Der Begriff Nummus (griechisch νουμμίον, noummion), im Plural Nummi (auch Nummia, griechisch νοῦμμοι) stammt vom maskulinen lateinischen Wort nummus für Münze, Geldstück ab.[1]

Die Bezeichnung Nummus wird von Münzsammlern und Numismatikern auch als Synonym für den Follis, den Centenionalis und die Maiorina, sowie auch für die spätrömische Bronzeprägung des späten 4. und 5. Jahrhunderts gebraucht, da eine klare Unterscheidung der einzelnen Nominale für den Laien zum Teil recht schwer fällt.

Das römische Münzwesen 294–348 Bearbeiten

Follis oder Nummus, wie dieses Nominal geheißen hat, das Diocletianus im Jahr 294 eingeführt hat, wissen wir heute nicht. Sicher hieß er nicht „follis“. Diese heute weit verbreitete Bezeichnung stand in der Antike für ein Säckchen, in dem eine bestimmte Anzahl von Münzen abgezählt verpackt war. Diese große Billon/Bronzemünze wurde schon unter seinen Nachfolgern systematisch kleiner, so dass auf den ersten Blick ein Follis, der unter Constantinus I. geprägt wurden, nichts gemeinsam zu haben scheint mit den frühen Stücken.[2] Das spätantike römische Münzwesen, mit dem zur Tetrarchie unter Diocletianus, nach der Münzreform im Jahre 294 neu eingeführten Follis oder Nummus, löste den Antoninian als Hauptnominal für Kleinmünzen in der Zeit der Soldatenkaiser des 3. Jahrhunderts ab.

Im Jahr 294 n. Chr. wurde von Diocletianus eine umfassende Münzreform eingeleitet. Jegliche Sonderprägung für die Provinzen wurde verboten, so endet z.B. die alexandrinische Ausprägung von Billon Tetradrachmen in diesem Jahr. Die ausschließliche Verantwortung für die Versorgung der römischen Bevölkerung mit Geld wurde in der Hand von zentralistisch geführten Reichsprägestätten gelegt.[3]

Nicht alle Details der Münzreform sind mit letzter Sicherheit geklärt. Zum Teil sind wichtige Einzelheiten umstritten. Wir wissen bis heute nicht, wie die Römer die wichtigste Bronzemünze (Kupfer mit 2,5-3,5 % Silber) nannten, die bei Sammlern heute umgangssprachlich den Namen Follis oder Nummus trägt. Immer noch in Diskussion ist das Verhältnis, in dem die Münzen untereinander standen, wobei die Forschung zu folgendem tendiert:

Aureus (Gold) ≙ 1/60 Pfund = 5,45 g; (Rechenwert 1000 dc)

Argenteus (Silber) ≙ 1/96 Pfund = 3,41 g; (Rechenwert 50 dc)

Nummus ("Follis") ≙1/32 = 10,23 g; (Rechenwert 12,5 dc)

1 römisches Pfund = 327,45 g; dc steht für "denarii communes", eine Rechnungseinheit, die sich auf den alten, abgeschafften Denar bezog, der nur dem Namen nach im System erhalten blieb.[3]

Demnach ergab sich anfänglich, bis zum Jahr 301, folgende Wertigkeit der einzelnen Nominale zueinander: 1 Aureus ≙ 20 Argentei ≙ 80 Nummi (Folles)

Relativ bald stellte sich in der Praxis heraus, daß das Verhältnis, in dem der Aureus zum Argenteus und dem Nummus theoretisch stand, praktisch nicht haltbar war. So erfolgte im Jahr 301 eine neue, kleinere Münzreform, in der die Werte des Argenteus verdoppelt, und die Wertigkeit des Nummus vervierfacht wurde. Das Verhältnis der Nominale zueinander lautete nun wie folgt:

Aureus (Gold) ≙ 1/60 Pfund = 5,45 g; (Rechenwert 1000 dc)

Argenteus (Silber) ≙ 1/96 Pfund = 3,41 g; (Rechenwert 100 dc)

Nummus ("Follis") ≙1/32 = 10,23 g; (Rechenwert 50 dc)

Daraus ergab sich ab dem Jahr 301 folgende Wertigkeit der einzelnen Nominale zueinander: 1 Aureus ≙ 10 Argentei ≙ 20 Nummi (Folles).

