Unbemanntes Wasserfahrzeug

mannschaftslos operierendes Schiff

Als unbemanntes Wasserfahrzeug, Roboterschiff oder auch Drohnenboot und Drohnenschiff werden Boote und Schiffe bezeichnet, die selbst- (autonom) oder ferngesteuert und ohne eigene Mannschaft operieren können. Sehr verbreitet sind auch die englischsprachigen Bezeichnungen unmanned surface vehicle oder autonomous surface vehicle (dt.: unbemanntes oder autonomes Oberflächenfahrzeug).

Common Unmanned Surface Vehicle der US Navy
Unbemannter Trimaran Sea Hunter der DARPA im April 2016
Ein Autonomous spaceport drone ship im April 2016

Einsatzgebiete Bearbeiten

Im Wesentlichen lassen sich vier Einsatzgebiete unterscheiden:

  • Ozeanographie: Zur Erkundung der Meere
  • Militär: Zur Aufklärung, Minenräumung, aber auch zum offensiven Einsatz oder als Zielschiff
  • Frachtschifffahrt (akademisch): Forschung im Bereich Autonomie. Der automatisierte Warentransport wird seit 2014 in Studien auch im Modellmaßstab erprobt.[1][2][3]
  • Raumfahrt: Das von Elon Musk gegründete und geführte Weltraumunternehmen SpaceX ließ innerhalb seines Entwicklungsprogrammes für mehrfach-verwendbare Raumfahrzeuge eine unbemannte schwimmende Landeplattform für rückkehrfähige Raketen bauen. Da eine landende Raketenstufe mit den Triebwerken bei der Abbremsung ein erhebliches Risiko für eine Besatzung der Plattform darstellen würde und vor allem in der Entwicklungsphase auch von Fehlschlägen bis hin zu Abstürzen auf die Plattform auszugehen war, wurde die Plattform unbemannt ausgeführt.

In der Science-Fiction-Literatur und in Filmen und Videospielen dieses Genres wird der Begriff Drohnenschiff auch für unbemannte Raumschiffe eingesetzt. Beispiele sind die romulanischen Drohnenschiffe im Star-Trek-Science-Fiction-Universum[4] oder die Drohnenschiffe in der Warhammer-Videospielwelt.[5]

Konkrete Umsetzung Bearbeiten

Zivile Anwendungen Bearbeiten

Der norwegische Konzern Yara International betreibt das Projekt eines elektrisch angetriebenen autonom gesteuerten Containerschiffs mit dem Namen Yara Birkeland. Der Kasko wurde auf der Vard-Werft in Brăila (Rumänien) gebaut. Die Yara Birkeland soll im Feederverkehr vom Yara-Düngemittelwerk im Herøya-Industriepark und den Häfen Brevik bzw. Larvik eingesetzt werden. Wegen der Corona-Pandemie wurde das Projekt im Mai 2020 vorerst gestoppt. Seit Dezember 2019 wird ein „B Zero“ genanntes System zur autonomen Schiffsführung an Bord des 5600-TEU-Containerschiffs Henrika Schulte unter Realbedingungen erprobt. Das Forschungsprojekt wurde vom Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) initiiert und soll zunächst eine unbemannte Brücke in freien Seeräumen unter moderaten Umweltbedingungen für bis zu acht Stunden ermöglichen.[6][7] Die US-amerikanischen Wetterbehörden nutzen Segeldrohnen zur Erforschung in Hurrikans um im Sturm Daten (wie zum Beispiel Wellenhöhe und Windgeschwindigkeit) zu sammeln. Die Segeldrohnen kamen unter anderem 2022 im Hurrikan Fiona zum Einsatz.[8][9]

