The Lie

Film von Veena Sud (2018)

The Lie ist ein US-amerikanisch-kanadischer Psychothriller mit Elementen eines Dramas von Regisseurin Veena Sud, der auf dem deutschen Film Wir Monster aus dem Jahr 2015 basiert. Der Film feierte am 13. September 2018 auf dem Toronto International Film Festival seine Premiere und wurde am 6. Oktober 2020 auf Prime Video veröffentlicht. In den Hauptrollen sind Peter Sarsgaard, Mireille Enos und Joey King zu sehen.

Film
Titel The Lie
Produktionsland Vereinigte Staaten,
Kanada
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Veena Sud
Drehbuch Veena Sud
Produktion Jason Blum,
Alix Madigan,
Chris Tricarico
Musik Tamar-kali
Kamera Peter Wunstorf
Schnitt Philip Fowler
Besetzung
Synchronisation

Handlung Bearbeiten

Nachdem sich ihre Eltern vor einiger Zeit haben scheiden lassen, soll die 15-jährige Kayla von ihrem Vater Jay zu einer Ballettschule gefahren werden. Auf der Fahrt treffen sie auf die an einer Haltestelle wartende Britney, eine gute Freundin von Kayla, die ebenfalls zur Ballettschule muss und daher von den beiden mitgenommen wird. In einem abgelegenen, verschneiten Waldstück legen die drei eine Pause ein, wobei sich Kayla und Britney vom Auto entfernen, während Jay beim Wagen bleibt. Als er plötzlich einen Schrei hört, findet Jay seine Tochter auf einer Brücke über einem halb zugefrorenen Fluss mit starker Strömung sitzend. Sie gibt an, Britney geschubst zu haben, es aber ein Unfall gewesen sei. Jay sucht in der Strömung noch nach Kaylas Freundin, kann aber lediglich deren Wertsachen am Flussufer finden. Aus Angst, seiner Tochter könnte ein Leben im Gefängnis drohen, entscheidet sich Jay dazu, nicht die Polizei zu rufen, sondern stattdessen das Weite zu suchen.

Beide steuern daraufhin den Arbeitsplatz von Kaylas Mutter Rebecca, eine ehemalige Mordkommissarin, an, die ihre Tochter bei der Ballettschule als krank meldet, nachdem sie über den Vorfall informiert wurde. Als sich Kaylas Eltern darüber streiten, ob es ein Unfall oder Vorsatz gewesen sei, auch da Kayla kaum Emotionen zeigt, gibt diese zu, ihre Freundin aus Neid im Affekt gestoßen zu haben. Als schließlich auch noch Britneys Vater Sam beim Haus von Kaylas Mutter auftaucht und nach dem Mädchen fragt, da beide nicht auf der Ballettschule ankamen, wittern die verzweifelten Eltern ihre Chance. Sam berichtet, dass er am Tag zuvor einen großen Streit mit seiner Tochter hatte; zudem fielen Kayla und Jay auf der Fahrt Verletzungen in Britneys Gesicht auf. So beschließen die Eltern, die Tat Sam in die Schuhe zu schieben. Dieser wiederum schöpft gegen die Familie Verdacht, nachdem Kayla nicht wie behauptet aufgrund ihrer Krankheit beim Arzt war.

Rebecca nutzt daraufhin ihre Kontakte zu Detective Kenji Tagata bei der Polizei aus, um einen Verdacht gegen Sam wegen Misshandlung auszusprechen. Bei einer Befragung gibt Kayla zudem an, dass sie wisse, dass Britney von ihrem Vater geschlagen werde, was jedoch erlogen ist. Zwar kann die Familie so tatsächlich erreichen, dass vorübergehend Sam in den Fokus der Ermittler gerät, da dieser zudem das Verschwinden seiner Tochter noch nicht gemeldet hat, doch schon bald erhärten gefundene Hinweise den Verdacht gegen Kayla. Das Signal von Britneys Handy konnte zuletzt in der Nähe der Wohnung von Jay lokalisiert werden, in der Nähe des Tatortes wurde Kaylas Asthma-Inhalator gefunden, obwohl Vater und Tochter angaben, an dem Tag nicht dort gewesen zu sein, und auf Britneys Computer befanden sich Drohmails von Kayla, da Britney dieser kürzlich den Freund ausspannte.

Um den Verdacht noch einmal von sich zu lenken, wollen Jay und Rebecca die Wertsachen von Britney im Garten von Sam vergraben. Dabei werden sie von Britneys Vater überrascht, wobei es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kommt. Nachdem Sam angibt, von Kaylas Schuld überzeugt zu sein, wird er von Rebecca überfahren und getötet. Als Kaylas Eltern am nächsten Morgen das Blut vom Auto abwaschen wollen, taucht plötzlich Britney lebendig in der Garage auf. Sie gibt an, Kayla von ihrem Plan überzeugt zu haben, bei dem ihre Freundin behaupten sollte, sie gestoßen zu haben, damit sie ein bisschen Zeit mit ihrem Freund verbringen konnte. Kayla wollte den Scherz zuerst zwar auflösen, entschloss sich allerdings dagegen, als sie sah, wie nah sich ihre Eltern durch ihre vermeintliche Tat plötzlich wieder standen. Während die drei sich emotional umarmen, hören sie aus der Ferne näher kommende Polizeisirenen.

