Benutzer:Building/Autonome Schule Zürich

Autonome Schule Zürich und Verein Bildung für Alle
(ASZ / BfA)
Zweck: Schule als politische Aktion
Vorsitz: kollektiv
Gründungsdatum: 2009
Sitz: Zürich
Website: www.bildung-fuer-alle.ch

Die Autonome Schule Zürich (ASZ) ist ein selbstorganisiertes migrantisches Bildungsprojekt in Zürich. Kostenlose Deutschkurse machen einen grossen Teil der Schulaktivitäten aus. Daneben finden weitere Projekte statt, wie eine eigene Zeitung, Theaterstücke, Karikaturenkurse, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte etc. Die ASZ existiert seit dem Jahr 2009 und wird von Einheimischen und Migranten gemeinsam organisiert. Die Autonome Schule ist unter dem Namen Bildung für Alle (BfA) offiziell als Verein registriert.


Die ASZ sieht sich als emanzipatorisches Projekt. Darunter versteht sie die Entwicklung eines selbstständigen Handelns und Denkens. Den Begriff der Integration lehnt sie ab, da er für sie gleichbedeutend mit einer erzwungenen Anpassung an die Landeskultur ist. Ebenso steht sie dem Multikulturalismus kritisch gegen über, weil sie darin Tendenzen zur Verdeckung gesellschaftlicher Machtverhältnisse und der Exotisierung des Fremden sieht. Als Teil der Bleiberechtbewegung fordert sie die globale Bewegungsfreiheit für alle.

Pädagogisch stellt sie sich in die Tradition der kritischen Pädagogik und nimmt Bezug auf Paulo Freire. Die Kurse sollen Lernprozesse für Kursteilnehmende und “Moderierende“ gleichermassen sein, und gemeinsam soll nicht nur ein Fach gelernt werden, sondern «an einem kritischen Verständnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Verhältnisse gearbeitet werden».[1] Dabei sollen Reflexion und Praxis miteinander gehen, denn das Ziel der ASZ ist es, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern.

Aktivitäten

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Den grössten Teil des Projekts machen die Deutschkurse aus. Im Dezember 2012 besuchten bis zu 200 Kursteilnehmende die Deutschkurse. Circa 40 Freiwillige engagierten sich aktiv im Projekt.[2] Die Kurse werden von Migranten mit unterschiedelichem Aufenthaltsstatus besucht, hauptsächlich aber von Asylsuchenden und Sans-Papiers. Die Autonome Schule ist damit eine der wenigen Bildungsmöglichkeiten, die Asylsuchenden, denen von ihrer Gemeinde kein Deutschkurs finanziert wird, und Sans-Papiers zugänglich ist. Alle Kurse an der Schule sind kostenlos. Es wird aber eine Mithilfe bei der Verwaltung des Projekts erwartet.

Neben den Deutschkursen finden in der ASZ auch Diskussionsveranstaltungen, Konzerte, handwerkliche Kurse oder Kurse in anderen Sprachen statt. Dies erlaubt Lehrer-Schüler-Rollentauschs. Bei der Theaterperformance WG Babylon arbeitete die ASZ mit der Zürcher Hochschule der Künste und dem Theaterhaus Gessnerallee zusammen.

Die ASZ nimmt regelmässig an Demonstrationen teil, beteiligt sich an politischen Bündnissen und organisiert selbst politische Aktionen, z. B. im November 2012 einen Protestmarsch zur Redaktion der Gratiszeitung Blick am Abend, nachdem diese fälschlicherweise getitelt hatte, dass 60 Prozent der Asylsuchenden HIV-positiv seien.[3]

Papierlose Zeitung

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Die ASZ gibt ein- bis zweimal pro Jahr die Papierlose Zeitung heraus. Dabei sollen sich die Autoren mit ihren Kenntnissen zu Konfliktgebieten, kulturellen Hintergründen, Rechtschreibung, Grafik und Artikelgestaltung gegenseitig unterstützen. Ziel ist es, eine Gegenöffentlichkeit zur als rassistisch empfundenen Berichterstattung in den etablierten Medien zu schaffen und ein Publikation zu sein, wo Migranten für sich selbst sprechen können. Die Ausgabe 5 vom Februar 2013 erschien als Beilage zur Wochenzeitung.

