Der ABC4ü Bay 97 war ein Drehgestell-Durchgangswagen mit Seitengang, der mit der Blatt-Nr. 89 für die K.Bay.Sts.B. zum Einsatz im Schnellzugverkehr gebaut wurde. Er führte alle drei Klassen. Im Gegensatz zu den Wagen nach Blatt Nr. 90 waren diese für den Übergang zu fremden Bahnen nicht geeignet.

ABC4ü Bay 97
Nummerierung: 1 401 bis 1 408
Anzahl: 8
Hersteller: MAN
Baujahr(e): 1897
Ausmusterung: bis 1948
Gattung: ABCCü (ABC4ü)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 18.790 mm
Länge: 17.500 mm
Höhe: 4.060 mm
Breite: 3.000 mm
Drehzapfenabstand: 12.500 mm
Fester Radstand: 2.500 mm
Gesamtradstand: 14.500 mm
Leermasse: 31.500 kg
Raddurchmesser: Bayerische Form 39 mit 1.047 mm
Bremse: Handbremse, Westinghouse
Zugheizung: Dampf
Kupplungstyp: Schraubenkupplung
Sitzplätze: 4 / 12 / 32
Fußbodenhöhe: 1.235 mm

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Wie schon bei den Wagen nach Blatt 75 wurde der Grundrahmen des mit dem Wagenkasten verbundenen Untergestells komplett aus Holz aufgebaut, welches teilweise – z. B. für die äußeren Längsträger – mit aufgeschraubten Winkeleisen verstärkt wurde. Für die Querträger wurden ebenfalls hölzerne Profile verwendet. Man versprach sich durch diese Bauweise für hochwertige Wagen einen ruhigeren Lauf.[1] Die hölzernen Querträger zur Aufnahme der Drehschemelpfannen wurden ebenfalls mit Winkeleisen armiert. Zur Unterstützung der äußeren Längsträger wurde wegen des großen Radstandes auf beiden Seiten ein Sprengwerk mit nachstellbaren Zugstangen angebaut. Die Pufferbohlen waren komplett aus Walzprofilen aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 mm, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten Drehgestelle bayerischer Bauart mit kurzem Radstand von 2.500 mm mit aus Blechen und Winkeln genietetem Rahmen. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper und einen Raddurchmesser von 1014 mm der Bayerischen Form 39.

Die Handbremsen befanden jeweils im geschlossenen Übergang an einem Wagenende. Alle Wagen waren mit Druckluftbremsen des Typs Westinghouse ausgestattet.

Wagenkasten Bearbeiten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren glatt und bis über die äußeren Längsträger heruntergezogen. Die Wagen besaßen ein Tonnendach mit Oberlichtaufbau.

Der Innenraum war in insgesamt sechs Abteile sowie einem Halb-Abteil (2.-Klasse) aufgeteilt. Das Abteil der 1.-Klasse hatte insgesamt vier Polstersitze, die zweieinhalb Abteile der 2.-Klasse zusammen 15. Die vier Abteile der 3.-Klasse waren mit Holzlattenbänken ausgestattet und boten je Abteil acht Sitzplätze. Für den militärischen Transport wurden einundzwanzig Plätze für Offiziere und vierundzwanzig für Mannschaften ausgewiesen. Die Abteile waren mit Schiebetüren zum Seitengang hin abgeschlossen.

Ausstattung Bearbeiten

Außer bei den Wagen 1401, 1403 und 1408 konnten die Sitze der 1.-Klasse in Schlafgelegenheiten umgebaut werden. Das Halbabteil der 2.-Klasse konnte bei Bedarf zur 1.-Klasse hochgestuft werden.

An beiden Wagenenden befanden sich Aborte, die mit Waschgelegenheiten kombiniert waren.

Zur Beheizung verfügten die Wagen über eine Dampfheizung. Die Belüftung erfolgte über Lüfter im Oberlichtbereich bzw. über die versenkbaren Fenster.

Die Beleuchtung der Wagen erfolgte durch Gaslampen. Die zwei Vorratsbehälter hingen in Wagenlängsrichtung am Rahmen. Ab den 1930er Jahren erfolgte eine Umrüstung auf elektrische Beleuchtung.

Bemerkung Bearbeiten

Beim Umbau 1930 wurden Änderungen an den Toiletten vorgenommen. Die Seitenwände der Abteilseiten erhielten an Stelle der schmalen Doppelfenster große Einzelfenster je Abteil. Der Wagen 14 475 war 1939 in München stationiert und fuhr dort als C4ü Bay 97.[2]

Skizzen, Musterblätter, Fotos Bearbeiten

Wagennummern Bearbeiten

Die Daten sind dem Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen, aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913, sowie den Büchern von Emil Konrad (Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band II) und Alto Wagner (Bayerische Reisezugwagen) entnommen.

Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche(mit Direktionsangaben)
Fahrwerk / Ausstattung
(siehe jeweilige Legende)
Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
Anz. ab
1907
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
DRG
n. Umbau
Ausge-
mustert
letzt.
Heimat-Bf.
Brem-
sen
Bl. Hz. Art u.Anz. Abteile
(Sitze je Klasse)
Mil. Sig-
nal-
hlt.
Bemer-
kung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
89
1913
ABCCü
ABC4ü Bay 97 ABC4ü Bay 97 ABC4ü Bay 97/30 A 1. 2. 3. 4. O M
1897 MAN 8 1 401 23 001 Nür 14 473 Nür xx/1933 Nürnberg Pl; Wsbr; 4 Ggl D 2 4 15 32
1 402 23 002 Nür 14 474 Nür xx/193? Nürnberg
1 403 23 001 Au 14 475 Au 1945? Hannover Altschadwagen
1 404 23 002 Au 14 476 Au 14 476 Au 1945? Augsburg
1 405 23 003 Au 14 477 Mü xx/193x Regensburg
1 406 23 001 Mü 14 478 Mü 14 478 Mü 1945? München
1 407 23 002 Mü 14 479 Mü 1945? München
1 408 23 003 Mü 14 480 Nür xx/193x Nürnberg

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lutz Übel: 150 Jahre Schienenfahrzeuge aus Nürnberg, Lieferbedingnisse für 4-achsige Personenwagen
  2. siehe Alto Wagner, Seite 40

Weblinks Bearbeiten

  • [ Digitalisat des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, Blatt 89 aus dem Wagenstandsverzeichnis von 1913]

Literatur Bearbeiten

  • Alto Wagner: Bayerische Reisezugwagen. 1. Auflage. Kiruba Verlag, Mittelstetten 2015, ISBN 978-3-945631-00-3.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen nach dem Stande vom 31. März 1913.