Tremmen ist ein ca. 800 Einwohner zählender Ortsteil der Stadt Ketzin/Havel im brandenburgischen Landkreis Havelland.[1]

Tremmen
Wappen von Tremmen
Koordinaten: 52° 32′ N, 12° 49′ OKoordinaten: 52° 31′ 41″ N, 12° 49′ 2″ O
Höhe: 34 m
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 14669
Vorwahl: 033233
St.-Marien-Kirche zu Tremmen
St.-Marien-Kirche zu Tremmen

Geografie Bearbeiten

Tremmen liegt rund sechs Kilometer nördlich von Ketzin im südlichen Bereich der Nauener Platte in einer Höhe von 32 m ü. NN und an der Landstraße von Wustermark nach Brandenburg an der Havel. Die Umgebung wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt und ist waldfrei. Die höchste Erhebung ist der Thyrowberg mit einer Höhe von 57 Metern. Südöstlich liegt die Ketziner Bruchlandschaft, ein 1864 ha großes Landschaftsschutzgebiet, entstanden durch den Abbau von Ton für die Ziegelproduktion vor rund 150 Jahren. Hier kann man Sumpfschildkröte, Eisvogel, Schwanenblume und weitere seltene Tier- und Pflanzenarten beobachten.

Geschichte Bearbeiten

Als Besiedelungsnachweise wurden auf dem Thyrowberg bei Tremmen eine Siedlung aus dem 4. und 3. Jts. v. Chr. und ein Siedlungsplatz aus der Bronzezeit (2200 – 500 v. Chr.) gefunden sowie ein Bestattungsplatz einer spätslawischen Siedlung. Tremmen selbst hat wahrscheinlich keine slawische Vorbesiedelung.

Im Jahr 1161 wurde Tremmen als Tremene erstmals urkundlich erwähnt, unterstand seitdem bis 1872 dem Domkapitel zu Brandenburg und entwickelte sich in dieser Zeit zu einem sehr reichen Großbauerndorf.[2][3] Quellen zur Historie des Ortes finden sich hauptsächlich im Domstiftsarchiv Brandenburg.[4] Die Geschichte der Höfe und Familien von 1520 bis 1945 ist vollständig dokumentiert.[5] Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verlief durch Tremmen als wichtigster Verkehrsweg der Region die Heerstraße von Magdeburg über Brandenburg nach Spandau, die ab etwa 1800 offizielle Preußische Poststraße wurde. Von 1901 bis 1966 war Tremmen eine Station der Eisenbahnstrecke Brandenburg, Krakauer Tor – Röthehof mit Anschluss nach Nauen.[6]

Im Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Thyrowberg ein Betonturm mit dem weltweit ersten Panorama-Radargerät errichtet.[7][8] Am 26. Oktober 2003 wurde Tremmen im Zuge der Gemeindegebietsreform des Landes Brandenburg ein Ortsteil der Stadt Ketzin.[9]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 920 1959 1536
1890 1089 1964 1167
1910 1033 1971 1053
1925 958 1981 832
1933 938 1995 784
1939 960 2002 730
1946 1445 2020 792

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kriegerdenkmal

Die evangelische St.-Marien-Kirche, ein einschiffiger kreuzförmiger gewölbter Backsteinbau, wurde im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil als Wallfahrtskirche errichtet. Die beiden Türme wurden 1724 im barocken Stil erhöht und mit Zwiebelhauben versehen. Am Westgiebel der Kirche befindet sich eine Außenkanzel, von der aus vorbeiziehenden Pilgern und Gläubigen der Segen erteilt wurde.[10]

Vor der Kirche steht das Kriegerdenkmal aus dem Jahre 1921. Im Kirchgarten erinnert eine Kriegsgräberstätte an die Kämpfe um Berlin am 4. Mai 1945.

Im historischen Dorfkern befindet sich in einer ehemaligen Stellmacherei ein Dorfmuseum.

Sechs Objekte des Dorfes stehen auf der Denkmalliste des Landes Brandenburg: Neben der Kirche vier Bauernhäuser und der Ganzmeilenobelisk an der alten Heerstraße (Postmeilenstein).

Auf dem Thyrowberg gibt es einen Wanderstützpunkt mit Info-Tafeln zu diesem geschichtsträchtigen Ort.

Politik Bearbeiten

Ortsbeirat und Ortsvorsteher Bearbeiten

Tremmen hat einen Ortsbeirat, der aus zwei Mitgliedern besteht. Ortsvorsteher ist Florian Reimann, sein Stellvertreter ist Thomas Krepel.

Wappen Bearbeiten

 
Ganzmeilenobelisk
 
Wappen von Tremmen
Blasonierung: „In Silber eine rote Kirche mit Außenkanzel, schwarzen Fenstern und zwei schwarz-bedachten Zwiebeltürmen zwischen denen zwei schräggekreuzte rote Schlüssel schweben.“

Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Diemar gestaltet.

Flagge Bearbeiten

Die Flagge ist weiß mit dem Ortsteilwappen in der Mitte, flankiert von zwei schmalen roten Streifen.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Dorfmuseum in Tremmen

Größter Arbeitgeber ist die Baumschule Lorberg. Des Weiteren sind neben der Tremmener Agrar Produkte GmbH mehrere Kleinbetriebe ansässig. Zur Infrastruktur gehören Gaststätten, Pensionen, Kita und Sportstätten, darunter ein Golfplatz.

Tremmen lag an der Bahnstrecke Röthehof–Brandenburg Krakauer Tor.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tremmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ketzin/Havel | Service Brandenburg. Abgerufen am 15. Februar 2024.
  2. Geschichte von Tremmen (aus der Seite des Dorfmuseums Tremmen)
  3. I. Krey: Tremmen Ein Streifzug durch die Jahrhunderte. Dorfmuseum Tremmen, 1998.
  4. D. Tobian: Zachower Hefte. Beiträge zur Ortsgeschichte von Zachow und Gutenpaaren und ihrer Nachbardörfer (Westhavelland). Hefte 10–13: Quellen zur Geschichte des Dorfes Tremmen. Selbstverlag, 2020.
  5. G. Alpermann: Höfe und Familien in Tremmen (Westhavelland) 1520–1945. Verlag Degener & Co., 1981.
  6. J. Schulze: Zur Geschichte der Ost- und Westhavelländischen Kreisbahnen. Dorfmuseum Tremmen, 2019.
  7. D. Arnhold u. a.: Sirenen und gepackte Koffer. Ch. Links Verlag Berlin 2003, S. 57 Nachrichtenturm bei Tremmen im Havelland.
  8. J. Bauch: Die Breitband-Fernkabel des Deutschen Reiches. Bd. II: Das FK503 (Berlin-Hamburg). Books on Demand, Norderstedt 2018, S. 35–40.
  9. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  10. K. Brosig: Die Kirche zu Tremmen. Hrsg. Kirchengemeinde Tremmen, 2015.