Das bedeutete praktisch, daß im täglichen Warenverkehr für exakt die gleiche Warenmenge nur noch die hälfte an Münzen bezahlt werden musste.[3]

Um zu verhindern, daß die Verkäufer darauf reagierten, in dem sie die Preise einfach verdoppelten, erließ Diocletianus zur Unterstützung seiner Münzreform ein Preisedikt, in dem er für eine große Vielfalt von Waren und Dienstleistungen einen Höchstpreis vorschrieb. Dieses Edikt konnte nie im ganzen römischen Reich durchgesetzt werden. Mit dem Rücktritt des Diocletianus im Jahr 305 wurde es ohne großes Aufhebens außer Kraft gesetzt. [3]

Es hatte sich schon längst herauskristallisiert, daß eine einzige Münzstätte nicht in der Lage war, genügend Geld herzustellen, um die Bevölkerung des römischen Reiches mit Geld zu versorgen. Unter Diocletianus wurden die verschiedenen Münzstätten in ein System gebracht und die Planung und Ausführung der verschiedenen Münztypen standardisiert. Standardisiert wurden auch die verschiedenen Erkennungszeichen, mit denen die Behörden ganz genau feststellen konnten, wo, wann und von wem eine bestimmte Münze geprägt worden war. Dazu erhielt zunächst jede einzelne Münzstätte ein bestimmtes Kürzel, das wir seit der Münzreform im Abschnitt des Revers der Münzen finden.[3]

Die Münzstättenzeichen die unter Diocletian systematisiert wurden waren für Londinium LON / LN, für Treveri TR, für Lugdunum L / LC, für Ticinum T, für Aquileia AQ, für Roma - / R, für Ostia OST, für Carthago - / K / PK, für Siscia SIS / SISC, für Serdica SD / SDA, für Thessalonica TES / TS, Heraclea H / HA / HE / HT, für Nicomedia N, für Cyzicus K / KV, für Antiochia A / ANT und für Alexandria ALE.[3]

Der Sammler möge sich nicht durch ein "SM" verwirren lassen, das gelegentlich vor der Münzstättenbezeichung zu finden ist. Es steht für "Sacra Moneta", [3] was heiliges Geld bzw. heilige Münzstätte bedeutet.

Die Nummern der einzelnen Werkstätten, in einigen Münzstätten existierten zeitweise bis zu 15 Offizinen, können durch folgende römische oder griechische Numerale unterschieden werden. I, II, III oder A, B, C oder Α, Β, Γ, Δ, Ε, S, Ζ, Η, Θ (oder ΔΕ), Ι, ΙΑ, ΙΒ, ΙΓ, ΙΔ, ΙΕ.

Die einzelnen Münzemissionen können voneinander relativ leicht unterschieden werden. Die Münzstättenzeichen im Abschnitt, wurden mit den Offizin-Zeichen der einzelnen Werkstätten einer jeder Münzstätte und zusätzlichen mit weiteren Beizeichen in den Feldern der Rückseite kombiniert. Die Titulatur der Herrscher und die zahllosen Büstenvarianten, die auf der Vorderseite (Avers) dargestellt sind, sowie die unzähligen Rückseitenmotive (Revers), ermöglichen zusammen mit den Gewichts- und Größenunterschieden der Münzen, und deren Münz-, Offizin- und Beizeichen, eine exakte systematische und chronologische Zuordnung der Prägeperioden, welche mitunter bis auf das Datum genau eingegrenzt werden können.

Diese sytematische Unterteilung der Münzprägung etablierte sich dauerhaft und wurde, wenn auch mit Anpassungen, teilweise bis weit in die byzantinische Ära beibehalten.

Der Follis, der anfänglich mit einem Durchmesser von 28–32 mm und 8,5 bis 11,50 g Gewicht ausgeprägt wurde, erhielt durch Weißsieden des Schrötlings einen Silber-Überzug. Durch diesen erweckte der Follis bei der Ausgabe, anfänglich den Eindruck einer großen, hochwertigen Billon- bzw. Silbermünze, veränderte aber gerade deshalb seine Wertigkeit bereits kurze Zeit nach den ersten Emissionen, da sich durch das Abblättern des Silbersudes die Münze als einer minderwertige Bronzemünze entpuppte. Daher verlor der Follis rasch an Größe und Gewicht und der Silbergehalt des Billon nahm stetig, sogar noch weiter ab, bis er von einer einfachen Bronze kaum mehr zu Unterscheiden war. Folglich mussten die Emissionsmengen zur Kompensation des Wertverlustes erhöht werden und es setzte eine schleichende Inflation ein. Auch die Rückseitenmotive des Follis veränderten sich in jeder Emissionsperiode und wurden kontinuierlich angepasst, da die Rückseitendarstellungen für Nachrichten- und Propagandazwecke genutzt und immer auch an die zeitgenössische politische und religiöse Lage im Römischen Reich und an der Prägestätte anpasst wurde, was in der Blütezeit des Follis, unter Konstantin I. dem Großen (reg. 306–337) zu zahlreichen interessanten, religiösen-, mythologischen-, politschen- und zeitgeschichtlichen relevanten Revers-Darstellungen führte, die von den römischen Münzstätten emittiert wurden.

