Warblino (deutsch Warbelin, slowinzisch Vãrblänɵ[1]) ist ein Dorf in der Gemeinde Główczyce (Glowitz) im Powiat Słupski (Kreis Stolp) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage Bearbeiten

Warblino liegt in Hinterpommern, etwa 28 Kilometer nordöstlich der Stadt Słupsk (Stolp) und vier Kilometer südöstlich des Kirchdorfs Główczyce (Glowitz).

Geschichte Bearbeiten

In alten Urkunden heißt das ehemalige Gutsdorf 1461 Varbelyn und 1509 Verbelin. Wie auch Zipkow, Dochow und Großendorf gehörte Warbelin früher zum Lehensbesitz der Familie Stojentin. Um 1700 kam die Familie Podewils in den Besitz von Warbelin. Das Gut Warbelin war seinerzeit ein Teil des umfangreichen Güterkonglomerats Rumbske. Durch den Teilungsvergleich von 1731 wurde der spätere Etatsminister Friedrichs des Großen, Otto Christoph von Podewils (1719–1781), Besitzer von Zipkow, Großendorf und Warbelin. Um das Jahr 1784 gab es in Warbelin ein Vorwerk, fünf Bauern, zwei Kossäten, eine Korn- und Schneidemühle und insgesamt 14 Haushaltungen.[2] Besitzer des Guts zu diesem Zeitpunkt war Friedrich Heinrich Graf von Podewils (1746–1804). Zur damaligen Zeit wurde in dem Dorf noch überwiegend kaschubisch gesprochen. 1797 saß ein Angehöriger der Familie Mitzlaff auf Warbelin. Anschließend gehörte das Gut einem Angehörigen der Familie Blankensee. Vor 1823 hatte das Gut 101 Einwohner, und bei der Mühle lebten neun Personen.[3] Um 1843 befanden sich die Güter Warbelin und Zipkow im Besitz einer Frau von Blankensee.[4] Im Jahr 1854 wurde das Gut für 51.000 Taler an einen Herrn Bochert veräußert. Vor 1867 befand sich die Warbeliner Mühle im Besitz des Müllermeisters Ferdinand Carl Raddatz.[5] Im Jahr 1938 war Kurt Lüpke der Eigentümer des Guts Warbelin.

Im Jahr 1925 standen in Warbelin 30 Wohngebäude. Im Jahr 1939 lebten in Warbelin 272 Einwohner, die auf 55 Haushaltungen verteilt waren.

Vor 1945 gehörte Warbelin zum Amtsbezirk Großendorf des Landkreises Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Die Gemeindefläche war 543 Hektar groß. Das Dorf Warbelin war der einzige Wohnort in der Gemeinde Warbelin.[6] Das Gut hatte zuletzt eine Größe von 203 Hektar, wovon 140 Hektar Ackerland waren. Außer dem Gut gab es in der Gemeinde Warbelin 32 weitere landwirtschaftliche Betriebe. Im Dorf befand sich ein Gasthof.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Warbelin am 9. März 1945 kampflos von der Roten Armee besetzt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich im Dorf Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen und Westpreußen. Es gab zahlreiche Übergriffe seitens der sowjetischen Truppen gegenüber Zivilisten. Ein Dorfbewohner wurde einen Tag nach dem Einmarsch von einem Russen erschossen, viele Männer wurden verschleppt. Ehemalige polnische Kriegsgefangene richteten bereits im April 1945 im Dorf eine polnische Verwaltungsstelle ein. Die Polen besetzten die Höfe, Grundstücke und Wohnungen. Polnische Miliz führte in der Folgezeit die Vertreibung der Dorfbewohner durch. Am 4. September erfolgte eine Deportation von 68 Personen in Richtung Westen. Nach und nach wurde dann die gesamte Dorfbevölkerung von den Polen vertrieben.[7] Warbelin wurde in Warblino umbenannt.

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 106 und in der DDR 87 aus Warbelin vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[7]

In dem Dorf Warblino leben heute etwa 170 Einwohner.

Schule Bearbeiten

Vor 1945 verfügte Warbelin über eine eigene Volksschule. Im Jahr 1932 war diese Schule einstufig; ein einzelner Lehrer unterrichtete hier zu diesem Zeitpunkt 61 Schulkinder.

Kirche Bearbeiten

Die vor 1945 anwesenden Dorfbewohner waren evangelisch. Warbelin gehörte zum Kirchspiel Glowitz und damit zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt.

Verkehr Bearbeiten

Etwa drei Kilometer nördlich des Dorfs verläuft die Wojewodschaftsstraße 213 SłupskKrokowa (Stolp – Krockow), die über das östliche Hinterpommern nach Westpreußen führt.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1014, Nr. 152 und S. 1022–1023, Nr. 169
  3. Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Fünfter Band. T–Z Und eine tabellarische Übersicht … der 857 kleinern Städte …. Bei Karl August Kümmel, Halle 1823, S. 102 (Digitalisat – Z. 611–612).
  4. Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch. Band 1, Stettin 1843, S. 128.
  5. Königlich-Preußischer Staatsanzeiger, Nr. 179 vom 31. Juli 1867, S. 3004, linke Spalte.
  6. Die Gemeinde Warbelin im ehemaligen Kreis Stolp (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  7. a b Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1008 (Online; PDF)