Bahnstrecke Gryfów Śląski–Jindřichovice pod Smrkem

Gryfów Śląski–Jindřichovice pod Smrkem
Greiffenberg (Schles)–Heinersdorf (Tafelfichte)
Streckennummer:317 Gryfów Śląski–Mirsk
284 Mirsk–Staatsgrenze
Kursbuchstrecke:253 (1967)
Streckenlänge:10,0 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Legnica (km 0)
von Görlitz/Zgorzelec
71,481 Gryfów Śląski früher Greiffenberg (Schles)
nach Wrocław Świebodzki
74,758 Proszówka früher Neundorf-Greiffenstein (ehem. Bf)
77,398 Brzeziniec früher Birkicht
Queis
80,244 Mirsk früher Friedeberg (Isergeb) (ehem. Bf)
nach Świeradów-Zdrój (vorm. Isergebirgsbahn GmbH)
Schwarzbach
85,134 Wolimierz früher Volkersdorf (Neu Scheibe)
Lucycz
86,347 Pobiedna früher Wigandsthal-Bad Schwarzbach
87,840 Staatsgrenze PolenTschechien
0 Jindřichovice pod Smrkem früher Heinersdorf (Tafelfichte)
nach Frýdlant v Čechách (vorm. FrBB)

Die Bahnstrecke Gryfów Śląski–Jindřichovice pod Smrkem ist eine Nebenbahn in Polen und Tschechien, die ursprünglich von der Preußischen Staatsbahn erbaut und betrieben wurde. Sie zeigt in Gryfów Śląski (Greiffenberg) von der Bahnstrecke Wrocław Świebodzki–Zgorzelec ab und führt im Isergebirgsvorland über Mirsk nach Jindřichovice pod Smrkem (Heinersdorf/Tafelfichte), wo Anschluss an die Bahnstrecke Frýdlant v Čechách–Jindřichovice pod Smrkem besteht.

Nach zwischenzeitlicher Gesamtstilllegung ist seit 2023 der Abschnitt Gryfów Śląski–Mirsk als Teil der Verbindung nach Świeradów-Zdrój (Bad Flinsberg) wieder in Betrieb; ein Wiederaufbau der gesamten Strecke ist angedacht.

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte und Bau Bearbeiten

Nachdem die Schlesische Gebirgsbahn Greiffenberg erreichte, wollten auch die Ortschaften im Tal des Queis einen Eisenbahnanschluss. Von Friedland in Böhmen war gleichzeitig eine Eisenbahnverbindung nach Heinersdorf a. d. Tafelfichte begonnen wurden. Demzufolge wurde von der Preußischen Staatsbahn zur Belebung der traditionellen Handwerksbetriebe eine Eisenbahnlinie von Greiffenberg bis Friedeberg und einem grenzüberschreitenden Anschluss bis Heinersdorf geplant.

Der Abschnitt von Greifenberg bis Friedeberg wurde 1884, der Abschnitt bis Meffersdorf (später Wigandsthal-Bad Schwarzbach) war bis 1897 fertiggestellt.

Die neue Linie erforderte nur wenige ingenieurtechnische Leistungen. Im ersten Teil bis Friedeberg wurde auf einer Steinbrücke der Queis überquert, im anschließenden Abschnitt folgten zwei Blechträgerbrücken über den Schwarzbach bei Friedeberg und über den Lausitzbach bei Volkersdorf. Stationäre Bahnhofsgebäude wurden in Neundorf-Greiffenstein, Friedeberg und in Meffersdorf/Wigandsthal errichtet.

Grundlage für den Bau des grenzüberschreitenden Abschnitts nach Österreich war ein Staatsvertrag vom 20. November 1902, der am 3. Juli 1903 mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft trat. Der österreichische Staat verpflichtete sich, die Konzession für den österreichischen Abschnitt an die Friedländer Bezirksbahn zu vergeben, in Preußen war hingegen ein Bau durch den Staat vorgesehen. Der Betrieb auf der neuen Bahn sollte dagegen durchgängig durch die Preußische Staatsbahn durchgeführt werden. Als Grenzbahnhof war deshalb der schon vorhandene Bahnhof Heinersdorf der Friedländer Bezirksbahn vorgesehen, der zu einer gemeinsamen Zoll- und Wechselstation ausgebaut werden sollte.[1]

Die Konzession zum Bau des österreichischen Abschnitts war bereits am 8. September 1900 an die Friedländer Bezirksbahnen (FrBB)[2] vergeben worden, sodass der Bau unmittelbar nach Inkrafttreten des Staatsvertrages beginnen konnte. Am 1. November 1904 war die gesamte Strecke fertiggestellt.

