Susana Ruíz Cerutti

argentinische Diplomatin und Außenministerin

Susana Myrta Ruíz Cerutti (* 1940) ist eine argentinische Diplomatin. Sie war 1989 für einige Wochen Außenministerin Argentiniens.

Susana Ruíz Cerutti

Biografie Bearbeiten

Aufstieg zur Außenministerin Bearbeiten

Nach dem Schulbesuch studierte sie Rechtswissenschaft an der Universidad de Buenos Aires (UBA) und war zunächst als Rechtsanwältin tätig, ehe sie nach dem Besuch des Nationalen Instituts für den Auswärtigen Dienst in den Diplomatischen Dienst eintrat. In den folgenden Jahren stieg sie zu einer der bedeutendsten diplomatischen Vertretern Argentiniens auf und war nicht nur Ständige Vertreterin bei den Vereinten Nationen und der Organisation Amerikanischer Staaten, sondern auch Vermittlerin von Papst Johannes Paul II. im Konflikt zwischen Argentinien und Chile.

Nach einer Tätigkeit als Rechtsberaterin des Außenministeriums war sie von 1987 bis 1989 Staatssekretärin im Außenministerium.

Am 26. Mai 1989 wurde sie als solche von Staatspräsident Raúl Alfonsín zur Nachfolgerin des langjährigen Ministers für Auswärtiges und Kultur, Dante M. Caputo, ernannt. Dieses Amt bekleidete sie knapp sechs Wochen bis zum Amtsantritt von Staatspräsident Carlos Menem am 9. Juli 1989.

Im Anschluss war sie weiterhin Staatssekretärin im Außenministerium, ehe sie 1991 Botschafterin in der Schweiz wurde und als solche auch in Liechtenstein akkreditiert war. Im Anschluss war sie 1998 bis 1999 Botschafterin in Kanada.

Zwischen 1999 und 2000 war sie Sonderrepräsentantin für Südatlantische Angelegenheiten und die Falklandinseln im Range einer Botschafterin. Daneben folgte eine Tätigkeit als Leiter der argentinischen Delegation bei den Verhandlungen zur Laguna del Desierto, einer Region zwischen Argentinien und Chile, in der es seit dem Grenzvertrag von 1881 zwischen Chile und Argentinien immer wieder zu Spannungen kommt.[1]

Im November 2000 wurde sie als Nachfolgerin von Enrique Candiotti zur Staatssekretärin für Politik im Außenministerium ernannt und nahm damit neben dem Staatssekretär für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Horacio Chiguizola, den zweiten Rang hinter Außenminister Adalberto Rodríguez Giavarini ein.[2]

Vertreterin Argentiniens beim Internationalen Schiedshof Bearbeiten

Nach einer weiteren Verwendung als Botschafterin in Kanada wurde sie wieder Rechtsberaterin im Ministerium für Auswärtiges, Internationalen Handel und Kultur (Directora General de Consejería Legal de la Cancillería)[3] und Vertreterin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag.[4]

Zwischen 2007 und 2010 war sie in dieser Funktion Vertreterin bei den Verhandlungen über die Umweltverschmutzung am Río Uruguay durch die finnische Papiermühle „Botnia“ und die daraus resultierenden Streitigkeiten zwischen Argentinien und Uruguay,[5][6][7][8][9][10] die durch die Entscheidung des Schiedshofs beendet wurden, in der Uruguay der Abschluss einseitiger Verträge zur Ansiedlung von Firmen in dem Gebiet untersagt wurden.[11][12][13] Andererseits wurde die Auswirkung der Umweltverschmutzung durch das Gericht nicht als erheblich angesehen, was zur Enttäuschung auf Seiten der Umweltschützer in Gualeguaychú führte.[14] Allerdings sieht Argentinien nach Ruiz Cerrutis den Fall nicht als abschließend beendet.[15]

