Wappen und Siegel der Vögte

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Das Wappen der Vögte war ursprünglich das Wappen der Vögte von Weida, Gera und Plauen. Aus der Linie der Vögte von Plauen ging das Haus Reuß hervor. Damit war das Wappen auch in den Fürstentümern Reuß jüngere und ältere Linie, Gliedstaaten des Deutsches Kaiserreiches, vertreten. Heute findet der vogtländische Löwe in vielen Wappen von Gebietskörperschaften in den Freistaaten Sachsen und Thüringen sowie in Franken und Böhmen, den Gebieten, in denen das Vogtland liegt, Verwendung. Vereinzelt zeigen auch Wappen in Sachsen-Anhalt und sogar Bagrationowsk den Löwen.

Stammwappen der Vögte von Weida, Gera und Plauen

Das Wappen zeigt einen rechtsgewendeten rotgekrönt, -bewehrt und -bezungten goldenen Löwen auf schwarzem Schild. Das Wappen ist damit identisch mit dem Pfälzer Löwen und geht wahrscheinlich auch auf diesen zurück. Das Wappen ist in Stadt- und Gemeindewappen oftmals abgewandelt.

Geschichte Bearbeiten

Frühe Siegel der Vögte Bearbeiten

Die ältesten Siegel auf von den Vögten ausgestellten Urkunden zeigen den Abdruck einer antiken Gemme, auf der ein Löwe ein Pferd vor einem Baum reißt. Dieses Symbol wurde von der Weidaer Linie der Vögte bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts genutzt. Die Geraer Linie nutzte noch bis etwa 1354 Siegelstempel mit Gemmen, die verschiedene Bilder, wie auch eine Amazone mit Schild und Speer auf einem Seepferd, zeigten.

Als erste Linie führten die Vögte von Plauen durch Heinrich I. von Plauen einen Löwen im Wappensiegel. Zuvor noch ein Löwe mit Ähre oder Zweig wurde es ab 1244 ersetzt durch einen (heraldisch) rechts aufsteigenden Löwen im Dreiecksschild ersetzt. Seine beiden Söhne führten ab 1276 ebenfalls diesen „plauischen Löwen“. Sie zeigten aber einen mit Pfauenfedern bekrönten Topfhelm. Der jüngere Sohn, der Begründer der Linie Reuß von Plauen, führte ein Wappen ähnlich des Siegels von 1244. Der Löwe wurde bald darauf auch von der Geraer Linie und seit dem 14. Jahrhundert von der Weidaer Linie verwendet. Der Löwe ist ab etwa 1230 ungekrönt, ab ca. 1240 gekrönt belegt.[1]

 
Wappen der Vögte von Weida mit Brackenkopf

Der Pfälzer Löwe als Wappen Bearbeiten

Das Wappen stimmt, wie oben beschrieben, mit dem des Pfälzer Löwen überein. Tatsächlich wurde den Vögten Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J. von Plauen und den Vögten von Weida und Gera durch Pfalzgraf Rudolf bei Rhein und Herzog von Bayern 1294 in Anerkennung ihrer Verdienste gegenüber seinen Vorfahren das Recht verliehen, gegenüber ihren von denselben erworbenen Lehen Schild, Banner und Fahne zu führen. Wegen der schon früheren Verwendung 1244 wird auch vermutet, dass das ähnliche Wappen der Grafen von Everstein, Lehensherren des Plauener Gebietes, übernommen wurde. Die Herrschaft Plauen gehörte 1122 den Grafen Everstein, 1236 ist erstmals belegt, dass die Herrschaft den Vögten zugehörig war. Somit ist nicht ausgeschlossen, dass das eversteinische Wappenbild erst nachträglich die pfalzgräfliche Tinkturen erhielt. Vielleicht sind die Farben ab 1261 gewechselt worden, als die Vögte mit dem Vater Rudolfs bei Rhein ein Kriegsbündnis eingingen.[2]

Als Helmzier diente den Linien von Plauen und Gera zunächst ein Pfauenfederwedel, wie er noch heute im Stadtwappen Geras Verwendung findet. Die Weidaer Linie nutzte Adlerflügel. Nach 1360 setzte sich ausgehend von Gera ein schwarz-silbern gespaltener Brackenkopf durch, der bis zum 16. Jahrhundert auch von den Plauener Linien übernommen wurde. Nachdem 1451–53 die Herrschaft Kranichfeld an das Haus Reuß gefallen war, wurde das Wappen der jüngeren Plauener Linie um Schild und Helm der Herren von Kranichfeld, die ein redendes Wappen mit Kranich führten, ergänzt.[1]

