In der Mathematik heißt eine auf einer Menge definierte zweistellige Relation wohlfundiert, wenn es keine unendlichen absteigenden Ketten in dieser Relation gibt, d. h., wenn es keine unendliche Folge von Elementen in mit für alle gibt. Insbesondere enthält eine wohlfundierte Relation keine Zyklen.

Eigenschaften Bearbeiten

Wohlfundierte Relationen sind stets irreflexiv.

Unter Verwendung des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten und dem Axiom der abhängigen Auswahl sind folgende Aussagen über   äquivalent:

  •   ist wohlfundiert.
  • Die transitive Hülle von   ist wohlfundiert.
  • Jede nichtleere Teilmenge   hat ein  -minimales Element, d. h. ein  , für das es kein   gibt mit  .
  • Wohlfundierte Induktion über   ist ein gültiges Prinzip, um Aussagen über alle Elemente von   zu beweisen.

Beispiele Bearbeiten

  • Die Vorgängerrelation auf  , definiert durch  , ist wohlfundiert. Das zu   gehörige Induktionsprinzip ist das der Vollständigen Induktion. Ihre transitive Hülle ist die übliche  -Relation mit dem zugehörigen Induktionsprinzip der starken (Vollständigen) Induktion; mit klassischer Logik äquivalent zum unendlichen Abstieg.
  • Die Relation  , definiert durch  , ist wohlfundiert, ebenso dieselbe Relation eingeschränkt auf  , welche viele minimale Elemente hat. Die transitive Hülle von   ist die (echte) Teilerrelation auf  .
  • Alle wohlfundierten Ordnungen und alle Wohlordnungen sind wohlfundierte Relationen, wenn man nur den irreflexiven Teil betrachtet. Die Umkehrungen gelten nicht, da wohlfundierte Relationen nicht transitiv sein müssen.
  • Ein Modell   der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre definiert eine Relation  , die aufgrund des Fundierungsaxioms wohlfundiert ist. Das dazugehörige Induktionsprinzip heißt Epsilon-Induktion.

Beziehungen zwischen den Definitionen Bearbeiten

Mit   sind folgende Definitionen dafür möglich, dass   wohlfundiert ist:

  1.   ist klassisch wohlfundiert (bewohnte Teilmengen von   haben ein  -minimales Element):  .
  2.   ist wohlfundiert (wohlfundierte Induktion ist gültig):  .
  3. Bezüglich   gibt es keinen unendlichen Abstieg (relational formuliert):  .
  4. Bezüglich   gibt es keinen unendlichen Abstieg:  .

(1) und (3) sind offenkundig äquivalent zueinander, wenn klassische Logik verwendet wird.

Konstruktiv kann man jedes Glied der Implikationskette   beweisen, die jeweils andere Richtung aber im Allgemeinen nicht.

  erfordert eine Instanz des Axioms der abhängigen Auswahl.

Für   wird klassische Logik benötigt, und zwar in einem sehr starken Sinn: Aus der Existenz einer klassisch wohlfundierten Relation   und Elementen   mit   folgt bereits der Satz vom ausgeschlossenen Dritten (siehe unten). In diesem Sinn ist die klassische Wohlfundiertheit (1) zu stark für konstruktive Mathematik. Da es aber bewohnte, nach (2) wohlfundierte Relationen üblicherweise gibt, impliziert   klassische Logik.

Klassische Wohlfundiertheit impliziert den Satz von ausgeschlossenen Dritten Bearbeiten

Es wird gezeigt, dass aus der Existenz einer bewohnten, klassisch wohlfundierten Relation der Satz vom ausgeschlossenen Dritten folgt. Es seien   eine Menge,   eine klassisch wohlfundierte Relation darauf,   und  . Zu zeigen ist, dass für beliebige Aussagen   gilt:  . Dafür sei   beliebig. Die Menge   ist nun eine Teilmenge von   und bewohnt, da sie   enthält. Es gibt also ein   mit  . Aus   ergeben sich zwei Fälle:

  1.  . In dem Fall gilt  .
  2.  . In dem Fall gilt  , denn angenommen,   gelte, ist   und somit  , was   widerspricht.

In beiden Fällen folgt  .  

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Paul Taylor: Practical Foundations of Mathematics, Cambridge University Press, 1999, ISBN 0-521-63107-6, Seiten 97ff