Vincenzo Paglia

italienischer Geistlicher, römisch-katholischer Bischof, Kurienerzbischof

Vincenzo Paglia (* 20. April 1945 in Boville Ernica, Provinz Frosinone, Italien) ist ein italienischer Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche. Er leitet seit 2016 als Präsident die Päpstliche Akademie für das Leben. Zuvor war er Präsident des Päpstlichen Rats für die Familie.

Erzbischof Vincenzo Paglia (2015)
Paglias Erzbischofswappen

Leben Bearbeiten

Vincenzo Paglia studierte Theologie und Philosophie an der Lateranuniversität und Pädagogik an der Universität Urbino. Er empfing die Priesterweihe am 15. März 1970 in Rom. Vincenzo Paglia gehört zu den Gründungsmitgliedern der 1968 entstandenen geistlichen Gemeinschaft Sant’Egidio, als deren Mitglied er sich sozial und politisch engagierte und deren kirchlicher Assistent er viele Jahre lang war. Er war von 1981 bis 2000 Pfarrer an der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom und wurde zum Postulator des Seligsprechungsprozesses für den Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, ernannt.[1]

Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 4. März 2000 zum Bischof von Terni-Narni-Amelia. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzpriester der Lateranbasilika, Camillo Kardinal Ruini, am 2. April desselben Jahres. Mitkonsekratoren waren Kurienerzbischof Giovanni Battista Re und sein Amtsvorgänger Franco Gualdrini. Die Amtseinführung im Bistum Terni-Narni-Amelia fand zwei Wochen später statt.

Von 2002 bis 2014 war er Präsident der Internationalen Katholischen Bibelföderation und von 2004 bis 2009 auch Vorsitzender der Kommission Ökumene und Dialog der italienischen Bischofskonferenz. Seit 2019 war er Präsident von Family International Monitor.[1]

Vincenzo Paglia spielte eine wichtige Rolle im Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der russisch- und rumänisch-orthodoxen Kirche und verfolgte mit besonderer Aufmerksamkeit die Situation auf dem Balkan. Er war der erste Priester, der vor den freien Wahlen im März 1991 die Erlaubnis zur Einreise nach Albanien erhielt. Er gehörte der Päpstlichen Delegation für den ersten Pastoralbesuch in Albanien an und erreichte in dieser Eigenschaft die Wiedereröffnung des Priesterseminars und die Rückgabe der Stephanskathedrale in Shkodra. Besonders intensiv engagierte er sich im Kosovo, wo es ihm gelang, die einzige Vereinbarung zwischen Slobodan Milošević und Ibrahim Rugova über die Vereinheitlichung des Schulsystems in der Region zu erreichen und die Freilassung Rugovas während des Krieges 1999 zu erwirken.[1]

Am 26. Juni 2012 wurde er von Papst Benedikt XVI. in Nachfolge von Kurienkardinal Ennio Antonelli zum Präsidenten des Päpstlichen Familienrates und Erzbischof ad personam ernannt.[2]

Papst Franziskus ernannte ihn am 15. August 2016 im Zusammenhang mit der Errichtung des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben[3] zum Großkanzler des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie und zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben.[4] Mit der Auflösung des Päpstlichen Rates für die Familie zum 1. September desselben Jahres endete seine Tätigkeit als dessen Präsident.

Er hat mit dem Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität La Sapienza in Rom zusammengearbeitet und Beiträge zur Sozial- und Religionsgeschichte sowie zur Geschichte der Armut veröffentlicht. Im Februar 2019 veröffentlichte er den „Rome Call“ über Ethik und künstliche Intelligenz. Er ist der Gründer des Filmfestivals People and Religions in Terni.[1]

Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten

Für seinen Einsatz für den Frieden erhielt er 1999 die Gandhi-Medaille der UNESCO und 2003 den Mutter-Teresa-Preis der albanischen Regierung. Außerdem erhielt er den Ibrahim-Rugova-Preis der Regierung des Kosovo und den Noble Amigo-Preis der Regierung von El Salvador, den Premio San Valentino d'oro, den Premio per il Dialogo Città di Orvieto sowie die Preise Grinzane Terra d'Otranto und Ernest Hemingway Lignano Sabbiadoro und von Patriarch Alexis den Preis Third Century of Saint Daniel Prince of Moscow.[1]

Mitgliedschaften Bearbeiten

Vincenzo Paglia ist Mitglied folgender Institution der römischen Kurie:

Schriften Bearbeiten

Literatur zur Person Bearbeiten

  • Guido Horst: Symbol des Kurswechsels. Der Fachmann für’s Intime. Serie über die Kurie (Teil V), in: Die Tagespost, Ausgabe vom 16. September 2018, S. 10.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Vincenzo Paglia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Vincenzo Paglia auf vincenzopaglia.it, abgerufen am 22. Mai 2022 (englisch)
  2. Neuer Vatikan-Archivar und Familien-Verantwortlicher. Radio Vatikan, 29. Juni 2012, archiviert vom Original am 20. August 2016; abgerufen am 20. August 2016.
  3. Vatikanreform: Neue Aufgaben für Erzbischof Paglia. Radio Vatikan, 17. August 2016, archiviert vom Original am 20. September 2016; abgerufen am 20. August 2016.
  4. Nomina del Gran Cancelliere del Pontificio Istituto “Giovanni Paolo II” per Studi su Matrimonio e Famiglia e nomina del Presidente della Pontificia Accademia per la Vita. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 17. August 2016, abgerufen am 18. August 2016 (italienisch).
  5. Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per la Promozione della Nuova Evangelizzazione, in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 5. Januar 2011.
  6. Nomina di Membri della Congregazione per l’Evangelizzazione dei Popoli. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 4. Oktober 2017, abgerufen am 4. Oktober 2017 (italienisch).
  7. Nomina di Membri della Congregazione delle Cause dei Santi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 11. Januar 2018, abgerufen am 11. Januar 2018 (italienisch).
VorgängerAmtNachfolger
Franco GualdriniBischof von Terni-Narni-Amelia
2000–2012
Giuseppe Piemontese OFMConv
Ennio Kardinal AntonelliPräsident des Päpstlichen Rates für die Familie
2012–2016
Rat aufgelöst
Ignacio Carrasco de PaulaPräsident der Päpstlichen Akademie für das Leben
seit 2016