger Gastforscher im Teilinstitut für Serologie, außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 aus dem Institut vertrieben, Emigration und Einwanderung nach Palästina/Israel; wo er in Tel Aviv mit seiner Frau Elisabeth, geb. Scheyer, ein privates bakteriologisches Laboratorium gründete, später war er für den Bereich der Medizin an der Gründung der Universität Tel Aviv beteiligt, 1955 Professor für Mikrobiologie, 1959—64 Rektor der Universität Tel Aviv.


  • 51. Felix Klopstock (13.8.1881, Berlin — [nach 1950 in Großbritannien]), KWI für Biochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter und niedergelassener praktischer Arzt; rassistisch verfolgt, 1936 Emigration nach Großbritannien; bis 1942 Clinical Tuberculosis Officer und Assistant Medical Officer tätig; über seine späteren Jahre ist nichts bekannt.


  • 52. János (Johan) Kudar (17.7.1902, Ráckeve, Ungarn — ?), KWI für Faserstoffchemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, mußte er das Institut zum Jahresende 1933 verlassen; danach Beratertätigkeit für private Unternehmen (Telefunken, Klangfilm, Tobias), Ende der dreißiger Jahre Emigration nach Schweden, 1944 arbeitete er für die schwedische Botschaft in Budapest (die sich u. a. um die Rettung ungarischer Juden bemühte), 1945 versuchte er vergeblich, sich in Großbritannien niederzulassen, 1946 wieder in Schweden; für die Zeit danach fehlen weitere Informationen.


  • 53. Wladimir (Vladimir) Lasareff (25.3.1904, St. Petersburg — ?), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, schon im April 1933 gekündigt, Emigration nach Belgien; wissenschaftliche Tätigkeit seit 1935 an der Université de Liège; 1942 im Konzentrationslager Breendonck inhaftiert, danach im belgischen Widerstand aktiv, ab Oktober 1944 auch in der US-Armee; über sein Leben nach den ersten Nachkriegsjahren ist nichts Näheres bekannt.
  • 54. Hans Laser (12.3.1899, Königsberg — 20.1.1980, Cambridge), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Assistent, Privatdozent für Experimentelle Pathologie an der Universität Heidelberg; rassistisch verfolgt, zum Jahresende im Institut 1933 gekündigt, Emigration nach Großbritannien 1934; Forschungstätigkeit im Molteno Institute of Biology and Parasitology der Cambridge University, seit 1953 Permanent Member des Scientific Staff des britischen Medical Reearch Council, für den er in Cambridge tätig war.


  • 55. Edgar Lederer (5.6.1908, Wien — 20.10.1988, Sceaux, Hauts-de-Seine), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch und politisch verfolgt, schon im März 1933 Flucht nach Frankreich; 1935—1937 in Leningrad, seit 1937 im Centre national de la recherche scientifique (CNRS) tätig, seit 1940 im biochemischen Laboratorium der Université de Lyon, wo er in der Schlußphase der deutschen Besatzung „untertauchen“ mußte; seit 1947 in Paris im Institut de biologie physico-chimique, 1958 Professeur de biochimie an der Sorbonne und Direktor des Institut de chimie des substances naturelles des CNRS in Gif-sur Yvette; seit 1961 baute er für die Sorbonne eine neues Institut für Biochemie in Orsay auf (zahlreiche wissenschaftliche und politische Auszeichnungen).


  • 56. Hermann Lehmann (8.7.1910, Halle an der Saale — 13.7.1985, Cambridge), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, April 1936 Emigration nach Großbritannien; Forschungstätigkeiten an der Cambridge University, Kriegsdienst im Royal Army Medical Corps in Indien, von 1947 an forschte er als Colonial Medical Research Fellow in Uganda, ehe er Lecturer, später Reader im St. Bartholomew’s Hospital in London wurde; 1965 berief ihn Cambridge University als University Biochemist an das Addenbrooke’s Hospital, 1967 erhielt er einen Personal Chair; wichtige Aufgaben übernahm er außerdem im Rahmen der World Health Organization (Ehrenmitglied Hämatologischer Gesellschaften in zehn europäischen und außereuropäischen Ländern, Präsident der British Association for the Advancement of Science, Präsident der Cambridge Philosophical Society).


  • 57. Hilde Levi (9.5.1909, Frankfurt am Main — 26.7.2003, Kopenhagen), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, Dokto-randin; rassistisch verfolgt, Emigration 1934 nach Dänemark; in in Niels Bohrs Kopenhagener Institut wissenschaftliche Assistentin von James Franck, dann Georg von Hevesy, 1943 Flucht nach Schwe-den; nach 1945 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Zoophysiologischen Institut der Universität Kopenhagen; Pionierin der Carbon-14-Methode zur Altersbestimmung abgestorbenener Pflanzen und anderer toter Organismen; nach der Pensionierung wandte sie sich wissenschaftshisto-rischen Forschungen zu.


