Die Nordwest-Ecke des Neuen Markts mit dem Möwenbrunnen von Waldemar Otto, im Hintergrund die Marienkirche. Auf der Nordseite besteht heute eine Lücke, eine von vier Platzkanten fehlt damit (rechts im Bild).
Das Rathaus auf der Ostseite
Neuer Markt um 1900 mit der Nordseite (rechts)
Teilzerstörter Neuer Markt mit Rostocker Rathaus, nach den Bombenangriffen 1942
Neuer Markt 1953, die Bebauung der Nordseite ist noch teilweise erhalten

Der Neue Markt in Rostock ist neben dem Alten Markt und dem Hopfenmarkt (heute Universitätsplatz) einer der drei einstigen Marktplätze der Hansestadt.

Lage Bearbeiten

Er ist Teil der historischen Mittelstadt. Mit einem Grundriss von 90 x 80 Metern nahezu quadratisch angelegt, münden heute in den Neuen Markt die Kröpeliner Straße, die Lange Straße, der Glatte Aal, die Große Wasserstraße und die Steinstraße. Die Große Scharrenstraße ist über einen Fußgängerdurchgang mit dem Neuen Markt verbunden. Zusammen mit der heute einen anderen Straßenzug bezeichnenden Gasse Bei der Marienkirche und dem nicht mehr vorhandenen Ortsund gehörten diese sieben Straßen - ohne die Lange Straße - zu den einst sprichwörtlichen sieben Rostocker Wahrzeichen. Da Rostock sich ursprünglich aus den drei Teilstädten, der Alt-, Mittel- und Neustadt zusammensetzte, gab es in jeder Teilstadt einen Marktplatz mit Rathaus und einer nahe gelegenen Pfarrkirche.

Geschichte Bearbeiten

Der Neue Markt in der Mittelstadt kristallisierte sich sehr schnell zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des mittelalterlichen Rostock heraus, dementsprechend wurde das sich an der Ostseite befindliche mittelstädtische Rathaus das Rathaus der Gesamtstadt, die nahe Marienkirche Hauptpfarrkirche. Deshalb war der Neue Markt auch Wohnsitz der städtischen Oberschicht, die auf allen Seiten prächtige Giebelhäuser errichten ließ. Diese Häuser wurden vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert barock, klassizistisch und historistisch umgebaut. Vor dem Rathaus wurde Gericht gehalten, und in der Platzmitte befand sich ein Kaak, das heißt ein Schandpfahl. Auch Hexenverbrennungen fanden insbesondere in der frühen Neuzeit dort statt. Bis 1841 gab es ferner auf dem Platz einen Verteilerbrunnen (Wasserkunst) des Mittelstädtischen Borns. Seit 1881 fährt die Rostocker Straßenbahn ununterbrochen über den Neuen Markt.

Durch das Vier-Nächte-Bombardement der britischen Luftwaffe Ende April 1942 wurde die Südseite des Neuen Marktes völlig zerstört, auf der Nordseite blieben von ursprünglich zehn Häusern nur drei erhalten. Auf der Ostseite blieben das Rathaus und zwei südlich anschließende Giebelhäuser unbeschädigt. Lediglich auf der Westseite südlich der Kröpeliner Straße blieb ein nennenswertes Bauensemble bestehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine kriegsbedingte Baulücke zum Glatten Aal geschlossen, die verbliebenen Häuser auf der Nordseite hingegen 1959 abgerissen, um die als monumentale Magistrale wiederaufgebaute Lange Straße direkt mit dem Neuen Markt als Aufmarschstrecke für politische Kundgebungen zu verbinden. Das gesamte, sich einst nördlich an den Platz anschließende Quartier, gebildet aus der Nordseite des Neuen Marktes, dem Straßenzug Bei der Marienkirche, der Südseite des Vogelsangs und Am Schilde bzw. Ortsund, wurde nicht wieder aufgebaut, so dass der heutige Neue Markt im Norden optisch von der Nordseite des Vogelsangs begrenzt wird, was heute im Hinblick auf städtebauliche Zusammenhänge als unbefriedigende Lösung erscheint. An der Stelle der Häuser der Nordseite befinden sich heute u. a. eine Rasenfläche und ein Platz für Fahnenmasten. An der Nordostseite entstand 1951/52 nach Entwurf von Wolfgang Rauda und Hermann Henselmann der Rathausanbau, der kriegszerstörte Häuser am Übergang zum nicht mehr existenten Ortsund ersetzte. Auf der Süd(west)seite errichtete man die Hauptpost mit Laubengang und stilisierten Giebeln. Der Neue Markt, der zur DDR-Zeit als Parkplatz diente und von 1952 bis 1991 den Namen Ernst-Thälmann-Platz trug, wurde 2004 für den normalen Kraftverkehr gesperrt, mit einem Kopfsteinpflaster versehen und ist heute eine Fußgängerzone. Seit der Umgestaltung wird hier wieder Markt abgehalten.

