Amtrak-Kriege

Romanreihe von Patrick Tilley

Die Amtrak-Kriege (The Amtrak Wars) bilden einen sechsbändigen Science-Fiction-Zyklus des englischen Autors Patrick Tilley. Die Bände erschienen von 1982 bis 1993 im englischen Original, seit 1990 in deutscher Übersetzung von Ronald M. Hahn im Heyne Verlag.

Titel der Bände

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  • Wolkenkrieger (Cloud Warrior, 1983)
  • Erste Familie (First Family, 1985)
  • Eisenmeister (Iron Master, 1987)
  • Blutiger Fluß (Blood River, 1988)
  • Todbringer (Death-Bringer, 1989)
  • Erdendonner (Earth-Thunder, 1993)

Gepaart mit Elementen der Fantasy wird ein Szenario entworfen, das Jahrhunderte nach einem im Jahr 2015 stattfindenden Atomkrieg auf der Erde einsetzt. Präriemutanten und unterirdische Zentren der übriggebliebenen US-amerikanischen Zivilisation werden in ihrem Überlebenskampf in Nordamerika beschrieben. Dabei spielen schwerbewaffnete, durch Leichtflugzeuge zusätzlich gesicherte Überlandzüge eine zentrale Rolle. Diese über 150 m langen „Züge“ stehen in der historischen Tradition von Eisenbahnen und Trecks und wurden nach der heutigen US-Eisenbahngesellschaft Amtrak benannt, sind aber geländegängig und fahren daher auf Gummireifen.

Im Jahr 2989 n. Chr. wird der 17-jährige, frischgebackene Amtrak-Pilot Steve zum Wagenzug Lady from Louisiana versetzt, der zum ersten Mal einen Großangriff auf die Mutanten unternimmt. Dank des Einsatzes von Magie durch die Mutanten wird der Wagenzug zum Rückzug gezwungen. Steve wird dabei von den Mutanten abgeschossen, aber nicht getötet, da eine Vision von Mr. Snow, des Sehers des Clans, darauf hindeutet, dass Steve bei der Erfüllung der Talisman-Prophezeiung eine wichtige Rolle spielen wird. Diese Prophezeiung besagt, dass ein Auserwählter namens Talisman auftauchen wird, um die Föderation zu zerstören und die Mutanten zur Herrschaft über die Welt zu führen. Steve beginnt, die Mutanten zu bewundern und zu respektieren. Er verliebt sich in die mutationsfreie Mutantin Clearwater und knüpft ein Band des gegenseitigen Respekts mit Mr. Snows Lehrling, Cadillac M'Call.

Steve kann schließlich mit einem selbstgebauten Hängegleiter fliehen und zur Föderation zurückkehren. Dort wird sein Bericht als Fantasieprodukt angesehen und er als Deserteur verurteilt und öffentlich entehrt. Insgeheim wird Steve aber von AMEXICO, dem streng geheimen Nachrichtendienst der Föderation, mit dem Auftrag betraut, Cadillac, Clearwater und Mr. Snow zu fangen, die für die Föderation von Interesse sind. Als er erfährt, dass Cadillac ebenfalls einen pimitiven Gleiter gebaut hat, um ihn im Rahmen eines Waffen- und Geheimdienstaustauschs mit den Eisenmeistern Ne-Issan zu fliegen, folgt ihm Steve im Rahmen seiner Entführungsmission. Dabei gerät er immer wieder in Konflikt zwischen seiner Bewunderung für die Mutanten und seiner angeborenen Loyalität zur Föderation. Während er versucht, seinen Feinden auf beiden Seiten zu entkommen, beginnt er den riskanten Versuch, beide Seiten gegeneinander auszuspielen.

Letztendlich erfüllt sich, allerdings zu einem sehr hohen Preis, die Prophezeiung.

