Paul Wollmann

  • 12. Oktober 1911 in Rastatt (Baden) + 2. Dezember 1983 in Bad Krozingen

Inhaltsverzeichnis

Leben Wirken Ehrungen und Auszeichnungen Buchveröffentlichungen


Leben

Der Vater von Paul Wollmann war Justizamtmann am Amtsgericht in Rastatt, die Mutter Hausfrau. Paul war das dritte von vier Kindern und verbrachte seine Kindheit in Rastatt. Der Vater wurde später an das Landgericht nach Freiburg berufen. Die Familie zog nach Freiburg um. Paul und sein älterer Bruder Bernhard besuchten dann dort das humanistische Friedrichsgymnasium; die ältere Schwester das St. Ursula- gymnasium. Nach dem Abitur studierten Bernhard und Paul an der Freiburger Universität Theologie und Philosophie und wurden beide zu Priestern geweiht. Die ältere Schwester trat in den Orden der Ursulinerinnen ein, nahm den Ordensnamen Conrada an und leitete später das Hauswirtschaftliche Seminar der Ursulinerinnen in Freiburg. Die jüngste Schwester versorgte früh den verwitweten Vater, dann ihren Bruder Paul, später war sie als Altenpflegerin tätig.

Wirken

Paul Wollmann wurde am 7. März 1937 zum Priester geweiht, war dann zunächst als Vikar in Vöhrenbach im Schwarzwald tätig , ehe er 1938 als Cooperator in Konstanz, St. Gebhard berufen wurde, wo er bis Herbst 1945 – von HJ und Gestapo kritisch beäugt – unter schwierigen Umständen segensreich wirken konnte. Im Herbst 1945 erhielt Paul Wollmann vom Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg die Dienstanweisung, als Jugendkaplan nach Freiburg ins Missionsinstitut zu kommen. Dort traf er seinen früheren Gauleiter des Schülerbundes Neudeutschland, Monsigniore Alfred Beer, der kurz vorher zum Diözesanjugendseelsorger Mannesjunged bestellt wurde und der sich von Erzbischof Gröber „den Paul“ als Jugendkaplan erbeten hat. Wollmann war jetzt „Generalassistent von Alfred Beer ohne eigenen Geschäftsbereich“. 1945 lag Deutschland in Trümmern; es herrschte eine für uns fast nicht mehr vorstellbare materielle Not. Die Frage für alle Verantwortlichen für die Jugendarbeit: war jetzt: Wo damit anfangen in einem Land, in dem es kaum Strukturen gab und in dem nur das gemacht werden durfte, was die Besatzungsmächte ( in Südbaden und Hohenzollern waren es die Franzosen, in Nordbaden die Amerikaner) genehmigten? Kann man einfach dort anknüpfen, wo man vor dem Krieg mit der Jugendarbeit aufgehört hat, also bei den „klassischen Formen der Jugendbewegung“ wie Wanderfahrten, Zeltlager, Lagerfeuer, Naturerlebnisse, Heimabende und ähnlichem? Geben die etwas her für einen neuen Beginn? Die Antworten auf diese Fragen waren entscheidend für die neue Ausrichtung der Jugendarbeit. Auf Bundesebene (z.B. Deutsche Bischofskonferenz) wollte man die überall aufbrechenden Aktivitäten einer religiösen und gesellschaftlichen Neubesinnung sammeln und was die Jugendarbeit anging, zu einem „Bund“ zusammenführen. Es wurden sogar Richtlinien erlassen die beinhalteten, dass in den einzelnen Pfarreien nur solche Jugendorganisationen wieder gegründet werden sollten, die dort schon vor dem Krieg existent waren. Ansonsten sollten Pfarrjungendgruppen (Mannesjugend /Frauenjugend) entstehen. Um für mögliche künftige Bedrohungen durch den Staat besser geschützt zu sein, sollte es zu keiner Zersplitterung der Jugendverbände wie etwa in der Weimarer Zeit kommen. Erlasse und Erklärungen wurden klugerweise aber bald zurückgezogen, so dass auch im Bereich der kirchlichen Jugend- organisationen Innovationen möglich wurden. Warum eine neue Jugendorganisation für das Land? Eine Frage die Paul Wollmann umtrieb. In kleineren Dörfern gab es vor dem Krieg in der Regel kaum so etwas wie eine organisierte kirchliche Jugendarbeit. Die Begegnung des Pfarrers mit der (schulentlassenen) Jugend fand meist in der „Christenlehre“ nach dem Hauptgottesdienst oder vor der Nachmittagsandacht statt. Eher selten waren auf dem Dorf organisierte Gruppen wie „Kolping“, DJK“, „Marianische Kongregation“ o.ä. anzutreffen. Wollmann sah schon früh die Probleme („Strukturwandel“) auf das Dorf und besonders auf die Dorfjugend zukommen. Für ihn war klar, dass es galt eine Bewegung für die Jugend des Landes zu schaffen, die in christlicher Verantwortung ihre Aufgaben erkennt und voranträgt. Lebendige und religiöse Jungmänner und Jungmädchen des Dorfes müssen für diese Aufgabe vorbereitet und gerüstet werden. Deshalb sollen sie sich in Gruppen zusammenschließen und sich als verantwortungsbewusste christliche Jugend des Dorfes verstehen. „Milieuprägend“ sollte der neu zu gründende Jugendverband für die Dörfer sein; und erst an zweiter Stelle „berufsständisch“. Das wurde auch in den meisten (west)deutschen Diözesen ( so verstanden. Paul Wollmann gründete 1949 mit ein paar Getreuen in der Erzdiözese Freiburg die ersten Gruppen „Katholische Landjugend“ und im Frühjahr 1950 den „Diözesanverband Katholische Landjungendbewegung (KLJB) der Erzdiözese Freiburg“. Überall entstanden jetzt „Katholische Landjugendgruppen“ mit Verantwortliche an der Spitze, die sich ihrerseits wieder zu „Bezirksverantwortliche“ zusammenschlossen. Immer wieder erhielten die Verantwortlichen durch entsprechende von Paul Wollmann verfasste „Werkbriefe“ und von ihm angebotenen speziellen Schulungen die Möglichkeit, sich für diese Aufgabe weiter zu qualifizieren.

