Tempo! Tempo!

Film von Max Obal (1929)

Tempo! Tempo! fordert der Titel eines stummen Detektiv- und Abenteuerfilms, den Max Obal 1929 nach einem Manuskript, das er mit Hans Rameau geschrieben hatte, mit dem italienischen Sensationsdarsteller Luciano Albertini unter der künstlerischen Oberleitung von Rudolf Walther-Fein für die Berliner Aafa-Film realisierte.

Film
Titel Tempo! Tempo!
Produktionsland Deutschland
Erscheinungsjahr 1929
Länge 6 Akte, 1948, 63 Meter, bei 22 BpS ca. 78 Minuten
Stab
Regie Max Obal
Drehbuch Max Obal, Hans Rameau
Produktion Aafa Film AG Berlin
Musik Bernard Homola
Kamera Guido Seeber und Eduardo Lamberti
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Der Filmschauspieler Lagard, ein Detektivdarsteller, vertauscht das Filmspiel mit der Wirklichkeit und betätigt sich als Detektiv, um einer Kollegin ein ihr gestohlenes Perlencollier wiederzubeschaffen. Er ermittelt die Diebesbande, bestrickt die Geliebte des Bandenführers, wird in einen Ringkampf mit den Verbrechern verwickelt und sorgt für ihre Festnahme. Womit er bewiesen hat, dass er nicht nur im Film seinen kriminalistischen Aufgaben gewachsen ist.

(Inhaltsangabe aus: Die Filmwoche Berlin, Nr. 28, 10.07.29)

Produktionsnotizen Bearbeiten

Die Produktion der Berliner Aafa-Film AG entstand über März–April 1929 in deren Atelier in Berlin-Staaken mit zusätzlichen Außenaufnahmen an der französischen und der italienischen Riviera und wurde von dem sächsischen Kamerapionier Guido Seeber und seinem italienischen Kollegen Eduardo Lamberti photographiert. Das Bühnenbild schufen Botho Höfer und Hans Minzloff. Die Aufnahmeleitung hatte Walter Tost, Hans Davidson assistierte der Regie. Die Illustrationsmusik komponierte Bernard Homola, 1928/29 Kino-Kapellmeister am Primus-Palast in Berlin-Zehlendorf.[1]

Der Film lag der Reichsfilmzensur am 10. Juli 1929 zur Prüfung vor und bekam unter der Nummer B.22890 trotz Kürzung von ursprünglich 1953 Metern auf 1948,63 Meter[2] Jugendverbot. Beanstandet wurde im 1. Akt nach Titel 2 eine Szene, in der eine unbekleidete Frau im Schattenriss zu sehen ist. Gezeigt werden durfte die Frau, wenn sie ein Nachthemd anhat. Im 2. Akt wurde die Stelle zensiert, in der die Beine einer Frau zu sehen sind, die auf einem Tisch tanzt, um den herum verschiedene Männer sitzen.[3]

“Tempo! Tempo!” wurde am 2. August 1929 im Primus-Palast uraufgeführt. Die „rasante deutsche Komödie“[4] wurde auch in Griechenland gezeigt. In Österreich hieß sie “Der Juwelenraub in der Disconto-Bank”, in Dänemark lief sie als Den vilde Jagt, in Schweden unter dem Titel Skarpare än Scotland Yard.[5]

Die erhaltene 35-mm-Kopie im Bundesarchiv Berlin ist noch 1.700 m lang.[6] Mit 22 BpS vorgeführt läuft sie rund 67 Minuten.

Rezeption Bearbeiten

Georg Herzberg besprach den Film für den Film-Kurier (Nr. 183 am 3.08.29) und vermerkte lobend: „Das amüsierte Publikum rief die Darsteller wiederholt vor den Vorhang. Die Aafa ist mit gutem Erfolg gestartet.“

„ers“ schrieb unter der Überschrift „Luciano Albertini klettert“ eine Rezension für das Magazin Tempo (Nr. 179 am 3.08.29): „Das ist ja das Nette daran, daß wir im Zuschauerraum schon vorher wissen, daß der Schurke Jolly Bakers (Fritz Kampers) seine Tresoreinbrüche nicht öfters wiederholen darf, denn Albertini ist ja da und bringt selbst die größten Verbrecher zur Strecke. Die einzige Neuheit in diesem Film sind die zahlreich mitspielenden Affen, die mit Albertini um die Wette klettern.“