Militärische Anwendungen Bearbeiten

Beim Russisch-Ukrainischen Krieg kam es ab 2023 zum vermehrten Einsatz autonomer Schwimmdrohnen, u. a. mehrfache Angriffe auf den russischen Marinestützpunkt auf Sewastopol, auf die Krim-Brücke, sowie auf russische Schiffe. So kam es in der Nacht zum 4. August 2023 zu einem Angriff auf russische Kriegsschiffe im Hafen der russischen Stadt Noworossijsk (Region Krasnodar). Eine mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladene Drohne detonierte dabei an einer Flanke des Landungsschiffes Olenegorski Gornjak und erzeugte massive Beschädigungen, so dass das Schiff mit schwerer Schlagseite in den Hafen geschleppt werden musste.[10] Am folgenden Tag wurde der russische Tanker SiG in der Nähe der Krim-Brücke schwer beschädigt. Am 1. Februar 2024 publizierte der ukrainische Militärnachrichtendienst eine Bildaufzeichnung, die zeigen soll, wie mehrere Schwimmdrohnen die russische Flugkörperkorvette Iwanowez des Projekts 12411 versenkten, indem sie als Schwarm koordiniert gegen das im Bereich des Donuslaw fahrende Schiff vorgingen.[11]

Im Jahr 2024 setzte die wesentliche Gebiete des Jemen beherrschende Ansar Allah im Roten Meer Drohnenboote in Richtung der internationalen Schifffahrtswege ein, so am 4. Januar und am 1. Februar.[12][13] Weitere unbemannte Wasserfahrzeuge wurden im Februar 2024 in jemenitischem Gebiet aufgeklärt und vernichtet.[14]

Beispiele Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Michael Meyer: Fernsteuerung auf hoher See. In: Hansa, Heft 7/2015, S. 40–41
  • Michael Meyer: Autonome »Tesla of the Seas«: Offener Blick, aber klarer Blick am Fjord. In: Hansa, Heft 12/2018, S. 36–41

Weblinks Bearbeiten

Commons: Unbemannte Wasserfahrzeuge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ben Schwan: Mannschaft von Bord. In: Technology Review, 3. April 2014.
  2. Rudolf Opitz: Roboterschiff mit Elektro-Antrieb, Heise Online, 4. Oktober 2014.
  3. Ben Schwan: Roboterschiff: Frachtschiff mit Elektroantrieb fährt autonom, Heise Online, 4. Dezember 2014.
  4. Romulanisches Drohnenschiff im Star-Trek-Wiki Memory Alpha
  5. Erkunder-Drohnenschiff, Lexicanum.
  6. Benjamin Klare: „B Zero“ soll Offiziere entlasten . In: Täglicher Hafenbericht, 5. Dezember 2019.
  7. Wachfreie Schiffsbrücke? Neues Forschungsprojekt B ZERO gestartet. Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen, 4. Dezember 2019, PDF
  8. Den Ozean mit Segeldrohnen erforschen. Abgerufen am 22. März 2023.
  9. Hurrikan Fiona: Segeldrohne filmt 15 Meter hohe Wellen auf dem Atlantik. Abgerufen am 22. März 2023 (deutsch).
  10. Angriff auf russischen Marinestützpunkt Noworossijsk. 4. August 2023, abgerufen am 4. August 2023.
  11. Tayfun Ozberk: Ukraine sinks Russian Tarantul-II class corvette with Kamikaze USV swarm attack. In: Naval News. 1. Februar 2024, abgerufen am 9. Februar 2024 (englisch, Zuordnung Einheit zu Klasse/Projekt ist in dieser Quelle vermutlich inkorrekt).
  12. „Drohnenboot“ der Huthi, das mit Sprengstoff beladen war, explodierte im Roten Meer, laut Admiral der US-Marine. In: Business Insider. 6. Januar 2024 (businessinsider.de [abgerufen am 6. Januar 2024]).
  13. CENTCOM Update to Events in the Red Sea. Release Number 20240201 – 01. United States Central Command, 1. Februar 2024, abgerufen am 9. Februar 2024 (englisch).
  14. Feb. 8 Summary of USCENTCOM Self-Defense Strikes in Yemen. Release Number 20240208 - 02. United States Central Command, 8. Februar 2024, abgerufen am 9. Februar 2024 (englisch).
  15. „Sea Hunter“ – Roboterschiff ganz allein unterwegs, ORF, 3. Mai 2016, abgerufen 4. Mai 2016.