Wieland-Miescher-Keton

chemische Verbindung

Das Wieland-Miescher-Keton ist eine organisch-chemische Verbindung. Es handelt sich um ein bicyclisches Diketon, das außer einer Doppelbindung gesättigt ist.

Strukturformel
Strukturformel des Wieland-Miescher-Ketons
Vereinfachte Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Name Wieland-Miescher-Keton
Andere Namen
  • 9-Methyl-5(10)-octalin-1,6-dion
  • 8a-Methyl-3,4,8,8a-tetrahydro-1,6(2H,7H)-naphthalindion
Summenformel C11H14O2
Kurzbeschreibung

beigefarbener Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 243-463-6
ECHA-InfoCard 100.039.497
PubChem 89262
Wikidata Q413602
Eigenschaften
Molare Masse 178,23 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

47–50 °C[1]

Siedepunkt

109–115 °C (bei 6,7 Pa)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Das Wieland-Miescher-Keton ist nach seinen Entdeckern Peter Wieland und Karl Miescher benannt, die es bei Ciba-Geigy entwickelten.[3] Das eigentliche Wieland-Miescher-Keton wird racemisch durch eine Robinson-Anellierung gewonnen, von pharmazeutischem Interesse ist jedoch die enantiomerenreine Darstellung.

Isomerie Bearbeiten

Das Wieland-Miescher-Keton ist eine chirale Verbindung mit einem Stereozentrum am C8a-Atom. Folglich existieren die zwei enantiomeren Formen (R)-Wieland-Miescher-Keton und (S)-Wieland-Miescher-Keton.

Stereoisomere des Wieland-Miescher-Ketons
Name (R)-Wieland-Miescher-Keton (S)-Wieland-Miescher-Keton
Andere Namen (−)-Wieland-Miescher-Keton (+)-Wieland-Miescher-Keton
Strukturformel    
CAS-Nummer 100348-93-4 33878-99-8
20007-72-1 (unspez.)
PubChem 736070 736069
89262 (unspez.)
Wikidata
Q413602 (unspez.)

Darstellung Bearbeiten

Das Wieland-Miescher-Keton wurde erstmals durch eine Robinson-Anellierung hergestellt. Der zweite Schritt der Robinson-Anellierung (Aldol-Reaktion) wurde hierbei auf organokatalytischem Wege über die Eder-Sauer-Wiechert-Hajos-Parrish-Reaktion durchgeführt. Als Organokatalysator diente enantiomerenreines (S)-Prolin, wodurch das Produkt mit hoher Enantioselektivität erhalten werden konnte.[4]

 

Die Synthese kann auch als Eintopfreaktion durchgeführt werden.[5] Das Aldol-Zwischenprodukt wurde nur von Hajos und Parrish isoliert und in ihrem Patent beschrieben.[6][7]

Verwendung Bearbeiten

Das Wieland-Miescher-Keton ist von synthetischem Interesse für die pharmazeutische Industrie. Es dient als Ausgangsverbindung zur Totalsynthese von Steroiden.

Siehe auch Bearbeiten

Hajos-Wiechert-Keton

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Datenblatt (±)-3,4,8,8a-Tetrahydro-8a-methyl-1,6(2H,7H)-naphthalenedione, 98+% bei Alfa Aesar, abgerufen am 1. Dezember 2019 (Seite nicht mehr abrufbar).
  2. a b c Datenblatt (±)-8a-Methyl-3,4,8,8a-tetrahydro-1,6(2H,7H)-naphthalenedione, 98% bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. Dezember 2019 (PDF).
  3. P. Wieland, K. Miescher: Über die Herstellung mehrkerniger Ketone. In: Helv. Chim. Acta, 1950, 33, S. 2215, doi:10.1002/hlca.19500330730.
  4. P. Buchschacher, A. Fürst, J. Gutzwiller: (S)-3,4,8,8a-tetrahydro-8a-methyl-1,6(2H,7H)-naphthalenedione In: Organic Syntheses. 63, 1985, S. 37, doi:10.15227/orgsyn.063.0037; Coll. Vol. 7, 1990, S. 368 (PDF).
  5. T. Bui, C. F. Barbas: A proline-catalyzed asymmetric Robinson annulation reaction. In: Tetrahedron Letters, 2000, 41, S. 6951–6954; doi:10.1016/S0040-4039(00)01180-1.
  6. Patent DE2102623: Werkwijze voor de bereiding van 1,3-dioxycycloalkanen. Veröffentlicht am 29. Juli 1971, Erfinder: Zoltan George Hajos, David Richard Parrish.
  7. Patent US3975440: Asymmetric synthesis of organic compounds. Veröffentlicht am 17. August 1976, Erfinder: Zoltan George Hajos, David Richard Parrish.