Das Allison T56 (Zivilversion Model 501) ist eine Wellenturbine des US-amerikanischen Herstellers Allison Engine Company, die seit Mitte der 1950er Jahre vor allem in dem Transportflugzeug Lockheed C-130 Hercules eingesetzt wird. Mit dem Produktionsbeginn im Jahr 1954 ist das T56 von allen großen Turboproptriebwerken das am längsten in Serienfertigung befindliche Muster. 2009 übertraf es mit einer ununterbrochenen Produktionsdauer von 55 Jahren in dieser Hinsicht das Kusnezow NK-12. Es wurden vier Hauptserien entwickelt, die eine Leistung zwischen 3250 und 5250 WPS liefern. Nach der Übernahme von Allison durch Rolls-Royce wird das Triebwerk unter der Bezeichnung „Rolls-Royce Allison T56“ vermarktet.

Wartungsarbeiten an einer C-130-Allison T56A-16
T56 an einer KC-130 des USMC

Geschichte Bearbeiten

Das T56, dessen erste Prüfstandsläufe 1949 im Werk Indianapolis erfolgten, war eine Weiterentwicklung des Turboprop-Triebwerks Allison T38. Ein Vorserienmuster wurde 1954 zu Erprobungszwecken in der Nase einer Boeing B-17 (USAF-Seriennr. 44-85747[1]) eingebaut, gefolgt vom Versuchseinbau je zweier YT56 in zwei Convair CV-340 (Werknummern 91 und 131), die nach dem Umbau als YC-131C bezeichnet wurden. Die über 3000 Flugstunden andauernde Flugerprobung wurde von der USAF finanziert. Die Triebwerke lieferten eine Leistung von jeweils 3250 PS. Beim späteren Verkauf erhielten die Flugzeuge die inoffizielle Bezeichnung Convair 770.[2]

Bis zum Februar 1976 wurden insgesamt 11.000 und bis 1. Januar 1983 13.000 Exemplare hergestellt.

Militärische Varianten Bearbeiten

T56-A-1A
Antrieb der C-130A
T56-A-7
Antrieb der C-130B mit 4050 WPS
T56-A-8
Antrieb der Grumman E-2 Hawkeye mit 4050 WPS
T56-A-9
Nachfolger der A-1A als Antrieb der C-130A, 3750 WPS
T56-A-10W
Antrieb der ASW-Version der Lockheed Electra (Lockheed P-3) mit 4500 WPS
T56-A-14
Antrieb der P-3A,B,C Orion, 4910 WPS
T56-A-15
Einführung von hohlen, luftgekühlten Turbinenschaufeln, Antrieb der C-130H,K und HC-130H,N,P und einige AC-130 4910 WPS
T56-A-422
Antrieb der E-2C und C-2A Greyhound, 4910 WPS
T56-A-427
Erhöhte Leistung und 13 % weniger Treibstoffverbrauch, Antrieb der E-2C, 5250 WPS

Zivile Variante Bearbeiten

Das Model 501 ist die zivile Variante des T56 und teilt etwa 75 % gemeinsame Bauteile mit der militärischen Version. Die hauptsächlichen Änderungen betreffen das Verdichtergehäuse, das aus geschmiedeten Teilen besteht und die Verlegung des Untersetzungsgetriebes. Das 501 kann auch JP-1-Treibstoff verwenden. Mit der Musterzulassung am 20. Mai 1955 wurde das 501 das erste für den zivilen Einsatz zugelassene Turboproptriebwerk eines US-Herstellers.

Einsatz Bearbeiten

Technische Daten Bearbeiten

Kenngröße Daten[3]
Typ Turboprop-Wellenturbine
Verdichter 14-stufiger Axialverdichter in einem zweiteiligen geschweißten Stahlgehäuse. Verdichtungsverhältnis 9,25:1, Massenfluss: 14,75 kg/s
Brennkammer Rohr-Ringbrennkammer
Treibstoff MIL-J-5624B JP-4, AvGas 100/130
Treibstoffverbrauch 0,245 kg/PS h
Turbine vierstufige Axialturbine, Gastemperatur vor der Turbine: 971 °C (1780 F)
Max. Durchmesser 0,699 m
Länge 3,69 m
Gewicht (trocken) 746,8 kg
Nominale Wellenleistung A-1: 2757 kW (3750 WPS) Startleistung, 2482 kW (3375 PS) Dauerleistung

Literatur Bearbeiten

  • Leonard Bridgman (Hrsg.): Jane's All The World's Aircraft – 1959–60. Sampson Low, Marston & Company Ltd., London 1959.
  • John W.R. Taylor (Hrsg.): Jane's All The World's Aircraft – 1965–66. Sampson Low, Marston & Company Ltd., London 1965.
  • John W.R. Taylor (Hrsg.): Jane's All The World's Aircraft – 1978–79. McDonald and Jane's Publishers, London 1978.
  • Mark Lambert (Hrsg.): Jane's All The World's Aircraft – 1993–94. Jane's Information Group Ltd., Coulsdon 1993.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. The Five-Engine B-17 (Memento vom 21. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) (englisch)
  2. YC-131C auf www.airliners.net
  3. Jane's 1959–60, S. 680.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Allison T56 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien