Der mathematische Begriff des Weierstraß-Polynoms, benannt nach Karl Weierstraß, tritt in der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher auf. Es handelt sich um holomorphe Funktionen bzw. Funktionskeime in einem Punkt, die bezüglich einer der Variablen ein normiertes Polynom mit Koeffizienten aus dem Ring der holomorphen Funktionen in den anderen Variablen ist, so dass die Koeffizienten in diesem Punkt ebenfalls verschwinden.

Definitionen Bearbeiten

Es sei   der Ring der konvergenten Potenzreihen in  . Dieser Ring ist isomorph zum Ring der Funktionskeime holomorpher Funktionen in 0, weshalb diese Begriffsbildung auch für Keime durchgeführt werden kann. Durch die injektive Abbildung

 

fasst man   als Unterring von   auf. Das heißt,   wird dadurch zu einem Element aus  , dass man bei einer Auswertung in den Variable   die letzte Variable einfach ignoriert.

Die Variable   ist selbst ein Polynom und daher ein Element aus  . Adjungiert man   zum Unterring  , so erhält man den Polynomring   mit Koeffizienten aus  , und man hat die Inklusionen

 .

Jedes Element aus   hat eine eindeutige Darstellung

 

mit konvergenten Potenzreihen  .

Ein solches Element heißt Weierstraß-Polynom, falls[1][2]

  •   ist die konstante Einsfunktion, das heißt,   ist ein normiertes Polynom über  , und
  •   für alle  .

Beispiele Bearbeiten

  • Für Funktionen einer Variablen ist ein Weierstraß-Polynom nichts weiter als ein normiertes Monom, also von der Form  .
  • Das Polynom   ist kein Weierstraß-Polynom, da es nicht normiert ist.
  • Das Polynom   ist ebenfalls kein Weierstraß-Polynom, da der Koeffizient von   nicht in 0 verschwindet.
  • Das Polynom   ist ein Weierstraß-Polynom.

Bemerkung Bearbeiten

Weierstraß-Polynome spielen eine wichtige Rolle in der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher, da sie eine Art Division mit Rest erlauben, wie sie im Divisionssatz von Weierstraß vorkommt. Die irreduziblen Elemente im Ring   sind im Wesentlichen die im Polynomring   irreduziblen Weierstraß-Polynome.[3]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall, 1965, Kap. II .B, Definition 1.
  2. Jörg Eschmeier: Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Springer-Verlag, 2017, ISBN 978-3-662-55541-5, Definition 4.18.
  3. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall, 1965, Kap. II.B, Theorem 7.