Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit

Kulturdenkmal in Berlin

Die ehemalige Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Berlin-Lichtenberg diente von 1950 bis 1989 als Sitz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und 1989–1990 als Sitz des Amtes für Nationale Sicherheit.

Plan des Dienstkomplexes Normannenstraße des Ministeriums für Staatssicherheit mit Angabe der Haus-Nummern

Neben dem sogenannten Dienstkomplex Normannenstraße gehörten zur Zentrale des Ministeriums das etwa 500 m nördlich gelegene Teilobjekt Gotlindestraße sowie ein ergänzender Gebäudekomplex in Berlin-Schöneweide, wo sich einige Spezialabteilungen befanden.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden auf dem Areal des Dienstkomplexes Normannenstraße verschiedene Museen und Forschungsinstitute eingerichtet, welche sich mit der Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit befassen. Mehrere Gebäude der ehemaligen Zentrale stehen heute als Baudenkmal unter Denkmalschutz.

Geschichte Bearbeiten

Das am 8. Februar 1950 nach sowjetischem Vorbild gegründete Ministerium bezog als seinen ersten Dienstsitz das 1930–1932 errichtete Gebäude des Finanzamts für den Stadtbezirk Lichtenberg an der Ecke Normannen-/Magdalenenstraße, das später MfS-intern „Haus 2“ genannt wurde. 1952 entstand südlich davon ein Behelfsbau, der bis 1961 existierte. 1956 wurde das aus 2 Gebäudeteilen bestehende „Haus 7“ fertiggestellt, im Jahre 1960 das als Speise- und Konferenzgebäude konzipierte „Haus 22“ sowie die Poliklinik („Haus 19“ und „Haus 20“).

 
Haupteingang von „Haus 1“ mit dem 1975–1976 hinzugefügten Sichtschutz

In den Jahren 1961–1962 wurde der 1952 errichtete Behelfsbau durch das „Haus 1“ ersetzt, in dem der Minister und die oberste Führung des Ministeriums ihre Büros bezogen. 1964 wurde „Haus 21“ als Stützpunkt für das MfS-Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ fertiggestellt, 1966 das „Haus 20“, und bis zum Ende der 1960er Jahre das „Haus 13“ sowie das „Haus 14“.

 
„Haus 15“ an der Ecke Ruschestraße/Frankfurter Allee

Ab 1974 ließ das MfS anstelle abgerissener Gebäude in der Magdalenenstraße das „Haus 4“ errichten, anschließend verlagerte sich die Bautätigkeit in den Bereich entlang von Frankfurter Allee und Ruschestraße. 1978 wurde hier ein vierteiliges Ensemble aus 13-geschossigen Plattenbauten („Haus 15“) für die Hauptverwaltung Aufklärung fertiggestellt, im selben Jahr das „Haus 16“, und ebenfalls Ende der 1970er Jahre das „Haus 17“ mit dem neuen Haupttor des Dienstkomplexes Normannenstraße.

 
„Haus 12“ (vorne) und „Haus 8“ (hinten) in der Magdalenenstraße
 
Blick in einen Magazinsaal des Stasi-Unterlagen-Archivs

In den Jahren 1979–1982 entstand mit dem an der Ecke Rusche-/Normannenstraße errichteten „Haus 18“ das als Dienstleistungs- und Versorgungsgebäude konzipierte größte Einzelgebäude des Areals. 1982 übernahm das Ministerium den Altbau an der Ecke Magdalenenstraße/Frankfurter Alle und gliederte ihn dem Dienstkomplex Normannenstraße ein, ehe die Baumaßnahmen mit den 1984 entlang der Magdalenenstraße fertiggestellten Karteien- und Archivgebäuden („Haus 8“ und „Haus 9“) zu einem Ende kamen.