  • 58. Flora Alice Lilienfeld (1886, Lemberg, Galizien — 1977, vermutlich in Japan), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, wissenschaftliche Mitarbeiterin; ras-sistisch verfolgt, 1934/35 Emigration nach Japan; Forschungen an der Kaiserlichen Universität in Kyoto, später im National Institute of Genetics in Mishima; genauere Informationen fehlen.


  • 59. Hans Löwenbach (Lowenbach) (31.1.1905, Duisburg — 19.10.1983, Durham, North Carolina), KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, wissenschaft-licher Assistent; rassistisch verfolgt, November 1934 entlassen, Emigration nach Norwegen (Schiffsarzt auf einem Walfangschiff), 1938 in die USA; 1939 Assistant Professor, 1953 Professor of Neuropsychiatry der Duke University in Durham, North Carolina; 1947 Informationsreise im Auftrag des United States Department of Commerce, um die während des Krieges in Deutschland geleistete medizinische Forschung zu evaluieren; in späteren Jahren war er für das Office of Scientific Research and Development der US-Regierung tätig und im United States Army Medical Corps aktiv.


  • 60. Walter Marx (26.6.1907, Karlsruhe — August 1984, Los Angeles), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, Stipendiat und wissenschaft-licher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, 1934 Emigration in die USA; nach vielen Zwischenstationen (Research Fellow des Mount Sinai Hospital in New York, Research Associate der School of Medicine der Duke University in Durham, North Carolina, Research Associate des Institute for Experimental Biology der University of California in Berkeley, Mitarbeiter des Office of Scientific Research and Development des National Defense Research Com-mittee, Research Associate im California Institute of Technology in Pasadena) wurde er 1946 Assistant Professor, 1954 Professor im Department of Biochemistry der University of Southern California in Los Angeles; 1970 Gastprofessor in Bern.


  • 61. Lise Meitner (17.11.1878, Wien — 27.10.1968, Cambridge), KWI für Chemie, Berlin-Dahlem, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiterin, außerordentliche Professorin der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, Juli 1938 Flucht über die Niederlande und Dänemark nach Schweden; Gastwissenschaftlerin am Nobel-Institut für Experimentalphysik in Stockholm, 1947 Professorin an der TH Stockholm, Ruhesitz in Cambridge (USA 1946:„Woman of the Year“, Orden pour le mérite für Wissenschaft und Künste, Auswärtiges Wissen-schaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, „Hahn-Meitner-Institut“ (Institut für Kernforschung, Berlin), „Meitnerium“ [Element Nr. 109]).


  • 62. Otto Fritz Meyerhof (12.4.1884, Hannover — 6.10.1951, Philadelphia), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, Direktor des Teilinstituts für Physiologie, Honorarprofessor an der Universität Heidelberg; rassistisch verfolgt, August 1938 Emigration nach Frankreich (Directeur de recherche im Institut de biologie physico-chimique in Paris), Mai 1940 Flucht über Spanien und Portugal in die USA; Forschungsprofessor (mit eigenem Laboratorium) an der School of Medicine der University of Pennsylvania in Philadelphia; während der Som-mermonate Forschungen im Marine Laboratory in Woods Hole (Nobelpreis für Medizin 1922, Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesell-schaften, Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, „Otto-Meyerhof-Zentrum“ des Universitätsklinikums in Heidelberg).


  • 63. Hermann Muckermann (30.8.1877, Bückeburg — 27.10.1962, Berlin), KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, Berlin-Dahlem, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter; politisch verfolgt, im Sommer 1933 „beurlaubt“, 1936 entlassen; private Forschungen in Berlin mit Unterstützung der katholischen Kirche, 1937 Rede- und Publikationsverbot; 1948 Professor an der TU Berlin, 1949 Honorarprofessor an der FU Berlin, Leiter des Instituts für natur- und geisteswissenschaftliche Anthropologie in Berlin (Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft).


  • 64. Carl Neuberg (29.7.1877, Hannover — 30.5.1956, New York), KWI für Biochemie, Berlin-Dahlem, Direktor des Instituts, Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, Honorarprofessor an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, Herbst 1934 „beurlaubt“, kommissarische Leitung des Instituts bis 1936, Gründung einer privaten Forschungseinrichtung in Berlin, August 1939 Emigration nach Palästina (Professur an der Hebräischen Universität und Leiter der Abteilung für Krebsforschung im Chemischen Institut, seit 1941 in den USA; wechselnde Forschungspositionen (New York University, Brooklyn Polytechnical Institute, New York Medical College, Industrieunternehmen), ohne feste Anstellung (Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, „Carl Neuberg Medal“ in den USA).