In dem Verfahren vor dem Internationalen Schiedshof zur Unabhängigkeitserklärung des Kosovo vertrat sie ebenfalls die argentinische Haltung und führte dabei aus, die Unabhängigkeitserklärung sei ein Verstoß gegen die territoriale Integrität und Souveränität. Es gebe kein Recht auf Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates. Ruiz Cerutti definierte die Kosovo-Albaner als nationale Minderheit, die nicht das Recht auf Selbstbestimmung und Abspaltung habe. Im Gegensatz zu Deutschland und Albanien, vertrat sie die Ansicht, dass Kosovo durchaus als Präzedenzfall genutzt werden könne und nicht einmalig sei.[16]

Zuletzt war sie Vertreterin der argentinischen Interessen vor der Internationalen Walfangkommission gemäß dem Internationalen Übereinkommen zur Regelung des Walfangs im Juni 2010 in Agadir. Dabei kam ein Vorschlag zur Abstimmung, wonach Japan, Island und Norwegen der Walfang mit festen Quoten für zehn Jahre erlaubt werden sollte. Der Vorschlag wurde jedoch abgelehnt.[17] Dazu führte sie aus, dass Japan wissenschaftlicher Walfang erlaubt, die Walfangquote aber nicht wesentlich verringert würde.[18]

Für ihre diplomatischen Verdienste wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Boundary dispute between Argentina and Chile concerning the frontier line between boundary post 62 and Mount Fitzroy (PDF; 2,8 MB)
  2. CLARÍN: Un ascenso para la ex canciller. Ministra en el final del alfonsinismo, juró ayer como secretaria de Política Exterior. Sucede a Enrique Candiotti (10. November 2000)
  3. Homepage des Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung
  4. Usines de pâte à papier sur le fleuve Uruguay (Argentine c. Uruguay) (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icj-cij.org (PDF; 257 kB)
  5. ARGENTINISCHES TAGEBLATT: „Falsch und empörend“. Harte Worte zwischen Uruguay und Argentinien in Den Haag (23. Dezember 2006) (Memento des Originals vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tageblatt.com.ar
  6. Usines de pâte à papier sur le fleuve Uruguay (Argentine c. Uruguay) (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icj-cij.org (PDF; 257 kB)
  7. PAGINA 12: Un estatuto violado cada tanto (16. Januar 2007)
  8. KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG: „Kein Wässerchen trüben…?“. Die Entwicklung des juristischen und politischen Tauziehens um die Zellulosefabrik der Firma Botnia am Río Uruguay vor der argentinischen Präsidentschaftswahl (26. Oktober 2007) (PDF; 48 kB)
  9. EL PAÍS: Susana Ruiz Cerutti: Uruguay agravó diferendo (29. Januar 2008)
  10. Fighting Over Pollution That Never Happened, Argentina vs. Uruguay (1. Oktober 2009) (Memento des Originals vom 15. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/knight.miami.edu
  11. INFORME 21: Argentina espera que La Haya dictamine que Uruguay sí violó el tratado bilateral (17. April 2010)
  12. MOMENTO 24: The legal Ministry adviser of the State Department of Argentina, Susana Ruiz Cerutti is “satisfied” because “there won’t be no more unilateral projects” of Uruguay (20. April 2010)
  13. CONTINENTAL: Ruiz Cerruti: “a partir del fallo de La Haya, Uruguay nunca más podrá instalar industrias contaminantes sobre el río compartido” (21. April 2010)
  14. ARGENTINISCHES TAGEBLATT: “Botnia” bleibt in Betrieb. Den Haager Urteil: Keine erhebliche Umweltverschmutzung (24. April 2010)@1@2Vorlage:Toter Link/www.tageblatt.com.ar (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. DIARIO EL DIA: Susana Ruiz Cerrutti: el caso “no está cerrado” (1. Oktober 2010)
  16. DW-WORLD: Gerichtshof berät über Unabhängigkeitserklärung des Kosovo (3. Dezember 2009)
  17. www.spiegel.de – Kommission stoppt Waljäger
  18. MERCOPRESS: Lack of compromise questions credibility of International Whaling Commission (24. Juni 2010)