Benutzer:Arne Neem/Kritik des Zwölf-Schritte Programms/Kopie Artikel (18. Juni 2006)

Sicherungskopie des Artikels Kritik des Zwölf-Schritte-Programms in der Version vom 18. Juni 2006

{{Lückenhaft|Gegenüberstellung von medizinischer Sicht und AA-Sicht auf Alkoholkrankheit, Genesungsziel, Gesundheit, "Trockenheit",... Bewertung des 12SP aus medizinischer und psychologischer Sicht. Behauptete und tatsächliche Erfolgsquoten des Programms, Definition von "Erfolg". Verhältnis AA und Oxford Gruppe. Bill W. als problematisches Vorbild (Nikotinabhängig, Gotteserfahrung unter Drogeneinfluss). Auswirkung langfristiger Meetingteilnahme auf Mitglieder (12SG als Ersatz für Familie, Freunde, Religion). Gottesbegriff des 12SP aus psychologischer und religiöser Sicht.}}

Die Kritik des Zwölf-Schritte-Programms betrachtet das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker von Außen, insbesondere in medizinischer, religiöser und gesundheitspolitischer Hinsicht.

Selbsthilfe und spirituelle Bewegung

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Im Kern der Kritik steht die Frage, ob es sich beim Zwölf-Schritte-Programm um gesundheitsorientierte Selbsthilfe handelt oder um eine quasi-religiöse Bewegung.

Krankheit und Genesung

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Medizinische Wirksamkeit

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Die medizinische Wirksamkeit des Zwölf-Schritte-Programms bei der Genesung von Suchtkrankheiten ist umstritten. Aussagen der Mitglieder und ihrer Kritiker weichen stark voneinander ab. Unabhängige, wissenschaftlich tragfähige Untersuchungen sind rar.

Laienorganisation

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Zwölf-Schritte-Gruppen sind selbstorganisierte Gruppen von Betroffenen, ohne Begleitung durch fachkundige Therapeuten. Sie unterliegen damit keiner Qualitätssicherung oder Supervision.

Die einzelnen Meetings regulieren sich selbst und müssen eigene Lösungswege für zwischenmenschliche Konflikte finden. Dazu gehören endlose Leidensgeschichten (engl.: drunkalog), aber auch destruktives Verhalten von Einzelpersonen. Die einzelnen Meetings unterscheiden sich auch stark in Teilnehmerzahl, Zusammensetzung und Meetingablauf. Wenn auch die Mehrzahl der Meetings wohl neutral bis positiv zu bewerten ist, gibt's auch negative Ausnahmen, die für Teilnehmer sehr belastend sein können.

Gott und Religion

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Gottesglaube

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Die Beziehung zu „Gott“, manchmal auch „Höhere Macht“ genannt, steht im Zentrum der Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen. Genesung ist nur durch Gotteserkenntnis (2. Schritt) und Glaube (3. Schritt) zu erreichen. Das führt bei vielen (potentiellen) Mitgliedern zu einem inneren Zwiespalt, der sie in ihrem Genesungsprozess behindert. Theologische Fragestellungen lenken von der Selbsthilfe ab.

Viele Angehörige abrahamitischer Religionen (insbesondere Christen) haben durch ihre religiöse Erziehung ein strafendes und gefährliches Gottesbild verinnerlicht. Der 2. und 3. Schritt bereitet ihnen große Gewissensnöte. Nach Vorstellung der Zwölf Schritte ist Gott eine liebende Höhere Macht. Nur Gott kann meine Gesundheit wiederherstellen, deswegen muss ich ihm mein Leben und meinen Willen bedingungslos anvertrauen. Menschen, die gerade wegen negativer religiöser Erfahrungen psychische Probleme entwickelt haben, können diese Gottesvorstellungen nicht in Einklang bringen. Manche spalten ihr Gottesbild auf und unterscheiden, auch sprachlich, zwischen dem „Gott“ ihrer Religionsgemeinschaft und der „Höheren Macht“ des Zwölf-Schritte-Programms. Viele fühlen sich einfach nur blockiert.

Für Atheisten, Agnostiker oder Anhänger nicht-abrahamitischer Religionen ist die Situation kaum einfacher. Im Meetingablauf ist der Gottesbezug ständig präsent. Zu Beginn des Meetings werden meist die Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen vorgelesen, dazu kommt noch weitere Literatur, zum Abschluss das Gelassenheitsgebet. Meetingteilnehmer teilen „Erfahrung, Kraft und Hoffnung“ und beziehen sich dabei – ganz im Sinne der Zwölf Schritte – häufig auf Gott. Nichtgottesgläubige können damit wenig anfangen. Sie entwickeln inhaltsleere Ersatzbegriffe wie „Universum“, „Schicksal“ oder „Höhere Macht“. Oder sie steigen aus dem Programm aus – und verlieren so die Unterstützung durch andere Betroffene.