  • 65. Irene Stephanie Neuberg (Rabinowitsch/Ro-berts, Forrest) (20.8.1908, Berlin — 22.12.1994, Menlo Park, California), KWI für Biochemie, Berlin-Dahlem, Doktorandin; Emigration 1933/34 nach Frankreich (Institut Pasteur) und mit Bruno Rabi-nowitsch in die Türkei (Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Reginald Oliver Herzog an der Universität Instanbul), 1936 mit Zwischenstationen (Sowjetu-nion, Palästina) in die USA; nach unterschiedlichen Beschäftigungen ab 1948 kontinuierlich in der Wis-senschaft tätig, zuletzt als Leiterin des Biochemical Research Laboratory des Veterans Administration Hospital in Palo Alto, California, auch Research Associate der School of Medicine der Stanford Uni-versity und Senior Research Scientist der University of San Francisco.


  • 66. Karl Theodor Neubürger (5.3.1890, Frankfurt am Main — 7.3.1972, Denver, Colorado), Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (KWI), München, Leiter der Prosektur der DFA in Haar-Eglfing, Privat-dozent für pathologische Anatomie an der Univer-sität München; rassistisch verfolgt, Ende 1935 ent-lassen, August 1938 Emigration die USA; Instructor, später Professor (1946) für Neuropathologie an der Medical School der University of Colorado in Denver („Goldene Kraepelin-Medaille“ der Stiftung Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie).


  • 67. Käte Pariser (17.3.1893, Berlin — 2.8.1953, Sydney), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, wis-senschaftliche Mitarbeiterin; rassistisch verfolgt, 1933 Emigration in die Schweiz und nach Spanien; 1933 bis 1936 Tätigkeit im Laboratorio de Biología des Museo de Ciencias Naturales in Madrid; nach einem Aufenthalt in Palästina (Tel Aviv) Übersiedlung nach Australien; über ihren weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.


  • 68. Lydia Leonidovna Pasternak (Slater) (21.3.1902, Moskau — 4.5.1989, Oxford), Deutsche Forschungs-anstalt für Psychiatrie (KWI), München, wissenschaft-liche Mitarbeiterin; rassistisch verfolgt, Entlassung 1935, nach der Heirat mit dem englischen Medizi-ner und Psychologen Eliot Trevor Oakeshott Slater Emigration nach Großbritannien; ihre wissenschaft-lichen Arbeiten fanden in Oxford keine Fortsetzung, sie zog vier Kinder groß und trat in ihren späteren Jahren als Lyrikerin und Übersetzerin (u. a. ihres Bruders Boris Pasternak) hervor.


  • 69. Tibor Péterfi (22.6.1883, Dés, Ungarn — 13.1.1953, Budapest), KWI für Biologie, Ber-lin-Dahlem, ständiger Gastforscher (seit 1921), Redakteur der „Zeitschrift für Wissenschaftliche Biologie“, wissenschaftlicher Berater der Carl-Zeiss-Werke in Jena; rassistisch verfolgt, Emigration 1934 nach Großbritannien (Zoological Laboratory der Cambridge University), 1936 nach Dänemark (Medizinisch-Physiologisches Institut der Universität Kopenhagen) und 1939 in die Türkei als Professor und (ab 1944) Direktor des Instituts für Histologie und Embryologie der Universität Istanbul, 1946 Professor an der Universität Budapest.


  • 70. Ursula Philip (6.9.1908, Berlin — [nach 1977, vermutlich in Newcastle-upon-Tyne]), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, Doktorandin; rassistisch verfolgt, Emigration nach Großbritannien 1934; Department of Zoology des University College London, ab 1947 Lecturer, ab 1961 Senior Lecturer für Zoologie im King‘s College der Newcastle University in Newcastle-upon-Tyne; für ihre späteren Jahre fehlen nähere Informationen.


  • 71. Felix Plaut (7.7.1877, Kassel — 27.6.1940, Epsom, Surrey), Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (KWI), München, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter, außerordentlicher Professor für Psychiatrie an der Universität München; rassistisch verfolgt, Ende 1935 entlassen; nach der Entlassung konnte er zunächst mit Hilfe der Rockefeller Foundation noch einige Forschungen in München durchführen, 1939 Emigration nach Großbritannien; dort gelang es ihm nicht mehr, eine feste Anstellung zu erhalten, als ihm als „feindlichem Ausländer“ die Einlieferung in ein Internierungslager drohte, nahm er sich das Leben.


  • 72. Michael Polanyi (12.3.1891, Budapest — 22.2.1976, Northampton), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter; rassistisch verfolgt, kündigte seine Stellung im April 1933, Emigration nach Großbritannien im Herbst 1933; Professor für physikalische Chemie (mit eigener Forschungsgruppe) an der University of Manchester, in den vierziger Jahren Verlagerung der Forschungstätigkeiten von der physikalischen Chemie zur Wissenschaftstheorie und den Sozialwissenschaften, 1948 Wechsel auf einen „Personal Chair“ für „Social Studies“ an der University of Manchester; nach der Emeritierung Senior Research Fellow des Merton College in Oxford (zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft).


