Wurmlingen (Landkreis Tuttlingen)

Gemeinde im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg

Wurmlingen ist eine Gemeinde im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg. Zur Gemeinde Wurmlingen gehören außer dem gleichnamigen Dorf keine weiteren Ortschaften.

Wappen Deutschlandkarte
Wurmlingen (Landkreis Tuttlingen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wurmlingen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 0′ N, 8° 47′ OKoordinaten: 48° 0′ N, 8° 47′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Tuttlingen
Höhe: 665 m ü. NHN
Fläche: 15,42 km2
Einwohner: 3878 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 251 Einwohner je km2
Postleitzahl: 78573
Vorwahl: 07461
Kfz-Kennzeichen: TUT
Gemeindeschlüssel: 08 3 27 054
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Obere Hauptstraße 4
78573 Wurmlingen
Website: www.wurmlingen.de
Bürgermeister: Klaus Schellenberg (CDU)
Lage der Gemeinde Wurmlingen im Landkreis Tuttlingen
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Karte

Geographie Bearbeiten

 
Blick auf den Ortskern Wurmlingens von Westen

Die Gemeinde Wurmlingen liegt nahe der Mündung des Faulenbachs in die Elta in einem weiten Talkessel der westlichen Schwäbischen Alb unmittelbar am 48. Grad nördlicher Breite. Die Gemarkungsfläche umfasst neben Teilen des Faulenbach- und Eltatals, die sich auf einer Höhe von ca. 650 m ü. NHN befinden, auch Anteile an der Hochfläche der Schwäbischen Alb (ca. 850 bis 890 m ü. NHN).

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die Gemeinde grenzt im Norden an Rietheim-Weilheim, im Osten und Süden an die Kreisstadt Tuttlingen und im Westen an Seitingen-Oberflacht. Die Wurmlinger Gemarkung berührt zudem die Gemarkungen von drei Nachbargemeinden (Tuttlingen, Mühlheim an der Donau, Dürbheim) an einem einzigen Punkt im Ursental.

Schutzgebiete Bearbeiten

Wurmlingen hat im äußersten Norden einen kleinen Anteil am FFH-Gebiet Großer Heuberg und Donautal sowie am Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal. Darüber hinaus gehört der östliche Teil des Gemeindegebiets zum Naturpark Obere Donau.[2]

Geschichte Bearbeiten

Römerzeit: Gutshof und römisches Bad Bearbeiten

 
Römisches Bad (Schutzhaus)

In Wurmlingen befinden sich die Reste eines römischen Gutshofes sowie eines römischen Bades. Zur Zeit der Völkerwanderung verwendeten die Alamannen dieses Bad in Verbindung mit einem Holzhaus, eine der seltenen gezielten Nutzungen römischer Einrichtungen durch die Germanen. Die Reste des Badgebäudes sind unter einem Schutzhaus erhalten.

Mittelalter: Alamannische Besiedlung und Ortsgründung Bearbeiten

In einem alamannischen Gräberfeld im Bereich des heutigen Bahnhaltepunktes Wurmlingen Mitte wurde 1929 (beim damaligen zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke) das Speerblatt von Wurmlingen geborgen. Urkundlich erwähnt wurde Wurmlingen erstmals am 30. März 797 in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen als „Wurmeringa“.[3] Der Name geht auf den Eigennamen Wurmhari oder Wurmheri zurück (vgl. -ingen). Auf der Gemarkung stand die Burg Wurmlingen auf einem Bergsporn etwa eineinhalb Kilometer nordwestlich der Kirche von Wurmlingen.