Geschichte

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Besetzung der Predigerkirche im Zentrum Zürichs durch Sans-Papiers und Solidarische, Dezember 2008

Die Deutschkurse für Sans-Papiers sind aus der Besetzung der Predigerkirche durch das Bleiberecht-Kollektiv Zürich entstanden. Nach der fast dreiwöchigen Besetzung über den Jahreswechsel 2008/2009 äusserten gemäss Eigendarstellung der Schule einige Sans-Papiers den Wunsch, Deutsch zu lernen. Mittels eines Fragebogens wurden dann in einem ersten Schritt die Bedürfnisse der Teilnehmenden eruiert.[4] Seit der Gründung der Schule im Februar 2009 in einem besetzten Haus an der Manessestrasse musste die Schule in den ersten 14 Monaten ihres Bestehens nicht weniger als neun Mal den Standort wechseln. Seit April 2010 ist die Schule in einem Pavillon auf dem Areal des alten Güterbahnhofs untergebracht. Das Areal wird im Jahre 2013 abgerissen, um Platz für das neue Polizei- und Justizentrum des Kantons Zürich zu schaffen.

Die «Wanderschule»

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Februar bis Juni 2009: Die Anfänge

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In den ersten Monaten fand das Projekt in kleinem Rahmen statt. Nach der Räumung der Besetzung Manesse zog die noch namenlose Gruppe weiter in den Infoladen Kasama und die Besetzung Kalkbreite. Es begann sich herauszustellen, dass für viele Sans-Papiers die Ticketkosten für Bus und Zug einen regelmässigen Schulbesuch fast unmöglich machten.

Sommer 2009: Gründung des Vereins Bildung für Alle und Ausbau des Projekts

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Als Reaktion auf die Ticketprobleme wurde der Verein Bildung für Alle, um legal Spenden sammeln zu können. Gleichzeitg wurde das Projekt auch breiter aufgegleist. Der Verein führte ab September seine Kurse in einem leerstehenden Schulpavillon in Zürich-Oerlikon durch, als Teil der Autonomen Schule Zürich. Dieses Projekt freier Bildung hatte dort eine Besetzergruppe initiiert, die sich «Familie Moos» nannte und mit der die Sans-Papiers und Aktivisiten schon in der Besetzung Manesse zusammengelebt hatten.[5]

Schlagzeilen machte die Aussage des kantonalen Justizdirektors Hans Hollenstein in einem Bericht der Sendung Schweiz akuell des Schweizer Fernsehens, die Deutschkurse für Sans-Papiers zu dulden, obwohl das Gesetz die Erleichterung illegalen Aufenthalts unter Strafe stellt.[6]

Januar 2010: Polizeiliche Räumung des Schulpavillons Allenmoos II

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Völlig überraschend wurde am Morgen des 7. Januars 2010 der Schulpavillon der ASZ von einem polizeilichen Grossaufgebot geräumt. Die Polizei begründete ihre Aktion mit einer unvorsichtig verlegten Stromleitung, bei deren Inspektion ein Hausabwart einen Stromschlag erlitt.[7] Als Protest gegen die als unverhältnismässig empfundende Räumung besetzten Aktivisten noch am gleichen Abend kurzzeitig das städtische Schulhaus Wengi.[8] Nach der Räumung erfuhr die ASZ breite Solidarität aus der Bevölkerung und von verschiedenen Parteien und Institutionen. Punktlich zum Schulstart im neuen Jahr konnten die Kurse im Provisorium des Theaterhauses Gessneralle weitergehen. Bald folgte der Weiterzug in zwei weitere Besetzungen, wo das Projekt je einen Monat bleiben konnte, bis es im April noch einmal auf die Solidarität einer Zürcher Kulturinstitution angewiesen war: der Roten Fabrik.