  • 73. Ernst Rabel (28.1.1874, Wien — 7.9.1955, Zürich), KWI für ausländisches und internationales Privatrecht, Berlin-Mitte, Direktor des Instituts, Pro-fessor an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, zum 15.2.1937 als Direktor entlassen, 1939 Emig-ration über die Niederlande in die USA; dort keine feste Anstellung mehr, Forschungsarbeiten als „Research Associate“ der Law School der University of Michigan in Ann Arbor (mit Unterstützung des American Law Institute und der Law School der Harvard University); ab 1950 Wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen, 1950/51 Vorsitzender der Geisteswissenschaftlichen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft (Ehrenmitglied der American Foreign Law Asociation und der Gesellschaft für Rechtvergleichung).


  • 74. Bruno Rabinowitsch (Bruno R. Roberts) (5.4.1903, Wien — 16.10.1968, Los Angeles), KWI für Chemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, 1933 entlassen, Emigration 1933 nach Frankreich (Institut de bio-logie physico-chimique der Foundation Rothschild in Paris); 1934 mit Stephanie Rabinowitsch, geb Neuberg, in die Türkei (Lehrstuhl von Reginald Oliver Herzog, Universität Istanbul), 1935 nach weiteren Zwischenstationen (Sowjetunion, Palästi-na) in die USA, dort Forschungstätigkeit für große Unternehmen, zuletzt „Information Specialist“ des Chemstrand Research Center, Inc.


  • 75. Alfred (J.) Reis (1.11.1882, Wien — 19.5.1951, New Brunswick, New Jersey), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem, stän-diger Gastforscher, außerordentlicher Professor der TH Berlin; rassistisch verfolgt, April 1933 Emigra-tion nach Frankreich (Forschungstätigkeit in den Laboratorien von Georges Urbain und Paul Lan-gevin an der Sorbonne); 1941 Flucht in die USA, 1942 Adjunct Professor (Physical Metallurgy) am Cooper Union College, seit 1945 selbständig als „Consulting mettalurgist“, ab 1947 Research Speci-alist im Institute for Materials Research der Rutgers University in New Brunswick, New Jersey.


  • 76. Max Rheinstein (5.7.1899, Bad Kreuznach — 9.7.1977, Bad Gastein), KWI für ausländisches und internationales Privatrecht, Berlin-Mitte, Referent, Privatdozent an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, nutzte er 1933/34 einen Forschungsauf-enthalt in den USA zur Emigration; 1935 Assistant Professor, 1937 Associate Professor und 1940 Pro-fessor of American and Foreign Law and of Political Science der University of Chicago, zahlreiche Gast-professuren (auch in der Bundesrepublik), nationale und internationale Beratertätigkeit (Ehrenmitglied der American Bar Association und der Gesellschaft für Rechtsvergleichung, Vizepräsident der Académie internationale de droit comparé, Honorarprofessor der Universität Freiburg, „Max Rheinstein Chair for Family Law“ der University of Chicago).


  • 77. Boris Rosen (31.8.1900, St. Petersburg — 2.2.1974, Liège), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wisenschaftlicher Mit-arbeiter; rassistisch verfolgt, im Herbst 1933 Emig-ration nach Belgien; Forschungstätigkeit im Institut d’astrophysique der Université de Liège; während der deutschen Besatzung mußte er sich und seine Familie verstecken; seit 1945 als Chef de travaux wieder im Institut d’astrophysique, 1959 außerdem Maître des conférence, 1963 außerordentlicher Professor an der Université de Liège.


  • 78. Hans Sachs (Mediziner) (6.6.1877, Kattowitz, Schlesien — 28.3.1945, Dublin), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, Wissenschaftliches Miglied, Di-rektor des Teilinstituts für Serologie, Professor für Immunitäts- und Serumforschung an der Universität Heidelberg; rassistisch verfolgt, zum Jahresende 1935 zwangspensioniert, 1936 Emigration über die Schweiz und Großbritannien nach Irland; wissenschaftliche Tätigkeit, jedoch ohne feste Anstellung, im Trinity College der University of Dublin.


  • 79. Leo Salzmann (1.4.1904, Olmütz — 1960, vermutlich Petrolia, Pennsylvania), KWI für Leder-forschung, Dresden, wissenschaftlicher Mitarbeiter; rassistisch verfolgt, als „Staatenloser“ (der die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt hatte) schon im Frühjahr 1933 entlassen, Juni 1934 Emi-gration in die USA; Forschungs- und Mange-mentpositionen in der Privatwirtschaft (Daugherty Refining, Butler, Pennsylvania).


  • 80. Karl Schön (8.11.1907, Vacha, Rhön — 25.6.1995, Los Angeles), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, Gastforscher; rassistisch verfolgt, 1934 Emigration nach Portugal (Leitender Chemiker für physikalische Chemie und Biochemie an der Universität von Coimbra); 1941 in die USA, Forschungsarbeiten in der pharmazeutischen Industrie (Endo Products, Inc., New York).


