Aktienkultur

beschreibt den Umgang der Bevölkerung mit Aktien als Geldanlageobjekt

Als Aktienkultur wird das Ausmaß der Nutzung von Aktien als Finanzierungs- und Geldanlageobjekt und der Akzeptanz des Börsenhandels in der Bevölkerung bezeichnet.[1] Merkmale einer ausgeprägten Aktienkultur können zum Beispiel regelmäßige Börsengänge, eine hohe Aktionärsquote, und ein breites Angebot an Finanzpublikationen sein, ebenso wie die Erfahrung einer größeren Anlegermasse mit verschiedenen Marktsituationen wie Hausse und Baisse.

Situation in Deutschland Bearbeiten

Bereits in den späten 1820er und in den 1830er Jahren hatten Erfahrungen von Anlegern der Rheinisch-Westindischen Kompagnie und des Deutsch-Amerikanischen Bergwerksvereins das Vertrauen in Aktiengesellschaften gedämpft.

Die Aktienkultur in Deutschland wurde in zeitgenössischen Medien wiederholt als unterentwickelt eingestuft.[2][3] Als Ursache dafür wurden unter anderem die negativen Erfahrungen mit der ehemals als „Volksaktie“ gefeierten Telekom-Aktie[4] und mit einer Reihe dubioser Börsengänge in der Zeit von ca. 2007 bis 2012 genannt.[5][6]

„Die Deutschen empfinden die Börse stets als etwas Anrüchiges. Der Aktienmarkt ist für sie der Ort, an dem sich Menschen tummeln, die unverdient zu Geld kommen wollen.“

Jens Ehrhardt[7]

Der Bundesverband der Börsenvereine an deutschen Hochschulen verfolgt als studentischer und gemeinnütziger Verein das Ziel, die Aktienkultur in Deutschland zu fördern.

Kritik Bearbeiten

Die Verbreitung der Aktie als Anlageform während der 1990er Jahre ging einher mit der Verbreitung des umstrittenen Shareholder-Value-Prinzips. Damit ist auch die Aktienkultur ein Objekt der Kritik an der Ausrichtung von Unternehmensstrategien nach Aktionärsinteressen.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Klaus R. Heilmann: Erfolgsfaktoren von Wertpapierbörsen im internationalen Wettbewerb: Analyse auf der Basis einer weltweiten empirischen Erhebung. Springer-Verlag, 2013, Seite 94.
  2. Heike Buchter: Plädoyer für eine neue deutsche Aktienkultur, zeit.de, 24. Oktober 2013, abgerufen am 11. Mai 2014
  3. Volker Meister: Es mangelt an Aktienkultur, Hamburger Abendblatt, 5. Mai 2011, abgerufen am 11. Mai 2014
  4. Volksaktien erodieren die Aktienkultur, welt.de, 20. Juni 2002, abgerufen am 11. Mai 2001
  5. Hanno Mussler: Deutsche Börse im Abseits, faz.net, 4. September 2013, abgerufen am 11. Mai 2014.
  6. Rolf Obertreis: Straßenlaternenhersteller unter Betrugsverdacht, faz.net, 2. Januar 2013, abgerufen am 11. Mai 2014
  7. „Die Börse ist ganz schön verrückt geworden“, faz.net, 12. Mai 2014, abgerufen am 12. Mai 2014