Alcmène

Lieblingshündin des Königs Friedrich II.

Alcmène (auch Alkmene; † 1785 in Sanssouci) war eine der Lieblingshündinnen des preußischen Königs Friedrich II.[2] Sie wird in zeitgenössischen Quellen als Windspiel bezeichnet und wurde von Friedrich nach Alkmene („Die Starke“), einer Figur der Griechischen Mythologie, benannt.

Friedrich II. mit den Windspielen Alcmène und Hasenfuß, Johann Gottfried Schadow, Entwurf 1821–1822, Guss von 1906, Bronze; Alte Nationalgalerie, Berlin[1]
„Der große Saal in der Bildergalerie von Sanssouci, nach der Natur gezeichnet“. Die Federzeichnung zeigt Friedrich den Großen mit einem seiner Windspiele. Adolph von Menzel, Reproduktion von Bernwarth, 1856. Eine Szene, auf die sich Bruno Frank bei Tage des Königs, dritter Teil: Alkmene bezieht.

Neben Friedrichs erster Windspiel-Hündin Biche und der an seinem Sterbebett anwesenden Superbe gehörte Alcmène zu den Favorithündinnen des Königs. Wie auch schon Biche vor ihr, durfte Alcmène sich am Hof in Sanssouci viel erlauben. Sie wurde auf Sesseln und Kissen geduldet, durfte im Bett des Königs schlafen und wurde von ihm wegen ihrer (angeblichen) Instinkte gegenüber Menschen geschätzt. So soll sie bei einem Vorstellungsgespräch des italienischen Gelehrten Girolamo Lucchesini an diesem hochgesprungen sein und somit ihre Zuneigung bekundet haben – weshalb er den Posten als Kammerherr bekam.[3]

Krankheit und Tod Bearbeiten

Zur Krankheit und dem Tod von Alcmène ist vielfach, teilweise kontrovers, berichtet worden.

Gesichert ist, dass der König sich 1785 zu einer jährlich stattfindenden Truppenmusterung in Schlesien aufhielt.[4] Alcmène war bei seiner Abreise bereits alterskrank und der Herrscher in großer Sorge um sie. An seinen Bruder Heinrich hatte er im Vorfeld bereits geschrieben:

„Ich habe einen häuslichen Kummer, mein armer Hund wird sterben, und, um mich zu trösten sage ich mir, da der Tod auch gekrönte Häupter nicht verschont, kann meine arme Alcmène kein besseres Los erwarten.“

Stuttgarter Zeitung, 28. April 2012[5][A 1]

Im Manöver ließ er sich täglich durch berittene Kammerhusaren über den Zustand der Hündin unterrichten. Als ihm von Alcmènens Tod berichtet wurde, brach er seine Anwesenheit beim Manöver ab und reiste zurück nach Sanssouci.[6][7]

Nach verschiedenen Quellen war die Hündin nach ihrem Tod bereits beigesetzt worden und wurde auf Anordnung Friedrichs wieder ausgegraben und im Bibliothekssaal in Sanssouci aufgebahrt.[8] Andere Quellen berichten von einer Aufbahrung direkt nach Todeseintritt. Bei Ankunft des Königs hatte die Verwesung des Hundekörpers bereits begonnen, von entsprechendem Gestank wird berichtet.[9] Dennoch habe der eintreffende Friedrich direkt nach Ankunft die Hundeleiche in den Arm genommen und sich unter Tränen mit Küssen verabschiedet.[10][11] Nach einer Novelle von 1886 soll der König drei Tage lang um seine Hündin getrauert haben.[12]

Auf Friedrichs Anweisung wurde Alcmène in einem Sarg in der für ihn selbst bestimmten Gruft unter der obersten Weinbergterrasse der Parkanlage von Sanssouci beigesetzt. Sie war der einzige der an der Terrasse beerdigten Hunde des Königs, der dieser besondere Gunstbeweis zuteilwurde.[13] Eine massive Sandsteinplatte mit ihrem Namen wurde neben denen der anderen Hunde verlegt.[14] Die Grabplatte wurde im Jahr 2005 gereinigt und konserviert.[2]