  • 81. Ludwig Seligsberger (3.7.1904, Fürth — 20.3.1991, vermutlich Newtown Center, Massachusetts), KWI für Lederforschung, Dresden, wis-senschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, zum 31.5.1934 entlassen, 1934 Emigration in die Türkei (Landwirtschaftliche Hochschule in Ankara, Lei-tender Chemiker in einem Unternehmen in Izmir), 1937 in die USA; nach einer längeren Tätigkeit in der Privatwirtschaft (Allied Kid Leather Company in Wilmington, Delaware) ab 1954 wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 1958 Leiter der „Leather Section“ der Abteilung für Forschung und Entwicklung des Quartermaster der US-Army („Alsop Award for outstanding scientific or technical contributions to the leather industry“).


  • 82. Ernst Simon (Biochemiker) Eytan Simon (11.7.1902, Berlin — 31.3.1973, Rehovot, Israel), KWI für Biochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Oberassistent; rassistisch verfolgt, Juni 1933 Emigration nach Frankreich (Gastforscher in der Station biologique der Universität Bordeaux in Arcachon, Institut de biologie physico-chimique der Fondation Rothschild in Paris), Januar 1935 Einwanderung in Palästina/Israel; als Biochemiker maßgeblich am Aufbau und der Weiterentwicklung des Daniell Sieff Research Center in Rehovot (später Weizmann Institute of Science) beteiligt.


  • 83. Karl Söllner Karl Sollner (9.1.1903, Wien — 14.6.1986, Chevy Chase, Maryland), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dah-lem, wissenschaftlicher Assistent, Privatdozent an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, Sommer 1933 Emigration nach Großbritannien (Gastforscher im Chemistry Department des University College London, Consultant der Imperial Chemical Indus-tries); 1937 in die USA, 1938 Assistant Chemist, 1947 Professor im Department of Physiological Chemistry der University of Minnesota in Minneapolis, seit 1947 später in leitenden Stellungen, zuletzt als Chef der Sektion für Elektrochemie und Kolloid-Physik, in den National Institutes of Health in Bethesda, Maryland.


  • 84. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (15.3.1905, Stuttgart — 10.8.1944, Berlin), KWI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Berlin-Mitte, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter; politisch verfolgt; ab 1929 als Referent im Institut, 1931 beurlaubt und bis Ende 1933 am Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag tätig; mit Kriegsbeginn 1939 wurde er, der seit 1937 die neu geschaffene Abteilung für Kriegs- und Wehrrecht leitete, zum Oberkommando der Marine abgeordnet, wo er in der Seekriegsleitung für völker-rechtliche Fragen zuständig war; als Angehöriger des Widerstandskreises um seinen Bruder Klaus Schenk Graf von Stauffenberg, wurde am 20. Juli 1944 ver-haftet, am 10. August zum Tode verurteilt und am gleichen Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.


  • 85. Gertrud Stein (30.7.1905, Göttingen — ?), KWI für medizinische Forschung, Heidelberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin; vermutlich rassistisch verfolgt, zum 31.8.1933 aus dem Institut ausge-schieden; anschließend Forschungstätigkeit bei den IG Farben in Wolfen (Sachsen-Anhalt); über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.86. Curt Stern (30.8.1902, Hamburg — 23.10.1981, Sacramento, California), KWI für Biologie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent, Privatdozent an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, nutzte er 1933 einen Forschungsaufenthalt in den USA zur Emigration; 1933 Research Associate, dann Assistant und Associate Profesor und ab 1941 Professor an der University of Rochester, New York, seit 1947, als Nachfolger von Richard Goldschmidt, Professor für Zoologie und Genetik an der University of California in Berkeley (zahlreiche wissen-schaftliche Auszeichnungen, Präsident der Genetics Society of America, der American Society for Hu-man Genetics, der American Society of Sociology).


  • 87. Karl Stern (8.4.1906, Cham, Bayern — 7.11.1975, Westmount, Kanada), Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (KWI), München, Stipendiat und wissenschaftlicher Assistent; rassis-tisch verfolgt, 1935 Emigration nach Großbritan-nien (ab 1936 Forschungen im National Hospital for Diseases of the Nervous System), 1939 nach Kanada, ab 1940 Lecturer für Neurologie, später Assistant Professor für Psychiatrie an der McGill University in Montral, seit 1952 Professor of Psychiatry an der University of Ottawa, außerdem Associate Professor of Psychiatry an der Université de Montreal (1946—1975), Leiter der Psychiater des St. Mary’s Hospital in Montreal, Vertreter Kanadas im UNESCO Institute of Education und Autor vielgele-sener Bücher (Mitglied des PEN-Club, „Christopher Award“ 1951 und 1954, „Newman Award“ 1961).