Über Bernard Homolas Kinomusik ließ Kritiker Waldemar Lydor im Reichsfilmblatt (Nr. 32 am 10.08.29) verlauten: „Er verwandte geschickt neue Schlager und einige lyrische Walzertakte zu seiner lebendigen und einschmeichelnden Begleitmusik, als Leitmotiv für das Liebespaar gab es „Man schenkt sich Rosen...“, den bekannten Revueschlager,[7] der besonders die Traumszene der Heldin treffend illustrierte...“[8]

Der Name der Heldin „Imogen Robinson“ ist eine kaum verhohlene Anspielung auf die amerikanische Schauspielerin Imogene Robertson (auch bekannt als Mary Nolan), die in den Jahren zuvor mit mäßigem Erfolg in deutschen Filmen wie “Das Panzergewölbe” (1926) und “Hallo Caesar!” (1927) mitgewirkt hatte.[9]

„Kraftmensch“ Luciano Albertini (eigentlich Francesco Vespigniani, 1882–1945) war so etwas wie die ‘italienische Konkurrenz’ für Harry Piel, den König des deutschen Sensationsfilms. Mit ihm hatte Max Obal bereits 1927/28, ebenfalls unter der künstlerischen Oberleitung von Rudolf Walther-Fein und mit Hilda Rosch als Partnerin, den siebenaktigen Sensationsfilm “Der Unüberwindliche” gedreht. Und schon 1924 war mit ihm das stumme Erfinderdrama “Mister Radio” entstanden, das sein Landsmann Nunzio Malasomma für die Berliner “Phoebus-Film” inszeniert hatte.[10] In beiden Filmen spielten Gebirge eine Rolle.

Literatur Bearbeiten

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Gero Gandert: 1929 - Der Film der Weimarer Republik. Herausgeber: Gero Gandert u. Stiftung Deutsche Kinemathek. Neuauflage. Verlag Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-085261-5, Nr. 190, S. 663–664 u. 878.
  • Karin Ploog: Als die Noten laufen lernten... Band 1.2: Komponisten H bis O. Geschichte und Geschichten der U-Musik bis 1945. Verlag BoD – Books on Demand, 2019, ISBN 978-3-7494-4665-0, S. 119–124.
  • Elene Psoma: Filmland Griechenland - Terra incognita: griechische Filmgeschichte zwischen Politik, Gesellschaft und internationalen Impulsen. Logos Verlag, Berlin 2008, S. 93, Anm. 265.
  • Philipp Stiasny (Red.): Informationspapier zur Wiederaufführung des Films in der Reihe „Weimar International“ im Zeughauskino (Berlin) am 16. November 2020. (PDF)

Weblinks Bearbeiten

Abbildungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. zu diesem vgl. Birett S. 44–45 u. S. 133; Ploog S. 119–124.
  2. so bei Stiasny, Informationspapier, PDF; IMDb gibt 1926 Meter an.
  3. vgl. Gandert, 1929, S. 663.
  4. vgl. Psoma S. 93 nach Liste der Erstaufführungen in Athen. In: Kinematographikos Astir. 6. Jahrg., Heft No. 32, Athen, 7.11.29, S. 14.
  5. vgl. IMDb/releaseinfo
  6. so bei Stiasny, Informationspapier, PDF.
  7. gemeint ist der 1927 erschienene Foxtrott “Man schenkt sich Rosen, wenn man verliebt ist” von Austin Egen und Franz Doelle mit dem Text von Fritz Rotter, den James Klein bereits 1928 in seinen Revuen “Die Welt applaudiert (Alles nackt)” und “Donnerwetter - 1000 Frauen” in Berlin einsetzte. Um dieser Schlager und mit dessen Liedzeile als Titel drehte Siegfried Dessauer, ebenfalls 1929, einen ganzen Stummfilm für Gustav Althoffs “Albö-Film AG”, vgl. filmportal.de.
  8. alle zit. nach Gandert, 1929, S. 664 bzw. Stiasny, Informationspapier PDF
  9. bemerkt Frederik Lang auf S. 2 von Stiasny, Informationspapier PDF
  10. Restauration: Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und Österreichisches Filmmuseum, seit 2021 mit neuer Begleitmusik von Bernd Thewes (Auftragsarbeit für ZDF/Arte), vgl. 2eleven.de