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wie mich vor allem ekelt
der Staat eine Kloake stinkend und tödlich
die Kirche eine weltweite Niedertracht
die Menschen um einen herum
abgrundtief häßlich und stumpfsinnig
der Bundespräsident ein verschlagener verlogener Banause
und alles in allem deprimierender Charakter
der Kanzler ein pfiffiger Staatsverschacherer
der Papst gibt in seinen Gemächern
ein sogennantes warmes Essen für Obdachlose
und läßt diese Tatsache weltweit verbreiten
eine zynische Welt
die ganze Welt ist ein einziger Zynismus
größenwahnsinnige Schauspieler
mißbrauchen die Sahelzone
perverse Caritasdirektoren
reisen mit dem Flugzeug erster Klasse nach Eritrea
und lassen sich für die Weltpresse
mit den Verhungerten fotografieren
der Bundeskanzler tritt im Nadelstreifenanzug an das Podium
und faselt von Genossen
die Gewerkschaftsführer jonglieren
in ihren Salzkammergutvillen mit Milliarden
und sehen ihre Hauptaufgabe in skrupellosen Bankgeschäften
Ausgefressene Schriftsteller
gehen in die Gefängnisse
und lesen den Gefangenen
ihren verlogenen Dreck als Kunstwerke vor
eine zynische Welt
eine durch und durch verkommene Welt
mit der ich nichts mehr zu tun haben will
[...]«


(Thomas Bernhard: Heldenplatz; hrsg. vom Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1988, S. 102f.)