Literarische und künstlerische Darstellung Bearbeiten

Im Erzählzyklus Tage des Königs von Bruno Frank aus dem Jahr 1924 wird eine von drei Erzählungen dem Verhältnis Friedrichs zu Alcmène gewidmet. Die Geschichte handelt von der oben geschilderten Inspektion des Grünen Regiments auf einem Truppenübungsplatz bei Neisse, bei der der König vom Tod der Hündin erfährt, seiner überstürzten Rückreise nach Potsdam und dem Abschied von Alcmène im Schloss Sanssouci.[15] Der Abschied von dem Tier wird zum Abschied vom eigenen Leben.[16]

Hasenfuß und Alcmène wurden von Johann Gottfried Schadow als Begleitung zu einem Ensemble mit der Königsfigur modelliert. Während der Arbeit notierte Schadow:

„Als Beiwerk werde ich ein paar von den kleinen Windhunden anbringen, qui faisant la distraction du grand Monarque.“

Auf den Halsbändern der Hunde vermerkte Schadow ihre Namen. Das Original wurde häufig kopiert.

Im Historienstummfilm Der alte Fritz von Gerhard Lamprecht aus dem Jahr 1928 wird gezeigt, wie der Tod Alcmènes den einsamen König aus der Fassung bringt.[17]

Sonstiges Bearbeiten

Am Schlosse zu Potsdam und auf dem Jägerhof,[18] der sich vor dem heute noch stehenden Jägertor und der Akzisemauer Potsdams befand, wurden Windspiele in einer „Pflanzschule“ mit etwa 40 bis 80 Hunden gezüchtet; für Pflege und Aufsicht waren zwei Jäger verantwortlich, von denen einer zugleich für das gesundheitliche Wohl dieser Tiere sorgen sollte.[19] Die schönsten „Zöglinge“ dieser „Pflanzschule“ wurden an den königlichen Hof geliefert.[20]

