Wilhelm Holtzheuer

deutscher Chefredakteur und Prokurist der Continental AG

Wilhelm Holtzheuer (* April 1880;[1]1947 in Berlin) war ein deutscher Sportjournalist,[2] Chefredakteur und Werbeleiter des Reifen- und Gummiwarenherstellers Continental AG.[3]

Leben Bearbeiten

Wilhelm Holtzheuer trat am 1. April 1900 in Hannover in den Dienst der seinerzeitigen Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha-Compagnie,[1] in der er ab 1902 beinahe noch als Jugendlicher die Abteilung Werbung leitete.[4]

Unter Holtzheuer wurden unter anderem nach und nach im gesamten Deutschen Reich die Ortsnamenschilder[1] und -Wegweiser in Zusammenarbeit mit dem ADAC sowie mit dem Automobilclub von Deutschland (AvD) aufgestellt. Unter Holtzheuer unterhielt Continental – ähnlich wie der französische Mitbewerber Michelin – noch in der Friedenszeit des Deutschen Kaiserreichs ein Auskunftsbüro für Autotouren, das sogenannte „Touring-Office“.[5]

Als Werbeleiter der „Conti“ entwickelte Holtzheuer die ab 1913 jeweils Mitte des Monats von dem Gummihersteller herausgegebene und von ihm redigierte Kundenzeitschrift Echo Continental zum Höhepunkt der auch literarischen Werbeaktivitäten des Unternehmens.[4]

Im Ersten Weltkrieg trat „der Propagandachef der Continental“ – wiederum am 1. April – im Jahr 1915 als Kriegsfreiwilliger bei einem Infanterie-Regiment ein, begann sofort eine Ausbildung zum Offizier und wurde noch im selben Jahr zum Vize-Feldwebel befördert.[6]

Zu Beginn der Weimarer Republik wurde Holtzheuer 1921, ebenso wie Heinz Aßbroicher, Erich Bobeth, Otto Hanf, Carl Wilhelm Kühns, Carl Mundt und Adolf Täuber, Prokura für die Continental AG erteilt,[7] jedoch dergestalt, dass jeweils zwei Prokuristen gemeinschaftlich zur Vertretung der Firma berechtigt waren.[8]

Beim Presseball in Berlin im Jahr 1923 plauderte Holtzheuer mit dem ehemaligen Olympiateilnehmer und seinerzeitigen Verleger der Sportzeitungs-Verleger Kurt Doerry über die journalistische Zukunft von dessen Tochter Edith Doerry. Ihre Adresse reichte der Conti-Vertreter später an seinen Chefredakteur Erich Maria Remarque weiter; in der Konsequenz wechselte Remarque schließlich nach Berlin zu Dörry.[9]

Mitten im Zweiten Weltkrieg, Holtzheuer bewohnte seinerzeit das damalige Haus Seelhorststraße 32 in Hannover,[10] feierte der noch immer als Conti-Prokurist Tätige am 1. April 1940 – keine drei Wochen vor Vollendung seines 60sten Lebensjahres – die vierzigste Wiederkehr seines Eintritts in den Dienst der Continental. Seine parallel dazu jahrzehntelang vielfältige Förderung des Kraftverkehrs wie des Motorsports[1] würdigte posthum auch der Allgemeine Schnauferl-Club (ASC) in seiner Festschrift zum 50sten Gründungsjubiläum im Jahr 1950 nicht nur mit einem Porträtfoto: Der Verstorbene war langjähriges Mitglied des ASC gewesen, hatte zahlreiche Rennfahrer unterstützt und gefördert und hatte als Repräsentant der Continental AG im In- und Ausland während nahezu aller bedeutenden Rennen Präsenz gezeigt.[11]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Vergleiche die Zeitschrift Motor. Monatsschrift für Kraftverkehrs-Wirtschaft und -Technik. Alleinige amtliche Zeitschrift des RKI. Mit Automobil-Rundschau, Automobilwelt, Flugwelt. Offizielles Organ und Zeitschrift des Reichsverbandes der Kraftfahrzeugteile-Industrie, RKI e.V., Bd. 28 (1940), Berlin: Motor-Verlag, S. 338; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Rainer Dörry: Totenliste von Sport-Journalisten, erstellt etwa 1952, in: Brandenburgische Genealogische Nachrichten (BGN), Hrsg.: Brandenburgische Genealogische Gesellschaft "Roter Adler" e.V., Potsdam: Brandenburgische Genealogische Gesellschaft, 5. Jahrgang, Ausgabe 1/2010, Bd. 2, Heft 5, S. 112; auch als PDF-Dokument auf der Seite bggroteradler.de
  3. Joachim S. Heise: Erziehung und Lenkung der Konsumenten, in ders.: Für Firma, Gott und Vaterland. Betriebliche Kriegszeitschriften im Ersten Weltkrieg. Das Beispiel Hannover ( = Hannoversche Studien, Bd. 9), zugleich Dissertation 1999 an der Universität Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung und Verlag, 2000, ISBN 978-3-7752-4959-1, S. 120–131; hier: S. 125 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b Joachim S. Heise: Erziehung und Lenkung der Konsumenten, in ders.: Für Firma, Gott und Vaterland. Betriebliche Kriegszeitschriften im Ersten Weltkrieg. Das Beispiel Hannover ( = Hannoversche Studien, Bd. 9), zugleich Dissertation 1999 an der Universität Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung und Verlag, 2000, ISBN 978-3-7752-4959-1, S. 120–131; hier: S. 125 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Christoph Maria Merki: Im Trott des vormodernen Verkehr: Tempolimits, in ders.: Der holprige Siegeszug des Automobils 1895 - 1930. Zur Motorisierung des Strassenverkehrs in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, zugleich Habilitationsschrift 2001 an der Universität Bern, Wien; Köln; Weimar: Böhlau, 2002, ISBN 978-3-205-99479-4 und ISBN 3-205-99479-5, hier: Anm. 91 auf S. 346; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. o.V.: Kurz gesagt ..., in: Allgemeine Automobil-Zeitung. Offizielles Organ des Kartells Deutscher Automobil-Clubs und Vereins Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller, Bd. 41, Berlin: Delius und Klasing, 1940, S. 243; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. o. V.: Hannover, in: Automobiltechnische Zeitschrift, Bd. 24 (1921), S. 317; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. o. V.: Hannover, in: Gummi-Zeitung. Fachblatt für die Gummi-, Guttapercha-, Asbest- und Celluloid-Industrie, Berlin: Union Deutsche Verlags-Gesellschaft, Bd. 35, Roth, 1921, S. 808, 832; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Wilhelm von Sternburg: Als wäre alles das letzte Mal, Erich Remarque. Eine Biographie, Köln: eBook by Kiepenheuer & Witsch, 2010, ISBN 978-3-462-30106-9, [ohne Seitennummer]; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Vergleiche die Úçedn ̕list çeskoslovensk ̌socialistick ̌republiky, Czechoslovakia, Ministerstvo vnitra, 1941, S. 171; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  11. August Christ: –Die Pioniere im Schnauferl-Club, in: 50 Jahre Schnauferl-Club, Hrsg. Allgemeiner Deutscher Schnauferl-Club, S. 25–32; hier: S. 31f., 69; auch als PDF-Dokument von der Seite calameo.com