Vettius Valens (Mediziner)

römischer Eques und Arzt († 48 n. Chr.)

Vettius Valens († 48 n. Chr. in Rom) war ein römischer Eques und Arzt am Hof des Kaisers Claudius.

Quellenlage Bearbeiten

Die wenigen Quellen beziehen sich zum einen auf seine Beteiligung am höfischen Intrigenspiel (Plinius, Seneca, Tacitus), zum anderen auf seine Schulgründung (Plinius, Scribonius Largus). Über seine medizinische Praxis und Lehrtätigkeit ist nichts überliefert, sein Geburtsdatum und -ort sind unbekannt. Der Arzt Galenos überlieferte[1] drei Rezepte[2] von Vettius Valens.

Karriere als Arzt Bearbeiten

Er war ein Schüler des Apuleius Celsus, überliefert von Scribonius Largus: „[…] ein Arzneimittel des Apuleius Celsus, des Lehrers von Valens und mir (= Scribonius Largus) […].“[3] und gründete selbst eine Medizinschule, Plinius: … nachdem er Anhänger und Einfluss erlangt hatte, gründete er eine neue Schule,[4] möglicherweise die einzige bekannte römische.[5] Und wie sein Kaiser die Geschichte der Etrusker wiederbelebte, wollte er möglicherweise dasselbe auf dem Feld der Medizin erreichen.[6]

Untergang am Hof Bearbeiten

Seine nicht weiter bekannte Verstrickung in die Intrigen am kaiserlichen Hof, die zwischen der Kaisergattin Messalina und der Entourage des Kaisers betrieben wurden, führten zu seiner Hinrichtung. Der berühmte Emporkömmling sei ein Geliebter der Messalina gewesen, Plinius: „Danach (nach den Hofärzten und Brüdern Stertinii) stieg Vettius Valens empor, berühmt durch den Ehebruch mit Messalina, der Frau des Kaisers Claudius und ebenso berühmt durch seine Redekunst […].“[7]

Er habe das drohende Unheil vorhergesehen, Tacitus: Es heißt, Vettius Valens sei aus Übermut auf einen sehr hohen Baum geklettert und als sie (die Anwesenden ihn) fragten, was er sehe, habe er geantwortet, er sehe einen schrecklichen Sturm von Ostia (herankommen, wo sich Claudius gerade aufhielt); entweder hatte (damit) die Aussicht (auf die zukünftigen Verhaftungen) begonnen, oder das zufällig gefallene Wort (Sturm) wurde (selbst) zu einem Vorzeichen.[8]

Tacitus bestätigt seine Hinrichtung: „Und er (Narcissus, Vertrauter des Claudius) befahl, dass von den Mitwissern Titius Proculus […] Vettius Valens, der gestanden hatte, und Pompeius Urbicus und Saufeius Trogus der Hinrichtung übergeben werden;“[9] ebenso Seneca, der die Exekutierten in der Unterwelt beim Eintreffen des Claudius noch einmal versammelt: „Hier (in der Unterwelt) waren der designierte Konsul Gaius Silius, der ehemalige Praetor Iuncus, Sextus Traulus, Marcus Helvius, Trogus, Cotta, Vettius Valens, Fabius, (sie alle) römische Ritter, die Narcissus (der Gefolgsmann des Kaisers) zur Hinrichtung hatte führen lassen.“[10]

Literatur Bearbeiten

  • Ferdinand Peter Moog: Vettius Valens – Kaiserlicher Leibarzt und einziger römischer Schulgründer. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 20, 2001, S. 18–35.
  • Ferdinand Peter Moog: Vettius Valens. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1441 f.
  • Alain Touwaide: Vettius Valens. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/2, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01487-8, Sp. 151–152.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Karl Gottlob Kühn (Hrsg.): Claudii Galeni Opera omnia. 20 Bände. Leipzig 1821–1833 (= Medicorum Graecorum opera quae exstant). Band 1–20 . Band 13, Nr. 115, 285 und 292.
  2. Ferdinand Peter Moog: Galen liest „Klassiker“ – Fragmente der schöngeistigen Literatur des Altertums im Werk des Pergameners. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2020), S. 7–24, hier: S. 21.
  3. Scribonius Largus: Conpositiones, Kapitel 94 (ed. Helmreich). Siehe Rezept mit Belegstelle im Artikel Apuleius Celsus.
  4. Plinius: … pariterque eloquentiae adsectatores et potentiae nanctus novam instituit sectam, siehe Quellen.
  5. Moog: Vettius Valens – Kaiserlicher Leibarzt und einziger römischer Schulgründer, siehe Literatur.
  6. Ferdinand Peter Moog: Etruskische Medizin. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 380: „Es bestehen Hinweise, daß unter dem ‚kaiserlichen Etruskologen‘ Claudius (41–54 n. Chr.) von einem der Hofärzte, Vettius Valens, der Versuch unternommen wurde, die etruskische Heilkunst neu zu beleben.“ Siehe Moog, Enzyklopädie, S. 380.
  7. Plinius, Naturalis historia, Buch 29, Kapitel 5: Exortus deinde est Vettius Valens, adulterio Messalinae Claudii Caesaris nobilitatus, pariterque eloquentiae adsectatores et potentiae nanctus novam instituit sectam.
  8. Tacitus, Annales, Buch 11, Kapitel 31: Ferunt Vettium Valentem lascivia in praealtam arborem conisum, interrogantibus quid aspiceret, respondisse tempestatem ab Ostia atrocem, sive coeperat ea species, seu forte lapsa vox in praesagium vertit.
  9. Tacitus, Annales, Buch 11, Kapitel 35: „[…] et Titium Proculum … Vettium Valentem confessum et Pompeium Urbicum ac Saufeium Trogum ex consciis tradi ad supplicium iubet.“
  10. Seneca, Apocolocyntosis, Kapitel 13, Paragraph 4: Hic erat C. Silius consul designatus, Iuncus praetorius, Sex. Traulus, M. Helvius, Trogus, Cotta, Vettius Valens, Fabius equites R. quos Narcissus duci iusserat.