  • 88. Estera (Esther) Tenenbaum Estera Tenenbaum Esther Tenenbaum (27.1.1904, War-schau — 1963, Jerusalem), KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, wissenschaftliche Assistentin; rassis-tisch verfolgt, 1934 Emigration nach Palästina/Is-rael; seit 1934 an der Medical School der Heb-räischen Universität Jerusalem tätig, zuletzt (ab 1959) als Lecturer in Experimental Pathology.


  • 89. Sergej Stepanovich Tschachotin Tschachotin (13.9.1883, Konstantinopel — 24.12.1973, Moskau), KWI für medizinische Forschung; Heidelberg, mehrjähriger Gastforscher; als politisch aktiver Sozialdemokrat verfolgt, Anfang Mai 1933 Emigration nach Däne-mark, wo er sich vor allem politisch-publizistischen Aufgaben im Kampf gegen das NS-Regime wid-mete; 1934 nach Frankreich, Forschungsarbeiten im Laboratoire d’évolution des êtres organisés der Sorbonne, dem Krebsforschungsinstitut des CNRS und dem Institut de biologie physico-chemique; 1941 sieben Monate lang im Lager Compiègne interniert, nach 1945 Fortsetzung der wissenschaft-lichen und auch politischen Arbeiten; 1975 Übersiedlung in die Sowjetunion, Forschungen in den Akademie-Instituten in Leningrad und Moskau.


  • 90. Max Ufer (2.12.1900, Hamburg — 19.3.1983, Rom), KWI für Züchtungsforschung, Müncheberg, Abteilungsleiter; rassistisch verfolgt, im September 1933 wegen seiner jüdischen Ehefrau entlassen, da-nach Tätigkeit in der Berliner Saatgut-Erzeugungs-gesellschaft, die offenbar aus den gleichen rassis-tischen Gründen 1939 beendet wurde, Emigration nach Rumänien, dort ebenfalls privatwirtschaftlich tätig; Frau und Tochter mußten sich während des Krieges versteckt halten; in der Nachkriegszeit zunächst in einem sowjetischen Lager interniert, Flucht nach Wien, 1948 bis 1951 als Regierungs-berater für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Afghanistan, der Versuch, in das Institut für Züchtungsforschung der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft zurückzukehren, scheitert; 1952 erneute Emigration nach Brasilien, später Italien; Gutachter für die Food and Agriculture Organisation der UNO.
  • 91. Cécile Vogt, geb. Mugnier (27.3.1875, An-necy, Savoyen — 4.5.1962, Cambridge, KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, Wissenschaftliches Mitglied und Abteilunngsleiterin; politisch verfolgt, mußte sie im Frühjahr 1937 das Institut verlas-sen; sie konnte einen Teil ihrer Forschungen in dem gemeinsam mit Oskar Vogt aufgebauten und geleiteten privaten „Institut für Hirnforschung“ in Neustadt, Schwarzwald fortsetzen (zahlreiche Eh-rungen, Ehrenmitglied mehrerer Fachgesellschaften, u. a. der American Neurological Society).


  • 92. Marguerite Vogt (19.2.1913, Berlin — 6.7.2007, San Diego, California), KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, Doktorandin; politisch verfolgt, mußte sie das Institut 1937 mit ihren Eltern verlassen; bis 1955 wissenschaftliche Mitarbeiterin im „Insti-tut für Hirnforschung“ in Neustadt, anschließend Emigration in die USA; zuerst Senior Research Assistant im Virology Laboratory des California Institute of Technology in Pasadena, von 1963 bis zu ihrem Tod im Jahre 2007 Tätigkeit im Molecu-lar and Cell Biology Laboratory des Salk Institute for Biological Studies in La Jolla/San Diego (akade-mische Lehrerin und Betreuerin von fünf späteren Nobelpreisträgern).


  • 93. Marthe Louise Vogt (8.9.1903, Berlin — 9.9.2003, San Diego), KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, Abteilungsleiterin; politisch verfolgt, 1935 nutzte sie einen Forschungsaufenthalt in Großbritannien zur Emigration; nach mehreren Forschungsstationen (Department of Pharmacology der Cambridge University, Laboratories der Pharmacology Society in London) ab 1947 Lecturer, später Reader mit einer eigenen Arbeitsgruppe im Pharmacology Department der University of Edinburgh, seit 1960 Leiterin der pharmakologischen Abteilung des Institute of Animal Physiology in Brabham bei Cambridge (sie gehörte zu den ersten Frauen unter den Fellows der Royal Society und war Ehrenmitglied zahlreicher Wissenschaftlicher Gesellschaften).