Ähnlich wie bei vielen erfolgreichen Zyklen des Genres und wie bei Harry Potter geht es auch in dieser Reihe letztlich um das „göttliche Kind“, das für die Welt leidet und die Welt durch und mit seinem Leid letztlich befreit bzw. theologisch gewendet „erlöst“. Im Zyklus der Amtrak-Kriege wird die Geburt dieses Kindes mit übernatürlichen Kräften über Jahrhunderte hinweg an den Lagerfeuern vorhergesagt. Eine „Regenbogengras“ genannte Droge spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle im Buch.

Hauptgruppen

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Es gibt drei Hauptgruppen, die eine Rolle spielen:

Die Amtrak-Föderation

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Die Mitglieder der Amtrak-Föderation sind Nachkommen der rund 400 Personen, die in einer großen Bunkeranlage unter Houston, der ehemaligen Hauptstadt von Texas, überlebten. Von dort aus hat sich die Föderation in weitere unterirdische Städte ausgebreitet. Diese sind untereinander durch Hochgeschwindigkeits-U-Bahnen verbunden und bei Beginn der Erzählung im Süden der heutigen USA ungefähr von Arizona und Colorado bis Mississippi verteilt. Geleitet wird die Föderation von der Ersten Familie, deren Mitglieder sämtlich nach ehemaligen Präsidenten der untergegangenen Vereinigten Staaten benannt sind (beispielsweise „Franklin Delano Roosevelt Jefferson“). Der Nachname aller Mitglieder lautet Jefferson. Der Anführer dieser Gruppe, genannt General-Präsident, hört immer auf den Namen „George Washington Jefferson“. Die Föderation vermehrt sich inzwischen durch künstliche Befruchtung, ein Kontakt zur Oberwelt gilt als gefährlich, obwohl die Strahlung längst nicht mehr tödlich ist. Das offizielle Ziel der faschistisch geprägten Föderation ist es, die Zivilisation zu retten und auf die Oberfläche zurückzukehren. Allerdings scheint es inzwischen eher darum zu gehen, die Erste Familie an der Macht zu halten. Das Leben innerhalb der Föderation ist stark reglementiert, bereits kleine Verstöße gegen das „Handbuch“, den dort geltenden Gesetzestext, können mit dem Tode bestraft werden. Deswegen fliehen immer wieder Menschen an die Oberfläche, diese werden als Renegaten bezeichnet. Die Wagenzüge dienen der oberirdischen Verbindung der Städte untereinander und sind Speerspitze, Luftfahrzeugträger und mobile Hauptquartiere der Kampfeinheiten, die sich selbst als Wagner bezeichnen. Das technische Niveau entspricht in etwa (wieder) dem Stand der 1980er-Jahre, als die Bücher geschrieben wurden, und übertrifft damit die der anderen Gruppierungen bei weitem. Zumindest die Erste Familie hat Zugang zu einem Computersystem mit den entsprechenden Datenspeichern. Die Mutanten nennen sie Sandgräber.

Die Mutanten

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Die Mutanten sind Nachkommen der US-Amerikaner, die den Atomkrieg außerhalb des Bunkers bei Houston überlebten. Sie leben an der Oberfläche und ähneln kulturell den Indianern Nordamerikas. Dementsprechend sind sie in verschiedene Stämme aufgeteilt, die nach ehemaligen Städten und Gebieten der USA benannt sind. Diese wiederum sind in verschiedene Clans aufgeteilt. Der in den Büchern wichtigste Stamm sind die She-Kargo (Chicago), deren Feinde die D'Troit (Detroit) sind. Die Mutanten sind das erklärte Feindbild der Föderation, welche sie mit Angriffen durch Wagenzüge zu unterjochen oder auszurotten versucht. Da die meisten Mitglieder der Volksgruppe im Laufe der Jahre durch die Strahlung äußerlich mutiert sind, werden sie von der Föderation als Untermenschen betrachtet, die es nicht wert sind, frei zu leben. Allerdings gibt es immer wieder einzelne, meist weibliche Personen unter den Mutanten, die wie normale Menschen aussehen. Die Mutanten bewohnen fast das gesamte Gebiet der USA mit Ausnahme der Gebiete der Eisenmeister, wobei sie im Gebiet der Föderation von dieser unterjocht und zu Tributen verpflichtet sind. Bei den Eisenmeistern tauschen sie Felle oder auch Sklaven, die sich entweder freiwillig aus ihren Reihen melden oder aus gefangenen Renegaten bestehen, gegen Waffen und Geräte ein. Gleichzeitig handeln sie aber auch mit den Renegaten. Da sie keine einheitliche Führung besitzen, kann man auch nie wissen, wie sich einzelne Stämme verhalten werden, was sie relativ unberechenbar macht. Die einzige Zeit des Friedens ist der Frühling, in dem sich die Mutanten mit den Eisenmeistern zum Handeln treffen.