1989 nahm der Dienstkomplex Normannenstraße einen ganzen Häuserblock zwischen Frankfurter Allee, Magdalenenstraße, Normannenstraße und Ruschestraße ein. Die knapp 80 Hektar[1] große „Stasi-Stadt“ (Christian Halbrock) bestand zuletzt aus 29 Häusern und 11 Höfen, in dem seinerzeit bis zu 7000[2] hauptamtliche MfS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig waren. Zudem war zwischen 1975 und 1985 nördlich der Normannenstraße ein weiterer Gebäudekomplex („Teilobjekt Gotlindestraße“) errichtet worden.

Infolge des Umbruchs in der DDR wurde der Dienstkomplex Normannenstraße am 15. Januar 1990 von Demonstranten gestürmt und später von bereits anwesenden Bürgerrechtlern in Sicherheitspartnerschaft übernommen.[3] Seit 1990 befindet sich im vormaligen Gebäude des Ministersitzes („Haus 1“) u. a. die Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße, die 1984 fertiggestellten Karteien- und Archivgebäude („Haus 8“ und „Haus 9“) beherbergen das Stasi-Unterlagen-Archiv des Bundesarchivs, während etwa das „Haus 2“ wieder vom Finanzamt für den Stadtbezirk Lichtenberg, seinem ursprünglichen Nutzer vor 1950, übernommen wurde. Ungeachtet dessen steht der größte Teil der Bauten leer. Roland Jahn schlägt für die weitere Entwicklung der ehemaligen MfS-Zentrale eine Nutzung als Campus für Demokratie vor.

Anlage Bearbeiten

Überblick Bearbeiten

 
Plan des Dienstkomplexes Normannenstraße mit Angabe der Nutzung der Gebäude, 2012

Die Hauptzufahrt („Tor 13“) zum Dienstkomplex Normannenstraße erfolgte über Haus 17 in der Ruschestraße. Im Hauptgebäude („Haus 1“) hatten der Minister für Staatssicherheit, seine vier Stellvertreter und ihre Arbeitsgruppen ihre Büros. Das 1984 eröffnete zentrale Karteien- und Archivgebäude des MfS („Haus 8“) ist bis heute der Berliner Standort der Stasi-Unterlagen. Ein vierteiliges Ensemble aus 13-geschossigen Plattenbauten („Haus 15“) im Südwesten des MfS-Komplexes, an der Ecke Frankfurter Allee/Ruschestraße, diente als Sitz der Hauptverwaltung Aufklärung.

In einem der Innenhöfe („Hof 8“) befand sich der Speisesaal für Abteilungsleiter des MfS („Haus 22“). Die MfS-interne Poliklinik mit eigener Zahnstation war rund um einem anderen der Innenhöfe („Hof 10“) gruppiert. Im Nordwesten des MfS-Komplexes, an der Ecke Ruschestraße/Normannenstraße, befand sich mit dem 1979–1982 errichteten Dienstleistungs- und Versorgungsgebäude („Haus 18“) das größte Einzelgebäude des MfS-Komplexes, in dem es auf 6500 m² u. a. eine Kaufhalle, Läden und ein Konferenzzentrum für die MfS-Mitarbeiter gab.

Über den gesamten MfS-Komplex verteilt waren diverse Werkstätten, Garagen und Lager der Verwaltung Rückwärtige Dienste, welche für die Instandhaltung der gesamten Infrastruktur sowie für die Energie-, Wasser- und Wärmeversorgung verantwortlich war. Für die Bewachung des MfS-Komplexes sorgten Soldaten des Wachregiments „Feliks Dzierzynski“.

Bezeichnungen Bearbeiten

 
Inneres des Dienstkomplexes Normannenstraße: links das weiße „Haus 2“, mittig das braune „Haus 1“, rechts das teilverhüllte „Haus 7“

Die vom MfS eingeführte und bis heute gültige Bezeichnung der Gebäudeteile als „Häuser“ war primär organisatorisch bedingt und spiegelt nur zum Teil die baulichen Gegebenheiten wider. So bestand z. B. das „Haus 1“ tatsächlich aus einem einzigen Gebäude, war allerdings über Verbindungstüren auch von den angrenzenden Häusern 2 und 7 zu betreten. Das „Haus 7“ bestand aus zwei großen, im rechten Winkel aneinander gebauten Flügeln, während das benachbarte „Haus 8“ sogar vier Gebäudeteile umfasste. Ebenfalls aus vier Gebäudeteilen bestand das „Haus 15“, das „Haus 19“ umfasste zwei Gebäudeteile mit jeweils daran anschließenden Zubauten.

Dienstkomplex Normannenstraße Bearbeiten

Bezeichnung Baudaten Nutzung 1989 Nutzung 2011 Kommentar
Haus 1 Haus errichtet 1961–1962 anstelle eines 1952 errichteten Behelfsbaus, ausgerüstet mit zwei Paternosteraufzügen, Haupteingang 1975–1976 mit Sichtschutz versehen. Bis 2012 durch Arnold und Gladisch Architekten energetisch saniert, seither wieder der Öffentlichkeit zugänglich.[4] Dienstsitz des Ministers/Leitung des MfS (Büros des Ministers für Staatssicherheit, der Stellvertreter des Ministers, der Arbeitsgruppen des Ministers, Büro der Leitung, Sekretariate) Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße (seit 1990) Neben der Forschungs- und Gedenkstätte mit dem „Stasi-Museum“ wird das Gebäude von Opfer- und Aufarbeitungsgruppen wie der UOKG und dem Bürgerkomitee 15. Januar e. V. genutzt. Seit 2015 als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[5]
Haus 2 Haus errichtet 1930–1932 als Finanzamt (zivile Adresse Normannenstraße 20–22),
1950 erstes Dienstgebäude der Staatssicherheit („A-Bau“). Mit Haus 18 durch eine Gebäudebrücke verbunden.
Hauptabteilung II des MfS[6] (Spionageabwehr), Abteilung X (Internationale Verbindungen des MfS), Bildstelle des MfS,[7] Abteilung Bewaffnung und Chemische Dienste, Büro der Leitung des MfS (Innere Objektsicherung des MfS, Kurierdienst des MfS), Rechtsstelle des MfS Finanzamt für den Stadtbezirk Lichtenberg Finanzamt, das Gebäude steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[8]
Haus 3 Altbau, errichtet vor 1907 (zivile Adresse Magdalenenstraße 21), für Nutzung durch MfS umgebaut – Fenster im Erdgeschoß vergittert, Haustore durch Scheintüren ersetzt Zentraler Operativstab des MfS heute wieder zu Wohngebäude zurückgebaut
Haus 4 Haus errichtet ab 1974 als Plattenbau Typ WBS 70 anstelle der abgerissenen Altbauten Magdalenenstraße 17–19 (Baujahr 1910) Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS[9] heute umgebaut zu Wohngebäude, kleiner Laden im Erdgeschoss
Haus 5 Altbau, errichtet zwischen 1953 und 1958 (zivile Adresse Magdalenenstraße 15), seit 1958 Nutzung durch das MfS, zunächst als Wohngebäude für MfS-Mitarbeiter, dann in Büros umgebaut – Fenster im Erdgeschoß vergittert, Haustore durch Scheintüren ersetzt Hauptabteilung II des MfS[6] heute wieder zu Wohngebäude zurückgebaut
Haus 6 Altbau, errichtet 1911 (zivile Adresse Magdalenenstraße 13) als Mietwohnhaus, für Nutzung durch MfS umgebaut – Fenster im Erdgeschoß vergittert, Haustore durch Scheintüren ersetzt Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS[9] Haus 6 wurde nach Leerstand 2019–2020 abgerissen, heute Parkplatz
Haus 7 Haus (bestehend aus 2 Gebäudeteilen) fertiggestellt 1956, ausgerüstet mit je einem Paternosteraufzug, bei Führungen zugänglich, ab 2015 renoviert[4] Hauptabteilung XX des MfS (Überwachung von Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund, Sport), Arbeitsgruppe Kommerzielle Koordinierung BStU (seit 1992) ab 4. September 1990 durch Bürgerrechtler besetzt, seit 2015 als Baudenkmal unter Denkmalschutz,[5] heute Ausstellung „Einblick ins Geheime“ über das Stasi-Unterlagen-Archiv
Haus 8 Haus (bestehend aus 4 Gebäudeteilen) als Plattenbau Typ WBS 70 zusammen mit Haus 9 fertiggestellt 1984 anstelle der abgerissenen Altbauten Magdalenenstraße 3–11 (Baujahr um 1907), bei Führungen zugänglich, ab 2015 renoviert[4] MfS-Karteien- und Archivgebäude, darin u. a. EDV-Datenspeicher der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS[9] und Abteilung XIII (Zentrale Rechenstation des MfS) BStU heute Stasi-Unterlagen-Archiv des Bundesarchivs
Haus 9 Haus zusammen mit Haus 8 fertiggestellt 1984, vorher Hofflächen Abteilung XII[10] (Auskunft/Speicher/Archiv, verantwortlich für Nachweisführung, Auskünfte über erfasste Personen und registrierte Akten) BStU heute Büros des Stasi-Unterlagen-Archivs des Bundesarchivs
Haus 10 Haus zusammen mit Haus 11 errichtet 1980–1984, vorher Hofflächen Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS[11] (Baureparaturen, Garagen, Energie-, Wasser- und Wärmeversorgung) Verwaltungssitz der Deutschen Bahn AG Nutzung durch Deutsche Bahn AG 2003–2011, heute Nutzung für Haustechnik und kleinteiliges Gewerbe
Haus 11 Haus zusammen mit Haus 10 errichtet 1980–1984, vorher Hofflächen Abteilung XII des MfS[10] heute Nutzung für Haustechnik und kleinteiliges Gewerbe
Haus 12 Altbau, errichtet vor 1907 (Eckhaus Magdalenenstraße 1/Frankfurter Allee 189), 1982 vom MfS übernommen und 1984–1986 in Büros umgebaut – Fenster im Erdgeschoß vergittert, Haustore durch Scheintüren ersetzt Zentrale Koordinierungsgruppe des MfS (Bekämpfung von Republikflucht, Bearbeitung von Ausreiseanträgen), Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS[11] in den 1990er Jahren Nutzung durch Apotheke und Bezirksamt Lichtenberg, heute größtenteils Leerstand
Häuser 13, 14 beide Häuser (zivile Adresse Frankfurter Allee 183–187) fertiggestellt in den 1960er Jahren, zunächst als Wohngebäude für MfS-Mitarbeiter genutzt, dann in Büros umgebaut Operativ-Technischer Sektor des MfS, Hauptabteilung XVIII des MfS[12] (Sicherung der Volkswirtschaft: Sicherung der Rüstungsbetriebe, Überwachung der Industrie-, Landwirtschafts-, Finanz- und Handelsministerien, der Zollverwaltung, von Nomenklaturkadern, des Militärbauwesens, des HO-Spezialhandels mit der GSSD sowie der Außenhandelsbetriebe der DDR), Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS[11] heute größtenteils Leerstand
Haus 15 Haus (bestehend aus 4 Gebäudeteilen) errichtet als Plattenbau Typ WBS 70 vom VEB Spezialhochbau Berlin, fertiggestellt 1978 Hauptverwaltung Aufklärung des MfS (Auslandsspionage) Verwaltungssitz der Deutschen Bahn AG Nutzung durch Deutsche Bahn AG 2003–2011, ab Ende 2015 als Unterkunft für Flüchtlinge (aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und Eritrea),[13] heute überwiegend Leerstand. Das Gebäude steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[14] Im Innenhof („Hof 6“) wurde von der Deutschen Bahn AG ein großflächiges, niedriges Gebäude als Betriebskantine errichtet.
Haus 16 Haus errichtet als Plattenbau Typ WBS 70 vom VEB Spezialhochbau Berlin, fertiggestellt 1978 Hauptabteilung XVIII des MfS,[12] SED-Leitungsbüro, FDJ-Leitungsbüro Verwaltungssitz der Deutschen Bahn AG Nutzung durch Deutsche Bahn AG 2003–2011, heute überwiegend Leerstand. Das Gebäude steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[15]
Haus 17 Haus (zivile Adresse Ruschestraße 103) errichtet als Plattenbau Typ WBS 70 vom VEB Spezialhochbau Berlin, fertiggestellt bis 1978 Haupttor des MfS-Komplexes (Tor 13), Zentrale Besucheranmeldung des MfS, Zentrale Arbeitsgruppe Geheimnisschutz des MfS Ärztezentrum, Apotheke Zugangspunkt der Demonstranten beim Sturm auf die Zentrale am 15. Januar 1990, heute Nutzung durch Ärztezentrum, Apotheke, Robert-Havemann-Gesellschaft. Das Gebäude steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[16]
Haus 18 Haus mit 6500 m² Nutzfläche, errichtet 1979–1982 vom VEB Spezialhochbau Berlin anstelle der denkmalgeschützten Wohnhäuser von Bruno Taut[17] und der Neuapostolischen Kirche (Normannenstraße 19–20), die dafür abgerissen wurden. Mit Haus 2 durch eine Gebäudebrücke verbunden. MfS-Dienstleistungs- und Versorgungsgebäude: Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS,[11] Zentraler Medizinischer Dienst des MfS,[18] Kaufhalle, Ladenzeile für MfS-Mitarbeiter, Konferenzzentrum Lichtenberg Congress Center, DEVK, Filiale der Sparda-Bank Lichtenberg Congress Center bald nach 2012 geschlossen, heute überwiegend Leerstand. Das Gebäude steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[19]
Häuser 19, 20 Haus 19 (bestehend aus 2 Gebäudeteilen) fertiggestellt 1960, Haus 20 fertiggestellt 1966. Zentraler Medizinischer Dienst des MfS: Poliklinik[18] Ärztezentrum heute Nutzung durch verschiedene Arztpraxen und Campus für Demokratie, Gebäude steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz,[20]
Haus 21 Haus fertiggestellt 1964 Wachgebäude Ruschestraße und Stützpunkt für das MfS-Wachregiment „Feliks Dzierzynski“[21] Verwaltungssitz der Deutschen Bahn AG Nutzung durch Deutsche Bahn AG 2003–2011, heute Nutzung durch Gesundheitszentrum Lichtenberg (Obergeschoss) und Filiale der Sparkasse (Erdgeschoss)
Haus 22 Haus fertiggestellt 1960, bis 1911 Standort einer Windmühle Speisesaal für MfS-Abteilungsleiter (im Erdgeschoß, 200 Sitzplätze), Konferenzsaal (im Obergeschoss, für Festveranstaltungen und Dienstkonferenzen) Gaststätte „Feldherrenhügel“ heute Nutzung als BStU-Besucherzentrum und Informationsstelle des Campus für Demokratie, teilweise Leerstand, seit 2015 als Baudenkmal unter Denkmalschutz[5]
Häuser 23–26 Häuser 23–25 erbaut in den 1960er Jahren, Haus 26 erbaut 1956 Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS,[11] so diente Haus 23 als Kaufhalle, Haus 24 für Garagen, Haus 25 für Stromversorgung, Haus 26 als Heizhaus. heutige Nutzung: Haus 23 als private Hof/Gartenfläche (Haus abgerissen), Haus 24 steht leer, Haus 25 für Kleingewerbe (GeBe Gebäude- und Betriebstechnik GmbH), Haus 26 für Kleingewerbe (MaBoTex Hönow KG)
Häuser 27–29 nördlich der Normannenstraße gegenüber von Haus 2 MfS-Abteilung Massenorganisationen (Überwachung u. a. von FDGB und DSF), Bildstelle des MfS,[7] Zentraler Medizinischer Dienst des MfS[18] heute wieder zu Wohngebäuden zurückgebaut

Teilobjekt Gotlindestraße Bearbeiten

Die Gebäude des ebenfalls zur Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit gezählten Teilobjekts Gotlindestraße befanden sich rund 500 m nördlich des MfS-Komplexes an der Normannenstraße, jenseits des Hans-Zoschke-Stadions, und wurden überwiegend in der Zeit zwischen 1975 und 1985 errichtet.

Bezeichnung Baudaten Nutzung 1989 Nutzung 2011 Kommentar
Haus 40 Haus errichtet 1975–1979 in Leichtbauweise Hauptabteilung VII des MfS (Sicherung des Ministeriums des Innern und der Volkspolizei)
Haus 41 Haus errichtet 1975–1979 in Leichtbauweise MfS-Abteilung Finanzen
Haus 42 Haus errichtet 1975–1979 in Leichtbauweise MfS-Abteilung N (Sicherstellung des Nachrichtenwesens des MfS)
Haus 43 MfS-Nachrichtenfunktionsgebäude
Haus 44 Stützpunkt für das MfS-Wachregiment „Feliks Dzierzynski“[21]
Haus 45 Haus errichtet bis 1985 in Plattenbauweise Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS[11]
Häuser 46, 47 beide Häuser errichtet bis 1985 in Plattenbauweise MfS-Abteilung M (Leitung der Postkontrolle in der DDR)
Häuser 48, 49 beide Häuser errichtet bis 1985 in Plattenbauweise, ein Paternosteraufzug Hauptabteilung XIX des MfS (Überwachung von Interflug, Reichsbahn, Binnen- und Seeschifffahrt, Post- und Fernmeldewesen), Hauptabteilung Kader und Schulung des MfS, Funkaufklärung des MfS, Abteilung 26 (Telefonüberwachung und Abhörmaßnahmen) Agentur für Arbeit

Bildergalerie Bearbeiten

Umgebung Bearbeiten

 
Namensgebung der John-Sieg-Straße, 1972
 
Amtsgericht Lichtenberg
 
Ehemalige Untersuchungshaftanstalt II des MfS
 
Gedenktafel an der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt II des MfS

Die Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg war bis 1989 von einer streng bewachten Sperrzone umgeben, die bis zuletzt erweitert und perfektioniert wurde und durch die sie sich dem Blick Außenstehender weitgehend entzog. Für die Zufahrtstraßen zum Häuserblock zwischen Frankfurter Allee, Magdalenenstraße, Normannenstraße und Ruschestraße galt ein eigenes Sicherheitsreglement, das die Ein- und Durchfahrt weitestgehend untersagte.[1]

Jenseits der Sperrzone war die Gegend zwischen den Bahnhöfen Lichtenberg und Frankfurter Allee eher vorstädtisch geprägt, d. h. es gab dort zahlreiche Wohnstraßen und Häuser mit Kleingärten.[1] Auch westlich des MfS-Komplexes, im Bereich zwischen der Ruschestraße und dem Rathaus Lichtenberg, ist die Bebauung durch mehrere große Grünanlagen (u. a. den Rathauspark) aufgelockert.

