Hilfszügel und Pferdeausbildung Bearbeiten

Unter dem Reiter Bearbeiten

Einige Reiter behaupten, daß man durch den Gebrauch dieses Werkzeugs das in die Hand stoßen und Kopfschlagen eines Pferdes verhüten könnte. Es ist aber ein großer Irrthum, denn anstatt diesen Fehler zu verbessern, bestärkt man die Pferde darin, und man sollte diese Erfindung von guten Reitbahnen verbannen. Guérinière, Reitkunst, Übersetzung von Knoell, Marburg 1817, S. 117

Hilfszügel sind dort (in der Kavallerie) meist faule Knechte, die den Schein geben helfen und andere faule Knechte im Nichtstun unterstützen (..) Hilfszügel geben so leicht den Anstrich eines Fortschrittes und sind deshalb bei den Leuten, denen es nicht um das Sein, sondern um den Schein zu tun ist, so beliebt. Friedrich von Krane, Anleitung zur Ausbildung der Cavallerie-Remonten, 1870, S. 291

Alle toten Vorrichtungen und Hilfszügel, also solche, die durch Festbinden oder Schnallen eine gleichförmige Wirkung äußern, schaden ohne Ausnahme mehr als sie nützen, da sie sämtlich das Maul des Pferdes verderben, denn die Einwirkungen durch das Gebiß können nur von der lebenden und feinfühlenden Hand des Reiters richtig abgewogen werden. Die alten Meister bedienten sich solcher Hilfszügel vermittelst des Kappzaums, und wir können dieselben Vorteile von diesem außerordentlichen Hilfsmittel ziehen, wenn wir es nur unseren jetzigen, edlen Pferden entsprechend anzuwenden wissen. Gustav Steinbrecht: Gymnasium des Pferdes, 1886 (1995, S. 91)

Es gibt sogar Reiter, die sich mit Pferderausbildung befassen und die in ihrer Rat- und Gefühllosigkeit zum feststehenden Ausbindezügel, zum flaschenzugartig wirkenden Schlaufzügel und anderen sinnreichen Konstruktionen von Hilfszügeln greifen, welche Kopf und Hals des Pferdes herunterziehen und so eine Beugehaltung erzwingen, die eben nur eine Zwangshaltung sein kann. Man kann mit solchen Methoden und der nötigen grausamen Ausdauer beste Pferde zerbrechen und ihnen den Lebensmut nehmen. Udo Bürger: Vollendete Reitkunst, 1959 (1966, S. 100)

Hilfszügel sind für Hilfsschüler. Die Ausbildung eines Pferdes braucht Zeit und Geduld, aber unter gar keinen Umständen Hilfszügel! Claus Penquitt: Die Freizeitreiter-Akademie (1993), S. 54

Der Einsatz von Schlaufzügeln, anderen Hilfszügeln oder auch scharfen Gebissen wird meistens nur Scheinerfolge ermöglichen und beseitigt nicht das Problem in seiner eigentlichen Ursache. FN: Richtlinien für Reiten und Fahren Band 2, 2006 S. 104

Bei Anwendung von Hilfszügeln sind besonders gute reiterliche Fähigkeiten und entsprechende Fachkenntnisse unbedingte Voraussetzung. FN: Richtlinien für Reiten und Fahren Band 2, 2006 S. 125

Eines gilt für sie alle: Kein Hilfsmittel vermag auf die Dauer die Zügel-, Schenkel- und Gewichtshilfen eines Reiters zu ersetzen. Sicher kann dieses oder jenes Hilfsmittel vorübergehend für den Reiter eine Unterstützung bedeuten, sofern er immer wieder zu den natürlichen Hilfen zurückkehrt und den Einsatz der Hilfsmittel sinnvoll zu dosieren vermag. Kurt Albrecht, Dogmen der Reitkunst, 2001, S. 81

Unzutreffenderweise "deutsche Zügel" genannt, können die Schlaufzügel hervorragende Ergebnisse bei bestimmten Pferden erreichen, wenn man sie nicht in ihrem Einsatz übertreibt, wenn man das Pferd nicht gegen sie kämpfen läßt und sie nicht jeden Tag systematisch einsetzt. Nuno Oliveira, Ratschläge eines alten Reiters an junge Reiter, Übersetzung von Bertold Schirg, 1999, S. 55

Die Kappzaumzügel am Gurt anzuschnallen, während man das Pferd reitet, hat seine Nachteile (und dennoch haben es einige kenner praktiziert). Selbst wenn sich der Reiter der Zahmheit, Folgsamkeit und des guten Temeperamentes seines Pferdes sicher ist, halte ich dies persönlich nicht für eine gute Idee. Manuel Carlos de Andrade, Die edle Kunst des Reitens, 1790, Übersetzung von Dr. Christian Kristen, S. 161

Das Martingal kommt meiner Ansicht bei der Dressur überhaupt nicht in Betracht, sondern wird lediglich bei heftigen Pferden zum Promenade- und Terrainreiten angewandt, wenn diese die Gewohnheit haben, mit dem Kopfe zu schlagen oder sich aus der Gebrauchshaltung zu befreien. Hingegen kann man den Schleifzügel, falls er richtig angewandt wird, als Hilfe bei der Dressur benutzen. Vorbedingung ist, daß der Reiter, der mit dem Schleifzügel arbeiten will, über große Geschicklichkeit verfügt, denn durch eine schlechte Anwendung desselben wird bedeutend mehr Schaden angerichtet, als man Vorteile davon erzielen kann. Richard Wätjen, Dressurreiten, 1955, S.39

Der Schleifzügel soll im allgemeinen nur bei der Korrektur verdorbener Pferde oder bei solchen, die sich durch zu schnelles Vorgehen in der Arbeit Fehler angewöhnt haben, angewandt werden. Bei einer korrekten systematischen Arbeit eines jungen Pferdes wird die Anwendung eines Schleifzügels niemals nötig sein und sollte auch absolut keine Verwendung finden, da, wie erwähnt, meistens mehr Schaden als Nutzen erzielt wird. Richard Wätjen, Dressurreiten, 1955, S.40

Man wird schon oft die üblen Folgen eines erzwungenen, unnatürlichen Herunterreitens der Nase mit Schleifzügeln oder anderen Hilfszügeln beobachtet haben. Das Pferd ist dann gezwungen, durch den übermäßig starken Druck des Gebisses auf die Kinnladen nachzugeben und eine Haltung einzunehmen, die in keinem Übereinklang mit seinem Nachschub steht und daher nur durch forciertes Vortreiben in dieser Haltung erhalten werden kann, wodurch sich eine falsche Biegung ergibt. Das Pferd biegt sich im Halse und nicht m genick, wodurch ihm das Nachgeben im Rücken und das Nachschieben der Hinterhand schwer gemacht wird. Es wird in dieser Weise nur durch Zwang und Schmerz in der Haltung erhalten, und sobald die Schleifzügfel usw. abgelegt werden, wird man nicht den gewünschten Fortschritt erreicht haben. Richard Wätjen, Dressurreiten, 1955, S.26

Abgesehen von der Longenarbeit bindet man Pferde nie zu Dressurzwecken aus, weil das Ausbinden immer starr bleiben und wirken muss. Wilhelm Müseler: Reitlehre (1971), S. 169

Ein Hilfsmittel zur Dressur ist der Martingal nicht, er findet aber mit Nutzen Anwendung vor allem beim Springen, Jagdreiten und auch sonst bei heftigen Pferden im Gelände. Wilhelm Müseler: Reitlehre (1971), S. 169

Die Anwendung des Schlaufzügels bedeutet eine große Gefahr, weil man durch zu starkes Wirkenlassen dem Pferde das Maul nach der Brust zieht. Des Schlaufzügels bedienen sollte sich nur der Reiter, der ein sicheres Gefühl dafür hat, wie ein richtig an die Hilfen gestelltes Pferd sich fühlt, der vor allem Gefühl dafür hat, daß man dabei (nämlich, wenn das Pferd an die Hilfen gestellt ist) das Pferdemaul mit den Zügeln wie an zwei Stangen vor sich herschieben kann. [...] Verwendet man den Schlaufzügel, um das Pferd in eine bestimmte Haltung oder Stellung hineinzuzwängen, so kann von einer vernüftigen Dressur nicht mehr die Rede sein. Das hat später mit Sicherheit Widersätzlichkeit zur Folge. Hat man mit dem Schlaufzügel nicht schon nach wenigen Minuten Erfolg, so hat man meist den Beweis, daß man sich seiner nicht richtig zu bedienen versteht, und sollte ihn lieber fortlassen. Wilhelm Müseler: Reitlehre (1971), S. 169-170