Produktion Bearbeiten

Im Januar 2018 wurde ein von Blumhouse Productions produziertes Familiendrama angekündigt, bei dem Veena Sud sowohl für die Regie als auch für das Drehbuch verantwortlich war. In den Hauptrollen sollten Peter Sarsgaard, Mireille Enos und Joey King zu sehen sein, während Jason Blum, Alix Madigan und Chris Tricarico als Produzenten fungierten.[2] The Lie basiert auf dem deutschen Film Wir Monster, der auf dem Toronto International Film Festival 2015 lief. Madigan und Tricarico sicherten sich daraufhin die nordamerikanischen Produktionsrechte und wählten Sud als Drehbuchautorin aus, die später auf eigenen Wunsch auch als Regisseurin einstieg.[3] Im Vergleich zum Original nahm Sud einige Änderungen vor; so schrieb sie unter anderem ein neues Ende. Außerdem machte sie den Vater des vermissten Mädchens zu einer Person of Color, um Rassismus im amerikanischen Justizsystem sowie in der Exekutive thematisieren zu können.[4]

Die Dreharbeiten begannen im Januar 2018 in Toronto unter dem Arbeitstitel Between the Earth and Sky.[2] Das Budget lag bei unter 10 Millionen US-Dollar.[5]

The Lie feierte am 13. September beim Toronto International Film Festival 2018 seine Weltpremiere. Ein Trailer zum Film wurde am 16. September 2020 veröffentlicht.[6] Nachdem sich Amazon Studios im August 2020 die internationalen Vertriebsrechte sicherte, erschien The Lie schließlich als Teil der achtteiligen Anthologie-Reihe Welcome to the Blumhouse, bei der sich alle Filme rund um die Themen Familie und Liebe als erlösende oder zerstörende Macht drehen, gemeinsam mit Black Box am 6. Oktober 2020 bei Prime Video. Evil Eye und Nocturne wurden sieben Tage später veröffentlicht; die restlichen vier Filme folgten 2021.[7]

Synchronisation Bearbeiten

Die deutschsprachige Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch von Manuel Doerr und unter der Dialogregie von Ralph Beckmann bei Arena Synchron.[8]

Peter Sarsgaard und Mireille Enos verkörpern Jay und Rebecca, Joey King ihre Tochter Kayla.
Rolle Darsteller Synchronsprecher[8]
Jay Logan Peter Sarsgaard Timmo Niesner
Rebecca Logan Mireille Enos Marie Bierstedt
Kayla Logan Joey King Marie Hinze
Sam Ismali Cas Anvar Sascha Rotermund
Britney Ismali Devery Jacobs Melinda Rachfahl
Detective Kenji Tagata Patti Kim Meike Finck
Detective Rodney Barnes Nicholas Lea Michael Iwannek
Greg Alan van Sprang Dirk Bublies
Trini Dani Kind Flavia Vinzens

Kritiken Bearbeiten

Der Film konnte 43 % der Kritiker auf Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt auf Metacritic einen Metascore von 45 von 100 möglichen Punkten.[9][10]

Leslie Felperin vom Hollywood Reporter ist voll des Lobes für The Lie. Der Film sei ein eisiges Drama, das zeige, was liebende Eltern zu tun bereit wären, um ihr Kind zu beschützen. Besonders hebt Felperin die realistische Darstellung der Geschichte hervor. So würden nicht nur Teenager-Rivalitäten und -Streitigkeiten, sondern auch die inneren Konflikte der Eltern authentisch porträtiert werden. Die Regisseurin Veena Sud nutze dabei intensive, lange und unangenehme Nahaufnahmen, in denen die Darsteller aufblitzende Emotionen zeigen würden. Der grausame Twist am Ende sei schließlich die ultimative Ironie, die The Lie wie einen europäischen Film noir im Stile von Alfred Hitchcock wirken lasse. Als Fazit zieht Felperin, auch wenn der Film vielen Personen aufgrund der Thematik nicht gefallen werde, sei er einer dieser Psychothriller, die nicht mehr oft genug gemacht werden würden.[11]

Auch Phil Hoad vom Guardian steht dem Film positiv gegenüber. The Lie sei für ihn ein vollendeter Helikopter-Eltern-Film-noir, der mit einer effizienten Erzählung und Umsetzung, so etwa unaufhaltsame Kamerafahrten durch die kühle Wohnung der Familie, punkten könne. Ein kleiner Kritikpunkt sei dabei, dass sich die Handlung zu sehr auf den Beschützerinstinkt der Eltern fokussiere und dadurch verhindere, in noch tiefgründigere psychologische Territorien einzudringen. Trotzdem seien die Schauspielleistungen von Peter Sarsgaard und Mireille Enos absolute Highlights des Filmes.[12]

