Weildorf (Salem)

Ortsteil von Salem, Baden-Württemberg, Deutschland

Weildorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Salem im Bodenseekreis in Baden-Württemberg.

Weildorf
Gemeinde Salem
Ehemaliges Gemeindewappen von Weildorf
Koordinaten: 47° 47′ N, 9° 18′ OKoordinaten: 47° 47′ 25″ N, 9° 18′ 5″ O
Höhe: 456 m ü. NHN
Fläche: 5,51 km²
Einwohner: 785 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 142 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 88682
Vorwahl: 07553

Geographie Bearbeiten

Gliederung Bearbeiten

Zu Weildorf gehören das Dorf Weildorf, die Ansiedlung Im Kogenwinkel, das Gehöft Schapbuch sowie die Wüstung Rustingsberg.[2]

Fläche Bearbeiten

Weildorf umfasst eine Fläche von 551 Hektar[A 1] (Stand: 30. November 2011[1]).

Naturschutz Bearbeiten

Im Westen des Ortes schließt sich das Naturschutzgebiet Schwarzer Graben an. Der Hangenbach, welcher weite Teile des Dorfes durchfließt, endet dort.

Geschichte Bearbeiten

Weildorf ist eines der ältesten Dörfer im Linzgau und wurde 849 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, mit der ein Salomon seinen Besitz in „Wildorf“ dem Kloster St. Gallen übertrug. 1163 gelangte Weildorf in den Besitz der Grafen von Heiligenberg.

Die Urteile des Landgerichtes, das 1431 von „Scatenbuch“ (später Schattbuch, heute: Schapbuch) nach Beuren verlegt wurde, wurden bis 1776 an der damaligen Richtstätte („Galgen“) vollstreckt. Die „Galgenstraße“ und das Ortswappen erinnern daran.

Aus einer Urkunde aus dem Jahre 1208 kann man schließen, dass zu einer eigenständigen Pfarrei neben Weildorf auch die Ortschaften Altenbeuren, Beuren, Leustetten, Stefansfeld, Bächen mit einem Frauenkloster, die Höfe Lampbach, Finkenhausen, Steinberg und Schattbuch sowie Gehöfte und Anwesen gehörten, die erst 1839/40 den Pfarreien Beuren, Betenbrunn und Röhrenbach zugeteilt wurden. In den Jahren zwischen 1254 und 1291 gelangte Weildorf immer mehr in die Hand des Klosters Salem.

Bis 1803 (Säkularisation) ist die wirtschaftliche und politische Geschichte Weildorfs eng mit der des Klosters Salem verbunden. Während die Landwirtschaft auf den neun nach Tieren benannten Lehenhöfen durch die Salemer Erbhöfe erfolgreich betrieben wurde, verlor Weildorf in den Jahren 1573 bis 1648 durch Hunger, Pest und den Dreißigjährigen Krieg fast 75 Prozent seiner Einwohner.

1806 wurde die damals noch eigenständige Gemeinde Weildorf, aufgrund der Bildung des Großherzogtum Badens, in einen ‚standesherrlichen Amtsbezirk‘ mit Sitz in Salem eingegliedert. Dieser wurde allerdings 1857 aufgelöst und der Bereich Überlingen übernahm die Ortschaft.

Weildorf wurde am 1. April 1972 nach Salem eingemeindet.

Seit 2008 wurde das Dorf weiträumig saniert. So wurde mit der Sanierung der historischen Kegelbahn und des Hangenbaches ein neuer Dorfplatz geschaffen. Zudem wurden auch Teile der Straßen erneuert und ein Rückhaltebecken für den Hochwasserschutz der Gemeinde Salem, zwischen Beuren und Weildorf errichtet. Aufgrund dieser Arbeit ist Weildorf zu einem beliebten Übernachtungsziel in Form von Ferienwohnungen, innerhalb der Gemeinde, geworden.[3]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Weildorf hat derzeit 785 Einwohner (Stand 31. Dezember 2021[1]).

Jahr Einwohnerzahlen
2007 800
2010 812
2011 810
2012 807
2014 791

Politik Bearbeiten

Die Ortsreferentin ist Martina Obser.

Wappen Bearbeiten

Blasonierung: Das Wappen der ehemals selbstständigen Gemeinde Weildorf zeigt in Blau ein aufrechtes goldenes Schwert, die Klinge überdeckt mit einer goldenen Waage.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

 
Pfarrkirche St. Peter und Paul
  • In der Weildorfer Pfarrkirche St. Peter und Paul befindet sich ein geschnitzter Kreuzweg von Josef Anton Feuchtmayer und eine historische Orgel der Orgelbauer Hieber & Schuhmacher aus dem Jahr 1855.[4]
  • Die denkmalgeschützte Historische Holzkegelbahn am nördlichen Ortsausgang Richtung Heiligenberg am Hangenbach stammt in ihrem Kernbau, der Trinkhalle mit integrierter Kegelbahn, aus dem Jahr 1901 und wurde um 1905 mit einem schmaleren und niedrigeren Anbau um 10 Meter auf eine Gesamtlänge von etwa 25 Meter erweitert. Sie befindet sich seit 2009 im Besitz der Gemeinde Salem.[5] Die Kegelbahn wurde, im Laufe der Arbeiten um einen Dorfplatz, saniert. Nachdem die Trinkhalle 2012 durch einen Sturm wiederum zerstört war, wurde sie wieder aufgebaut und zusätzlich mit Eisenstangen verstärkt. So konnte sie sich bei dem Tag des offenen Denkmals im gleichen Jahr präsentieren.[6]
  • Eiskeller der ehemaligen Brauerei Adler
  • Das ehemalige Bahnhofsgebäude ist heute bewohnt.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

  • Jährlich findet das Gassenfest statt.
  • Zur Fasnachtszeit finden Umzüge statt. Auch das "Kärrelle-Rennen", bei dem selbstgebaute Seifenkisten fahren, findet während dieser Zeit statt.

Sport Bearbeiten

Der FC Beuren-Weildorf ist einer von drei Fußballvereine in der Gemeinde Salem. In der Gemeinde Salem gibt es zwischen den beiden Teilorten einen zweiten Fußballplatz mit Vereinsheim.[7] Zum 30. Juni 2020 fusionierte er mit dem FC Rot-Weiß Salem, sodass seit der Fußballsaison 2020/21 nur noch ein Fußballverein in Salem unter dem Namen FC Rot-Weiß Salem existiert, der in der Bezirksliga Bodensee spielt.[8][9]

Vereine Bearbeiten

Neben dem Sportclub FC Beuren-Weildorf sind folgende Vereine in Weildorf aktiv:

  • Der Musikverein Weildorf e.V., gegründet 1927, begleitet zahlreiche öffentliche Veranstaltungen mit seiner Musikkapelle und ist in der Jugendarbeit tätig. Er ist aktives Mitglied in der Schlossseegemeinschaft, einem Zusammenschluss der vier Salemer Musikkapellen.
  • Der Narrenverein Weildorf e.V. ist seit 1977 im Vereinsregister eingetragen. Er besitzt mit den „Riedgeistern“ eine eigene Narrenhäsgruppe, eine Zimmermannsgruppe, sowie eine Tanzgilde und verschiedene kleinere Gruppen wie die „Wecker“ und „Funkengilde“.
  • Der Sportverein SV Weildorf e.V., gegründet 1992, bietet in verschiedenen Gymnastik- und Tanzgruppen sportlichen Ausgleich an.
  • Der Freundeskreis Historische Kegelbahn Weildorf, gegründet 2011, ist in der Denkmalpflege tätig, insbesondere der Pflege und dem Erhalt der gemeindeeigenen Historischen Holzkegelbahn in Weildorf.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Wirtschaft Bearbeiten

Weildorf verfügt über viele Familienbetriebe, darunter ein Fahrradhandel und ein Bäcker. Obst- und Getreideanbau prägen den Ort.[3]

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

 
Ehemaliges Schulgebäude mit Dorfgemeinschaftshaus (rechts)
  • Kindergarten (seit 1946)
  • Das ehemalige Schulgebäude wird öffentlich genutzt, unter anderem von der Musikschule Salem.
  • Dorfgemeinschaftshaus neben dem ehemaligen Schulgebäude
  • Mädchenheim, eine Außenstelle des Linzgau Kinder- und Jugendheims
  • kleiner Fußballplatz im Ortsinneren, sowie Sport- und Trainingsplatz für den Fußballverein außerhalb

Verkehr Bearbeiten

Durch die Gemeinde Salem ist Weildorf am Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) angeschlossen. Durch die Landesstraße 201 ist man auch zu Mimmenhausen verbunden, wodurch man Anschluss an dem Bahnhof hat. Die ehemalige Bahnstrecke Mimmenhausen-Neufrach–Frickingen hielt am Weildorfer Bahnhof.

Sonstiges Bearbeiten

Am Ende Weildorfs, Richtung Leustetten, existiert ein Umspannwerk der EnBW.

Persönlichkeiten die vor Ort gewirkt haben Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Gemeinde Salem: Gemeinde Salem. Ein Portrait. 2009.
  • Sabine Stark, Hugo Gommeringer: Salem, Bilder aus vergangener Zeit. Horb am Neckar: Geiger-Verlag. 1. Auflage, 2002, ISBN 3-89570-809-7.
  • Bernd Wiedmann: Heimat und Arbeit. Der Bodenseekreis. Stuttgart, Aalen: Konrad Theiss Verlag GmbH. 1980, ISBN 3-8062-0201-X.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Weildorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Gemarkungsfläche 5.513.321 m²

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Einwohner + Fläche der Gemeinde Salem; abgerufen am 24. Februar 2015
  2. Salem k) Weildorf in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 596
  3. a b Weildorf - Geschichtliches & Aus der jüngeren Vergangenheit Website der Gemeinde Salem; abgerufen am 5. Juni 2017
  4. Salem / Weildorf – St. Peter und Paul – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
  5. Martina Goerlich: Ortstermin: Alle Neune! Die Rettung der Holzkegelbahn in Salem-Weildorf (Bodenseekreis). In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege. 40. Jg., 3/2011 (Memento vom 31. März 2012 im Internet Archive) (PDF; 5,1 MB), S. 172–173
  6. Geschichte der Holzkegelbahn Weildorf. Freundeskreis Historische Kegelbahn Weildorf, abgerufen am 5. Juni 2017.
  7. Verein. FC Beuren-Weildorf e.V., abgerufen am 5. Juni 2017.
  8. Peter Schober: Bodenseekreis: Künftig kicken sie gemeinsam: FC Rot-Weiß Salem und FC Beuren-Weildorf fusionieren. In: suedkurier.de. 23. April 2019, abgerufen am 5. Februar 2020.
  9. Peter Schober: Vereine erarbeiten zusammen Jugendkonzept für den neuen FC Rot-Weiß Salem. In: suedkurier.de. 8. Juni 2020, abgerufen am 5. Februar 2020.