Die Münzstätten unter Konstantin dem Großen waren Londinium, Treveri, Lugdunum, Ticinum, Aquileia, Roma, Ostia, Carthago, Siscia, Serdica, Thessalonica, Heraclea, Nicomedia, Cyzicus, Antiochia und Alexandria.[4]

Das römische Münzwesen 348–361 Bearbeiten

Durch die Münzreform der Kaiser Constans und Constantius II. im Jahre 348[5] wurde der mittlerweile fast zur reinen Bronzemünze devaluierte Follis von der großen Maiorina und dem kleineren Centenionalis, einer erneuerten Billon-Prägung mit höherem Silberanteil, abgelöst. Die Verknappung der Edelmetallreserven des Römischen Reiches in der Mitte des 4. Jahrhunderts, führte zu einer erneuten Reduktion des Silberanteils der (Billon) Centenionales und (Billon) Maiorinae, was binnen weniger Jahre in einer massiven Verkleinerung der Maiorina und inflationären Ausmünzung des Centenionalis resultierte, die zum Ende der Regierungszeit des Constantius II. (337–361) ihren Höhepunkt fand.[6]

Das Römische Münzwesen 361–491 Bearbeiten

Im Jahre 361 kam es unter Julianus II. (reg. 360–363) zu einer weiteren Münzreform. Nun wurden reine Bronze-Münzen als Kleinstwährung eingeführt, um der Inflation des Billon Centenionales ein Ende zu setzen. Eine Großbronze (mit 26 bis 28 mm Durchmesser und ca. 8,25 g Gewicht), die sogenannte Doppel-Maiorina mit Stiermotiv auf der Rückseite wurde eingeführt, und eine kleinere Bronze (18 bis 20 mm, ca. 2,95 g), ersetzte den (Billon) Centenionalis und wurde zum Æ (Bronze) Centenionalis, die einen Lorbeerkranz mit einer zwei- oder vierzeiligen Vota-Legende auf dem Revers trägt.[7] Aus den bis dahin vorherrschenden (Billon) Silbersud-Münzen, wurden durch die Münzreform im Jahre 361 endgültig reine Bronzemünzen, die sogenannten Aes (=Bronzen), deren spätere Teilstücke nur noch anhand ihrer Größe zu unterscheiden waren, und deren kleinstes Nominal, die Mini-Bronze (12 bis 14 mm, ca. 1,75 g), als (Æ) Nummus oder (Æ) 1/2 Centenionalis bezeichnet werden. In der Zeit nach dem Amtsantritt von Valentinianus I. (reg. 364–375), wurde der Æ Centenionalis der vorherrschende Kleinmünzentyp. Größe und Gewicht der einzelnen Münzen schwanken in der spätesten Prägeperiode nach 395, je nach Herrscher und Münzstätte zum Teil beträchtlich. Die kleinsten Nummi erreichten unter den spätrömischen Kaisern wie Leo I. und Zeno im Ostreich und unter Valentinianus III., Anthemius und Julius Nepos im Westreich, sogar eine Größe von nur noch 8 bis 10 mm und ein Gewicht von zum Teil unter einem Gramm.[8]

Im RIC (Roman Imperial Coinage) werden die Nominale, wie folgt bezeichnet: Aes I, Aes II, Aes III & Aes IV, (s. RIC IX.) oder als Æ1, Æ2, Æ3, Æ4, (s. RIC X.).[9]

  • Aes I (= Großbronze, ca. 26-28 mm) ≙ der Æ Doppelmaiorna
  • Aes II (= Mittelbronze, ca. 20-24 mm) ≙ der Æ Maiorna
  • Aes III (= Kleinbronze, ca. 16-18 mm) ≙ dem Æ Centenionalis
  • Aes IV (= Minibronze, ca. 12-14 mm) ≙ dem Æ Nummus (= Æ 1/2 Centenionalis).

Die Bezeichnung als AE20 mit der Angabe des Durchmessers der Münze nach dem Æ ist unter Numismatikern ebenfalls weit verbreitet und auch bei griechischen Bronzemünzen gebräuchlich.

