St. Theresia (Regensburg)

Kirche im Regensburger Stadtteil Kumpfmühl

Das Gebäude St. Theresia, im Stadtteil Kumpfmühl, dessen Turm als das Wahrzeichen des Ortes gilt, ist eine ehemalige Klosterkirche der Unbeschuhten Karmeliten und ehemalige Nebenkirche der Wolfgangskirche in der Pfarrei St. Wolfgang. Die Anlage befindet sich mit dem zugehörigen früheren Kloster- und Seminargebäude an der Ecke Kumpfmühler Straße/Gutenbergstraße im Stadtteil Kumpfmühl von Regensburg.

St. Theresia

Lage, Baugeschichte und Gebäude Bearbeiten

Das ehemalige bayerische Dorf Kumpfmühl, ca. 1 km südlich der Altstadt von Regensburg wurde erst 1810 nach Regensburg eingemeindet und ist heute Bestandteil des Stadtbezirks 13 von Regensburg Kumpfmühl-Ziegetsdorf-Neuprüll. Ursprünglich gehörte das Dorf Kumpfmühl zu der ca. 2 km nördlich entfernten damaligen Parrei St. Rupert mit der Pfarrkirche St. Rupert, die dem Kloster Sankt Emmeram benachbart ist. Das hatte für die Kirchgänger aus Kumpfmühl beim Kirchgang weite Wege zur Folge. Deshalb erhielt ein Vorschlag des Priors vom Karmelitenkloster St. Josef am Alten Kornmarkt große Zustimmung. Er schlug vor auf dem großen Gartengelände im damaligen nordöstlichen Kumpfmühl, das die Karmelitenbrüder 1851 käuflich erworben hatten, nicht nur, wie ursprünglich geplant, einen Klosterbau mit Seminargebäude für den Ordensnachwuchs zu errichten, sondern zusätzlich auch eine neue Kirche St. Theresia zu erbauen. Der Bau von Kloster und Knaben-Seminargebäude östlich und nördlich der heutigen Kirche war recht bald abgeschlossen.[1] Das Knabenseminar wurde 1975 aufgelöst. Das ehemalige Klostergebäude nördlich der Kirche wurde bis 1987 von den Karmeliten genutzt.

Den Auftrag zum Bau der Kirche erhielt der Architekt und Ministerialrat bei der Obersten Baubehörde in München, Philipp (von) Kremer. Sein Entwurf wurde von der Baubehörde mit Zustimmung der Ordensbrüder dahingehend geändert, einen Kirchbau in Anlehnung an die frühbarocke Mutterkirche, die Karmelitenkirche auf dem Alten Kornmarkt, zu erstellen. Die Bauausführung oblag dem Baugeschäft des Baumeisters Alois Janker. Nach dessen plötzlichen Tod übernahm das Baugeschäft Anton Mayer diese Aufgabe.[1] Nach der Grundsteinlegung im Mai 1899 entstand 1900 die heutige neubarocke Kirche mit einem 45 m hohen Kirchturm. Die Kirche steht, charakteristisch für Karmeliterkirchen, auf einem Podest, wodurch die Kirche erhöht wirkt. Im Garten des derzeitigen Klostergrundstücks befindet sich noch heute der ehemalige großer Klosterteich, der vom dorthin einer Steinrinne offen fließenden Vitusbach gespeist wurde. Der Wasser-zu und Abfluss des Teichs verläuft heute im östlichen, jetzt überbauten ehemaligen Nutzgartenteil unterirdisch und wird dann über einen Düker, der die Bahngleise überwindet, nach Norden in das Gebiet der Altstadt geleitet, wo sich im Gartengelände vom Schloss Thurn und Taxis ein Teich bildet. Vor dem Bau der heutigen Bahnlinie floss das Wasser dort in der Senke.