  • 94. Oskar Vogt (6.4.1876, Husum — 31.7.1959, Freiburg), KWI für Hirnforschung, Berlin-Buch, Direktor des Instituts; politisch verfolgt, nach politischen Auseinandersetzungen im Institut ab November 1934 nur noch kommissarischer Leiter des Instituts, das er im Frühjahr 1937 endgültig verlassen mußte, auch nach dem Weggang von führenden NS-Zeitungen („Völkischer Beobachter“, „Schwarzes Korps“) öffentlich angegriffen; Gründung und Leitung (mit Cécile Vogt) des privaten, u. a. von der Familie Krupp finanzierten „Instituts für Hirnforschung“ in Neustadt, Schwarzwald, von 1937 bis zu seinem Tod (zahlreiche Ehrungen, u. a. „Goldene Kraepelin Medaille“, „Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung“ in Neustadt, „Os-kar Vogt Institute for Neuro-Psycho-Physiological Research and Therapy“ in Fukuoka, Japan).


  • 95. Albert Wassermann (4.12.1901, Wien — 2.10.1971, Aarsele, Belgien), KWI für Chemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent, Privatdozent für Chemie an der TH Karsruhe; rassistisch verfolgt, Kündigung zum 30.9.1933, im gleichen Jahr Emig-ration nach Großbritannien; nach ersten Stationen (Assistententätigkeit im University College London, Lecturer im University College Southampton) ab 1939 Mitglied des University College London; während des Krieges rüstungsrelevante Forschungen im Imperial College for Science and Technology und im Research and Experiments Department des Ministry of Home Security, 1955 Lecturer, 1958 Reader für Chemie im University College London; er starb bei einem Flugzeugabsturz.


  • 96. Joseph Joshua Weiss Joseph Weiss (30.8.1905, Wien — 9.4.1972, Newcastle-upon-Tyne), KWI für physi-kalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Assistent; rassistisch verfolgt, Entlassung im Herbst 1933, Emigration nach Großbritannien; 1933/34 Forschungsätigkeit an der Cambridge University, danach für drei Jahre am University College London, ab 1937 als „De-monstrator“ im Chemistry Department des King’s College der Durham University, dann Assistant Lecturer (1939), Lecturer (1944), Reader (1944) und Professor of Radiation Chemistry (1956) an der University of Newcastle-upon-Tyne; nach der Emeritierung folgte er 1970 der Einladung, im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mül-heim/Ruhr drei Jahre lang eine Arbeitsgruppe zu leiten (die Association of Radiation Research verleiht jährlich eine „J.J.Weiss Medal“).


  • 97. Karl Weissenberg (11.6.1893, Wien — 6.4.1976, Den Haag), KWI für Physik, Berlin, Wissenschaftliches Mitglied und wissenschaftlicher Berater der KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, für Faser-stoffchemie und für Metallforschung, außerordentlicher Professor an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt, zum Herbst 1933 entlassen; Emigration 1933 nach Frankreich (Gastprofessor für Physik an der Sorbonne), bis 1938 weiterhin Beratung großer deutscher Unternehmen; 1936 Übersiedlung nach Großbrtiannien (Gastforscher an der University of Southampton), 1937/38 als wissenschaftlicher Berater in Paris, 1939/40 als „enemy alien“ interniert, seit Ende 1940 im Shirley Institute, Didsbury, Manches-ter, 1943—1946 auch im Imperial College als „Scienti-fic Adviser“ des Petroleum Warfare Department tätig; seit 1948 Head des Department of Mathematics der Rayon Research Association in Manchester, Beratung von Regierungsbehörden und großen Unternehmen in Großbritannien und den USA (Ehrenmitglied meh-rerer wissenschaftlicher Gesellschaften, die European Rheology Society vergibt regelmäßig einen „Weissen-berg Award“).


  • 98. Wilhelm Wengler (12.6.1907, Wiesbaden — 31.7.1995, Berlin), KWI für ausländisches öffent-liches Recht und Völkerrecht, Berlin-Mitte, Referent; politisch verfolgt; 1935—1938 Referent im KWI für ausländisches und internationales Privatrecht, wechselte er 1938 in das Völkerrechtsinstitut; 1942 vom Institut als ständiger völkerrechtlicher Berater in das „Amt Ausland/Abwehr“ des Ober-kommandos der Wehrmacht abgeordnet, wo er mit Helmuth James Graf von Moltke zusammen-arbeitete; aufgrund kritischer Äußerungen über das NS-Regime im Januar 1944 verhaftet und von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft fristlos entlassen; nach der Niederschlagung des Verfahrens wurde er zur Wehrmacht eingezogen; seit 1949 Professor für Internationales Recht, Rechtsvergleichung und Allgemeine Rechtslehre an der FU Berlin.


  • 99. Woldemar Anatol Weyl (13.6.1901, Darmstadt — 30.7.1975, State College, Pennsylvania), KWI für Silikatforschung, Berlin-Dahlem, Abteilungslei-ter; politisch kritisch gegenüber dem NS-Regime, nutzte er 1936/37 eine Einladung zur Vorbereitung seiner Emigration in die USA; seit 1938 Professor für Non-Metallic Technology des Pennsylvania State College, später Research Professor in Physical Science der Pennsylvania State University (der Inter-national Congress of Glass vergibt alle drei Jahre einen „Woldemar Weyl International Glass Science Award“).