Verhältnis zum Christentum

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Genesung von der Sucht ist im Zwölf-Schritte-Programm untrennbar mit der religiösen Fragestellung verbunden, wie ich Gott verstehe. Obwohl in verschiedenen Veröffentlichungen der AA und anderer Zwölf-Schritte-Gruppen immer wieder betont wird, dass diese Vorstellung die Sache jedes Einzelnen sei, machen die Zwölf Schritte und Traditionen deutliche Vorgaben. Sie erwähnen mehrere Eigenschaften von Gott (b.z.w. höhere Macht): fürsorglich (3. Schritt), zuhörend (5. Schritt), heilkräftig (6. und 7. Schritt), willenbehaftet und bestimmend (11. Schritt) und „liebend“ (3. Tradition). Der Bezug zum christlichen Gottesbild ist erkennbar, was sich mit dem Ursprung der AA aus der Oxford-Gruppe erklären lässt.

Die Nähe zur christlichen Religion wird insbesondere in den USA deutlich, wo Meetings häufig bei kirchlichen Einrichtungen stattfinden und während vieler Meetings das Vaterunser gesprochen wird. In den Fallgeschichten des Blauen Buchs der AA ist häufig ein Zusammenhang zwischen spirituellen Erwachen und Bibellektüre oder Kontakt zu christlichen Einrichtungen zu beobachten.

Die historischen Forschungen des Dick B. [1] belegen den starken Bibelbezug der ursprünglichen AA. Er leitet daraus den Vorwurf ab, dass sich die heutige AA zu sehr von ihren christlichen Wurzeln entfernt habe. Interessanterweise haben die von den AA abgeleiteten Gruppen sich noch weiter vom Christentum entfernt als die AA, was zum Beispiel in der Literatur von Al-Anon oder CoDA deutlich wird.

Selbstverständnis und Außensicht

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Unfreiwillige Teilnahme

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Insbesondere in den USA und zunehmend auch in Deutschland wird das Zwölf-Schritte-Programm als wichtigste, oft einzige, Selbsthilfegruppe für Abhängige und ihre Angehörige empfohlen. Zunehmend übernehmen auch Fachleute in medizinischen, therapeutischen und sozialen Tätigkeiten kritiklos Krankheitsmodell und Lösungsweg des Zwölf-Schritte-Programms.

Alternativen zum Zwölf-Schritte-Programm sind ihnen oft nicht bekannt. Als Folge schickt eine zunehmende Zahl von Therapeuten und Kliniken ihre Patienten zu Zwölf-Schritte-Meetings, die mit anderen Angeboten besser bedient wären. In den USA wird außerdem Autofahrern nach alkoholbedingten Unfällen oft die Teilnahme an Meetings zur Auflage gemacht.

Kritisch wird diese Entwicklung, wenn es dazu führt, dass jemand aufgrund externen Drucks gegen seinen Willen an Meetings teilnimmt. Entweder ist der einzelnen Betroffene nicht mit dem spirituellen Charakters des Zwölf-Schritte-Programms einverstanden und empfindet die Zwangsteilnahme als Einschränkung der Religionsfreiheit. Oder er verspürt einfach nicht den „Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören“ (3. Tradition). Die erzwungene und anwesenheitskontrollierte Meetingteilnahme gefährdet mehrere Grundprinzipien der Zwölf-Schritte-Gruppen: sie verlieren ihre Einigkeit (1. Tradition), den verbindenden Genesungswunsch (3. Tradition), ihre Autonomie (4. und 6. Tradition) und die spirituelle Grundlage der Anonymität (12. Tradition). Dennoch gibt es Meetings, die Zwangsteilnehmer aufnehmen und ihnen die geforderten Teilnahmenachweise ausstellen.

Manche Kritiker erkennen bei den AA und den daraus abgeleiteten Zwölf-Schritte-Gruppen eine bedenkliche Anhäufung von Merkmalen einer Sekte, im Sinne einer vereinnahmenden Gemeinschaft, Neuen Religiösen Bewegung oder einer Erweckungsbewegung.

Literatur

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  • B. Robertz-Grossmann, S. Droste: Die Anonymen Alkoholiker - Eine Literaturanalyse des Programms einer Selbsthilfegruppe für alkoholkranke Menschen. 2003, Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (pdf)
  • Peter Daum: Eine kritische Auseinandersetzung mit Alcoholics Anonymous. Diplomarbeit, 1990, Berlin. (online)
  • Secret Agent Orange: The Orange Papers - One Man's Analysis of Alcoholics Anonymous, Online-Buch (englisch)
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