Zagórzyca (kaschubisch Zôgòrzëca; deutsch Sageritz; slowinzisch Zågʉ̀ɵ̯řäcä[1]) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Damnica (Hebrondamnitz) im Powiat Słupski.

Zagórzyca
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Zagórzyca (Polen)
Zagórzyca (Polen)
Zagórzyca
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupski
Gmina: Damnica
Geographische Lage: 54° 29′ N, 17° 13′ OKoordinaten: 54° 28′ 46″ N, 17° 13′ 20″ O
Einwohner: 287
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Mianowice/DK 6DamnicaGłówczyce/DW 213
Eisenbahn: Bahnstrecke: Stargard in Pommern – Danzig
Bahnstation: Damnica
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage Bearbeiten

Der Ort liegt in Hinterpommern, etwa 13 Kilometer östlich der Stadt Stolp am Rande eines eiszeitlichen Talzuges, der vom Bach Karstnitz-Bach (Charstnica) durchflossen wird. Das Flüsschen trennt das Dorf und seine Ackerflächen im Westen von der Ortschaft Zagórzyczki (Sageritzheide) im Osten.

Ortsname Bearbeiten

In einer Urkunde von 1485 erscheint Sageritz als Zaghertce, was die Bedeutung von „jenseits des Berges“ hat.

Geschichte Bearbeiten

 
Dorfkirche (bis 1946 evangelisch)

Seiner historischen Dorfform nach war Zagórzyca ein kleines Gassendorf. Östlich des heutigen Dorfes befand sich in alter Zeit ein Burgwall, wie er sich häufiger im Stolper Land findet. Die Entstehung der Burg ist nicht bekannt, doch blockierte sie bereits die Straße von Stolp (Słupsk) in das Ordensgebiet Lauenburg (Pommern) (Lębork). Im Jahre 1401 verkauften Jarislaw, Lorenz und Bogislaus Kutzeke das Dorf Zu der Sawerze dem Herzog Bogislaw VII., nachdem die Burg bereits auf Veranlassung des Ordens geschleift war. Ein Plan zum Wiederaufbau unter Herzog Bogislaw VIII. wurde wieder aufgegeben.

Im Jahre 1556 gab Herzog Barnim IX. Sageritz an Bartholomäus Schwawe in Damnitz zum Lehen, das er gegen Ende des 16. Jahrhunderts wieder einzog.

Um 1784 hatte Sageritz ein Vorwerk, einen Prediger, einen Küster, sieben Bauern, zwei Kossäten, ein Predigerwitwenhaus und einen Predigercolonus bei insgesamt siebzehn Haushaltungen.[2] Nahe Sageritz fand am 18. März 1807 ein Gefecht statt, in dem Schillsche Reiter über Polen im Dienst Napoleons siegten.

Im Jahre 1910 lebten in Sageritz 665 Einwohner. Im Jahr 1925 standen in Sageritz 96 Wohngebäude, und es wurden 560 Einwohner gezählt, die auf 131 Haushaltungen verteilt waren.[3] Die Einwohnerzahl betrug 1933 noch 557 und sank bis 1939 auf 499 in 140 Haushaltungen. Der Ort war zuletzt ein großes Bauerndorf, mit 70 landwirtschaftlichen Betrieben im Jahre 1939.

Vor 1945 gehörte Sageritz zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Zu Sageritz gehörten auch die Wohnplätze Eulenkrug, Heringskaten und Sageritzheide. Die Gemeindefläche betrug 729 Hektar. Die Gemeinde Sageritz gehörte zum Amts- und Standesamtsbezirk Mahnwitz (heute polnisch: Mianowice), zum Gendarmeriebezirk Hebrondamnitz (Damnica) und zum Amtsgerichtsbereich Stolp. Bürgermeister und Gemeindevorsteher war bis Juni 1944 Reinhold Wenzlaff. Dieses Amt übernahm danach sein Stellvertreter Schuhmachermeister August Sopke.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Sageritz am 8. März 1945 von einer Panzertruppe der Roten Armee besetzt. Mehrere Einschläge richteten Schaden an Gebäuden an und töteten zwei Flüchtlinge. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Flüchtlingstrecks aus Ost- und Westpreußen im Dorf. Es kam zu zahlreichen Übergriffen der sowjetischen Soldaten gegenüber den Zivilisten, einige Dorfbewohner wurden verschleppt. Sageritz wurde unter polnische Verwaltung gestellt und erhielt den polnischen Ortsnamen Zagórzyca. Die einheimischen Dorfbewohner wurden in der folgenden Zeit aus Sageritz vertrieben.[4]

Später wurden in der BRD 200 und in der DDR 134 aus Sageritz vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[4]

Heute ist Zagórzyca ein Ortsteil der Gmina Damnica im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk). Hier sind jetzt nahezu dreihundert Einwohner registriert.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 169 [5]
1852 666 [6]
1867 720 in 139 Haushaltungen und 74 Wohngebäuden[7]
1871 702 alle evangelisch[7]
1905 631 [8]
1925 560 559 evangelisch, 1 katholisch[3]
1933 557 [9]
1939 499 [9]

