Walter Nitsch (Architekt)

deutscher Architekt

Walter Nitsch (* 1927 in Nieder Wölsdorf[1]) ist ein deutscher Architekt.

Angereck in Erfurt nach dem Entwurf von Walter Nitsch

Leben Bearbeiten

Walter Nitsch absolvierte nach einer Zimmermannslehre und dem Besuch der Fachschule für Bauwesen in Erfurt ein Bauingenieursstudium an der Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst Weimar, der heutigen Bauhaus-Universität Weimar, das er mit dem Abschluss als Diplom-Ingenieur beendete. Im Jahre 1955 war er erst als Entwurfsarchitekt und dann als Chefarchitekt in der VEB Industrieprojektierung Erfurt tätig. In dieser Zeit entstanden unter anderem ein Neubau für den VEB Keramik in Sonneberg (1959–1962), ein Umspannwerk in Erfurt (1959–60) und das Konstruktionsbüro für den VEB Ipro Erfurt (1959–1961). Nitsch war seit 1962 Stadtarchitekt in Erfurt, womit zahlreiche städtebauliche Aufgaben in seinem Zuständigkeitsbereich lagen. Eine seiner Studien war Planungsgrundlage für den Architekten Bruno Weschke (1904–1966)[2] 1956 für einen Entwurf für einen Schulbau in Weimar, der der erste Schulneubau in der Klassikerstadt wurde, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstand: Die Grundschule „Louis Fürnberg“.[3] In Erfurt war er hauptsächlich als Stadtplaner tätig. Nitsch galt schon in den 1960er Jahren als Stadtarchitekt in einer exponierten Stellung. Das äußerte sich nicht zuletzt darin, dass er einen Professorentitel verliehen bekam.[4] Auch bei Preisverleihungen war er im betreffenden Entscheidungsgremium.[5] Beispielsweise sei hierfür sein 1977 bis 1979 nach seinen Entwürfen errichtetes Angereck am Anger in Erfurt genannt.[6] Der sechsgeschossige Stahlskelettbau mit Fertigteildecken und Vorhangfassade wurde vom Reisebüro der DDR in Auftrag gegeben und durch dieses genutzt. Zudem befand sich im Erdgeschoss ein Café mit 145 Plätzen und im ersten Obergeschoss eine Mokkabar mit vorgelagerter Terrasse. Weiterhin ist in städtebauplanerischer Hinsicht der Johannesplatz zu nennen. Nach städteplanerischen Vorgaben von Walter Nitsch, Ewald Henn und Heinz Schwarzbach hatte der Architekt Günter Andres den Hochbau zwischen 1965 und 1972 ausgeführt.[7] Nitsch war in Erfurt der letzte Stadtarchitekt. Er war als Stadtarchitekt in herausragender Position für Erfurt von 1962 bis zu seinem Ruhestand 1990 tätig.[8]

Nitsch erhielt 1970 den Kulturpreis der Stadt Erfurt verliehen. Er nahm an zahlreichen überregionalen Architektur- und Städtebauwettbewerben teil wie den zu den Stadtzentren Halberstadt (1962), Schwerin (1968/69) und Altenburg (1970).

Schriften Bearbeiten

  • Walter Nitsch: Wohnungsbau und Stadtentwicklung in Erfurt. In: Architektur der DDR. 3/1980, S. 153.
  • Ders.: Erfurt – Entwicklungsprobleme und Perspektiven. In: Architektur der DDR. 9/1974, S. 521–524.

Literatur Bearbeiten

  • Mark Escherich: Architektur und Städtebau in Erfurt und anderswo – Professor Walter Nitsch wird 75. In: Stadt und Geschichte – Zeitschrift für Erfurt. 4/2002, ISSN 1618-1964, S. 28.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. https://leibniz-irs.de/fileadmin/user_upload/bestaende-wissenschaftliche-sammlungen/c77-walter-nitsch/index.htm
  2. http://www.digiporta.net/pdf/IRS/Weschke_658002935.pdf
  3. https://www.geschichte-sichtbar-machen.de/denkmale/louis-fuernberg-schule
  4. [1]
  5. [2]
  6. Mark Escherich, Christian Misch, Rainer A. Müller (Hrsg.): Entstehung und Wandel mittelalterlicher Städte in Thüringen (=Erfurter Studien zu Bau- und Kunstgeschichte Band 3), Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2007, S. 301.
  7. https://grosswohnsiedlungen.de/siedlungen/johannesplatz
  8. https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/vermischtes/article223569405/Der-letzte-Stadtarchitekt-von-Erfurt.html