Altair (Schiff, 1974)

Lotsenkutter 1974

Die Altair war ein von der Umweltschutz-NPO Greenpeace im Jahre 1995 gecharterter ehemaliger Lotsenkutter der niederländischen Lotsenorganisation Netherlands Loodswezen. Sie hatte während ihrer Dienstzeit bei Greenpeace zwei aufsehenerregende Einsätze in der Nordsee und im Mittelmeer.

Altair
Altair im Jahr 2013
Altair im Jahr 2013
Schiffsdaten
Flagge Niederlande Niederlande
Schiffstyp ehemaliger Lotsenkutter
Klasse Spica-Klasse
Rufzeichen PCOF
Heimathafen Scheveningen
Bauwerft Amels Holland, Makkum[1]
Baunummer 327
Stapellauf 1974
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 59,00[2] m (Lüa)
54,00 m (Lpp)
Breite 10,69[2] m
Seitenhöhe 5,70 m
Tiefgang (max.) 3,83[2] m
Verdrängung 1000[2]
Vermessung 867,43 BRT / 236,26 NRT[2]
Sonstiges
Registrier­nummern IMO-Nr. 8880195

Greenpeace-Aktionen

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Brent Spar

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Da Greenpeace im Frühjahr 1995 dringend ein weiteres Schiff für den Einsatz in der Nordsee benötigte, wurde die Altair für die Sommermonate gechartert.[3] Sie war nach ihrer Ausmusterung als Lotsenboot zu einer Privatyacht umgebaut worden. Nach entsprechender Ausstattung und mit dem Regenbogen-Anstrich von Greenpeace fuhr die Altair in das Seegebiet zwischen Norwegen und den Shetlandinseln. Am 30. Mai 1995 besetzten vier Aktivisten von Greenpeace von der Altair aus die dort verankerte Tank- und Verladeplattform Brent Spar des Ölkonzerns Royal Dutch Shell, um Shell daran zu hindern, die durch die Inbetriebnahme von Pipelines überflüssig gewordene Plattform im Atlantik zu versenken, statt sie an Land zu entsorgen, was Greenpeace für umweltfreundlicher hielt. Die Besetzung fand ein großes Echo in den Medien, vor allem in den Niederlanden, Dänemark und Deutschland.[4] Nach einem langen Medienkrieg beschloss Shell am 20. Juni 1995, die Plattform – die bereits von Schleppern in Richtung ihres vorgesehenen Versenkungsorts im Nordatlantik geschleppt wurde – doch an Land zu entsorgen. Am 7. Juli erhielt Shell die Genehmigung der norwegischen Regierung, die Plattform bis zu ihrer endgültigen Entsorgung und Verschrottung im Erfjord, einem Seitenarm des Boknafjords bei Stavanger, einzumotten. Die Altair, die den Schleppzug schon bisher begleitet hatte, folgte der Brent Spar nach Norwegen und fuhr dann ins Mittelmeer.

Brindisi

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Im Mittelmeer sollte das Schiff auf einer Tour durch verschiedene Häfen gegen die Atomwaffentests der Volksrepublik China und Frankreichs im Pazifik sowie gegen andere umweltschädigende Praktiken medienwirksame Protestaktionen durchführen. Die Tour begann am 4. August in Barcelona und sollte bis Mitte November auch die Türkei, Israel, Zypern, den Libanon, Griechenland, Italien, Tunesien, Malta und Frankreich berühren.[5][6]

Am 25. Oktober 1995 fuhr die Altair zusammen mit vier Schlauchbooten in den Hafen von Brindisi in Süditalien ein, wo sie die französische Fregatte Dupleix am Auslaufen hindern wollten. Während ein Teil der Greenpeace-Leute die Parole „Stop Nuclear Tests“ an die Bordwand der Dupleix sprühte, versuchten die Altair und die Schlauchboote, der Fregatte den Weg abzuschneiden. Daraufhin ließ deren Kapitän die Schlauchboote und die Besatzung der Altair mit Feuerlösch-Wasserkanonen unter Beschuss nehmen. Durch gezielte Wasserkanonaden in den Schornstein der Altair sollte gleichzeitig deren Maschinenraum geflutet und ihre Maschine außer Betrieb gesetzt werden. Ein Enterkommando der Dupleix ging an Bord der Altair, wo es die Scheiben der Kommandobrücke mit Äxten zerschlug und die Brückenbesatzung durch den Einsatz von Tränengas zur Flucht vom Schiff zwang. Anschließend legte das Kommando die Maschine der Altair in Rückwärtsfahrt und verließ dann das nun führerlose Schiff, das daraufhin an der Pier entlang schrammte. Dabei wurde ein meterlanges Loch in die Bordwand gerissen.[7][8][9][10][11] Einem Schiffsingenieur der Altair gelang es schließlich, die Maschine zu stoppen.[12]