Das Byzantinische Münzwesen 491–1092 Bearbeiten

Aus den Bronze-Nominalen des oströmischen Reiches entstand im Jahre 491 das byzantinische Münzsystem mit dem Nummus als Grundeinheit für die Bronzeprägung und dem im Jahre 498 unter Anastasius I. (491-518) wiedereingeführten Follis (40 Nummi) als höchstem multiplen Bronze-Nominal. Der Follis, welcher seit zweiten Münzreform im Jahre 498, zusammen mit seinen Teilstücken, von 30, 20, 10 und 5 Nummi und weiteren anderen, z.T. lokalen kleinen Fraktionen, den 33, 12, 6 und 3 Nummi in Alexandria, sowie den 16, 8, 4 und 2 Nummi in Thessalonika geprägt wurde[10], hatte bis zum Amtsantritt von Leo III. Isauros (717–741) bestand und beschränkte sich danach, fast nur noch auf den Follis und den Halbfollis als vorherrschende Bronzenominale im Byzantinischen Reich. Kurz bevor der Follis durch Alexios I. Komenos, mit der Münzreform im Jahre 1092 von dem Æ Tetarteron und die spätere (Billon) Aspron Trachy abgelöst wurde, erreichte der byzantinische Follis, mit der enormen Ausprägung des Anonymen Follis im 11. Jahrhundert eine letzte, aber dafür umso imposantere Blüteperiode.[11]


Der Nummus als Grundeinheit der byzantinischen Kupfer-Nominale:

  • 1 Nummus ≙ 1/40 Follis, i.d.R. ohne Zahlzeichen (meist Monogramm oder Kreuz), (griechisch νουμμίον, Nummion, latinisiert Nummium, deutsch Nummus).
  • 5 Nummi ≙ 1/8 Follis, Zahlzeichen Ε (Epsilon) oder V, (griechisch πεντανούμμιον, Pentanummion, latinisiert Pentanummium).
  • 10 Nummi ≙ 1/4 Follis, Zahlzeichen I (Iota) oder X, (griechisch δεκανούμμιον, Dekanummion, latinisiert Dekanummium).
  • 20 Nummi ≙ 1/2 Follis, Zahlzeichen K (Kappa) oder XX, (griechisch δοδεκανούμμιον, Dodekanummion, latinisiert Dodekanummium).
  • 30 Nummi ≙ 3/4 Follis, Zahlzeichen Λ (Lambda) oder XXX, (griechisch τριδεκανούμμιον, Tridekanummion, latinisiert Tridekanummium).
  • 40 Nummi ≙ 1 Follis, Zahlzeichen M (My) oder XXXX, (griechisch τετραδεκανούμμιον, Tetradekanummion, latinisiert Tetradekanummium).


Die Wertigkeit des byzantinischen Münzsystems 491–1092:[12]

Kupfer-Nominale: Silber-Nominale: Gold-Nominale:
Nummus: Follis: Siliqua: Miliarense: Tremissis: Semissis: Solidus:
1 ≙ 1/40 ≙ 1/300 ≙ 1/600 ≙ 1/2400 ≙ 1/3600 ≙ 1/7200
40 1 ≙ 1/180
300 7 ½ 1 ≙ 1/24
600 15 2 1 ≙ 1/12
2.400 60 8 4 1 ≙ 1/3
3.600 90 12 6 1 ½ 1 ≙ 1/2
7.200 180 24 12 3 2 1

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Urs Sommer: Die Münzen des Byzantinischen Reiches 491–1453, Battenberg, 1. Auflage 2010, ISBN 13: 978-3-86646-061-4
  • David R. Spear: Byzantine Coins and Their Values, Spink, London, 2006, ISBN 13: 978-0-7134-7740-5
  • Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit, Battenberg, 2. Auflage 2011, ISBN 13: 978-3-86646-071-3
  • The Roman Imperial Coinage

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pons-Onlinewörterbuch, abgerufen am 15. Juli 2016
  2. Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit, Battenberg, 2. Auflage 2011, S. 23, ISBN 13: 978-3-86646-071-3
  3. a b c d e f g Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit. 2. Auflage. Battenberg, 2011, S. 375.
  4. The Roman Imperial Coinage, Volume VI., S. xiv
  5. The Roman Imperial Coinage VIII, S. 61, Billon maiorina coinage, 348–354
  6. The Roman Imperial Coinage
  7. Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit, S. 451
  8. The Roman Imperial Coinage
  9. The Roman Imperial Coinage
  10. Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit
  11. Andreas Urs Sommer: Die Münzen des Byzantinischen Reiches 491–1453
  12. David R. Spear: Byzantine Coins And Their Values, Spink, London, 2006, S. 26

Kategorie:Numismatik