Geschichte Bearbeiten

 
Grundsteinlegung 1899

Am 15. März 1899 wurden die Einwohner von Regensburg mit einem Artikel und einer Entwurfszeichnung auf der Titelseite des Regensburger Anzeigers über den geplanten Bau einer neuen Kirche in Kumpfmühl informiert.[2][3] Nach einer, erstaunlich kurzen Bauzeit von nur einem Jahr wurde die Kirche am 27. August 1900 von Bischof Ignatius von Senestrey, der auch den Grundstein gelegt hatte, zu Ehren der hl. Teresa von Ávila geweiht. Es handelte sich um einen einschiffigen Gewölbebau in Formen der Neorenaissance mit eingezogenem Chor und kleinen Seitenabsidien. Der quadratische Turm geht über ins Achteck, wird von einer Kuppel mit Laterne geschlossen und ergibt in der verkehrsreichen Kumpfmühlerstraße einen malerischen Blickpunkt.[1]

1902 wurden die Turmuhr und die Orgel installiert. Das Innere der Kirche war zunächst nur weiß getüncht. 1911 wurde der Kirchenmaler Johann Böckl beauftragt, eine reichhaltige Ausmalung im neobarocken Stil auszuführen, die im Jahr 1911 vollendet wurde. Diese ist im Zuge der kriegsbedingten Wiederherstellung ab 1948 bis auf die Deckengemälde komplett verloren gegangen. 1913 wurde der Hochaltar, gefertigt aus Kufsteiner Marmor vollendet und 1917 das Theresienbild angebracht. Die Vorhalle der Kirche wurde am 28. Dezember 1944[4] durch Bombentreffer total zerstört und die Westseite der Kirche stark beschädigt. Das Knabenseminar wurde beim Luftangriff am 16. April 1945 ein Opfer der Bomben. Bereits 1945 wurde die Kirche wieder instand gesetzt, die Vorhalle jedoch nicht mehr neu errichtet. Ab 1949 wurde die Kirche renoviert, um die Kriegsschäden so weit wie möglich zu beseitigen. Dabei erhielt die Raumschale eine vereinfachte Fassung. Erst 1956 konnten diese Arbeiten abgeschlossen werden. 1978 erfolgte eine umfangreiche Außenrenovierung, 1988 eine Innenrenovierung. Bei der damaligen Befundung konnten keine Reste der ursprünglichen Raumfassung gefunden werden.

Der Gebäudekomplex wurde im Oktober 2023 an einen Investor verkauft mit der Zusage auf weitere würdevolle Nutzung der Gebäude und der Kirche. Der letzte Gottesdienst und die Profanierung finden Ende Juli 2024 statt.[5]

Ausstattung Bearbeiten

 
Innenraum

In einer Vitrine wird das so genannte Prager Jesuskind aufbewahrt. Der Hochaltar enthält ein Hochaltarbild mit Darstellung der Theresia von Avila von Martin von Feuerstein von 1931. Der rechte Seitenaltar ist ein Josefs-Altar, der linke ein Karmel-Altar, auf dem Maria dem Ordensgeneral Johannes Soreth das Skapulier überreicht. Weitere Altäre sind der Herz-Jesu-Altar und der Johannes-Altar. Der Kreuzweg wurde von Max Schmalzl geschaffen. Die geschnitzte Kanzel aus Holz ist ein Werk der Stadtamhofer Bildhauer Loibl. Die drei Reliefs zeigen die Ordensheiligen Kyrill von Konstantinopel, Johannes vom Kreuz und Angelus. Die vier Deckenbilder Christusvision, Herzverwundung, Tod der Heiligen und Apotheose sind ein Werk des Regensburgers Josef Weiniger von 1912. Im Mittelgang, zwischen den vordersten Kirchenbänken befindet sich der Zugang zur Karmelitergruft.

Orgel Bearbeiten

 
Orgel von Binder & Siemann

Auf der Empore, teilweise verdeckt durch ein Gitter, steht eine Orgel, erbaut 1902 von Binder und Siemann als Opus 119 mit 17 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Nach Kriegsbeschädigung wurde die Orgel mit einem neuen pneumatischen Spieltisch von Eduard Hirnschrodt versehen und klanglich dem Zeitgeschmack angepasst. 1981 wurde die Orgel um zwei Pedalregister erweitert.[6] Die Disposition lautet:[7]

I Hauptwerk C-f3(U)
1. Bourdon 16′ (S)
2. Principal 08′ (S)
3. Gamba 08′ (S)
4. Gedackt 08′ (S), (H)
5. Salicional 08′ (S), (H)
6. Oktav 04′ (S)
7. Koppelflöte 04′ (H)
8. Superoktav 02′ (H)
9. Mixtur IV 01130 (S), (H)
II Schwellwerk C-f3(U)
10. Geigenprinzipal 0 8′ (S)
11. Quintatön 8′ (S)
12. Rohrflöte 4′ (S), (H)
13. Flautino 2′ (S), (H)
14. Krummhorn 8′ 0 (H)
Tremulant
Pedal C-d1(U)
15. Violonbass 16′ (S)
16. Subbass 16′ (S)
17. Octavbaß 08′ (S)
18. Choralbass 04′ (H)
19. Quintbass II-III 0 01130 (H)
(S) = Register (ganz oder teilweise) von 1902 (Orgelbau Siemann)
(H) = Register (ganz oder teilweise) von 1981 (Orgelbau Hirnschrodt)
(U) = so ausgebaut und mit neuzeitlichem Spieltisch spielbar