Owen Gleiberman kommt in seiner Kritik für Variety zu einem etwas kritischeren Urteil. Anfangs bekomme The Lie die Aufmerksamkeit des Zuschauers, indem er die Frage stelle, was man selbst tun würde, wenn man sich in der gezeigten Situation befände. Die verzweifelten Eltern würden dabei aus vertretbaren Motiven unangenehm handeln, wobei richtig und falsch sowie Schuld und Unschuld vermischt würden. Durch das Auftreten von Cas Anvar, dessen Figur sich dem perfekten Plan in den Weg stelle, komme Spannung in den Film. Negativ seien hingegen Teile der Handlung, die an einigen Stellen zu konstruiert und unrealistisch sei. Besonders der finale Plottwist rufe im Nachhinein massive Logiklöcher im Film hervor. Insgesamt sei The Lie so kein perfekter Film, biete aber genug Spannung und Talent.[13]

Glenn Kenny von der New York Times konnte von The Lie hingegen nicht überzeugt werden. Für ihn sei der verpatzte Film ein humorloses, kummervolles und überstrapaziertes Porträt des bürgerlichen Elends. Dabei bewege er sich in einem bekannten Subgenre: ein dunkles, menschliches Drama, in dem alle Figuren Idioten sind und dumme Fehler machen. Bis zum billig schockierenden Ende versuche Regisseurin Veena Sud, durch die Darstellung von banalen, äußerlich vornehmen Menschen, die ein abscheuliches Verhalten an den Tag legen würden, ein tiefes Licht auf die menschliche Natur zu werfen, schaffe das jedoch nicht.[14]

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Kate Erbland von IndieWire. Für sie sei The Lie zu dumm für ein schlagkräftiges Drama und zu selbstbewusst für eine schwarze Komödie. Der Film sei voll von schlechten, unrealistischen Entscheidungen und überstrapaziertem Handeln, wobei jeder Handlungspunkt lächerlicher als der nächste sei. Joey Kings Darstellung würden im Vergleich zu The Act die Nuancen fehlen, während der unschuldige Vater völlig falsch im Stile von Michael Myers oder Jason Voorhees inszeniert werde. Die realistischen Momente seien hingegen rar gesät, wobei gerade das kritisierte Justizsystem die geerdetste Darstellung des Filmes sei. Schließlich komme eines der schlechteste Filmenden aller Zeiten, was den Film endgültig wirr und miserabel mache.[15]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für The Lie. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b Anthony D’Alessandro: Blumhouse Filming Veena Sud’s Family Drama Movie ‘Between The Earth And Sky’ – Sundance. In: Deadline.com. 19. Januar 2018, abgerufen am 29. November 2020.
  3. Daniel Kurland: Alix Madigan-Yorkin and Christopher Tricarico Interview: The Lie. In: Screenrant.com. 9. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  4. Daniel Kurland: Veena Sud Interview: The Lie. In: Screenrant.com. 9. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  5. Todd Spangler: ‘Borat 2’ Drew ‘Tens of Millions’ of Viewers Over Opening Weekend, Amazon Says. In: Variety. 27. Oktober 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  6. Amazon präsentiert Blumhouse: Seht die Trailer zu „The Lie“, „Evil Eye“, „Black Box“ und „Nocturne“. In: moviebreak.com. 17. September 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  7. Rebecca Rubin: Eight New Blumhouse Horror Films Coming to Amazon. In: Variety. 13. August 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  8. a b The Lie. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 25. Juli 2022.
  9. The Lie. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
  10. The Lie. In: Metacritic. Abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
  11. Leslie Felperin: ‘The Lie’: Film Review – TIFF 2018. In: The Hollywood Reporter. 12. September 2018, abgerufen am 29. November 2020.
  12. Phil Hoad: Welcome to the Blumhouse: The Lie/Black Box review – subtle scares. In: The Guardian. 5. Oktober 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  13. Owen Gleiberman: ‘The Lie’ Review: Peter Sarsgaard and Joey King Are a Conspiring Father and Daughter in the Rare Blumhouse Thriller That’s Not a Horror Film. In: Variety. 6. Oktober 2020, abgerufen am 30. November 2020.
  14. Glenn Kenny: ‘The Lie’ Review: A Child’s Crime, a Parental Conspiracy. In: The New York Times. 6. Oktober 2020, abgerufen am 30. November 2020.
  15. Kate Erbland: ‘The Lie’ Review: Joey King Stars in Blumhouse’s Hilariously Overwrought Master Class in Bad Decision-Making. In: IndieWire. 6. Oktober 2020, abgerufen am 30. November 2020.