Die Eisenmeister

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Die Eisenmeister, die sich selbst die „Söhne Ne-Issans“ nennen, sind eine bis zum Ende des zweiten Bandes sehr geheimnisvolle Gruppe, die einmal im Jahr zum Handeln mit Raddampfern am Oberen See eintrifft. Sie handeln mit Waffen und landwirtschaftlichen Gerätschaften. Im zweiten Band ist beim Eintreffen der Eisenmeister ein Spion der Föderation anwesend. Dadurch stellt sich heraus, dass die Eisenmeister Nachfahren von Asiaten sind. Sie leben in den ehemaligen Neu-England-Staaten in einem Regierungssystem, das dem Shogunat des Japan im 17. Jahrhundert vor der Meiji-Restauration entspricht. Ihr oberster Herr ist der Shogun, der aus einer der großen Familien stammt, die nach heute bestehenden japanischen und koreanischen Firmen benannt sind. Offenbar stammen die Eisenmeister von Angestellten der großen japanischen Firmen ab, die sich mit Flüchtlingen aus Asien zusammengetan haben. Den Eisenmeistern ist bekannt, dass sie nicht aus den USA stammen, dennoch bezeichnen sie ihre Heimat als „Land der aufgehenden Sonne“. Alle Asiaten sind in Ne-Issan zwar willkommen, ihr Ständesystem orientiert sich jedoch an der Entfernung des jeweiligen Volkes vom Fuji, was den Japanern den obersten Rang zuspricht. Technisch gesehen sind sie etwa auf dem Stand des 19. Jahrhunderts, so benutzen sie dampfgetriebene Schiffe und verwenden Schusswaffen. Sie streben zwar die Entwicklung des Flugzeuges an, haben aber gleichzeitig ein selbst auferlegtes Verbot, Elektrizität zu verwenden. Diese betrachten sie als Beginn der Entwicklung, die letztendlich zur Atombombe geführt hat. auch daher bleibt das Fliegen für sie wohl eher unerreichbar bleibt. Dennoch erreichen sie mit Hilfe eines Piloten der Föderation zumindest einen Teilerfolg, weil es ihnen gelingt, mit Raketen-Boostern bestückte Segelflieger zu entwickeln. Diese werden allerdings in einem Sabotage-Akt vernichtet.

Hauptpersonen

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Zu den wichtigen Personen gehören:

  • Steve Roosevelt Brickman, 18 Jahre alt, wird nach der Pilotenausbildung zu einem Wagenzug versetzt, abgeschossen und von den Mutanten aufgrund einer Weissagung Mr. Snows nicht getötet; flieht später wieder; von den Mutanten wird er Wolkenkrieger genannt;
  • Cadillac M'Call, 18 Jahre alt, angehender Wortschmied und Seher seines Clans der She-Kargo, menschliches Aussehen;
  • Clearwater, 16 Jahre alt, Cadillacs Verlobte, verliebt sich in Brickman, entdeckt im 1. Band ihre Gabe als Magierin (3. von 9 Kreisen der Macht), ebenfalls menschliches Aussehen;
  • Mr. Snow, älterer Wortschmied, Seher und Magier (7. Kreis), Mentor Cadillacs;
  • Roz Brickman, 15 Jahre alt, Medizinstudentin und Schwester von Steve.