Schwarzes Andreaskreuz als Wappen Bearbeiten

Die ältere Plauener Linie durfte, aufgrund einer Verleihung durch König Sigismund 1426 das Wappen der Meißner Burggrafen, ein schwarzes Andreaskreuz auf goldenem Schild führen.[1]

Spätere Verwendung der Wappen in Fürstenwappen Bearbeiten

Aus der Linie der Vögte von Plauen, einer Nebenlinie der Vögte von Weida ging das Haus Reuß hervor. im Deutschen Kaiserreich gab es zwei Gliedstaaten, Reuß jüngere und ältere Linie, die eigenständige Fürstentümer waren. Auch im Wappen des Königreichs Sachsen ist ein Verweis auf das vogtländische Wappen zu finden.

Wappen Status Name Staat Information Besonderheit
 
zur Wappenbeschreibung
Fürstentümer
Reuß jüngerer Linie
und
Reuß älterer Linie
Deutsches Kaiserreich Beide Fürstentümer führten ein gemeinsames Wappen.

Felder 1 und 4: Wappen der Vögte (goldener Löwe in schwarzem Feld), gekrönt

Felder 2 und 3: Herrschaft Kranichfeld (goldener Kranich in silbernem Feld)

Die Herrschaft Kranichfeld war zwar schon seit 1615 nicht mehr bei den Reußen, wurde aber trotzdem prominent geführt.

  Zarin Eleonore Reuß zu Köstritz von Bulgarien Zar Ferdinand I.stammte aus dem Haus Sachsen-Coburg-Koháry; gekrönt
 
zur Wappenbeschreibung
Königreich Sachsen eigenständig, später:

Deutsches Kaiserreich

Feld 7: Vogtländischer Löwe; linksgewendet, gekrönt

Helmzier: Vogtland (heraldisch rechts)

Liste von Wappen, die an die Herrschaft der Vögte erinnern Bearbeiten

Der vogtländische Löwe ist in Erinnerung an die ehemaligen Stadtherren noch heute in vielen Gemeinde-, Stadt- oder Kreiswappen zu finden.

Legende:

Liste der Wappen mit dem Löwe Bearbeiten

Wappen Status Name LK/BZ Bundesland/Region Information/Besonderheiten
 
zur Beschreibung
Stadt Adorf Vogtlandkreis Sachsen ungekrönt
 
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Stadt Auerbach Vogtlandkreis Sachsen ungekrönt
 
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Stadt Bad Köstritz Landkreis Greiz Thüringen  zwischenzeitlich verwendetes Wappen

Löwe als Verweis auf das Haus Reuß-Köstritz.[3]

 
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Stadt Bagrationowsk

(bis 1946: Preußisch Eylau)

Rajon Bagrationowsk Oblast Königsberg

Russländische Föderation

oberes Feld, ungekrönt
 
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Stadt Gera kreisfrei Thüringen nahezu identisch mit dem Stammwappen der Vögte, ungekrönt
 
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Stadt Greiz Landkreis Greiz Thüringen gekrönt
 
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Stadt Hof kreisfrei Bayern gekrönt
 
zur Beschreibung
Ortsteil Hohenölsen Landkreis Greiz Thüringen ungekrönt
 
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Gemeinde Kraftsdorf Landkreis Greiz Thüringen ungekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Markneukirchen Vogtlandkreis Sachsen ungekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Plauen Vogtlandkreis Sachsen ungekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Ronneburg Landkreis Greiz Thüringen ungekrönt
 
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ehemalige

Gemeinde

Ebersdorf (Saalburg-Ebersdorf) Saale-Orla-Kreis Thüringen heute Stadt Saalburg-Ebersdorf; gekrönt; weitgehend identisch mit dem Schild der Fürstentümer Reuß (siehe oben)
 
zur Beschreibung
ehemalige

Stadt

Saalburg Saale-Orla-Kreis Thüringen heute Stadt Saalburg-Ebersdorf, ungekrönt
 
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ehemalige

Gemeinde

Sparnberg Saale-Orla-Kreis Thüringen gekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Schöneck Vogtlandkreis Sachsen ungekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Tanna Saale-Orla-Kreis Thüringen ungekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Zeulenroda-Triebes Landkreis Greiz Thüringen gekrönt
 
zur Beschreibung
ehemalige

Stadt

Zeulenroda Landkreis Greiz Thüringen gekrönt, verliehen 1438
 
zur Beschreibung
ehemalige

Stadt

Triebes Landkreis Greiz Thüringen „In Gold eine schwarze Löwenpranke mit roten Krallen, [...]“
 