Der Zwischenfall erregte erhebliches Aufsehen in Italien, hatte ein gerichtliches Nachspiel in Italien,[13] und führte zu diplomatischen Verwicklungen zwischen Italien, Frankreich und den Niederlanden (unter deren Flagge das Schiff fuhr).[14][15] Das italienische Außenministerium bestellte schon am gleichen Abend den französischen Chargé d’affaires zur Erklärung des „unerfreulichen Vorfalls“.[11] Auch das italienische, das deutsche und das Europäische Parlament befassten sich mit dem Vorfall.[16][17][18]

Rückgabe

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Im Herbst 1995, nach Ablauf der Charter, wurde das Schiff seinem Besitzer zurückgegeben.

Einzelnachweise

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  1. Voormalige loodsboot Altair, Koopvaardij.
  2. a b c d e MV Altair technical specifications (Memento vom 29. Juni 2011 im Internet Archive), Greenpeace.
  3. Previous Greenpeace Ships (Memento vom 3. März 2010 im Internet Archive), Greenpeace.
  4. Proteste gegen Shell weiten sich aus, Die Welt, 21. Juni 1995. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
  5. Greenpeace protest Chinese nuclear tests in front of Istanbul mission (Memento vom 23. Mai 2011 im Internet Archive), Greenpeace, 19. August 1995.
  6. Altair to Tour Med Against French Testing (Memento vom 8. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), Greenpeace, 4. August 1995.
  7. French board protest ship in Brindisi, The Independent, 26. Oktober 1995 (abgerufen am 12. Oktober 2011).
  8. France Boards Greenpeace protest vessel in Italian territorial waters (Memento vom 16. Dezember 2010 im Internet Archive), Greenpeace, 25. Oktober 1995.
  9. Selvaggi Alberto: Battaglia verde a Brindisi (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive), Corriere della Sera, 26. Oktober 1995, S. 7.
  10. Abbordaggio verde battaglia nel porto, La Repubblica, 26. Oktober 1995 (abgerufen am 12. Oktober 2011).
  11. a b Christian Lionet: La Royale bombée à Brindisi, Greenpeace touché. Libération, 27. Oktober 1995, abgerufen am 26. November 2022 (französisch).
  12. Randale auf der Altair (Memento vom 25. Dezember 2011 im Internet Archive), Greenpeace-Magazin, 25. Oktober 1995.
  13. Selvaggi Alberto: L’ assalto di Brindisi: tutti puniti (Memento vom 22. Oktober 2015 im Internet Archive), Corriere della Sera, 29. Dezember 1995, S. 9.
  14. Nederland wil uitleg over enteren schip Greenpeace (Memento vom 14. September 2012 im Webarchiv archive.today), Volkskrant, 27. Oktober 1995.
  15. Frankrijk betreurt incident tegen schip Greenpeace, Trouw, 27. Oktober 1995 (abgerufen am 12. Oktober 2011).
  16. Sitzungsprotokoll des italienischen Senats, 30. März 1997, S. 17ff. (abgerufen am 12. Oktober 2011; PDF; 113 kB).
  17. Französische Übergriffe auf ein Schiff holländischer Umweltschützer im italienischen Hafen Brindisi, Europäisches Parlament, Parlamentarische Anfragen, 15. November 1995. Abgerufen am 8. April 2018.
  18. Beschädigung eines Greenpeace-Schiffes im Hafen von Brindisi (Memento vom 29. Januar 2017 im Internet Archive), Kleine Anfrage des Abgeordneten Christian Sterzing und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Deutscher Bundestag, Drucksache 13/3786 vom 09. Februar 1996 (abgerufen am 12. Oktober 2011).