Vivek Ramaswamy

US-amerikanischer Unternehmer und politischer Aktivist

Vivek Ganapathy Ramaswamy (* 9. August 1985 in Cincinnati, Ohio)[1] ist ein US-amerikanischer Unternehmer und politischer Aktivist. Im Jahr 2014 gründete er das Pharmaunternehmen Roivant Sciences, dessen Vorstandsvorsitzender er bis 2021 war. Seit 2020 tritt er mit Büchern und Vorträgen als konservativer Aktivist auf. Im Februar 2023 gab er seine Kandidatur für die Republikanische Partei bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2024 bekannt; im Januar 2024 zog er seine Kandidatur zurück und unterstützt seitdem Donald Trump.

Vivek Ramaswamy (2022)

Herkunft, Ausbildung und Leben Bearbeiten

Ramaswamy wuchs als Sohn indischer Einwanderer in der Umgebung von Cincinnati, Ohio auf. Seine Eltern stammen aus dem Distrikt Palakkad im südindischen Kerala. Sein Vater ist studierter Ingenieur, er arbeitete unter anderem als Patentanwalt für General Electric. Ramaswamys Mutter arbeitete als Psychiaterin für Alzheimerpatienten bei den Pharmakonzernen Merck und Schering-Plough.[2]

Als Schüler spielte Ramaswamy auf nationaler Ebene Tennis und war Abschiedsredner (engl. valedictorian) seiner High-School-Klasse. Von 2003 bis 2007 studierte er an der Harvard University Biologie und schloss das Studium mit dem Grad eines Bachelors und dem Prädikat summa cum laude ab. Für seine Abschlussarbeit über die ethischen Fragen bei der Erschaffung von menschlich-tierischen Chimären erhielt er den Bowdoin Prize der Harvard University.[3] Von 2010 bis 2013 studierte er Rechtswissenschaft an der Law School der Yale University und erwarb einen Juris Doctor.

Ramaswamy lebt mit seiner Frau Apoorva, einer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin, und den zwei gemeinsamen Kindern in Dublin, Ohio. Er ist Hindu.[1]

Karriere als Unternehmer Bearbeiten

Von 2007 bis 2014 arbeitete Ramaswamy für einen Hedgefonds in New York City, er trug dort unter anderem die Verantwortung für das Biotechnologie-Investmentportfolio. 2014 gründete er sein eigenes Pharmaunternehmen Roivant Sciences, das sich darauf fokussiert, von anderen Pharmafirmen aufgegebene Medikamente zu erwerben und weiterzuentwickeln. 2015 orchestrierte er für eine Tochterfirma von Roivant einen Börsengang, um ein mögliches Alzheimer-Medikament zu erwerben, das von Glaxo Smith Kline in der klinischen Erprobungsphase aufgegeben worden war. Kurz nach dem Börsengang wies die Tochterfirma eine Marktkapitalisierung von 3 Milliarden US-Dollar auf.[2] Nachdem das Medikament auch unter Roivants Ägide gescheitert war, fiel die Bewertung 2018 auf 276 Millionen Dollar. 2021 trat er als CEO von Roivant Sciences zurück. Sein Vermögen wird auf 600 Millionen Dollar geschätzt.[4] Das Unternehmen war bis heute (Stand 2023) noch nie profitabel. Roivant erwirtschaftete in neun Monaten bis zum 31. Dezember 2022 einen Umsatz von 33 Millionen Dollar und verzeichnete in diesem Zeitraum einen Nettoverlust von 975 Millionen Dollar.[5]

Ramaswamy bezeichnet sich selbst als Wissenschaftler (Scientist) und behauptet, er habe „mehrere Medikamente entwickelt“.[6] Er hat aber nie in der Forschung gearbeitet, sondern machte sich seinen Namen in der Welt der Hedge-Fonds.[6]