Glocken Bearbeiten

Im Turm befinden sich drei Glocken. Nach der Stiftungszusage durch das Haus Thurn und Taxis wurden sie im Jahr 1900 von der Glockengießerei Hahn gegossen. Die Schlagtöne lauten es’–f’–as’ (Gloria-Motiv). Im Zweiten Weltkrieg wurde nur die erste Glocke eingezogen, die beiden anderen verblieben im Turm. Im „Marianischen Jahr“ 1954 wurde das Geläut durch den Zuguss der großen Glocke wieder auf die ursprüngliche Läutedisposition ergänzt.[8] Die drei Glocken hängen in einem Glockenstuhl aus Stahl. Jede wird durch eine elektrische Läutemaschine VOCO der Herforder Elektrizitätswerke (HEW Herford) zum Schwingen gebracht. Beim Viertelstundenschlag erklingt die zweite Glocke, beim Stundenschlag die Erste.

Männerchor Bearbeiten

Zur feierlichen Ausgestaltung der Messen wurde kurz nach der Kirchenweihe ein Männerchor gegründet. Nach Schrumpfung der Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde in der Nachkriegszeit zur Verstärkung der Chorbesetzung ein Knabenchor gegründet, der wiederum später in einen reinen Männerchor mündete. Dieser Chor bereicherte unzählige gottesdienstliche Veranstaltungen. Für diesen Chor wurden Orchestermessen wie die Mariazeller Messe, Krönungsmesse, Cäcilienmesse u. a. speziell in Männerchorfassung eingerichtet und bearbeitet. 2001 wurde dem Theresienchor die Palestrina-Medaille als Auszeichnung des ACV für über 100 Jahre unterbrechungsfreie kirchenmusikalische Tätigkeit verliehen. Heute fungiert der Männerchor als Männerensemble St. Theresia et St. Wolfgang unter der Leitung des Kirchenmusikers der Pfarrkirche St. Wolfgang.

Literatur Bearbeiten

  • Alois Möstl und Hermann Reidl in: Ich sah einen Engel neben mir St. Theresia Regensburg. Pfarrei St. Wolfgang, Regensburg 2015. ISBN 978-3-9817126-1-2.
  • Peter Schmoll in: Der Vitusbach Peter Morsbach, Regensburg 3/2014. ISBN 978-3-937527-75-8.
  • Pfarrei St. Wolfgang, Pfarrei St. Johannes, Werbegemeinschaft Kumpfmühl (Hrsg.): Ein Stadtteil schreibt Geschichte. Regensburg-Kumpfmühl 79 1009 2009. Regensburg 2008. ISBN 978-3-7917-2198-9. Seiten 333–337.
  • P. Paulinus in: Kirche und Kloster St. Theresia zu Regensburg-Kumpfmühl. Habbel, Regensburg 1912. Staatliche Bibliothek Regensburg, Sig.: 999/Hab.208.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 660 f.
  2. Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung: Ehepaar entdeckte in Stadel Titelseite von 1899 vom 11. November 2015 Jg. 71 Nr. 260 S. 34
  3. Regensburger Anzeiger Nr. 133 S. 1 vom 15. März 1899. Habbel, Regensburg 1899. Staatliche Bibliothek Regensburg, Sig. 999/Mif.3.
  4. Peter Schmoll: Luftangriff. MZ Buchverlag Regensburg 1995, ISBN 3-927529-12-5, S. 168
  5. Verkauf von St. Theresia in Regensburg: letzter Gottesdienst im Juli 2024, idowa.de, 26. Oktober 2023
  6. Christian Vorbeck: Die Orgelbauer Martin Binder und Willibald Siemann. Siebenquart Verlag Dr. Roland Eberlein, Köln 2013, ISBN 978-3-941224-02-5. → Abdruck der originalen Werkliste
  7. Disposition auf der Website der Gemeinde
  8. Angaben nach Inschrift auf den Glocken

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 49° 0′ 30,4″ N, 12° 5′ 15″ O