Ein geschichtlicher Zusammenhang zu Wurmlingen bei Rottenburg war lange nicht nachzuweisen.[4] Eine Urkunde deutet aber auf eine Verbindung hin: Die Brüder Albert, Friederich und Heinrich von Wurmlingen, genannt die Hohin, Herren von Wurmlingen und Ministerialen der Grafen von Zollern, verkauften am 7. Dezember 1252 ihren Weinberg im Pfaffenberg (Kapellenberg) zu Wurmlingen bei Rottenburg mit Zustimmung ihres Herrn, des Grafen Friedrich von Zollern, an das Frauenkloster Kirchberg.[5]

Frühe Neuzeit: Herrschaft Konzenberg Bearbeiten

 
Schloss von 1602, heute Schule

Während der Frühen Neuzeit war Wurmlingen zentraler Ort der Herrschaft Konzenberg (vgl. Burg Konzenberg), welche im Besitz des Domkapitels des Bistums Konstanz war und neben Wurmlingen noch einige benachbarte Dörfer umfasste. Diese Jahrhunderte währende Zugehörigkeit zum Domkapitel prägt bis heute das Ortsbild mit seinem Schloss und der klassizistischen Sankt-Gallus-Kirche neben den einfachen alten, längst als reine Wohnhäuser genutzten Bauernhäusern. Das Schloss wurde 1602 im Auftrag des Dompropstes Jakob Fugger errichtet.

1803 fiel Wurmlingen mit Konzenberg an das Kurfürstentum Baden, kam aber 1806 mit dem Tausch- und Epurationsvertrag an das Königreich Württemberg und wurde dem Oberamt Tuttlingen unterstellt.

Württembergische Zeit Bearbeiten

 
St.-Gallus-Kirche von 1784

Der bäuerliche Charakter blieb bis zur Wende zum 20. Jahrhundert erhalten. Durch das starke Wachstum der Leder verarbeitenden und medizintechnischen Industrie im nahen Tuttlingen seit der Fertigstellung der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen fanden viele Einwohner dort eine Arbeitsstelle. Durch die Gebietsreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Wurmlingen 1938 zum Landkreis Tuttlingen.

Flugzeugabsturz Bearbeiten

Am 27. Juli 1934 stürzte ein Passagierflugzeug (Curtiss AT-32C Condor CH-170) der Swissair in ein Waldstück (Rußberg) östlich des Dorfes. Das Flugzeug befand sich auf dem Weg von Zürich nach Berlin. Unter den zwölf tödlich Verunglückten war die erste Stewardess Europas, Nelly Diener.

Nachkriegszeit Bearbeiten

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Wurmlingen 1945 Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. Nennenswerte Industrie entwickelte sich in Wurmlingen selbst erst in der Nachkriegszeit meist aus klein-handwerklichen Wurzeln (Graphische, Papier verarbeitende Industrie, Medizintechnik, Kfz-Zulieferer).

In der Zeit der baden-württembergischen Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre blieb Wurmlingen trotz Bestrebungen Tuttlingens, Wurmlingen einzugemeinden, selbstständig. Die günstige Lage am Rand der prosperierenden Industriestadt Tuttlingen und das Wachstum der ansässigen Industriebetriebe ermöglichte der Gemeinde Wurmlingen fortan eine gedeihliche Entwicklung bei minimaler Pro-Kopf-Verschuldung. Seit 2002 ist die Gemeinde schuldenfrei.

Politik Bearbeiten

Verwaltungsgemeinschaft Bearbeiten

Wurmlingen gehört der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Tuttlingen an.

Gemeinderat Bearbeiten

Dem Gemeinderat gehören nach der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 neben dem Bürgermeister als Vorsitzenden 14 Mitglieder an.

CDU 8 Sitze
BfW1 6 Sitze

1Bürger für Wurmlingen

Wappen und Flagge Bearbeiten

 
Blasonierung: „In Gold ein nach links gekehrter stehender feuerspeiender schwarzer Lindwurm.“
Wappenbegründung: Bereits in den 1930 gebrauchten Dienstsiegeln der Gemeinde ist der Lindwurm als Siegelbild, allerdings ohne Schild, enthalten. Als „redendes“ Bild für den Ortsnamen bot er sich auch für ein regelrechtes Gemeindewappen an, dessen Farben auf Vorschlag der Archivdirektion Stuttgart im Jahre 1935 von der Gemeinde festgelegt wurden. Die schwarz-goldene Tingierung dürfte ihr Vorbild in den württembergischen Farben haben. Wurmlingen, bis 1802 zur konstanzischen Herrschaft Konzenberg gehörig, war 1806 durch Tausch von Baden an Württemberg gekommen.
  00Banner: „Das Banner ist schwarz-gelb längsgestreift mit dem aufgelegten Wappen oberhalb der Mitte.“
  00Hissflagge: „Die Flagge ist schwarz-gelb quergestreift mit dem Wappen in der Mitte.“

[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Die Kommune ist dem Tourismusverband „Donaubergland“ angeschlossen. Wurmlingen liegt an der Römerstraße Neckar–Alb–Aare.