2022 gründete er – unter anderem mit Kapital von Peter Thiel und J. D. Vance – die Investmentgesellschaft Strive Assets, er ist Ko-Vorsitzender des Board of Directors. Die Firma soll als Gegenentwurf zu anderen Investmentfirmen wie zum Beispiel BlackRock oder The Vanguard Group dienen, denen Ramaswamy vorwirft, zu sehr auf Umwelt-, Sozial- und Governancestandards (ESG) zu setzen und deshalb die Maximierung des Shareholder Values zu vernachlässigen.[1]

Politische Tätigkeit Bearbeiten

Politischer Aktivist Bearbeiten

Ramaswamy beschreibt sich selber als politisch konservativ. 2020 veröffentlichte er das Buch Woke, Inc.: Inside Corporate America's Social Justice Scam (zu deutsch etwa Woke AG: Im Inneren von Konzern-Amerikas Soziale-Gerechtigkeits-Betrug). Darin kritisiert er Positionen der politischen Linken in den USA zur Critical Race Theory sowie zur Stakeholder-Ökonomie und vertritt die Meinung, dass Big-Tech-Firmen konservative Meinungen auf ihren Plattformen zensieren würden. Das Buch schaffte es auf die Bestsellerliste der New York Times, Ramaswamy war in der Folge regelmäßig Gast konservativer Programmsegemente auf Fox News.[7] Im September 2022 veröffentlichte er ein weiteres Buch: Nation of Victims: Identity Politics, the Death of Merit, and the Path Back to Excellence (zu deutsch: Land der Opfer: Identitätspolitik, der Tod der Leistung und der Weg zurück zur Exzellenz). Darin setzt er sich kritisch mit der seiner Meinung nach zu großen Bedeutung auseinander, die Identitätspolitik im Geschäfts- und Alltagsleben bekommt.[1]

Präsidentschaftskandidatur 2024 Bearbeiten

Im Vorfeld der Kongresswahlen 2022 hatte Ramaswamy erwogen, für einen Senatssitz von Ohio zu kandidieren, dieses Vorhaben jedoch verworfen. Stattdessen hielt er mehrere Vorträge in den frühen Vorwahlstaaten Iowa und New Hampshire, was als Anzeichen für eine bevorstehende Präsidentschaftskandidatur gewertet wurde.[7]

Am 21. Februar 2023 kündigte Ramaswamy in der Sendung von Tucker Carlson an, sich um die Nominierung der Republikanischen Partei für die US-Präsidentschaftswahl 2024 zu bewerben, und reichte die entsprechenden Dokumente bei der Bundeswahlkommission FEC ein.[4] Laut seinem Ankündigungsvideo soll seine Wahlkampagne als Gegenoffensive zur „woken Linken“ dienen, die er als die größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit und den Amerikanischen Exzeptionalismus bezeichnet. Er kündigte an, als Präsident die Praxis der Positiven Diskriminierung auf Grundlage von ethnischen und geschlechtsspezifischen Merkmalen zu beenden. Außenpolitisch tritt er für eine „völlige Unabhängigkeit“ von China ein und möchte US-amerikanischen Unternehmen untersagen, mit und in China Geschäfte zu machen, bis das Land seine „merkantilistische Praxis“ reformiert habe.[8] Von politischen Beobachtern werden Ramaswamys Bewerbung wenig Chancen eingeräumt. Deshalb wird vermutet, die Hauptmotivation seiner Kandidatur sei es, Aufmerksamkeit für seinen Ende 2022 gegründeten Investmentfonds zu bekommen.[8] Daniel Lippman von Politico sieht jedoch Parallelen zu Donald Trumps erfolgreicher Präsidentschaftskandidatur 2016: „eine von Unternehmergeist getragene Kampagne, unorthodoxe Ideen und die Hoffnung, eine große Gefolgschaft zu entwickeln“.[7]

Ramaswamy möchte mittels einer Verfassungsänderung das Wahlalter in den USA auf 25 Jahre erhöhen. Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren dürften dann nur noch wählen, wenn sie dem Militär angehören, als Ersthelfer tätig sind oder einen Test wie bei der Einbürgerung bestanden haben.[9]

In der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten am 23. August 2023 sagte Ramaswamy:

„Lassen Sie uns als Republikaner ehrlich sein – ich bin die einzige Person auf der Bühne, die nicht gekauft und bezahlt ist, also kann ich das sagen: Die Klimawandel-Agenda ist ein Schwindel.“

Vivek Ramaswamy[10]

Daran anschließend behauptete er, dass

„[...] mehr Menschen aufgrund von Maßnahmen gegen den Klimawandel als aufgrund des tatsächlichen Klimawandels sterben würden.“

Vivek Ramaswamy[10]

Ramaswamy spricht sich hingegen für eine Erhöhung des Anteils fossiler Energieträger aus.[11] China bezeichnete er als die größte Bedrohung für die USA. Um den Krieg in der Ukraine zu beenden, sollte die Ukraine die derzeit von Russland eingenommenen Territorien abtreten. Sollte die Ukraine nach einem solchen Frieden weiterkämpfen, würden die USA unter ihm die Ukraine nicht mehr unterstützen. Sollten andere NATO-Mitglieder ihre Unterstützung für die Ukraine nicht auch unterlassen, würden die USA unter ihm aus dem Bündnis austreten.[12] Eine Analyse fasste seine politische Agenda so zusammen: „Gott ist real, es gibt nur zwei Geschlechter, der menschengemachte Klimawandel ist eine Erfindung, und die USA sollten den Krieg in der Ukraine nicht unterstützen, sondern sich auf die Probleme zuhause konzentrieren.“[13]

Bei der ersten Vorwahl der Republikaner, am 15. Januar 2024 in Iowa, gewann er 3 der 38 Delegierten und belegte damit den vierten Platz, erreichte also nicht die erhoffte Überraschung. Er zog sich deshalb zurück und gab eine Wahlempfehlung für Donald Trump ab.[14]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Vivek Ramaswamy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Sheelah Kolkatar: The C.E.O. of Anti-Woke, Inc. In: The New Yorker. 12. Dezember 2022, abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Nathan Vardi: The 30-Year-Old CEO Conjuring Drug Companies From Thin Air. In: Forbes. 9. September 2015, abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  3. Meet the Fellows – Vivek Ramaswamy. In: pdsoros.org. The Paul & Daisy Soros Foundation, abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  4. a b Maggie Astor: A Wealthy ‘Anti-Woke’ Activist Joins the 2024 Presidential Field. In: nytimes.com. The New York Times, 21. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  5. John Hyatt: How Rich Is Vivek Ramaswamy, The Longshot GOP Presidential Candidate Who Helped Take Down Don Lemon? In: forbes.com. 26. April 2023, abgerufen am 24. August 2023 (englisch).
  6. a b Jonathan Weisman, Rebecca Robbins, Maureen Farrell: How Vivek Ramaswamy Made the Fortune Fueling His Presidential Run In: The New York Times vom 27. Juni 2023.
  7. a b c Daniel Lippman: The ‘CEO of Anti-Woke Inc.’ Has His Eye on the Presidency. In: politico.com. 13. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  8. a b Christin Severin: US-Präsidentschaftsanwärter Ramaswamy: Kreuzritter des Anti-Woke-Kapitalismus und Hassfigur der amerikanischen Linken. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Februar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023.
  9. Natalie Allison: Vivek Ramaswamy wants to raise the voting age. Even his staff doesn’t like the idea. 10. Mai 2023, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  10. a b Neil Vigdor: Chaos Erupts When Republican Candidates Are Asked if They Believe in Climate Change. In: nytimes.com. 24. August 2023, abgerufen am 24. August 2023 (englisch).
  11. Der Spiegel Nr. 37, 2023, S. 78 f.
  12. Alexander Ward, Ari Hawkins: We get some specifics on Ramaswamy’s Ukraine plan. 8. Juni 2023, abgerufen am 8. September 2023 (englisch).
  13. Fünf Erkenntnisse aus der Debatte der Republikaner. In: Tagesschau.de, 24. August 2023. Abgerufen am 24. August 2023.
  14. Aaron Pellish, Kaitlan Collins: Vivek Ramaswamy ends presidential campaign | CNN Politics. 16. Januar 2024, abgerufen am 16. Januar 2024 (englisch).