Siehe auch Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Eine frühe Erwähnung fand Alcmene im Brief vom 9. Oktober 1763 an Heinrich von Preußen (1726–1802), falls es sich um den selben Windhund handelt wurde dieser 22 Jahre alt. 169. AN PRINZ HEINR. Potsdam, 9. Oktober 1763. Mein lieber Bruder, Ich hoffe, mein lieber Bruder, dass du eine gute Zeit auf deiner kleinen Reise hast. Meine Schwester aus Schwedt hatte Unannehmlichkeiten, aber jetzt geht es ihr besser. Meine Schwester Amélie schreibt mir, dass sie mit der Wirkung der Kur sehr zufrieden ist und gute Hoffnungen auf eine vollständige Genesung im nächsten Jahr hat. Hier ist der König von Polen, der sich wie ein Narr sterben ließ; Ich gestehe Ihnen, dass ich keine Leute mag, die alles außerhalb der Zeit tun. Ich hoffe jedoch, dass diese Wahl ohne weitere Unruhen über die Bühne geht. Ich habe ein häusliches Leid; mein armer Hund wird sterben, und um mich zu trösten, sage ich mir, wenn der Tod die gekrönten Häupter nicht verschont, kann der arme Alcmene kein besseres Schicksal erwarten. Ich umarme dich tausendmal, mein lieber Bruder, und bitte dich, mir mit vollkommener Zärtlichkeit zu glauben usw. 169. AU PRINCE HENRI. Potsdam, 9 octobre 1763. Mon cher frère, Je souhaite, mon cher frère, que vous vous amusiez bien pendant votre petit voyage. Ma sœur de Schwedt a été incommodée, mais elle va mieux à présent. Ma sœur Amélie m'écrit qu'elle est assez contente de l'effet des eaux qu'elle a prises, et qu'elle a bonne espérance de se rétablir tout à fait l'année prochaine. Voilà le roi de Pologne qui s'est laissé mourir comme un sot; je vous avoue que je n'aime pas les gens qui font tout à contre-temps. J'espère cependant que cette élection se passera sans qu'il en résulte de nouveaux troubles. J'ai un chagrin domestique; mon pauvre chien va mourir, et, pour m'en consoler, je me dis que si la mort n'épargne pas les têtes couronnées, la pauvre Alcmène ne peut pas s'attendre à un meilleur sort. Je vous embrasse mille fois, mon cher frère, en vous priant de me croire avec une parfaite tendresse, etc. [1]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Renate Hoffmann, Friedrich und die Hunde, 21. Juli 2008, Das Blättchen, Heft 15
  2. a b E. Hohenstein, Friedrichs vierbeinige Freunde (Memento des Originals vom 27. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pnn.de, 27. Januar 2005, Der Tagesspiegel
  3. Christoph Stollowsky, Der Alte Fritz: Das gute Herrchen, 7. Februar 2012, Der Tagesspiegel
  4. Ernst Floessel, Der Hund, ein Mitarbeiter an den Werken des Menschen: Ein Beitrag zur Geschichte des Hundes, A. Hartleben, 1906, S. 380 (Snippet)
  5. Katja Bauer, Jubiläumsschau: Sein Frauenhass war sprichwörtlich, 28. April 2012, Stuttgarter Zeitung
  6. Simon Benne, Friedrich der Große war ein Tierfreund, 29. Juni 2012, Hannoversche Allgemeine
  7. K. F. Reiche, Friedrich der Große und seine Zeit, Kollmann, 1840, S.190
  8. Tierschutz: Sklavenmarkt der Sprinter, 20. Oktober 1997, Der Spiegel, Nr. 43/1997
  9. Honoré Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau, Lexikon aller Anstössigkeiten und Prahlereyen, welche in denen zu Berlin in funfzehn Bänden erschienenen sogenannten Schriften Friedrichs des Zweyten vorkommen, Schönfeld, 1790, S. 64
  10. Karl Friedrich Tzschucke, Brandenburgisch-Preußische Regenten- und Volksgeschichte: von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten, Von Friedrich II. bis Friedrich Wilhelm II, Band 2, Flittner, 1821 S. 282 f.
  11. Christoph Stollkowski, Geschichte der Hundehaltung in BerlinVom Königshof zum Hinterhof, 17. Juli 2015, Der Tagesspiegel
  12. Conrad von Bolanden, Die Freidenker: Historische Novelle über Friedrich II. von Preussen und seine Zeit, Franz Kirchheim, 1866, S. 316 f.
  13. J. C. Freier (Hrsg.), Leben und Charakter Friedrichs II, Königs von Preussen: Nebst einem zweckmäßigen Auszuge aus dessen sämtlichen Werken, mit Zusätzen und eignen Anmerkungen, Voss, Berlin 1795, S. 89
  14. Katharina von der Leyen, Friedrich II., der große Hundefreund, 12. Juli 2012, Bild.de
  15. Bruno Frank, Werke Digital, Friedrich-Erzählungen (Memento des Originals vom 16. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gerd-leibrock-stuttgart.de
  16. Fritz Endemann, Der Preußenkönig und sein schwäbischer Chronist, Literaturblatt für Baden-Württemberg, Ausgabe 6/2012, S. 12
  17. Volker Weigold, Preussen, Versuch einer Bilanz: Preussen im Film, Axel Marquardt und Heinz Rathsack (Hrsg.), Ausstellung der Berliner Festspiele, 15. August – 15. November 1981, Gropius-Bau (Museum), Rowohlt Verlag, 1981 (Snippet)
  18. dazu: potsdam-chronik.de, Lemma Jägerhof
  19. Hans Räber, Die Windspiele Friedrichs des Großen in Enzyklopädie der Rassehunde, Band 2: Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung, 2. als E-Book besorgte Auflage, Kosmos 2014, S. 842-844 (eingeschränkte Vorschau auf Google-Books; dort breit zitierend aus: Anton Friedrich Büsching, Beyträge zu der Lebensgeschichte denkwürdiger Personen, insonderheit gelehrter Männer, Band 5, Halle, Curt 1788, S. 22 -24)
  20. Ludwig Pflaum, Friedrich der Grosse. Eine Lebensbeschreibung für Jünglinge, Band 3 von: Lebensbeschreibungen merkwürdiger Männer, Verlag J. F. Steinkopf, 1815, S. 273