Immer wieder wurden Pläne für eine Wiederbebauung der Nordseite des Neuen Markts diskutiert, durch die der einst geschlossene Raumeindruck des Platzes wiederhergestellt werden könnte. Im Jahr 2014 wählte ein Gremium der Hansestadt Rostock unter mehreren Entwürfen eine städtebauliche Entwurf zur Bebauung der Nordseite aus. Dieser sieht vor, die historischen Straßenstrukturen größtenteils wiederherzustellen. An Stelle des Ortsunds ist ein weiterer kleiner, direkt in den Neuen Markt übergehender Platz vorgesehen, von dem aus eine (historisch nicht vorhandene) Gasse die Straßenbahntrasse zur Langen Straße führen soll. Der zwischen diesem Platz und der Marienkirche vorgesehene Gebäudekomplex soll mit fünf Giebeln zum Neuen Markt hin ausgestattet werden.[1][2][3]

Sehenswerte Giebelhäuser Bearbeiten

 
Verschiedene historische Giebelhäuser am Neuen Markt (Nr. 12 bis 17)

Neuer Markt 9/10 Diese Giebelhäuser sind Gebäude, die in den 1950er Jahren ihren kriegszerstörten Vorgängern nachempfunden wurden.

Neuer Markt 11 Dort findet man ein schmales, grün getünchtes Giebelhaus, das Ende des 18. Jahrhunderts barock umgestaltet wurde.

Neuer Markt 12 Dort befindet sich ein auffallend breites, weiß getünchtes Haus im Stil der Neorenaissance. Es ist im Kern mittelalterlich und erhielt 1874 seine heutige Form.

Neuer Markt 13 Dieses Haus stammt ebenfalls aus dem Mittelalter, ist aber im Stil des Spätbarock umgebaut worden. Seit 1789 hat hier die Ratsapotheke ihren Sitz.

Neuer Markt 14 Dieses gelb getünchte Eckhaus an der Kröpeliner Straße hat eine klassizistische Fassade, ist im Kern aber ebenfalls mittelalterlich.

Neuer Markt 15 Diesem ursprünglich bescheidenen Giebelhaus setzte man um 1860 eine Bekrönung im Neo-Tudorstil auf, die im Volksmund Kachelofen genannt wurde. Nach schwerer Kriegszerstörung 1942 erhielt es 1965 seine heutige Fassade.

Neuer Markt 16 Mit seiner in Rostock seltenen Renaissancefassade von 1600 hat dieses Haus den ältesten Giebel am Neuen Markt. Das Gebäude wurde schätzungsweise um 1280 errichtet und um 1600 umgebaut. Beim Luftangriff 1942 wurde es schwer beschädigt und 1965 wieder errichtet. Seit 1936 ist das Gebäude als das "Burwitz" in Rostock ein Begriff. Von 2008 bis 2010 wurde das Objekt saniert und beherbergt heute wieder eine Gaststätte dieses Namens. Im Inneren des von einem Löwen bekrönten Hauses sind bemalte Balken von 1635 zu sehen.

Neuer Markt 17/18 Diese Häuser zur Marienkirche hin sind historisierende Neubauten.

Neuer Markt 33/34 (jetzt Neuer Markt 1a) Diese Häuser südlich des Rathauses sind Neubauten von 1910/11 bzw. 1920/21. Die Nummer 34 (neuer Zwischenbau an der Großen Wasserstraße) verfügt über die Kopie eines Renaissance-Sandsteinportals, dessen Original 1910 beim Abbruch des Vorgängerhauses geborgen worden war. Die Häuser werden von der Stadtverwaltung genutzt.

Interessanterweise hat man die postalische Durchnummerierung der Adressen aus der Vorkriegszeit beibehalten, so dass man die Anschriften Neuer Markt 19 bis Neuer Markt 28 vergeblich suchen wird, da sich diese auf die Häuser der Nordseite beziehen.

Literatur Bearbeiten

  • Ernst Münch, Ralf Mulsow: Das alte Rostock und seine Straßen. Rostock, Verlag Redieck & Schade 2006. ISBN 3-934116-57-4
  • Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion. Herausgegeben von Heinrich Trost, Bearbeitet von Gerd Baier u.a., S. 346ff. Berlin, Henschel 1990. ISBN 3-362-00523-3

Weblinks Bearbeiten

Commons: Archerwik/Neuer Markt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Überarbeitung des Städtebaulichen Ideenwettbewerbes für die Bebauung der Nordseite des Neuen Marktes wird Grundlage der weiteren Entwicklung des Quartiers, rathaus.rostock.de, 26. September 2014, abgerufen am 28. August 2015
  2. Neuer Markt / Rostock, Projektpräsentation von SMAQ – architecture urbanism research
  3. Neue Giebel für den Neuen Markt in Rostock, ndr.de, 28. August 2015, abgerufen am 28. August 2015

Koordinaten: 54° 5′ 20″ N, 12° 8′ 25″ O

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