110rassistisch verfolgt, 1933 mußte sie das Institut verlassen, 1936 emigrierte sie in die USA; zunächst Assistentätigkeit an der Duke University in Durham, North Carolina, und an der University of Wiscosin in Madison, ab 1939 Rückzug in die Familie (vier Kinder), ab 1953 Mitarbeit im Laboratorium für medizinische Radioisotope ihres Ehemanns.


  • 101. Ernst (Ernest) Witebsky (3.9.1901, Frankfurt am Main — 7.12.1969, Buffalo, New York), KWI für medizinische Forschung, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent für Immunitätslehre und Serologie an der Universität Heidelberg; rassistisch verfolgt, 1933 Emigration in die Schweiz, wo er keine Beschäftigungsmöglichkeit fand, 1934 in die USA; 1934/35 Fellow am Mount Sinai Hospital in New York, 1935/36 Tätigkeit als Serologe und Bakteriologe im New Yorker Beth Israel Hospital, 1936 Associate Professor 1940 Professor für Bakte-riologie und Immunologie an der State University of New York in Buffalo, seit 1967 auch Direktor des von ihm geschaffenen Immunologiezentrums der Universität („Ernest Witebsky Center for Immunology“ der State University of New York in Buffalo).


  • 102. Marguerite Wolff, geb. Jolowicz (10.12.1883, London — 21.5.1964, Hampstead, London), KWI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Berlin-Mitte, Referentin; rassistisch verfolgt, 1933 entlassen, 1935 Emigration nach Großbritannien (Rück-kehr in das elterliche Haus in London), sie unternahm fortan keine selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten mehr, unterstützte Martin Wolff bei seinen Forschungen und arbeitete als Übersetzerin, u. a. für die Nachrichtensendungen des BBC und bei den Nürnberger Kriegsgerichtsprozessen.


  • 103. Martin Wolff (26.9.1872, Berlin — 20.7.1953, London), KWI für ausländisches und internatio-nales Privatrecht, Berlin-Mitte, Wissenschaftliches Mitglied und Wissenschaftlicher Berater, Professor an der Universität Berlin; rassistisch verfolgt; seine Tätigkeit im Institut mußte er Ende 1937 einstellen, 1938 emigrierte er nach Großbritiannien fand wegen seines fortgeschrittenen Alters jedoch keine feste Anstellung mehr; Forschungsarbeiten im All Souls College in Oxford von 1938 bis zu seinem Tod (1952 Festschrift zum 80. Geburtstag, Großes Bundesverdienstkreuz und Ehrendoktor der Oxford University).


  • 104. Marie Wreschner (20.9.1887, Hohensalza — 17.11.1941, Berlin), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, wissenschaftliche Mitarbeiterin; rassistisch verfolgt, 1933 entlassen; arbeitete bis 1938/39 in Berlin als Privatgelehrte und mußte danach Zwangsarbeit leisten; ihre Emigrationsbemühungen ab 1938 blieben erfolglos, als die Deportation der Berliner Juden begann, nahm sie sich das Leben



Name Kaiser-Wilhelm-Institut Art der Verfolgung / Emigration weiteres Schicksal Forschungsgebiet Überschrift
Max Adler (Physiker) (1907-1981) KWI für Strömungsforschung rassistisch verfolgt, nach Großbritannien (vermutlich 1934) unbekannt ??? Beispiel
Charlotte Auerbach (1899-1994) KWI für Biologie rassistisch verfolgt, nach Großbritannien im Oktober 1933 Professorin in Ediburgh Mutationsforschung, Medical Research Council Beispiel
Hans Jakob von Baeyer (19121998) ???? rassistisch verfolgt, überlebt als "Mischling" mit seiner Familie in Berlin, 1945 Emigration in die Schweiz, später nach Kanada eispiel Computer und Kommunikationswissenschaftler in der Industrie, Hall of Fame der Telekommunikation Beispiel
Walter Beck (Physiker) (1901- ?) KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel
Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel Beispiel


  • 4. Walter Beck (Physiker) (nicht relevant) ((??Fach)) (7.12.1901, Berlin — ?), KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Privatdozent an der TH Berlin; vermutlich rassistisch verfolgt, emigrierte nach Polen, später in die Niederlande; genauere Angaben fehlen.


  • 5. Max Bergmann (Chemiker) (12.2.1886, Fürth — 7.11.1944, New York), KWI für Lederforschung, Dresden, Institutsdirektor; rassistisch verfolgt, Emigration 1933 in die USA; Direktor des Chemischen Labors des Rockefeller Institute for Medical Research; Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft („Max-Bergmann-Gesellschaft“, „Max-Bergmann-Medaille“).