Bauwerke Bearbeiten

 
Ruine der Burg Konzenberg
 
Mittelalterliches Haus „Hohbiehl“
  • Römisches Bad (Reste unter einem Schutzhaus)
  • Ruine Konzenberg, 2 Kilometer südwestlich des Ortes
  • Das älteste noch genutzte Gebäude ist der sogenannte Hohbiehl (erbaut etwa 1300) mit seinen charakteristischen Staffelgiebeln.
  • Das ehemalige Schloss (erbaut 1600–1602) beherbergt heute einen Teil der ansässigen Gemeinschaftsschule (Konzenbergschule).
  • Die sogenannte alte Vogtei (ursprünglich erbaut um 1500, 1985 abgetragen und originalgetreu rekonstruiert) wird als Vereinshaus genutzt. Im Dachgeschoss befindet sich ein bäuerliches Museum.
  • Katholische St.-Gallus-Kirche, erbaut 1782–1784 unter dem Fürstenbergischen Baumeister und Hofkammerrat Franz Joseph Salzmann im klassizistischen Stil.

Fastnacht Bearbeiten

In der Wurmlinger Fasnet spielen drei Figuren eine wichtige Rolle: Hansele, Fuchs und Krattenweible. Diese entstanden in den 1970er Jahren, z. T. nach historischen Vorbildern: Das Hansele ist ein Weißnarr, der Fuchs ein „Blätzlenarr“, der die Farben grün, gelb, blau und rot trägt. Die größte Gruppe der Wurmlinger Narren bilden die Krattenweible.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Ringzug im Bahnhof Wurmlingen Nord

Neben vier Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern gibt es eine große Zahl kleiner Betriebe. Regional bekannt ist die 1782 gegründete Hirsch-Brauerei Honer.

Insgesamt verfügt die Gemeinde über 1200 Arbeitsplätze. Dennoch wird die Zahl der Einpendler (880) von der der Auspendler (1050) deutlich übertroffen.

Verkehr Bearbeiten

Wurmlingen liegt an der Bundesstraße 14 sowie an der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen. Es halten die Züge des Ringzuges, die Wurmlingen werktags stündlich mit Tuttlingen, Immendingen, Leipferdingen sowie mit Spaichingen und Rottweil verbinden. Wurmlingen ist zusätzlich durch die Buslinie 8 an den Stadtverkehr Tuttlingen angeschlossen und in den Verkehrsverbund TUTicket integriert. Der Bahnhof Tuttlingen liegt rund drei Kilometer vom Wurmlinger Ortszentrum entfernt.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen Bearbeiten

  • Georg Martin Dursch (1800–1881), katholischer Theologe und Kunstsammler, war von 1842 bis 1850 Dekan und Pfarrer in Wurmlingen
  • Franz Egger (1882–1945), katholischer Pfarrer, Gegner des Nationalsozialismus; verbrachte sein letztes Lebensjahr in Wurmlingen
  • Hans Volle (* 1939), ehemaliger Landrat des Kreises Tuttlingen; wohnt in Wurmlingen

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wurmlingen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tuttlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 58). H. Lindemann, Stuttgart 1879, S. 496–515 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wurmlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Wurmlingen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tuttlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 58). H. Lindemann, Stuttgart 1879, S. 496–515 (Volltext [Wikisource]).
  4. Vgl. Ludwig Uhlands Schriften 8, 334 ff.
  5. Landeskunde entdecken leobw.
  6. Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg. Band 3: Regierungsbezirk Freiburg. 1989, ISBN 3-8062-0803-4, S. 127.