Wolfram H. Knapp

deutscher Nuklearmediziner und Universitätsprofessor

Wolfram H. Knapp (* 9. August 1945 in Tübingen) ist ein deutscher Nuklearmediziner und emeritierter Universitätsprofessor.

Leben und Wirken Bearbeiten

Wolfram H. Knapp legte das Abitur am humanistischen Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg ab und studierte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizin und nebenher Physik bis zum Vordiplom. Seine berufliche Tätigkeit begann an der Kernforschungsanlage Jülich 1971, wo er auch promovierte. Er habilitierte sich am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg 1978 nach seiner Ausbildung zum Facharzt für Nuklearmedizin und leitete danach die Arbeitsgruppe klinisch-experimentelle Nuklearmedizin. 1983 wurde er auf eine Professur an der Universität Heidelberg berufen und 1984 als ärztlicher Direktor des Instituts für Nuklearmedizin und Medizinische Informatik des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum. 1991 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl und das Direktorat der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Leipzig und 1996 auf die entsprechende Position an der Medizinischen Hochschule Hannover, wo er bis zu seiner Emeritierung 2010 wirkte. Die dortige Klinik für Nuklearmedizin galt aufgrund ihrer Größe und Ausstattung als internationales Vorbild.[1]

Knapp legte Anfang der 1980er Jahre das Fundament für die Einführung der Positronen-Emissionstomographie (PET) am Deutschen Krebsforschungszentrum und damit für die Anwendung dieses bis heute wichtigen Diagnoseverfahrens bei Tumoren.[2] Später führte er die ersten PET-Untersuchungen mit Peptiden durch.[3] Daraus haben sich aktuelle Konzepte der Theranostik, der Zusammenführung von molekularer Bildgebung und interner Radiotherapie entwickelt. Experimentelle Studien beschäftigten sich u. a. mit dem möglichen Einsatz kurzlebiger Alphastrahler für die Tumortherapie[4]. Klinisch-wissenschaftliche Schwerpunkte lagen u. a. auf neuen interdisziplinären Behandlungskonzepten des Schilddrüsenkarzinoms.[5]

Ehrungen und ehrenamtliche Tätigkeiten Bearbeiten

Wolfram H. Knapp war von 1998 bis 2002 Prorektor an der Medizinischen Hochschule Hannover und von 2000 bis 2006 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin. 2006 wurde er zum Präsidenten der European Association of Nuclear Medicine gewählt, ein Amt, das er bis 2010 innehatte. 2015 wurde er für seine Verdienste um die Einführung der Positronenemissionstomographie mit der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin ausgezeichnet. Außerhalb des eigenen fachlichen Radius hat er seit 1998 als Mitglied und seit 2007 als Vorsitzender des Aufsichtsrats des Universitätsklinikums Leipzig AöR bis 2013 an der Entwicklung der Universitätsmedizin im Freistaat Sachsen gestaltend mitgewirkt[6][7]. Daneben war er Gründungsmitglied und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Interdisziplinäre Isotopenforschung in Leipzig (IIF) 1999 bis 2007. Er ist seit 1998 Mitglied und seit 2016 Senator[8] der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. 2009 wurde er zum ordentlichen Mitglied der European Academy of Sciences and Arts ernannt.

Ethik und Transparenz im Zusammenhang mit wissenschaftsbasierten Empfehlungen für die Öffentlichkeit standen im Mittelpunkt seiner Tätigkeiten nach der Emeritierung. Er hat 2014 das Ethics Committee der European Association of Nuclear Medicine begründet[9] und 2017 den Ausschuss Ethik der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin[10].

Wolfram H. Knapp engagiert sich für die Förderung der Künste, insbesondere der Musik. Er hat 2001 als erster Stifter die „Stiftung Chorherren zu St. Thomae“ zur Förderung des Bachfests und des Forum Thomanum Leipzig begründet.[11]

Schriften und Herausgeberschaften (Auswahl) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Medizinische Hochschule Hannover : Geschichte. Abgerufen am 25. Oktober 2023.
  2. Positronenemissionstomographie. Eine Studie zur geplanten Einführung der Positronenemissionstomographie für die medizinische Forschung am DKFZ. In: Universitäts-Gesellschaft Heidelberg (Hrsg.): Heidelberger Jahrbücher. Springer Verlag, Heidelberg 1982, ISBN 3-642-82084-0.
  3. M. Hofmann, H. Maecke, A. Börner, E. Weckesser, P. Schöffski, M. Oei, J. Schumacher, M. Henze, A. Heppeler, G. Meyer, W. Knapp: Biokinetics and imaging with the somatostatin receptor PET radioligand 68Ga-DOTATOC: preliminary data. In: European Journal of Nuclear Medicine. Band 28, Nr. 12, 31. Oktober 2001, ISSN 1619-7070, S. 1751–1757, doi:10.1007/s002590100639.
  4. Thorsten Petrich, Leticia Quintanilla-Martinez, Zekiye Korkmaz, Elenore Samson, Hans J√ºrgen Helmeke, Geerd J√ºrgen Meyer, Wolfram H Knapp, Eyck P√∂tter: Effective cancer therapy with the alpha-particle emitter [211At]astatine in a mouse model of genetically modified sodium/iodide symporter-expressing tumors. In: Clinical Cancer Research. Band 12, Nr. 4, 15. Februar 2006, ISSN 1078-0432, S. 1342–1348, doi:10.1158/1078-0432.ccr-05-1576.
  5. MHH verbessert Therapie bei Schilddrüsenkrebs. Abgerufen am 25. Oktober 2023.
  6. Universitätsklinikum Leipzig: Jahres- und Qualitätsberichte . Abgerufen am 27. Oktober 2023.
  7. Aufsichtsrat des UKL: „Hygienemaßnahmen vorbildlich umgesetzt“ | Management-Krankenhaus. Abgerufen am 27. Oktober 2023.
  8. Eintrag von Prof. Dr. Wolfram Knapp als Senator der Leopoldina
  9. European Association of Nuclear Medicine: Committees. 2. November 2016, abgerufen am 27. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  10. DGN-Jahresberichte 2019. In: Nuklearmedizin. Band 59, Nr. 02, April 2020, ISSN 0029-5566, S. 207–215, doi:10.1055/a-1136-5453.
  11. Leipziger Stiftung Chorherren zu St. Thomae feiert ihr 20jähriges Bestehen. Abgerufen am 27. Oktober 2023.