Staustufe Schweinfurt

Staustufe des Mains bei Stromkilometer 332 im Stadtgebiet der kreisfreien Stadt Schweinfurt in Unterfranken

Die Staustufe Schweinfurt ist eine Staustufe des Mains bei Stromkilometer 332 im Stadtgebiet der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Sie bildet mit der Schleuse Schweinfurt und dem Laufwasserkraftwerk Schweinfurt eine funktionale Einheit. Staustufe, Schleuse mit Kanal, Kraftwerk und Mainbrücke wurden Anfang der 1960er Jahre anstelle der ebenfalls sehr komplexen Vorgängeranlage errichtet. Diese entsprach nicht mehr den Anforderungen der im Aufbau befindlichen Großschifffahrtsstraße, einem Jahrtausendprojekt, das seit 1992 die Nordsee mit dem Schwarzen Meer als Europakanal verbindet.

Main mit Staustufe Schweinfurt

Der Main (Hauptarm) ist bei Schweinfurt Teil eines größeren Gewässerkomplexes, der hier trichterförmig zusammenläuft, mit hoher Beanspruchung durch Hochwasser und Eisgang. Hier befinden und befanden sich seit dem Mittelalter zahlreiche Wehre, Kanäle, Deiche und Brücken, die abgebrochen, beschädigt, neu errichtet oder umgebaut wurden.

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

 
Main mit Molen und Wehren. Bayerische Uraufnahme 1808–1864

Im Jahre 1397 erteilte König Wenzel der Reichsstadt Schweinfurt wertvolle Privilegien zur Nutzung des Mains.[1] Es wurden daraufhin Mühlen, Molen und Wehre errichtet.

Nadelwehr Bearbeiten

 
Nadelwehr mit drei Wehrfeldern (Bildmitte) unter der Maxbrücke. Foto von 1895

Vor 1903 befand sich unter der Maxbrücke, die 600 Meter flussaufwärts der heutigen Staustufe liegt, ein Nadelwehr mit drei Wehrfeldern.

Walzenwehre Bearbeiten

Von 1903 bis 1963 befand sich an der Stelle des Nadelwehrs das erste Walzenwehr der Welt von MAN. Die Technik wurde von Max Carstanjen für das Schweinfurter Wehr entwickelt, das als Grundablass den Wasserstand am Hauptarm des Mains regulierte. Reste vom Antriebsmechanismus, mit der Aufzugsvorrichtung, wurden an der Gutermann-Promenade, unweit der heutigen Staustufe, als Industrie-Denkmal aufgestellt. Linksseitig zum Walzenwehr wurde ein Notablauf errichtet.

In einem Nebenarm des Mains, zwischen der Maininsel Bleichrasen und der Böckleinsinsel (an der Maxbrücke) wurde 1902 der Prototyp für das Walzenwehr errichtet (Lage siehe: untere Karte, in Mitte). Er ist bis heute zum Aufstau des Main-Hauptarms im Betrieb.[2][3] Genau genommen ist dieses meist nur als Grundablass bezeichnete Wehr das erste Walzenwehr der Welt. Es wird aber nur als Prototyp angesehen, obwohl es bis heute eine wichtige Funktion erfüllt.

Siehe auch: Denkmäler und Brunnen in Schweinfurt, Industrie-Denkmäler

Heutige Anlage Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Die Staustufe liegt an der Schweinfurter Innenstadt, unmittelbar am Bahnhaltepunkt Schweinfurt Mitte. Einen Kilometer oberhalb der Staustufe zweigt der Saumain vom Main ab und mündet einen halben Kilometer unterhalb der Staustufe wieder in den Main.

Staustufe Bearbeiten

 
Wehrfelder mit angehobenem Wehrbalken. Links Maschinenhaus vom Laufwasserkraftwerk Schweinfurt
 
Angehobener Wehrbalken

Die Staustufe entstand im Zuge des Ausbaus des Mains zur Großschifffahrtsstraße (Bundeswasserstraße) im Abschnitt von Schweinfurt bis Bamberg. Dieser Abschnitt wurde 1962 dem Verkehr übergeben.