2010-2013: Sesshaftigkeit beim Güterbahnhof

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Die ASZ an ihrem Standort auf dem Güterbahnhofareal (Juli 2012)

Am 19. April 2010 besetze eine Gruppe einen leerstehenden Teil eines Pavillons auf dem Areal des alten Güterbahnhofs und stellte die Räume der ASZ und dem Verein Bildung für Alle für deren Bildungsprojekt zur Verfügung. Es sollte der erste Ort werden, wo die ASZ über längere Zeit bleiben konnte. Die örtliche Stabilität führte zu einer weiteren Zunahme der Teilnehmendenzahlen. Seit das Projekt den Asylbehörden bekannt ist, schicken sie oft ihre Klienten zur ASZ, anstatt ihnen Deutschkurse zu bezahlen.[9]

Winter 2010/11: Polizeikontrollen vor der ASZ

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Im November 2010 führte die Stadtpolizei Zürich zum ersten Mal in der Geschichte der Schule direkt beim Schulhaus Personenkontrollen durch und verhaftete illegale Migranten. Es kam zu angespannten Situationen zwischen aufgebrachten Aktivisten der ASZ und der Polizei. Mit mehreren Demonstrationen protestierte die Schule gegen die Polizeikontrollen. Viele Migranten trauten sich nicht mehr in die Schule.[10] Seit Gesprächen mit der Stadtpolizei und dem zuständigen Stadtrat Daniel Leupi gab es keine gezielten Polizeikontrollen im Umfeld der Schule mehr.[11]

Frühling 2012: Legalisierung der Besetzung

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Im Frühling 2012 gelang es der ASZ angesichts des drohenden Abrisses das Solinetz Zürich als Verhandlungspartner gegenüber der Grundbesitzerin SBB zu gewinnen. Das Solinetz konnte schliesslich einen Gebrauchsleihvertrag mit der SBB abschliessen, der zunächst bis Ende 2012 dauerte und dann bis Ende März 2013 verlängert wurde.[12] In dieser Zeit führt die ASZ auch ihre erste Kunstausstellung durch: Der angesehene kurdisch-irakische Maler Ismail Khayat zeigte seine Bilder und Masken in der Schule.[13]

Literatur

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  • Felipe Polania, Michael Schmitz: Bildung für Alle – Eine Utopie? In: vpod bildungspolitik, Nr. 166, 2010, S. 38-39, (PDF-Datei).
  • Papierlose Zeitung, Ausgaben 1/2010 bis 5/2013.

Pino Esposito: Farid – In Zürich oder irgendwo. Dokumentarfilm, Schweiz 2013.

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Einzelnachweise

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  1. Unsere Grundsätze, abgerufen am 16.2.2013.
  2. http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Klassengroesse-70-Schueler/story/21276671, abgerufen am 16.2.2013.
  3. http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Protest-vor-RingierHaus/story/14906893, abgerufen am 17.2.2013.
  4. http://www.bildung-fuer-alle.ch/artikel/hintergründe
  5. http://www.woz.ch/0942/autonome-schule-zuerich/familie-moos-organisiert-bildung-fuer-alle
  6. http://www.srf.ch/player/video?id=147b4bd7-308e-4c59-ba12-4a256c45c65f, abgerufen 17.2.2013.
  7. http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Polizei-raeumt-die-Autonome-Schule/story/26964779
  8. http://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/autonome-stuermen-schulhaus-wengi-in-zuerich-id40060.html
  9. http://www.landbote.ch/detail/article/wo-untergetauchte-verben-konjugieren/gnews/99223700/, abgerufen am 17.2.2013
  10. http://www.woz.ch/1049/polizei-gegen-schule/rauspicken-wen-sie-wollen
  11. http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Klassengroesse-70-Schueler/story/21276671
  12. PS-Artikel
  13. http://www.woz.ch/1235/ismail-khayat/offener-brief-aus-kurdistan, abgerufen 17.2.2013