Kirche Bearbeiten

Pfarrkirche Bearbeiten

In einer Urkunde aus dem Jahre 1492 wurde bereits eine Kirche in Sageritz („ecclesia ville Sagertze“) genannt. Das jetzige Gotteshaus entstand 1844, ein Findlingsmauerwerk mit hohen Spitzbogenfenstern und seit 1903 mit einem schlanken Vierkantturm. Die Kirche beherbergte vor 1945 zahlreiche wertvolle Ausstattungsgegenstände. Das zuvor evangelische Gotteshaus wurde 1945 zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Es erhielt eine neue Weihe und den Namen Kościół Świętego Józefa (Kirche des Hl. Josef, Josefskirche). Ein Gedenkstein bei der Kirche erinnert an die Vorfahren des Ortes von 1484 bis 1948.

 
Gedenkstein in Sageritz

Kirchspiel/Pfarrei Bearbeiten

Sageritz bzw. Zagórzyca ist ein altes Kirchdorf. Im Jahre 1485 wird Herzogin Sophie als Kirchenpatronin genannt.

Das evangelische Kirchspiel Sageritz hatte 1940 sechs eingepfarrte Ortschaften: Alt Damerow (heute polnisch: Stąra Dabrowa), Deutsch Karstnitz (1938–1945 Karstnitz, polnisch: Karżniczka), Ludwigslust (Sąborze), Mahnwitz (Mianowice), Neu Damerow (Nowa Dąbrowa) und Papritzfelde (Paprzyce). Das Kirchspiel Sageritz lag im Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.

Nach 1945 errichtete in Zagórzyca die katholische Kirche eine Pfarrei, die dem Dekanat Główczyce (Glowitz) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen unterstellt wurde. In die Pfarrei sind eingegliedert: Bięcino (Benzin), Budy (Jagdhaus), Damnica (Hebrondamnitz), Dębniczka (Damnitzow), Domaradz (Dumröse), Karżniczka (Deutsch Karstnitz, 1938–1945 Karstnitz), Mianowice (Mahnwitz), Paprzyce (Papritzfelde), Stara Dąbrowa (Alt Damerow), Wielogłowy (Vilgelow) und Zagórzyczki (Sageritzheide).

In Zagórzyca lebende evangelische Kirchenmitglieder gehören jetzt zur Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Schule Bearbeiten

Sageritz hatte bis 1945 eine dreistufige Volksschule. Im Jahre 1932 unterrichteten hier zwei Lehrer in drei Klassen 118 Schulkinder. Auch ein Teil der Kinder aus Vilgelow (heute polnisch: Wielgołowy) besuchte in Sageritz die Schule.

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

  • Gustav Wenzlaff (1864–?), Landwirt und Politiker (DNVP), Mitglied des Preußischen Landtages
  • Theodor Paeth (1871–1940), Architekt und Politiker (DNVP), Mitglied des Reichstages
  • Ernst Junghans (1889–1933), Arbeiter, erstes Opfer des NS-Terrors in Dormagen[10]

Verkehr Bearbeiten

Eine kurze Stichstraße führt aus dem Dorf zu einer Nebenstraße, die Mianowice (Mahnwitz) an der Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) mit Damnica (Hebrondamnitz) und darüber hinaus mit Główczyce (Glowitz), an der Woiwodschaftsstraße 213 verbindet.

Die nächste Bahnstation ist vier Kilometer entfernt: Damnica (Hebrondamnitz) an der PKP-Bahnstrecke Nr. 202 von Stargard Szczeciński nach Danzig.

Literatur Bearbeiten

  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 838–845 (Ortsbeschreibung Sageritz; PDF)
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen in Pommern von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2, Stettin 1912.
  • Hans Glaeser-Swantow: Das Evangelische Pommern. Teil 2, Stettin 1940.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 933–934, Nr. 13 und S. 935, Nr. 6.
  3. a b Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Sageritz (Memento vom 1. August 2019 im Internet Archive)
  4. a b Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 845 (Online; PDF)
  5. Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Vierter Band. P–S. Bei Karl August Kümmel, Halle 1823, S. 202 (Digitalisat – Z. 215).
  6. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats, enthaltend die sämmtlichen Städte, Flecken, Dörfer … mit Angabe des Gerichts erster Instanz … Unter Benutzung der Akten des Königlichen Justiz-Ministeriums. Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1856, S. 533 (Digitalisat).
  7. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band III, 1874, ZDB-ID 2059283-8, S. 154 f. (Digitalisat – Z. 111).
  8. Ostpommern e.V. (Memento vom 19. November 2010 im Internet Archive)
  9. a b Michael Rademacher: Stolp. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Stolperstein für Ernst Junghans, gebürtig aus Sageritz (Memento vom 13. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)