Die Wehranlage besteht aus einem Staubalkenwehr mit zwei Wehrfeldern, mit einer lichten Weite von jeweils ca. 30 Metern.[4] Stauziel für Normalstau ist 207,67 m ü. NHN. Der Stauraum der Staustufe erstreckt sich über 13,226 Kilometer Länge bis zur Staustufe Ottendorf. Der Saumain dient bei Hochwasser als Notablauf.

Ein nicht öffentlich begehbarer Wehrsteg überquert das Wehr und läuft weiter, am Maschinenhaus entlang, zur Schleuseninsel.

Laufwasserkraftwerk Bearbeiten

Das Laufwasserkraftwerk Schweinfurt bildet mit der Staustufe Schweinfurt eine funktionale und bauliche Einheit und wurde zusammen mit ihr errichtet. Das Maschinenhaus des Laufwasserkraftwerkes liegt linksseitig der Staustufe im Main. Es besitzt zwei Kaplanturbinen.

Schleuse Schweinfurt Bearbeiten

Geschichte Bearbeiten

Schleuse am Nadelwehr Bearbeiten

Von 1836 bis 1839 wurde linksseitig zum Nadelwehr ein diagonal verlaufender, kurzer Kanal mit einer Kammerschleuse angelegt. Die Zufahrt zur Schleuse ist rechts vom Nadelwehr auf obigem Foto erkennbar (siehe: Nadelwehre).

Koppelschleuse am Walzenwehr Bearbeiten

Linksseitig zum Walzenwehr befand sich der Vorgänger des heutigen Schleusenkanals mit einer Koppelschleuse, mit zwei Schleusenkammern. Sie wurde durch die heutige, größere, etwas flussabwärts gelegene Schleuse mit nur einer Schleusenkammer (moderne Bauweise) ersetzt.

Heutige Schleuse Bearbeiten

 
Schleuse mit Oberwasser
 
Schleusenkanal mit Oberwasser, mit ausfahrendem Schiff

Die Schleuse Schweinfurt entstand zusammen mit der heutigen Staustufe und wurde 1962 dem Verkehr übergeben. Der Schleusenkanal mit der Schleuse liegt linksseitig zur Staustufe, zwischen Main und Saumain. Das Unterwasser des Schleusenkanals verbindet sich nach etwa 400 Metern wieder mit den Unterwassern von Main und Saumain.

Die Einzelschleuse liegt bei Stromkilometer 332,04 und hat eine nutzbare Länge von 300,60 m und eine Nutzbreite von 12 m. Das Niveau des Oberwassers liegt bei 207,67 m ü. NHN, das des Unterwassers bei 203. Die Bedienung erfolgt ferngesteuert aus der Leitzentrale in Volkach.[5]

Nördlich der Schleuse verläuft über die Schleuseninsel eine Freihaltetrasse für eine zweite, parallele Schleuse, für einen möglichen Ausbau der Einzelschleuse zur Doppelschleuse.

Bootsschleuse Bearbeiten

Rechtsseitig zur Staustufe wurde eine Bootschleuse errichtet. Sie ist ca. 3 m breit und einschließlich Ein- und Ausfahrt 50 m lang.[4]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Staustufe Schweinfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stadtarchiv Schweinfurt/Stadtgeschichte. Abgerufen am 24. April 2024.
  2. Schweinfurt-Stadt-Kultur-Themen. Publikation des Schweinfurter Tagblatts für das Handelsblatt und Die Zeit. 20. Mai 2009.
  3. Fluß und Fleiß. Broschüre des Kulturamtes der Stadt Schweinfurt. Vier-Türme GmbH, Benedict Press. Münsterschwarzach
  4. a b abgemessen auf der Parzellarkarte im BayernAtlas
  5. Streckenatlas Main Teil II. Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, 2020, S. 5, abgerufen am 14. Dezember 2020.

Koordinaten: 50° 2′ 22,4″ N, 10° 13′ 47,9″ O