An der Longe Bearbeiten

Wirklich wirksam ist die Longenarbeit nur, wenn sie das Pferd gerade richtet, es dazu bringt die Oberlinie zu dehnen und sich mit langem Hals an das Gebiss heranzustrecken. Die Unterstützung durch einen Hilfszügel ist also notwendig, allerdings unter Beachtung einiger Vorsichtsmaßnahmen. Philippe Karl, Reitkunst, Übersetzt von Rita Hebel, 1999, S. 44

Je nach dem Verhalten des Pferdes, ob es die Neigung hat, den Kopf sehr hoch zu tragen, über den Zügel zu gehen oder sich zu überzäumen, werden die Ausbindezügel seitlich tiefer oder höher eingeschnallt. [...] Während des Longierens muß dauernd darauf geachtet werden, daß das Pferd richtig ausgebunden ist, evtl. notwendiges Verkürzen oder Verlängern der Ausbindezügel hat sofort zu erfolgen. [...] Im Schritt müssen die Ausbindezügel immer länger geschnallt werden, besonders bei jungen Pferden, bei denen es sich empfiehlt, dieselben nicht auszubinden, da sonst der Schritt leidet. Richard Wätjen, Dressurreiten, 1955, S.15-16

Bei älteren Pferden, die Untugenden gelernt haben, wie z. B. zu tief in stark überzäumter Haltung zu gehen, ist zur Korrektur die Anwendung eines Aufsatzzügels sehr nützlich. [...] Im allgemeinen soll von der Verwendung eines Aufsatzzügels kein Gebrauch gemacht werden. Richard Wätjen, Dressurreiten, 1955, S.17

Das Entscheidende beim Longieren ist das Einschnallen der Ausbindezügel und Aufsatzzügel, die gleichmäßige geschickte Benutzung von Longe, Peitsche und Stimme. [...] Während der Arbeit wird man häufig das Einschnallen berichtigen müssen. Wilhelm Müseler: Reitlehre (1971), S.174

Hilfszügel und Reiterausbildung Bearbeiten

Die Ausbindezügel werden immer dann verwendet, wenn das Pferd ohne Reiter gearbeitet wird oder aber dieser der Führung des Pferdes weitgehend enthoben werden soll. Alois Podhajsky: Die Klassische Reitkunst (1965), S. 239

Man bedient sich der Ausbindezügel in der ersten Zeit des Reitunterrichts, solange der Anfänger noch nicht balancieren kann. Wilhelm Müseler: Reitlehre (1971), S. 169

Durch Hilfszügel kann die noch unsichere Einwirkung des Reiters auf das Pferd ausgeglichen werden. Der lernende Reiter kann sich also vermehrt auf den Sitz und die Hilfengebung konzentrieren. FN: Richtlinien für Reiten und Fahren (1994), Band 1, S. 87

Hilfszügel werden bei der Reitausbildung des Reitanfängers benutzt, um die noch mangelnde Einwirkung auf das Pferd auszugleichen, und um das Verständnis für die Hilfengebung zu erleichtern. Durch richtig verschnallte Hilfszügel wird das Pferd veranlasst, den Hals fallen zu lassen und den Rücken herzugeben, sodass der junge Reiter das richtige und geschmeidige Sitzen erfühlen und erlernen kann. FN: Richtlinien für Reiten und Fahren Band 1, 28. Auflage (2005), S. 34

Das Ziel jeder Ausbildung mit Hilfszügeln muss sein, diese im weiteren Verlauf überflüssig zu machen. FN: Richtlinien für Reiten und Fahren Band 1, 28. Auflage (2005), S. 87

Hilfszügel werden bei der Ausbildung des Reitanfängers benutzt, um die noch mangelnde Einwirkung auf das Pferd auszugleichen, und um das Verständnis und die Hilfengebung zu erleichtern. Die Deutsche Reitlehre, Der Reiter, Ausgabe 2000 S. 42

Hilfszügel sollten die Zügelführung des Reiters unterstützen, damit es keine Missverständnisse zwischen Reiter und Pferd gibt. Sie sind nicht dazu da, das Pferd mit viel Krafteinwirkung in eine bestimmte Haltung zu zwingen. von der Homepage der FN