Bathymodiolinae

Unterfamilie der Familie Mytilidae

Die Bathymodiolinae, auch „Tiefsee-Miesmuscheln“ genannt, sind eine Unterfamilie der Muscheln aus der Ordnung der Mytilida.

Bathymodiolinae

Gigantidas tangaroa

Systematik
Unterklasse: Autolamellibranchiata
Teilklasse: Pteriomorphia
Ordnung: Mytilida
Überfamilie: Mytiloidea
Familie: Miesmuscheln (Mytilidae)
Unterfamilie: Bathymodiolinae
Wissenschaftlicher Name
Bathymodiolinae
Kenk & Wilson, 1985
Bathymodiolus thermophilus

Merkmale Bearbeiten

Die gleichklappigen Gehäuse sind klein bis sehr groß. Sie sind im Umriss gerundet keilförmig (mytiliform genannt). Sie sind stark ungleichseitig, Wirbel sitzen nahe dem vorderen Ende des Gehäuses. Das Schloss ist meist ohne Zähne, ein vorderer dysodonter Zahl kann vorhanden sein. Auf den juvenilen Klappen sind noch kleine Zähnchen vor und hinter dem Ligament entwickelt. Das Ligament liegt hinter dem Wirbel. Der hintere Byssusretraktormuskel ist zweigeteilt und produziert zwei getrennte Muskeleindrücke. Hinterer und vorderer Schließmuskel sind annähernd dreieckig und relativ groß.

Die Schale ist meist dünn und zerbrechlich bzw. spröde. Meist ist die Oberfläche glatt, ausgenommen sind Anwachsstreifen. Das Periostrakum ist dünn, glatt oder auch zu Haaren ausgezogen.

Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich. Die Kiemen sind filibranch (d. h., die einzelnen Filamente der kammförmigen Kiemen sind untereinander nicht verwachsen, sondern nur durch Cilien verbunden), die inneren und äußeren Fiederhälften sind in etwa gleich lang. Sie sind dick und fleischig und mit symbiontischen Bakterien besetzt. Sie enthalten chemoautrophe schwefeloxidierende und/oder methanophile Bakterien. Die Mundlappen sind kurz. Der Magen ist vergleichsweise klein. Der Darm ist sehr kurz und gerade oder mit einer sehr kurzen Schleife, sehr wahrscheinlich eine Anpassung an die Ernährungsweise. Das Rectum ist vom Ventrikel des Herzens umschlossen. Die Eier sind klein und die Larven haben eine sehr lange planktotrophe Phase.

Geographische Verbreitung und Lebensweise Bearbeiten

Die Arten der Unterfamilie Bathymodiolinae sind inzwischen fast weltweit in abyssalen Meeresbereichen nachgewiesen. Sie besiedeln dort Walstürze[1], abgesunkenes Holz und Kokosnüsse und abgesunkenen Kelp sowie hydrothermale Quellen (z. B. Schwarze Raucher) und sog. Cold Seeps, untermeerische Austrittsstellen von Kohlenwasserstoffen und anderen Mineralien. Sie leben dort in Symbiose mit chemoautotrophen, Schwefeloxidierenden Bakterien, aber auch mit methanbildenden Bakterien. In manchen Arten kommen sogar beide Typen von Bakterien vor. Der kurze Darm und der kleine Magen, deuten darauf hin, dass die filtrierende Lebensweise von untergeordneter Bedeutung ist. Lang ausgezogene Palpen bei manchen Arten deuten eher darauf hin, dass diese genutzt werden, um Nahrungspartikel einzusammeln.

Taxonomie Bearbeiten

Die Unterfamilie Bathymodiolinae wurde 1985 von Vida Carmen Kenk und Barry R. Wilson vorgeschlagen.[2] Sie war damals noch monotypisch. Heute werden der Unterfamilie auch eine ganze Reihe älterer Gattungen zugewiesen bzw. wurden seither in der Unterfamilie eine ganze Reihe neuer Gattungen aufgestellt.[3]

Belege Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Eugene V. Coan, Paul Valentich Scott, Frank R. Bernard: Bivalve Seashells of Western North America. Marine Bivalve Mollusks from Arctic Alaska to Baja California. Santa Barbara Museum of Natural History, Santa Barbara, CA 2012 ISBN 0-936494-30-1, S. 141.
  • Richard G. Gustafson, Ruth D. Turner, Richard A. Lutz, Robert C. Vrijenhoek: A new genus and five new species of mussels (Bivalvia, Mytilidae) from deep-sea sulfide/hydrocarbon seeps in the Gulf of Mexico. Malacologia, 40(1-2): 63-112, Ann Arbor 1998 Online bei www.biodiversitylibrary.org

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ecology of Whale Falls at the Deep-Sea Floor von C. R. Smith und A. R. Baco (2003) Annual Review of Oceanography and Marine Biology, abgerufen am 25. März 2023
  2. Vida Carmen Kenk & Barry R. Wilson: A new mussel (Bivalvia, Mytilida) from hydrothermal vents in the Galapagos rift zone. Malacologia, 26(1-2): 253-271, 1985 Online bei www.biodiversitylibrary.org
  3. MolluscaBase: Bathymodiolinae Kenk & Wilson, 1985
  4. a b Justine Thubaut, Nicolas Puillandre, Baptiste Faure, Corinne Cruaud, Sarah Samadi: The contrasted evolutionary fates of deep-sea chemosynthetic mussels (Bivalvia, Bathymodiolinae). Ecology and Evolution, 3(14): 4748–4766, 2013doi:10.1002/ece3.749

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bathymodiolinae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien