Zeitlose

Gattung der Familie Zeitlosengewächse (Colchicaceae)

Die Zeitlosen (Colchicum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae). Die etwa 100 Arten sind über weite Teile Eurasiens verbreitet. Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist die wohl bekannteste Art dieser Gattung; sie ist vor allem wegen ihrer späten Blütezeit und ihrer Giftigkeit bekannt.

Zeitlose

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Zeitlosengewächse (Colchicaceae)
Gattung: Zeitlose
Wissenschaftlicher Name
Colchicum
L.

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration aus Köhler's Medizinalpflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Text, Tafel 25: Herbstzeitlose. A B blühende, C fruchtende Pflanze in natürl. Größe; 1 Knolle im Längsschnitt, desgl.; 2 der zur neuen Knolle anschwellende Teil, oben mit Fruchtknoten, desgl.; 3 u. 4 Blütenknospe, desgl.; 5 ausgebreitete Blüte, desgl.; 6 oberer Teil des Griffels, vergrößert; 7 Staubgefäße desgl.; 8 Pollen, desgl.; 9 reife, aufgesprungene Kapsel, natürl. Größe; 10 Kapsel im Querschnitt, desgl.; 11 Same, natürl. Größe und vergrößert; 12, 13 derselbe ohne Schale, vergrößert
 
Kapselfrüchte und Samen der Berg-Zeitlose (Colchicum montanum)

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Die Zeitlosen-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden eine unterirdische, braun bis dunkelbraun umhüllte Sprossknolle als Überdauerungsorgan aus. An der Basis der Sprossknolle sitzen die Faserwurzeln. Die jungen Laubblätter sind von Blattscheiden umschlossen.[1]

Generative Merkmale Bearbeiten

 
Blüte von Colchicum feinbruniae

Es werden direkt über der Sprossknolle oder an einem nur kurzen Blütenstandsschaft ein bis drei Blüten gebildet. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und dreizählig. Die sechs gleichgestaltigen Blütenhüllblätter sind an der Basis verwachsen und bilden eine mehr oder weniger ausgeprägte Röhre. Es sind zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen. Es sind drei freie Griffel vorhanden.[1]

Die scheidewandspaltige = septizide Kapselfrucht enthält viele Samen.[1]

 
Blüte der Alpen-Herbstzeitlose (Colchicum alpinum)
 
Colchicum antilibanoticum
 
Colchicum bivonae
 
Frühlingslichtblume (Colchicum bulbocodium)
 
Colchicum lusitanum
 
Blüte der Berg-Zeitlose (Colchicum montanum)
 
Colchicum persicum
 
Colchicum ritchii
 
Colchicum speciosum
 
Colchicum speciosum var. bornmuelleri
 
Colchicum stevenii
 
Colchicum szovitsii subsp. brachyphyllum
 
Colchicum troodi
 
Colchicum tunicatum
 
Späte Schachbrett-Herbstzeitlose (Colchicum variegatum)

Systematik und Verbreitung Bearbeiten

Die Gattung Colchicum wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Die Typusart ist Colchicum autumnale L.[2] Der wissenschaftliche Gattungsname Colchicum leitet sich von einer Landschaft am Schwarzen Meer ab, der Kolchis im heutigen Georgien. Dort soll auch die Heimat der sagenhaften Giftmischerin und Zauberin Medea liegen. Vermutlich besteht ein Zusammenhang zwischen den Sagen um eine Giftmischerin in dieser Region und dem dortigen Vorkommen der Zeitlosenart Colchicum variegatum. Synonyme für Colchicum L. sind: Bulbocodium L., Celsia Boehm. nom. illeg., Abandium Adans., Merendera Ramond, Geophila Bergeret nom. rej., Monocaryum (R.Br.) Rchb., Hermodactylum (R.Br.) Bartl. nom. inval., Eudesmis Raf. nom. superfl., Fouha Pomel, Paludana Salisb. nom. illeg., Synsiphon Regel.[3]

John Manning, Felix Forest und Annika Vinnersten schlagen 2007 vor, dass die etwa 60 Arten von Androcymbium (50 davon in Südafrika) in die Gattung Colchicum s. l. einzugliedern sind, da anders als bei den molekulargenetischen Untersuchungen keine morphologischen Merkmale, die eine Trennung von Androcymbium und Colchicum begründen würden, gefunden werden konnten. Die bisherigen Arten von Merendera werden in Colchisum einbezogen, während bei Persson et al. 2011 die Androcymbium-Arten nicht in die Gattung Colchicum eingegliedert werden. Der Umfang der Gattung Colchicum wird noch kontrovers diskutiert.[4]

Die Gattung Colchicum ist mit ihren etwa 100 Arten über weite Teile Eurasiens verbreitet. Der Schwerpunkt der Gattung Colchicum liegt in Vorderasien; allein in der Türkei kommen 48 Arten vor, in Westasien 64 Arten.[3]

Es gibt etwa 100 Colchicum-Arten:[3]

Quellen Bearbeiten

  • Eugene Nasir: Flora of West Pakistan. 125. Colchicaceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1979, S. 1 (online bei efloras.org und bei Tropicos).
  • Karin Persson: Nomenclatural synopsis of the genus Colchicum (Colchicaceae), with some new species and combinations. In: Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie. Band 127, Nr. 2, 2007, S. 165–242, DOI:10.1127/0006-8152/2007/0127-0165.
  • Tatyana Shulkina: Ornamental plants from Russia and adjacent states of the former Soviet Union. Rostok, St. Petersburg 2004, ISBN 5-94668-032-3, Colchicum (englisch, online).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Eugene Nasir: Flora of West Pakistan. 125. Colchicaceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1979, S. 1 (online bei efloras.org und bei Tropicos).
  2. Colchicum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Oktober 2014.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do Colchicum. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 29. Juni 2018..
  4. Datenblatt mit Fotos bei pacificbulbsociety.org.
  5. Karin Persson: A new species of Colchicum (Colchicaceae) from southern Italy., In: Botanische Jahrbücher, Volume 127, Nummer 3, 2008, S. 283–288. Abstract.

Weiterführende Literatur Bearbeiten

  • Amiel Vasl, Avi Shmida: The adaptive role of nectarial appendages in Colchicum. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 301, Issue 6, 2015, S. 1713–1723. doi:10.1007/s00606-014-1188-4
  • Karin Persson, Gitte Petersen, Alberto del Hoyo, Ole Seberg, Tina Jørgensen: A phylogenetic analysis of the genus Colchicum L. (Colchicaceae) based on sequences from six plastid regions. In: Taxon, Volume 60, Issue 5, 2011, S. 1349–1365. ISSN 0040-0262 JSTOR:41317539
  • John Manning, Felix Forest, Annika Vinnersten: The genus Colchicum L. redefined to include Androcymbium Willd. based on molecular evidence. In: Taxon, Volume 56, Issue 3, 2007, S. 872–882. JSTOR:25065868

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zeitlosen (Colchicum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Colchicum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 1. Oktober 2014.