Durch den vom MfS gezielt betriebenen Zuzug seiner Mitarbeiter änderte sich der Charakter der Gegend im Laufe der Jahrzehnte stark. In den Straßenzügen rund um die Zentrale wurden seit den 1960er Jahren immer mehr Wohnungen an diesen Personenkreis vergeben. Im Bereich Frankfurter Allee Süd, südlich des MfS-Komplexes, und davon nur durch die Frankfurter Allee getrennt, entwickelte sich so über die Jahre eine regelrechte „MfS-Siedlung“ aus Plattenbauten, in der bis heute zahlreiche Straßennamen an Mitglieder der Roten Kapelle erinnern, die auch in der militärischen Traditionspflege des MfS eine wichtige Rolle einnahmen,[22] z. B. Harro und Libertas Schulze-Boysen, Hans und Hilde Coppi, Arvid und Mildred Harnack, zudem Wilhelm Guddorf, John Sieg sowie Albert Hößler. MfS-Mitarbeiter, die weiter entfernt wohnten, erreichten die Zentrale über den seit 1930 bestehenden U-Bahnhof Magdalenenstraße.

Östlich des MfS-Komplexes, und davon nur durch die Magdalenenstraße getrennt, befindet sich die große Gebäudegruppe der um 1890 errichteten Justizvollzugsanstalt. Sie diente 1955 bis 1989 als Untersuchungshaftanstalt II des MfS für politische Gefangene, nachdem es 1945 bis 1955 in Verwendung des sowjetischen Geheimdienstes gestanden hatte.[23] Die sowjetische Dienststelle und das MfS nutzten das Gefängnis also fünf Jahre gemeinsam. Bis 1989 fanden in der Untersuchungshaftanstalt II in der Magdalenenstraße auch die Besuchs- und Anwaltstermine aller Häftlinge der Untersuchungshaftanstalt I des MfS in Berlin-Hohenschönhausen statt, ebenso die Diplomatenbesuche für bundesdeutsche oder ausländische Häftlinge des MfS, die in solchen Fällen aus allen Teilen der DDR per Häftlingstransporter hierher überführt wurden. In einem Seitenflügel des Gefängnishofes hatte die für Militärstrafsachen zuständige Abteilung IX/6 der Hauptabteilung IX des MfS ihren Sitz, die für sämtliche Ermittlungsverfahren mit politischer Bedeutung verantwortlich war und in den Gerichtsverhandlungen direkten Einfluss auf Verlauf und Urteilsfindung hatte[23] (z. B. 1980–1981 jenem gegen Werner Teske). Im weiteren Verlauf der Magdalenenstraße steht das Amtsgericht Lichtenberg, das nach 1945 als Standort des Sowjetischen Militärtribunals Nr. 48240 diente,[24] sowie die ehemalige Kirche der evangelischen Gemeinde am Roedeliusplatz, bis 1979 eines von zwei Gotteshäusern in unmittelbarer Nähe zur Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit.