Betrieb Bearbeiten

 
Fahrplan 1939

Von Anfang an diente die Linie zum Transport von Bedarf deckenden Erzeugnissen der Bevölkerung. Eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle stellte der Tourismus dar; Erholungssuchende wurden zu den Kurbädern auf beiden Seiten der Grenze transportiert. Die Züge verkehrten vielfach als GmP von Greiffenberg bis Friedeberg zusammen, danach wurden sie getrennt und fuhren jeweils ihrem Ziel Heinersdorf bzw. Bad Flinsberg (heute: Świeradów-Zdrój) entgegen. Die Fahrpläne der Vorkriegszeit verzeichneten drei oder vier Zugpaare, die von Greiffenberg bis ins böhmische Heinersdorf durchliefen. Benutzt wurden sie hauptsächlich von deutschen Ausflüglern, die das nahe Isergebirge besuchen wollten. Die Zoll- und Passformalitäten wurden im Grenzbahnhof Heinersdorf abgewickelt.

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland am 1. Oktober 1938 lag die gesamte Strecke nunmehr auf deutschem Staatsgebiet. Der Zugverkehr nach Heinersdorf wurde wesentlich verdichtet, insgesamt neun Zugpaare verkehrten nun von und nach Heinersdorf. Auf einen nun möglichen Durchlauf der Züge von und nach Friedland in Böhmen wurde auch weiterhin verzichtet.

Die Bahnstrecke überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Sie lag nun auf dem Staatsgebiet Polens und wurde von den Polnischen Staatsbahnen (PKP) betrieben. Einen beschränkten grenzüberschreitenden Verkehr gab es dann noch für einige Zeit, da die Bahnstrecke Görlitz–Seidenberg an der Oder-Neiße-Grenze unterbrochen war und dort bis 1948 noch kein Anschluss an das übrige polnische Eisenbahnnetz bestand. Ab 1948 war Pobiedna Endbahnhof der PKP, die grenzüberschreitende Strecke wurde später abgebaut.

Nach der Stilllegung Bearbeiten

Der Abschnitt zwischen Mirsk und Pobiedna wurde zum 1. Juli 1987 stillgelegt und danach abgebaut.

Am 12. Dezember 1996 stellten die PKP auch den Reiseverkehr zwischen Gryfów Śląski und Mirsk ein. Seit der Aufgabe des Güterverkehrs am 1. Januar 2002 gab es dort keinen regelmäßigen Verkehr mehr.

 
Bahnhof Mirsk mit neuem Bahnsteig und leerstehendem Empfangsgebäude (Oktober 2023)

Die Arbeiten zur Instandsetzung des Streckenabschnitts zwischen Gryfów Śląski und Mirsk und der anschließenden Bahnstrecke Mirsk–Świeradów-Zdrój begannen im Mai 2022. Am 10. Dezember 2023 wurde der Reiseverkehr wieder aufgenommen.[3] Der Bahnhof Mirsk wurde im Rahmen der Streckeninstandsetzung lediglich als Haltepunkt wieder aufgebaut.

Seitens der Wojewodschaft Niederschlesien gibt es auch Überlegungen, die grenzüberschreitende Strecke nach Jindřichovice pod Smrkem wieder in Betrieb zu nehmen.[4] Im März 2024 wollen der Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Cezary Przybylski und der Gouverneur der Region Liberec, Martin Puta ein Memorandum zum Wiederaufbau unterzeichnen.[5]

Fahrzeugeinsatz Bearbeiten

Anfangs übernahmen den Dienst die Fahrzeuge der preußischen Reihe T 9.3, ab 1930 wurden diese dann von moderneren Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn wie der Baureihe 86 ersetzt.

Literatur Bearbeiten

  • Siegfried Bufe: Eisenbahnen in Schlesien. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham u. a. 1989, ISBN 3-922138-37-3 (Ostdeutsche Eisenbahngeschichte 4).
  • Miroslav Jelen: Zrušené železniční tratě v Čechách, na Moravě a ve Slezsku. Dokořán, Praha 2009, ISBN 978-80-7363-129-1.
  • Wilfried Rettig: Eisenbahnen im Dreiländereck Ostsachsen (D)/Niederschlesien (PL)/Nordböhmen (CZ) – Teil 2: Neben-, Klein- und Schmalspurbahnen, Bahnbetriebs- und Ausbesserungswerke, Bahnpost, EK-Verlag, Freiburg 2011, ISBN 978-3-88255-733-6

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Staatsvertrag vom 20. November 1902 zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche wegen Herstellung der Eisenbahnverbindung zwischen Friedeberg a.Q. und Heinersdorf
  2. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 19. September 1900
  3. Jan Sůra: Poláci začínají s obnovou dvou lokálek u českých hranic. In: zdopravy.cz. Avizer Z s.r.o, 1. Mai 2022, abgerufen am 26. September 2023 (tschechisch).
  4. Adam Pluhař: Poláci chtějí na Frýdlantsko vlakem. Nejel tam sedmdesát let. In: idnes.cz. MAFRA a. s., 16. April 2018, abgerufen am 26. September 2023 (tschechisch).
  5. „Poláci chtějí vzkřísit trať do Česka, chystá se podpis memoranda“ auf zdopravy.cz