Gottshaus

Ehemalige Gemeinde und Dorf in Hauptwil-Gottshaus im Kanton Thurgau, Schweiz
(Weitergeleitet von Wilen (Gottshaus))

Gottshaus ist eine ehemalige Ortsgemeinde der Munizipalgemeinde Hauptwil im Bezirk Bischofszell des Kantons Thurgau in der Schweiz. Am 1. Januar 1996 fusionierten Gotthaus und Hauptwil zur politischen Gemeinde Hauptwil-Gottshaus.

Gottshaus
Wappen von Gottshaus
Wappen von Gottshaus
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Weinfelden
Politische Gemeinde: Hauptwil-Gottshausi2
Postleitzahl: 9225
frühere BFS-Nr.: 4486
Koordinaten: 739123 / 262019Koordinaten: 47° 29′ 39″ N, 9° 17′ 6″ O; CH1903: 739123 / 262019
Höhe: 561 m ü. M.
Fläche: 9,97 km²[1]
Einwohner: 1213 (31.12.2018)[2]
Einwohnerdichte: 122 Einw. pro km²
Wilen (Gottshaus), rechts der Horber Weier, einer der fünf im Jahr 1430 angelegten Fischweiher, und im Hintergrund die Kirche St. Pelagiberg
Wilen (Gottshaus), rechts der Horber Weier, einer der fünf im Jahr 1430 angelegten Fischweiher, und im Hintergrund die Kirche St. Pelagiberg

Wilen (Gottshaus), rechts der Horber Weier, einer der fünf im Jahr 1430 angelegten Fischweiher, und im Hintergrund die Kirche St. Pelagiberg

Karte
Gottshaus (Schweiz)
Gottshaus (Schweiz)
w{w

Geographie Bearbeiten

Das östlich von Bischofszell in einer Hügellandschaft gelegene Gottshaus umfasst das Kirchendorf St. Pelagiberg,[3] die Ortschaft Wilen (Gottshaus)[2] sowie ca. 40 Höfe und Weiler.[3]

Geschichte Bearbeiten

 
Wilen (Gottshaus)

Die Höfe von Gottshaus dürften zur Ausstattung des im 9. Jahrhundert vom Konstanzer Bischof Salomo I. gegründeten Chorherrenstifts St. Pelagius in Bischofszell gehört haben. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde Gottshaus erstmals erwähnt. Vom Mittelalter bis 1798 bildete Gottshaus als Pelagi-Gottshaus-Gericht ein Niedergericht des Stifts und wurde von der bischöflich-konstanzischen Obervogtei Bischofszell verwaltet. Die ab 1486 belegte Kapelle St. Pelagiberg gehörte zur Pfarrei Bischofszell und wurde 1535 in der Gegenreformation eine Wallfahrtskirche, die 1726 dem Chorherrenstift inkorporiert wurde. 1908 löste sich der östliche Teil der Gemeinde Gottshaus von Bischofszell und bildet seither die katholische Kirchgemeinde St. Pelagiberg.[3]

 
St. Pelagiberg
 
Gemeindestand vor der Fusion im Jahr 1996

Die 1430 vom Stift zur Fischzucht angelegten Weiher dienten vom 17. bis 19. Jahrhundert der Textilindustrie in Hauptwil und stehen seit 1946 unter Naturschutz. Die Landwirtschaft ist bis heute der wichtigste Erwerbszweig geblieben: Der Ackerbau wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Viehzucht, Milchwirtschaft mit zahlreichen Käsereien und Obstbau abgelöst.[3]

Die evangelischen Bewohner gehören seit jeher zur Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil. Die Katholiken gehörten kirchlich vollständig zur Pfarrei Bischofszell, bis 1908 im oberen Gottshaus die Pfarrei in St. Pelagiberg entstand.[4]

Der zur Schaffung grösserer Bauzonen notwendige Ausbau der Infrastruktur brachte Gottshaus an den Rand der finanziellen Überforderung, so dass der Zusammenschluss mit einer Nachbargemeinde kaum mehr zu umgehen war.[4] Am 1. Januar 1996 kamen die Ortsteile Stocken und Breite zur Einheitsgemeinde Bischofszell und der Rest der Ortsgemeinde Gottshaus fusionierte mit Hauptwil zur politischen Gemeinde Hauptwil-Gottshaus.[5]

Wappen Bearbeiten

 

Blasonierung: In Rot Brustbild des heiligen Pelagius mit schwarzem Priesterhut, Rock und Palmwedel, Gesicht und Hand weiss.[6]

Der heilige Pelagius mit Märtyrerpalme verweist auf die ehemalige Zugehörigkeit des Gemeindeteils Gotthaus zum St. Pelagiusstift Bischofszell.[6]

Bevölkerung Bearbeiten

 
Schulhaus Gottshaus auf dem Hoferberg zwischen Wilen (Gottshaus) und St. Pelagiberg
Bevölkerungsentwicklung von Gottshaus
Jahr 1850 1900 1950 1980 1990 2000 2010 2018
Ortsgemeinde 781 676 798 707 811
Wilen (Gottshaus) 136 69 291 (mit Aussenhöfen)
St. Pelagiberg 117 79 340 (mit Aussenhöfen)
Quelle [3] [7] [8] [2]

Von den insgesamt 291 Einwohnern der Ortschaft Wilen (Gottshaus) im Jahr 2018 waren 17 bzw. 5,8 % ausländische Staatsbürger. 125 (42,10 %) waren römisch-katholisch und 84 (28,9 %) evangelisch-reformiert.[2]

Von den 340 Bewohnern St. Pelagibergs waren im gleichen Jahr 2018 32 bzw. 9,4 % ausländische Staatsbürger. 158 (46,5 %) waren römisch-katholisch und 96 (28,2 %) evangelisch-reformiert.[2]

Verkehr Bearbeiten

 
Fähre Gertau

Von Gotthaus führen Strassen nach Bischofszell, Hauptwil, Waldkirch, Bernhardzell und über die Sitter nach Häggenschwil. Eine Postauto­linie verbindet Bischofszell über Wilen (Gottshaus) mit St. Pelagiberg. In der Gertau führt die Fähre Gertau–Degenau über die Sitter zur Degenau in der Nachbargemeinde Zihlschlacht-Sitterdorf.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Ulrich Hugwald (1496–1571), Gelehrter, Lehrer und reformatorischer Schriftsteller

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Zu den Kulturgütern von Gottshaus gehören die Kirche St. Pelagiberg und eine ehemalige Mühle in Lauften.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive; PDF) Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau.
  2. a b c d e Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  3. a b c d e Verena Rothenbühler: Gottshaus. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  4. a b Ernest Menolfi: Die Geschichte von Hauptwil-Gottshaus. Auf der Webseite der Gemeinde Hauptwil-Gottshaus, Mai 2012
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  6. a b Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  7. Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis. Kanton Thurgau, Ausgabe 2005. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF; 1,7 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  8. Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis. Kanton Thurgau, Ausgabe 2012. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF; 3,4 MB), abgerufen am 11. Mai 2020.