 
Hans-Zoschke-Stadion

Nördlich des MfS-Komplexes, und davon nur durch die Normannenstraße getrennt, ist das Hans-Zoschke-Stadion des Fußballvereins SV Lichtenberg 47 zu finden, welches nach den Planungen des MfS eigentlich in den 1970er Jahren abgerissen werden sollte, was allerdings letztlich nicht geschah.[25] Auf Betreiben des MfS tatsächlich abgetragen wurden dort hingegen 1979 die Kirche der neuapostolischen Gemeinde sowie drei ebenfalls in der Normannenstraße stehende Wohnhäuser im Stil der Neuen Sachlichkeit (entworfen von Bruno Taut und 1928 fertiggestellt),[26] um Platz für das neue MfS-Dienstleistungs- und Versorgungsgebäude („Haus 18“) zu schaffen.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Marie Josée Seipelt, Eckhard Hasler: Bauhistorische Studie zum ehemaligen MfS-Areal Normannenstraße, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Berlin 2020 (online, mit genauen Lageplänen)
  • Christian Adam, Martin Erdmann (Hrsg.): Sperrgebiete in der DDR. Ein Atlas von Standorten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des Ministeriums des Innern (MdI), des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV) und der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) (= BF informiert 34). Erarbeitet von Horst Henkel und Wolfgang Scholz, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Berlin 2015, ISBN 978-3-942130-77-6.
  • Frank Lothar Nicht: Die „Stasi“ als Erinnerungsort im vereinigten Deutschland 1990–2010. Tectum Verlag, Marburg 2011, ISBN 978-3-8288-2797-4.
  • Christian Halbrock: Stasi-Stadt – Die MfS-Zentrale in Berlin-Lichtenberg – Ein historischer Rundgang. Ch. Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-520-1.
  • Peter Erler, Hubertus Knabe: Der verbotene Stadtteil Stasi-Sperrbezirk Berlin-Hohenschönhausen. Jaron, Berlin 2005, ISBN 3-89773-506-7.
  • Jens Gieseke: Die DDR-Staatssicherheit. Schild und Schwert der Partei. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2000, ISBN 3-89331-402-4.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ministerium für Staatssicherheit headquarters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Halbrock, Stasi-Stadt, S. 11.
  2. Broschüre: Die Stasi-Zentrale/Campus für Demokratie.
  3. Der letzte Coup des MfS? auf: Focus Online, Januar 2010.
  4. a b c Hinweistafel am Haus 7, Südflügel innen: „Haus 7 Archivführungen, Haus 8, Zentrallager BStU Haus 7 Nordflügel“; Stand November 2015.
  5. a b c Berliner Landesdenkmalliste: Baudenkmale Haus 1, Haus 7, Haus 22 (Speisehaus)
  6. a b Mitarbeiter der Hauptabteilung II des MfS nutzten die Häuser 2 und 5 des Komplexes.
  7. a b Mitarbeiter der Abteilung Bildstelle des MfS nutzten die Häuser 2 und 27–29 des Komplexes.
  8. Baudenkmal Finanzamt Lichtenberg
  9. a b c Mitarbeiter der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS nutzten die Häuser 4, 6, 8 des Komplexes.
  10. a b Mitarbeiter der Abteilung XII des MfS nutzten die Häuser 9 und 11 des Komplexes.
  11. a b c d e f Mitarbeiter der Abteilung Verwaltung Rückwärtige Dienste des MfS nutzten die Häuser 10, 12, 13, 18, 23–26, 45 des Komplexes.
  12. a b Mitarbeiter der Hauptabteilung XVIII des MfS nutzten die Häuser 14 und 16 des Komplexes.
  13. Ex-Stasi-General Wolf: In seinem Büro spielen bald Flüchtlingskinder (2. Februar 2016)
  14. Berliner Landesdenkmalliste: Baudenkmal 09040075
  15. Berliner Landesdenkmalliste: Baudenkmal 09040075
  16. Berliner Landesdenkmalliste: Baudenkmal 09040075
  17. Abriss der Bruno-Taut-Wohnhäuser an der Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg. In: www.stasi-mediathek.de. Abgerufen am 13. November 2023.
  18. a b c Mitarbeiter der Abteilung Zentraler Medizinischer Dienst des MfS des MfS nutzten die Häuser 18, 19–20 (Poliklinik) und 27–29 des Komplexes.
  19. Berliner Landesdenkmalliste: Baudenkmal 09040013
  20. Berliner Landesdenkmalliste: Baudenkmal 09040014
  21. a b Soldaten des MfS-Wachregiments „Feliks Dzierzynski“ nutzten die Häuser 21 und 44 des Komplexes.
  22. Halbrock, Stasi-Stadt, S. 71.
  23. a b Halbrock, Stasi-Stadt, S. 61–64.
  24. Halbrock, Stasi-Stadt, S. 59.
  25. Die Stasi, die Kiez-Kicker und ihr Stadion. In: www.stasi-unterlagen-archiv.de. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
  26. Halbrock, Stasi-Stadt, S. 41, 43.

Koordinaten: 52° 30′ 52″ N, 13° 29′ 15″ O