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Gemeinde Trogen Landkreis Hof Bayern gekrönt
 
zur Beschreibung
Gemeinde Weischlitz Vogtlandkreis Sachsen gekrönt
 
zur Beschreibung
ehemalige

Gemeinde

Jocketa Vogtlandkreis Sachsen Löwe steht rechts (heraldisch links) oben, gekrönt
 
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Landkreis Altenburger Land - Thüringen Der goldsilberne Löwe steht für das Pleißenland. Der Löwe erinnert an den vogtländischen Löwe. Die Vögte beherrschten einst das südliche Kreisgebiet um Schmölln.
 
zur Beschreibung
Landkreis Landkreis Greiz - Thüringen gekrönt
 
zur Beschreibung
Landkreis Landkreis Hof - Bayern gekrönt, linksgewendet
 
zur Beschreibung
Landkreis Saale-Orla-Kreis - Thüringen gekrönt, linksgewendet
 
zur Beschreibung
Landkreis Vogtlandkreis - Sachsen gekrönt, der Adler erinnert an den Reichslandcharakter des Vogtlandes
 
zur Beschreibung
Gemeinde Engelhaus
(Andělská Hora)
Bezirk Karlsbad
(Okres Karlovy Vary)
Karlsbader Region
(Karlovarský kraj)
gekrönt, auch mit schwarzem Andreaskreuz
 
zur Beschreibung
Stadt Bad Königswart
(Lázně Kynžvart)
Bezirk Eger
(Okres Cheb)
Karlsbader Region
(Karlovarský kraj)
ungekrönt
 
zur Beschreibung
Stadt Luditz
(Žlutice)
Bezirk Karlsbad
(Okres Karlovy Vary)
Karlsbader Region
(Karlovarský kraj)
ungekrönt, linksgewendet
 
zur Beschreibung
Stadt Theusing
(Toužim)
Bezirk Karlsbad
(Okres Karlovy Vary)
Karlsbader Region
(Karlovarský kraj)
gekrönt
 
zur Beschreibung
ehemalige

Stadt

Stadt Gernrode Landkreis Harz Sachsen-Anhalt   Wappen vor der Überarbeitung;
Das Wappen erinnert an das Wirken der Äbtissin Anna I. von Plauen (um 1460–1532), die das Wappen einst verlieh. siehe auch: Stadt Gernrode (Wappen)
 
zur Beschreibung
Land Thüringen - -  Wappen ohne Krone;

heraldisch unten rechts der reußische Löwe; Wappen Thüringens von 1933 bis 1945n

Liste der Wappen mit schwarzem Andreaskreuz Bearbeiten

Wappen Status Name BZ Region Information/Besonderheiten
 
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Stadt Engelhaus
(Andělská Hora)
Bezirk Karlsbad
(Okres Karlovy Vary)
Karlsbader Region
(Karlovarský kraj)
auch mit gekröntem Löwe
 
zur Beschreibung
Stadt Schönthal
(Krásné Údolí)
Bezirk Karlsbad
(Okres Karlovy Vary)
Karlsbader Region
(Karlovarský kraj)

Liste weiterer Wappen mit Bezug zum Vogtland Bearbeiten

Wappen Status Name Landkreis Bundesland Information/Besonderheit
 
zur Beschreibung
Stadt Schmölln Landkreis Altenburger Land Thüringen Pfaufenfederhelm als Zeichen der Reußen; seit 1396

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Gabriele Buchner, Sigrid Unger, Frank Weiß: 800 Jahre Land der Vögte (1209-2009). Hrsg.: Landratsamt Vogtlandkreis, Historisches Archiv in Zusammenarbeit mit dem Kulturbetrieb der Stadt Plauen, Vogtlandmuseum Plauen. Plauen/Oelsnitz 2009, S. 10 f., 24.
  2. Hugo Gerard Ströhl: Deutsche Wappenrolle. Hrsg.: Julius Hofmann. Stuttgart 1897, S. 9.
  3. Wappen / Flagge – Offizielle Homepage der Stadt Bad Köstritz. Abgerufen am 19. September 2023 (deutsch).