Eine Reihe von Neugründungen, die hauptsächlich den Menschen des Landes und insbesondere der Jugend dienten, wurden von Paul Wollmann entscheidend initiiert und durch ihn geprägt. Wollmann sah nicht nur neue Aufgaben für das Land , sondern suchte immer wieder nach Lösungen und nahm – trotz der Fülle an Arbeit - immer wieder immer wieder neue Aufgaben in neuen Funktionen wahr. Einige dieser Gründungen, Aufgaben und sollen hier genannt werden:

1950 Gründung des Landvolkshochschule St. Ulrich (heute Bildungshaus Kloster St. Ulrich) und Gründung der Bauernschule Gamburg (heute Bildungshaus Neckarelz) 1953 Gründung der Katholischen Landvolkbewegung der Erzdiözese Freiburg. 1954 Mitbegründer der Dorfhelferinnenschule in Sölden bei Freiburg. 1960 Paul Wollmann wird zum Landvolk- und Landjungendpfarrer ernannt. 1963 – 1978 wird er zum Präsident der Internationalen Förderation kath. Ländlicher Heimvolkshochschulen gewählt. 1967 – 1979 war er Vizepräsident der ICRA(Internationale Kath.Landvolkbewegung) 1968 – 1980 fungiert er als Geistlicher Beirat der kath. Landvolkbewegung Deutschlands mit Sitz in München und ab März mit Sitz in Bonn. 1970 – 1975 ist er Mitglied der Würzburger Synode 1980 Mai muss Paul Wollmann krankheitshalber in Pension gehen (Schlaganfall) und zieht nach Ehrenkirchen bei Freiburger um. 1983 am 2. Dezember stirbt Paul Wollmann in Bad Krozingen

„Damit sie das Leben haben ...“ (Joh 10. 10 ) Leitwort für Paul Wollmann)

Ehrungen 1961 Ernennung zum Geistlichen Rat durch Erzbischof Schäufele 1976 Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten 1980 Überreichung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse durch Regierungspräsident Nothelfer.

Buchveröffentlichungen

„Lebendiger Glaube will gültige Zeichen“, München Rex-Verlag 1972 „Buch der Segnungen“, München/Luzern Rex-Verlag 1974 „Wallfahrt zu Maria“, München/Luzern Rex-Verlag 1976 „Aus der Optik Jesu“ (Herausgeber) Kath. Bibelwerk, Stuttgart 1972

Zahlreiche Werkbriefe für Landvolk/Landjugend und Familienkreise [1]

  1. Ein Leben in Fülle. Erinnerungen an Landvolkpfarrer Prälat Paul Wollmann